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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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dem Usuribaum einen vortrefflichen Firniß. Der Theestranch wird in Japan
viel gebaut, aber seine Blätter sind weniger gut als die des chinesischen.
Da Japan weder Schafe noch Ziegen hat, so ist der Gebrauch der Wolle un¬
bekannt. "Was über den Mineralreichthum in Japan und den Ueberfluß an
kostbaren Metallen erzählt wird, klingt fabelhaft, es ist aber durchaus nicht
zu bezweifeln, daß beide sehr groß sind. Gold findet sich fast überall, am
meisten im Norden Japans, es wird theils im Kupfer gefunden, theils aus
Golderzen, theils durch Auswaschen von Sand gewonnen. Da die Ausfuhr
der edlen Metalle verboten ist, so bekommt man selten japanesisches Gold zu
Gesicht. Personen, die solches gesehen, behaupten, daß es ungewöhnlich rein
und fast jungfräuliches Gold ist. Im Jeddo und Miako sollen nicht allein
die kaiserlichen Paläste, sondern auch die vieler großen Herren mit massiven
Goldplatten gedeckt sein, vieles Mobiliar aus gediegnem Gold bestehen. Zu
Anfang des siebzehnten Jahrhunderts betrug die jährliche Ausfuhr an Gold
5 V2 Millionen, preußische Thaler. Die Höhe dieser Ausfuhr erregte die Besorg-
niß der Regierung, sie wurde daher beschränkt und 1680 ganz verboten. Silber,
dessen Qualität ebenso ausgezeichnet ist, wie die des Goldes, wird ebenso
reichlich wie dieses Metall gefunden, seine Ausfuhr wurde indeß gleichzeitig
mit der des Goldes verboten. Kupfer wird noch mehr gewonnen; es soll
das beste der Welt sein. Ebenso werden Blei und Quecksilber in Menge ge¬
funden, Zinn dagegen nur in geringer Menge, aber wahrscheinlich blos des¬
halb, weil die Japanesen dasselbe nicht besonders schätzen, übrigens ist es so
sein und weiß wie Silber. Eisen wird nur in drei Provinzen gegraben, ist
aber ohne Zweifel in vielen andern Gegenden des Landes zu finden. Es ist
von ausgezeichneter Güte. Steinkohlen sind überall > besonders aber in der
Provinz Sikusen vorhanden, doch sind sie von schlechter Beschaffenheit. Schwefel
Producirt Japan in unaussprechlicher Menge. Endlich wird an den Küsten
eine Perle von blaßrother Farbe, runder Form und ansehnlicher Größe gesun¬
den, deren Werth den der weißen Perlen bei weitem übertrifft." Von japa¬
nischen Fabrikaten sind zunächst die lackirten Waaren zu nennen, die in ihrer
Art alles übertreffen, was von andern Völkern geleistet wird. Sie bedienen
sich dazu des aus dem erwähnten Usuri quellenden Firnisses, und verstehen
den Grund zu malen und auf das künstlichste mit Gold, Perlmutter u. a. m-
auszulegen. "Die Lackwaaren Japans zeichnen sich durch ihre Vorzüglichkeit
vor den chinesischen ebenso sehr aus, wie das japanesische Porzellan vor den
gewöhnlichen Töpserwaaren, und der Lack ist so gut, daß ihm selbst heißes
Wasser nichts anhat, und daß man die damit überzogenen Geräthe bei Gast¬
mählern als Schüsseln gebraucht." Ist der Verkehr nur geregelter, so werden
die Japanesen sicher auch Sachen in europäischen Formen nach ihnen gegebenen
Mustern arbeiten. Ein andrer Artikel, den sie mit großem Geschick verfertigen,


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dem Usuribaum einen vortrefflichen Firniß. Der Theestranch wird in Japan
viel gebaut, aber seine Blätter sind weniger gut als die des chinesischen.
Da Japan weder Schafe noch Ziegen hat, so ist der Gebrauch der Wolle un¬
bekannt. „Was über den Mineralreichthum in Japan und den Ueberfluß an
kostbaren Metallen erzählt wird, klingt fabelhaft, es ist aber durchaus nicht
zu bezweifeln, daß beide sehr groß sind. Gold findet sich fast überall, am
meisten im Norden Japans, es wird theils im Kupfer gefunden, theils aus
Golderzen, theils durch Auswaschen von Sand gewonnen. Da die Ausfuhr
der edlen Metalle verboten ist, so bekommt man selten japanesisches Gold zu
Gesicht. Personen, die solches gesehen, behaupten, daß es ungewöhnlich rein
und fast jungfräuliches Gold ist. Im Jeddo und Miako sollen nicht allein
die kaiserlichen Paläste, sondern auch die vieler großen Herren mit massiven
Goldplatten gedeckt sein, vieles Mobiliar aus gediegnem Gold bestehen. Zu
Anfang des siebzehnten Jahrhunderts betrug die jährliche Ausfuhr an Gold
5 V2 Millionen, preußische Thaler. Die Höhe dieser Ausfuhr erregte die Besorg-
niß der Regierung, sie wurde daher beschränkt und 1680 ganz verboten. Silber,
dessen Qualität ebenso ausgezeichnet ist, wie die des Goldes, wird ebenso
reichlich wie dieses Metall gefunden, seine Ausfuhr wurde indeß gleichzeitig
mit der des Goldes verboten. Kupfer wird noch mehr gewonnen; es soll
das beste der Welt sein. Ebenso werden Blei und Quecksilber in Menge ge¬
funden, Zinn dagegen nur in geringer Menge, aber wahrscheinlich blos des¬
halb, weil die Japanesen dasselbe nicht besonders schätzen, übrigens ist es so
sein und weiß wie Silber. Eisen wird nur in drei Provinzen gegraben, ist
aber ohne Zweifel in vielen andern Gegenden des Landes zu finden. Es ist
von ausgezeichneter Güte. Steinkohlen sind überall > besonders aber in der
Provinz Sikusen vorhanden, doch sind sie von schlechter Beschaffenheit. Schwefel
Producirt Japan in unaussprechlicher Menge. Endlich wird an den Küsten
eine Perle von blaßrother Farbe, runder Form und ansehnlicher Größe gesun¬
den, deren Werth den der weißen Perlen bei weitem übertrifft." Von japa¬
nischen Fabrikaten sind zunächst die lackirten Waaren zu nennen, die in ihrer
Art alles übertreffen, was von andern Völkern geleistet wird. Sie bedienen
sich dazu des aus dem erwähnten Usuri quellenden Firnisses, und verstehen
den Grund zu malen und auf das künstlichste mit Gold, Perlmutter u. a. m-
auszulegen. „Die Lackwaaren Japans zeichnen sich durch ihre Vorzüglichkeit
vor den chinesischen ebenso sehr aus, wie das japanesische Porzellan vor den
gewöhnlichen Töpserwaaren, und der Lack ist so gut, daß ihm selbst heißes
Wasser nichts anhat, und daß man die damit überzogenen Geräthe bei Gast¬
mählern als Schüsseln gebraucht." Ist der Verkehr nur geregelter, so werden
die Japanesen sicher auch Sachen in europäischen Formen nach ihnen gegebenen
Mustern arbeiten. Ein andrer Artikel, den sie mit großem Geschick verfertigen,


Grenzboten I. 1SS9. 8
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/67>, abgerufen am 22.12.2024.