Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.Kriegs der Westmüchte mit Nußland wurde Japan von russischen und englischen Die neuen Verträge Englands. Rußlands und Amerikas mit Japan gleichen, Die deutsche Schiffahrt ist bekanntlich nach der amerikanischen und eng¬ Kriegs der Westmüchte mit Nußland wurde Japan von russischen und englischen Die neuen Verträge Englands. Rußlands und Amerikas mit Japan gleichen, Die deutsche Schiffahrt ist bekanntlich nach der amerikanischen und eng¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0063" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107110"/> <p xml:id="ID_161" prev="#ID_160"> Kriegs der Westmüchte mit Nußland wurde Japan von russischen und englischen<lb/> Schiffen besucht, und die Japanesen lernten die Ueberlegenheit der europäischen<lb/> Flotten über ihre Vertheidigungsmittel hinreichend kennen. Nachdem damit<lb/> Boden gewonnen war, sandten Rußland und England Bevollmächtigte nach<lb/> Jeddo, um wegen Handelsverbindungen zu unterhandeln, und auch diese er¬<lb/> zielten die gewünschten Verträge, während zu gleicher Zeit Amerika Abänderung<lb/> eines Artikels in seinem Vertrag erlangte, welcher die Erlaubniß zum Betrieb<lb/> des Handels illusorisch machte, indem nach demselben ein amerikanischer Thaler<lb/> einer japanesischen Münze gleichgeltcn sollte, die nur den Werth des dritten<lb/> Theils eines Thalers hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_162"> Die neuen Verträge Englands. Rußlands und Amerikas mit Japan gleichen,<lb/> wie oben bemerkt, in den Hauptpunkten denen, welche diese Mächte mit China<lb/> abschlossen, ja sie gewähren in einigen Beziehungen noch größere Freiheiten.<lb/> Wir fragen, ob Deutschland leer ausgehen soll? Ob unser Handel, unsre<lb/> Schiffahrt an diesen Küsten kein Interesse hat? Ob wir nicht die Macht haben,<lb/> wenn ein solches Interesse vorhanden ist, es geltend zu machen? Die erste<lb/> Frage wird an unsre Regierungen, vor allem an Preußen zu richten sein.<lb/> Die beiden andern können hier beantwortet, und zwar müssen sie bejaht werden.<lb/> Unsre Rheder, unsre Kaufleute, unsre Fabrikanten haben in China, haben in<lb/> Japan ein sehr großes Interesse, und die Macht, es geltend zu machen, wäre<lb/> zu schaffen, ja sie ist jetzt schon bereit.</p><lb/> <p xml:id="ID_163" next="#ID_164"> Die deutsche Schiffahrt ist bekanntlich nach der amerikanischen und eng¬<lb/> lischen die stärkste der Welt. Sie nimmt aber auch, wie Neumann in seiner<lb/> soeben erschienenen Denkschrift „Die Ereignisse in Ostasien und die Nothwendig¬<lb/> keit deutscher Handelsverträge mit Siam, China und Japan", der wir im<lb/> Nachstehenden theilweise folgen, in den chinesischen Häfen den dritten Rang<lb/> ein. Während der Monate August und September lagen im vorigen Jahr<lb/> in diesen 1440 fremde Fahrzeuge, und von diesen führten 696 die britische,<lb/> 236 die amerikanische und 117 die holländische Flagge. 121 Schiffe vertheil¬<lb/> ten sich auf Spanien, Frankreich, die skandinavischen Länder und die südame-<lb/> nkanischen Staaten, 90 gehörten nach Siam. Deutschland aber war mit<lb/> 180 Schiffen vertreten. Ganz Deutschland ist hierbei, wenn auch zum Theil<lb/> nur mittelbar, betheiligt. Die Hamburger und bremer Rheder, die lübecker<lb/> und oldenburger verführen die Erzeugnisse der binnenländischen Fabriken nach<lb/> Ostasien, und sie nehmen dafür in Rückfracht die Producte jener Landstriche<lb/> mit, welche in Deutschland und Oestreich verbraucht werden. Sie dienen<lb/> aber zugleich dem englischen und amerikanischen Verkehr, ja selbst dem Handel<lb/> Siams mit China. Würden uns dieselben Vergünstigungen wie England zu<lb/> Theil, so konnte die hanseatische Schiffahrt einen großen Theil des Küsten¬<lb/> verkehrs an sich ziehen, und so würde von ihr auch die Eröffnung des Uangt-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0063]
Kriegs der Westmüchte mit Nußland wurde Japan von russischen und englischen
Schiffen besucht, und die Japanesen lernten die Ueberlegenheit der europäischen
Flotten über ihre Vertheidigungsmittel hinreichend kennen. Nachdem damit
Boden gewonnen war, sandten Rußland und England Bevollmächtigte nach
Jeddo, um wegen Handelsverbindungen zu unterhandeln, und auch diese er¬
zielten die gewünschten Verträge, während zu gleicher Zeit Amerika Abänderung
eines Artikels in seinem Vertrag erlangte, welcher die Erlaubniß zum Betrieb
des Handels illusorisch machte, indem nach demselben ein amerikanischer Thaler
einer japanesischen Münze gleichgeltcn sollte, die nur den Werth des dritten
Theils eines Thalers hat.
Die neuen Verträge Englands. Rußlands und Amerikas mit Japan gleichen,
wie oben bemerkt, in den Hauptpunkten denen, welche diese Mächte mit China
abschlossen, ja sie gewähren in einigen Beziehungen noch größere Freiheiten.
Wir fragen, ob Deutschland leer ausgehen soll? Ob unser Handel, unsre
Schiffahrt an diesen Küsten kein Interesse hat? Ob wir nicht die Macht haben,
wenn ein solches Interesse vorhanden ist, es geltend zu machen? Die erste
Frage wird an unsre Regierungen, vor allem an Preußen zu richten sein.
Die beiden andern können hier beantwortet, und zwar müssen sie bejaht werden.
Unsre Rheder, unsre Kaufleute, unsre Fabrikanten haben in China, haben in
Japan ein sehr großes Interesse, und die Macht, es geltend zu machen, wäre
zu schaffen, ja sie ist jetzt schon bereit.
Die deutsche Schiffahrt ist bekanntlich nach der amerikanischen und eng¬
lischen die stärkste der Welt. Sie nimmt aber auch, wie Neumann in seiner
soeben erschienenen Denkschrift „Die Ereignisse in Ostasien und die Nothwendig¬
keit deutscher Handelsverträge mit Siam, China und Japan", der wir im
Nachstehenden theilweise folgen, in den chinesischen Häfen den dritten Rang
ein. Während der Monate August und September lagen im vorigen Jahr
in diesen 1440 fremde Fahrzeuge, und von diesen führten 696 die britische,
236 die amerikanische und 117 die holländische Flagge. 121 Schiffe vertheil¬
ten sich auf Spanien, Frankreich, die skandinavischen Länder und die südame-
nkanischen Staaten, 90 gehörten nach Siam. Deutschland aber war mit
180 Schiffen vertreten. Ganz Deutschland ist hierbei, wenn auch zum Theil
nur mittelbar, betheiligt. Die Hamburger und bremer Rheder, die lübecker
und oldenburger verführen die Erzeugnisse der binnenländischen Fabriken nach
Ostasien, und sie nehmen dafür in Rückfracht die Producte jener Landstriche
mit, welche in Deutschland und Oestreich verbraucht werden. Sie dienen
aber zugleich dem englischen und amerikanischen Verkehr, ja selbst dem Handel
Siams mit China. Würden uns dieselben Vergünstigungen wie England zu
Theil, so konnte die hanseatische Schiffahrt einen großen Theil des Küsten¬
verkehrs an sich ziehen, und so würde von ihr auch die Eröffnung des Uangt-
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