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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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Jahr. Du kannst dir denken, wie herzlich froh ich bin. Diese Messe wird
zinnlich reich von mir beschickt, ohne grade viel Gescheutes. Es erscheinen
zwei Hefte Thalia, ein Band MeMöires, worin der erste Kreuzzug. und dann
der Kalender." -- 18. Oct. "Sehr angenehm war mirs zu hören, daß meine
beschichte des dreißigjährigen Krieges uicht unter deiner Erwartung geblieben
ist. Es galt bei dieser Arbeit mehr, meinen guten Namen nicht zu verscherzen
als ihn zu vermehren, und bei der Kürze der Zeit, bei der Ungeiehrigkeit des
Stoffs war diese Aufgabe wirklich schwer. Wäre dein Urtheil im Ganzen
das Urtheil des Publicums, so hätte ich nichts weiter zu wünschen. Du er¬
innerst dich, daß ich öfters eine Probe mit mir anstellen wollte, was ich in
einer gegebenen kurzen Zeit zu leisten vermöge, da ich sonst immer so lang¬
sam arbeite. Eine solche Probe ist der dreißigjährige Krieg, und ich wundere
Mich nun selbst darüber, wie leidlich sie ausgefallen ist. Die Eilfertigkeit selbst
war vielleicht vortheilhaft für den historischen Stil, den ich hier wirklich we¬
niger fehlerhaft finde als in der niederländischen Geschickte. Der Himmel
gebe nur. daß Goeschen (der Verleger) Ursache habe, zufrieden zu sein, da er
gegen 6000 Exemplare absehen muß, um die Unkosten bezahlt zu haben.
10. April 1791 (nach der schweren Krankheit): "Es ist nicht gut, daß ich die.
sen Sommer nicht von Arbeit frei bin; aber da es von mir abhängt, den
dreißigjährigen Krieg mit dieser zweiten Lieferung zu endigen oder noch etwas
für eine dritte aufzuheben, da es auch grade nicht darauf ankommt, wie viel
oder wie wenig Bogen er enthalte, so hoffe ich doch, diese Arbeit mit der
Sorge für meine Gesundheit noch leidlich vereinigen zu können." -- An seinen
Vater. 26. Oct. "Im Jahr 1790 hat Wieland den historischen Kalender
herausgegeben, in diesem 1791 und im nächsten 1792 hab ich ihn übernom¬
men. So unbedeutend ein Kalender zu sein scheint, so ist es doch dasjenige
Buch, das die Buchhändler am weitesten verbreiten können; daher können sie
auch den Autoren verhältnißmäßig weit mehr dafür anbieten. Mir ist dieser
Aufsatz vom dreißigjährigen Krieg mit achtzig Louisdor bezahlt worden, und
ich hab ihn neben meinen Vorlesungen innerhalb vier Monaten ausgearbeitet."
-- An Körner. 25. Mai 1792: "Der 30. K. ist seit einigen Tagen wieder
angefangen, und es scheint, daß sich diese Arbeit leicht fördern wird, ohne nur
zu viel Anspannung zu kosten. Ich bestimme höchstens vier Stunden zum
Schreiben und etwa zwei zum Nachlesen. Auf diesem Wege bringe ich bei¬
nahe, ohne daß ich es gewahr werde, jeden Tag einen Viertelbogen zu Stande
und kann zu Ende August fertig sein." -- 6. Nov. 1792. an Körner. "Goe¬
schen findet noch immer seine Rechnung bei dem Kalender und besteht auf



") An Goeschen, 27. Oct.: "Sie haben mich nicht bezahlt, sondern belohnt, und die
Wünsche, auch des ungenügsamsten Autors, übertroffen," -- An seinen Vater. 29. Dec,: "Von
meinem Kalender sind jetzt über 7000 Stück verkauft."

Jahr. Du kannst dir denken, wie herzlich froh ich bin. Diese Messe wird
zinnlich reich von mir beschickt, ohne grade viel Gescheutes. Es erscheinen
zwei Hefte Thalia, ein Band MeMöires, worin der erste Kreuzzug. und dann
der Kalender." — 18. Oct. „Sehr angenehm war mirs zu hören, daß meine
beschichte des dreißigjährigen Krieges uicht unter deiner Erwartung geblieben
ist. Es galt bei dieser Arbeit mehr, meinen guten Namen nicht zu verscherzen
als ihn zu vermehren, und bei der Kürze der Zeit, bei der Ungeiehrigkeit des
Stoffs war diese Aufgabe wirklich schwer. Wäre dein Urtheil im Ganzen
das Urtheil des Publicums, so hätte ich nichts weiter zu wünschen. Du er¬
innerst dich, daß ich öfters eine Probe mit mir anstellen wollte, was ich in
einer gegebenen kurzen Zeit zu leisten vermöge, da ich sonst immer so lang¬
sam arbeite. Eine solche Probe ist der dreißigjährige Krieg, und ich wundere
Mich nun selbst darüber, wie leidlich sie ausgefallen ist. Die Eilfertigkeit selbst
war vielleicht vortheilhaft für den historischen Stil, den ich hier wirklich we¬
niger fehlerhaft finde als in der niederländischen Geschickte. Der Himmel
gebe nur. daß Goeschen (der Verleger) Ursache habe, zufrieden zu sein, da er
gegen 6000 Exemplare absehen muß, um die Unkosten bezahlt zu haben.
10. April 1791 (nach der schweren Krankheit): „Es ist nicht gut, daß ich die.
sen Sommer nicht von Arbeit frei bin; aber da es von mir abhängt, den
dreißigjährigen Krieg mit dieser zweiten Lieferung zu endigen oder noch etwas
für eine dritte aufzuheben, da es auch grade nicht darauf ankommt, wie viel
oder wie wenig Bogen er enthalte, so hoffe ich doch, diese Arbeit mit der
Sorge für meine Gesundheit noch leidlich vereinigen zu können." — An seinen
Vater. 26. Oct. „Im Jahr 1790 hat Wieland den historischen Kalender
herausgegeben, in diesem 1791 und im nächsten 1792 hab ich ihn übernom¬
men. So unbedeutend ein Kalender zu sein scheint, so ist es doch dasjenige
Buch, das die Buchhändler am weitesten verbreiten können; daher können sie
auch den Autoren verhältnißmäßig weit mehr dafür anbieten. Mir ist dieser
Aufsatz vom dreißigjährigen Krieg mit achtzig Louisdor bezahlt worden, und
ich hab ihn neben meinen Vorlesungen innerhalb vier Monaten ausgearbeitet."
— An Körner. 25. Mai 1792: „Der 30. K. ist seit einigen Tagen wieder
angefangen, und es scheint, daß sich diese Arbeit leicht fördern wird, ohne nur
zu viel Anspannung zu kosten. Ich bestimme höchstens vier Stunden zum
Schreiben und etwa zwei zum Nachlesen. Auf diesem Wege bringe ich bei¬
nahe, ohne daß ich es gewahr werde, jeden Tag einen Viertelbogen zu Stande
und kann zu Ende August fertig sein." — 6. Nov. 1792. an Körner. „Goe¬
schen findet noch immer seine Rechnung bei dem Kalender und besteht auf



") An Goeschen, 27. Oct.: „Sie haben mich nicht bezahlt, sondern belohnt, und die
Wünsche, auch des ungenügsamsten Autors, übertroffen," — An seinen Vater. 29. Dec,: „Von
meinem Kalender sind jetzt über 7000 Stück verkauft."
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/511>, abgerufen am 22.12.2024.