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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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Nachrichten alsbald nach Alessandria zog; Ott, auf Tortona dirigirt, bildete seine
Avantgarde und zog noch einige Tausend Oestreicher an sich, mit denen zusam¬
men er auf 15,000 Mann kam. Am 7. Juni war er inNovi, und erfuhr hier
den Uebergang der Franzosen über den Po; am 3. marschirte er über Voghera
nach Casteggio, am 9. Juni ward er von Lannes, den bald der größte Theil
der französischen Armee unterstützte, angegriffen. Es kam zu dem Treffen, wel¬
ches pompöserweise von den Franzosen Schlacht von Montebello betitelt zu
werden pflegt. Lannes ward späterhin wegen dieses Sieges Herzog von Mon¬
tebello.

Ott ging nun auf Alessandria zurück und vereinigte sich am linken Ufer
der Bormida mit Melas. der die genannte Stadt am 10. Juni erreicht hatte.
Melas hatte, Ott eingeschlossen, jetzt etwas über 40.000 Mann zur Stelle.
Auch Elsnitz hatte sich schon mit Melas vereinigt. Er war nämlich unmit¬
telbar nachdem letzterer die Varlinie verlassen hatte, von Suchet angegriffen
und geschlagen worden und nun auf Turin morschirt.

Am 13. Juni stand Bonaparte mit 28,000 Mann den Oestreichern unkr
Melas grade gegenüber bereits am linken Ufer der Scrivia; da er Melns nicht,
wie er gehofft hatte, hier fand, sendete er 9,000 Mann unter dem eben aus
Aegypten angekommenen Desaix links auf Novi, so daß er nur etwa 19.000
Mann unter seinem eigenen Commando behielt, deren Avantgarde unter Vic¬
tor bis an die Bormida vorrückte.

Im Rücken der Oestreicher, doch noch in einiger Entfernung, standen
Suchet, welcher Elsnitz vom Var her gefolgt war und die französischen Ab¬
theilungen, welche über den kleinen Se. Bernhard und den Mont Cents vor¬
gegangen waren.

Am 12. hatte Melas einen Kriegsrath gehalten, welcher eine Schlacht für
unvermeidlich erklärte; am 14. Morgens rückten die Oestreicher über die Bor¬
mida vor. Es kam zu heftigen Gefechten an den Fontanonegraben und beim
Dorfe Marengo. von weichem die Schlacht dieses Tages ihren Namen hat.
Die Franzosen wurden glänzend geschlagen. Sie waren im vollen Rückzug,
als um 5 Uhr Abends Desaix von Rivalta, von Bonaparte dringend geru¬
fen herankommt, seine frischen Truppen entwickelt und die sorglosen Oestreicher,
die glauben, nun ruhig, wie im Frieden weiter marschiren zu dürfen, deren
Oberbefehlshaber bereits nach Alessandria zurückgegangen ist, um seinen alten
und müden Leib auszuruhen, seinerseits energisch angreift und sterbend einen
ebenso glänzenden Sieg erkämpft als vorher die Niederlage glänzend gewe¬
sen war.

Am 15. Juni schließt darauf Melas eine Capitulation mit dem Erben
des wahren Siegers, mit Bonaparte ab, der zufolge die Oestreicher Piemont, Genna
und die Lombardei räumen und sich unbelüstigt hinter den Mincio zurückzie-


Nachrichten alsbald nach Alessandria zog; Ott, auf Tortona dirigirt, bildete seine
Avantgarde und zog noch einige Tausend Oestreicher an sich, mit denen zusam¬
men er auf 15,000 Mann kam. Am 7. Juni war er inNovi, und erfuhr hier
den Uebergang der Franzosen über den Po; am 3. marschirte er über Voghera
nach Casteggio, am 9. Juni ward er von Lannes, den bald der größte Theil
der französischen Armee unterstützte, angegriffen. Es kam zu dem Treffen, wel¬
ches pompöserweise von den Franzosen Schlacht von Montebello betitelt zu
werden pflegt. Lannes ward späterhin wegen dieses Sieges Herzog von Mon¬
tebello.

Ott ging nun auf Alessandria zurück und vereinigte sich am linken Ufer
der Bormida mit Melas. der die genannte Stadt am 10. Juni erreicht hatte.
Melas hatte, Ott eingeschlossen, jetzt etwas über 40.000 Mann zur Stelle.
Auch Elsnitz hatte sich schon mit Melas vereinigt. Er war nämlich unmit¬
telbar nachdem letzterer die Varlinie verlassen hatte, von Suchet angegriffen
und geschlagen worden und nun auf Turin morschirt.

Am 13. Juni stand Bonaparte mit 28,000 Mann den Oestreichern unkr
Melas grade gegenüber bereits am linken Ufer der Scrivia; da er Melns nicht,
wie er gehofft hatte, hier fand, sendete er 9,000 Mann unter dem eben aus
Aegypten angekommenen Desaix links auf Novi, so daß er nur etwa 19.000
Mann unter seinem eigenen Commando behielt, deren Avantgarde unter Vic¬
tor bis an die Bormida vorrückte.

Im Rücken der Oestreicher, doch noch in einiger Entfernung, standen
Suchet, welcher Elsnitz vom Var her gefolgt war und die französischen Ab¬
theilungen, welche über den kleinen Se. Bernhard und den Mont Cents vor¬
gegangen waren.

Am 12. hatte Melas einen Kriegsrath gehalten, welcher eine Schlacht für
unvermeidlich erklärte; am 14. Morgens rückten die Oestreicher über die Bor¬
mida vor. Es kam zu heftigen Gefechten an den Fontanonegraben und beim
Dorfe Marengo. von weichem die Schlacht dieses Tages ihren Namen hat.
Die Franzosen wurden glänzend geschlagen. Sie waren im vollen Rückzug,
als um 5 Uhr Abends Desaix von Rivalta, von Bonaparte dringend geru¬
fen herankommt, seine frischen Truppen entwickelt und die sorglosen Oestreicher,
die glauben, nun ruhig, wie im Frieden weiter marschiren zu dürfen, deren
Oberbefehlshaber bereits nach Alessandria zurückgegangen ist, um seinen alten
und müden Leib auszuruhen, seinerseits energisch angreift und sterbend einen
ebenso glänzenden Sieg erkämpft als vorher die Niederlage glänzend gewe¬
sen war.

Am 15. Juni schließt darauf Melas eine Capitulation mit dem Erben
des wahren Siegers, mit Bonaparte ab, der zufolge die Oestreicher Piemont, Genna
und die Lombardei räumen und sich unbelüstigt hinter den Mincio zurückzie-


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[0439] Nachrichten alsbald nach Alessandria zog; Ott, auf Tortona dirigirt, bildete seine Avantgarde und zog noch einige Tausend Oestreicher an sich, mit denen zusam¬ men er auf 15,000 Mann kam. Am 7. Juni war er inNovi, und erfuhr hier den Uebergang der Franzosen über den Po; am 3. marschirte er über Voghera nach Casteggio, am 9. Juni ward er von Lannes, den bald der größte Theil der französischen Armee unterstützte, angegriffen. Es kam zu dem Treffen, wel¬ ches pompöserweise von den Franzosen Schlacht von Montebello betitelt zu werden pflegt. Lannes ward späterhin wegen dieses Sieges Herzog von Mon¬ tebello. Ott ging nun auf Alessandria zurück und vereinigte sich am linken Ufer der Bormida mit Melas. der die genannte Stadt am 10. Juni erreicht hatte. Melas hatte, Ott eingeschlossen, jetzt etwas über 40.000 Mann zur Stelle. Auch Elsnitz hatte sich schon mit Melas vereinigt. Er war nämlich unmit¬ telbar nachdem letzterer die Varlinie verlassen hatte, von Suchet angegriffen und geschlagen worden und nun auf Turin morschirt. Am 13. Juni stand Bonaparte mit 28,000 Mann den Oestreichern unkr Melas grade gegenüber bereits am linken Ufer der Scrivia; da er Melns nicht, wie er gehofft hatte, hier fand, sendete er 9,000 Mann unter dem eben aus Aegypten angekommenen Desaix links auf Novi, so daß er nur etwa 19.000 Mann unter seinem eigenen Commando behielt, deren Avantgarde unter Vic¬ tor bis an die Bormida vorrückte. Im Rücken der Oestreicher, doch noch in einiger Entfernung, standen Suchet, welcher Elsnitz vom Var her gefolgt war und die französischen Ab¬ theilungen, welche über den kleinen Se. Bernhard und den Mont Cents vor¬ gegangen waren. Am 12. hatte Melas einen Kriegsrath gehalten, welcher eine Schlacht für unvermeidlich erklärte; am 14. Morgens rückten die Oestreicher über die Bor¬ mida vor. Es kam zu heftigen Gefechten an den Fontanonegraben und beim Dorfe Marengo. von weichem die Schlacht dieses Tages ihren Namen hat. Die Franzosen wurden glänzend geschlagen. Sie waren im vollen Rückzug, als um 5 Uhr Abends Desaix von Rivalta, von Bonaparte dringend geru¬ fen herankommt, seine frischen Truppen entwickelt und die sorglosen Oestreicher, die glauben, nun ruhig, wie im Frieden weiter marschiren zu dürfen, deren Oberbefehlshaber bereits nach Alessandria zurückgegangen ist, um seinen alten und müden Leib auszuruhen, seinerseits energisch angreift und sterbend einen ebenso glänzenden Sieg erkämpft als vorher die Niederlage glänzend gewe¬ sen war. Am 15. Juni schließt darauf Melas eine Capitulation mit dem Erben des wahren Siegers, mit Bonaparte ab, der zufolge die Oestreicher Piemont, Genna und die Lombardei räumen und sich unbelüstigt hinter den Mincio zurückzie-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/439>, abgerufen am 22.12.2024.