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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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macht seit dem 29. April bewohnt; -- möglicherweise, wenn dieses gedruckt
ist. -- bewohnt hat.

Bonaparte hat in seinen Waffenstillstand mit Piemont die Clausel auf'
nehmen lassen, daß ihm der Poübergang bei Valenz" frei stehe. Die Oest¬
reichs erwarten seinen Uebergang hier und wenden ihre Front südwärts dem
Po zu von Candia bis Pavia; ihr Hauptquartier ist Lomello, das Haupt¬
quartier Giulays nach dem Beginn der Operationen von 1859.

Bonaparte, der um diese Zeit zwischen Cherasco und Acqui steht, mar-
schirt vom 30. April an rechts ab, erreicht am 7. Mai mit seiner Avantgarde
Piacenza, bewerkstelligt hier seinen Uebergang über den Po.

Beaulieu, aufmerksam geworden auf die Nechtsbewegung der Franzosen,
hat nach Piacenza detachirt. um sich dort die Flanke zu decken; er geht mit
seinem Gros in Eilmärschen und ohne Schwertstreich durch das Mailändische
zurück, und läßt bei Lodi nur einen Rückhalt unter Sebottendorf zurück. Von
Piacenza vordringend erreicht Bonaparte Lodi am lo. Mai, schlüge Sebotten¬
dorf, gewinnt den Uebergang, folgt, nachdem er am 15. die Einzugskomödie
in Mailand abgehandelt hat, den Oestreichern an den Mincio, gewinnt am
30. Mai bei Borghetto den Uebergang über diesen Fluß, veranlaßt Beaulieu
nach Tirol, die Etsch hinauf, zu weichen und belagert dann das wichtige
Mantua.

Vom Ende des Juli ab machen die Oestreicher mit ebenso großer Zähig¬
keit als geringem Geschick und Glück vier Versuche, die Minciofeste zu entsepen.
Der erste Versuch zwingt wenigstens Bonaparte, die Belagerung Mantuas
zeitweise aufzuheben und sein Belagerungsgeschütz im Stich zu lassen. Er
kann später Mantua nur blokiren. Bis zum 2. Februar 1797 hält ihn Man¬
tua auf, acht volle Monate, Bonapartes größeste Zeit. Zu spät ruft Oestreich
seinen Erzherzog Karl nach Italien hinein. Dieser vermag nichts mehr. Mit
freiem Rücken dringt Bonaparte nach Mantuas Fall durch Tirol und das
Friaul vor und am 7. April 1797 schon, nicht ein volles Jahr nach dein Be¬
ginn des Feldzugs, schließt er mit seinem in die Enge getriebenen Gegner
einen Waffenstillstand, dem bald der Präliminarfriede von Leoben und am
17. October der Definitivfriede von Campoformio folgt.

Ein schönes Muster, der erste Feldzug. welchen jemals die Welt gesehen
hat! Machen wir einige Vergleiche, die für' viele unserer Leser irgend etwas
Neues bringen werden.

Die Armee, mit welcher der Oheim im April 179K aus der Riviera von
Genua vorbrach, zählte 32.000 Mann und 54 Geschütze; er hatte fast die
doppelte Macht gegen sich. Die kleine Armee war in vier Divisionen ge¬
theilt; die Namen der Divisionäre von damals sind: LalMpe, Massen", Au-
aereau, Serrurier.


macht seit dem 29. April bewohnt; — möglicherweise, wenn dieses gedruckt
ist. — bewohnt hat.

Bonaparte hat in seinen Waffenstillstand mit Piemont die Clausel auf'
nehmen lassen, daß ihm der Poübergang bei Valenz« frei stehe. Die Oest¬
reichs erwarten seinen Uebergang hier und wenden ihre Front südwärts dem
Po zu von Candia bis Pavia; ihr Hauptquartier ist Lomello, das Haupt¬
quartier Giulays nach dem Beginn der Operationen von 1859.

Bonaparte, der um diese Zeit zwischen Cherasco und Acqui steht, mar-
schirt vom 30. April an rechts ab, erreicht am 7. Mai mit seiner Avantgarde
Piacenza, bewerkstelligt hier seinen Uebergang über den Po.

Beaulieu, aufmerksam geworden auf die Nechtsbewegung der Franzosen,
hat nach Piacenza detachirt. um sich dort die Flanke zu decken; er geht mit
seinem Gros in Eilmärschen und ohne Schwertstreich durch das Mailändische
zurück, und läßt bei Lodi nur einen Rückhalt unter Sebottendorf zurück. Von
Piacenza vordringend erreicht Bonaparte Lodi am lo. Mai, schlüge Sebotten¬
dorf, gewinnt den Uebergang, folgt, nachdem er am 15. die Einzugskomödie
in Mailand abgehandelt hat, den Oestreichern an den Mincio, gewinnt am
30. Mai bei Borghetto den Uebergang über diesen Fluß, veranlaßt Beaulieu
nach Tirol, die Etsch hinauf, zu weichen und belagert dann das wichtige
Mantua.

Vom Ende des Juli ab machen die Oestreicher mit ebenso großer Zähig¬
keit als geringem Geschick und Glück vier Versuche, die Minciofeste zu entsepen.
Der erste Versuch zwingt wenigstens Bonaparte, die Belagerung Mantuas
zeitweise aufzuheben und sein Belagerungsgeschütz im Stich zu lassen. Er
kann später Mantua nur blokiren. Bis zum 2. Februar 1797 hält ihn Man¬
tua auf, acht volle Monate, Bonapartes größeste Zeit. Zu spät ruft Oestreich
seinen Erzherzog Karl nach Italien hinein. Dieser vermag nichts mehr. Mit
freiem Rücken dringt Bonaparte nach Mantuas Fall durch Tirol und das
Friaul vor und am 7. April 1797 schon, nicht ein volles Jahr nach dein Be¬
ginn des Feldzugs, schließt er mit seinem in die Enge getriebenen Gegner
einen Waffenstillstand, dem bald der Präliminarfriede von Leoben und am
17. October der Definitivfriede von Campoformio folgt.

Ein schönes Muster, der erste Feldzug. welchen jemals die Welt gesehen
hat! Machen wir einige Vergleiche, die für' viele unserer Leser irgend etwas
Neues bringen werden.

Die Armee, mit welcher der Oheim im April 179K aus der Riviera von
Genua vorbrach, zählte 32.000 Mann und 54 Geschütze; er hatte fast die
doppelte Macht gegen sich. Die kleine Armee war in vier Divisionen ge¬
theilt; die Namen der Divisionäre von damals sind: LalMpe, Massen«, Au-
aereau, Serrurier.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/398>, abgerufen am 22.12.2024.