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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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gemeines Wehklagen und Geheul. Wehe! Wehe! schrien sie. Menaboshu,
der Erzschelm, hat die Schlangenmutter getödtet und auch die drei Königs¬
söhne der Schlangen! Und alle Wnsserthierc heulten mit ihnen, die Frösche
und die Ochsenfrösche, die Unten und Kröten, die Ottern und die "Peccans"
und was sonst noch alles im Wasser lebt, und etwas mehr Geschrei machen
kann, als die Fische.

..Menaboshu! Dir wird es schlecht gehn! sagte" die Leute, die dies
hörten, und die ihm auf seinen, Rückzüge begegneten. Eile. Dich zu retten
und sorge für nächsten Winter, denn da wird es hart über Dich hergehen."
Jeder, der den armen Menaboshu sah. wiederholte ihm dies, und da sie ihn
Zugleich alle wieder verließen und flohen und ihm niemand half, so wurde ihm
um Ende selbst etwas bange. Er zog sich auf einen kleinen Hügel neben
seinem Wigwam zurück. Und da sing er an. seine Zauberkünste zu treiben.
schlug die Trommel, er ließ die Lohncncalabassen klappern, er murmelte
seine Zaubergesänge stundenlang vor sich hin. Ader er konnte doch keine rechte
^inse in seiner Seele finden. Es kam auch niemand zu ihm, um ihn zu
fragen, gegen wen er sich zum Kampfe bereite, und um ihm nöthigenfalls
Beistand anzubieten, wie es sonst wol zu geschehe" pflegt, wenn ein indiani¬
sch"' Krieger Kriegs- und Nachelieder singt und dabei irgend einen Schlag
"uszusühren gedenkt.

Von dem racheglühenden Grame der Wasserthiere erschreckt, schienen alle
seine Freunde ihn zu meiden und er blieb lange allein. Endlich aber spät
>n der Nacht gesellte sich doch ein kleiner Freund zu ihm. Es war der "Siff-
leur", das Murmelthier von Canada. Dies Thierchen, obgleich es sonst keck
'se. kann auch das Wasser nicht leiden, wie Mcnaboshu, und bereitet seine
Höhlen immer im Trocknen, auf Anhöhen, und legt sie, indem es den Ein¬
fang abwärts macht, die Höhlcnwvhnung selbst aber aufwärts, so an, daß
es immer im Trocknen bleibt, so arg es auch regnen mag.

Rist Du wasserscheu. Menaboshu? hob das kleine Murmelthier an.
Soll ich Dir eine trockne Höhle machen?

Ach ja, mein bester Freund, thue das recht schnell! Mir geht noch immer
eine Gänsehaut über den Rücken, wenn ich daran denke, wie ich damals un
Nasser fror und duldete, als mich die Schlangen mit ihrer verwünschten Flut
bis in den obersten Gipfel, der höchsten Tanne der ganzen Welt jagten und
"Ur doch kein Zipfel am ganzen Leibe trocken blieb. Arbeite, mein Freund,
scharre, kratze, grabe, aber geschwind! Ich werde schnell auf die Jagd gehen
und Nahrung für uns beide heranschaffen.

Das kleine Murmelthier sing darauf sogleich seine Höhlenarbeit an. und
Menaboshu ging auf die Jagd und schoß zehn Bären, zwanzig Caribous,
dreißig Hirsche, fünfzig Rehe und noch viele andere Thiere, häutete sie. zer^


gemeines Wehklagen und Geheul. Wehe! Wehe! schrien sie. Menaboshu,
der Erzschelm, hat die Schlangenmutter getödtet und auch die drei Königs¬
söhne der Schlangen! Und alle Wnsserthierc heulten mit ihnen, die Frösche
und die Ochsenfrösche, die Unten und Kröten, die Ottern und die „Peccans"
und was sonst noch alles im Wasser lebt, und etwas mehr Geschrei machen
kann, als die Fische.

..Menaboshu! Dir wird es schlecht gehn! sagte» die Leute, die dies
hörten, und die ihm auf seinen, Rückzüge begegneten. Eile. Dich zu retten
und sorge für nächsten Winter, denn da wird es hart über Dich hergehen."
Jeder, der den armen Menaboshu sah. wiederholte ihm dies, und da sie ihn
Zugleich alle wieder verließen und flohen und ihm niemand half, so wurde ihm
um Ende selbst etwas bange. Er zog sich auf einen kleinen Hügel neben
seinem Wigwam zurück. Und da sing er an. seine Zauberkünste zu treiben.
schlug die Trommel, er ließ die Lohncncalabassen klappern, er murmelte
seine Zaubergesänge stundenlang vor sich hin. Ader er konnte doch keine rechte
^inse in seiner Seele finden. Es kam auch niemand zu ihm, um ihn zu
fragen, gegen wen er sich zum Kampfe bereite, und um ihm nöthigenfalls
Beistand anzubieten, wie es sonst wol zu geschehe» pflegt, wenn ein indiani¬
sch"' Krieger Kriegs- und Nachelieder singt und dabei irgend einen Schlag
"uszusühren gedenkt.

Von dem racheglühenden Grame der Wasserthiere erschreckt, schienen alle
seine Freunde ihn zu meiden und er blieb lange allein. Endlich aber spät
>n der Nacht gesellte sich doch ein kleiner Freund zu ihm. Es war der „Siff-
leur", das Murmelthier von Canada. Dies Thierchen, obgleich es sonst keck
'se. kann auch das Wasser nicht leiden, wie Mcnaboshu, und bereitet seine
Höhlen immer im Trocknen, auf Anhöhen, und legt sie, indem es den Ein¬
fang abwärts macht, die Höhlcnwvhnung selbst aber aufwärts, so an, daß
es immer im Trocknen bleibt, so arg es auch regnen mag.

Rist Du wasserscheu. Menaboshu? hob das kleine Murmelthier an.
Soll ich Dir eine trockne Höhle machen?

Ach ja, mein bester Freund, thue das recht schnell! Mir geht noch immer
eine Gänsehaut über den Rücken, wenn ich daran denke, wie ich damals un
Nasser fror und duldete, als mich die Schlangen mit ihrer verwünschten Flut
bis in den obersten Gipfel, der höchsten Tanne der ganzen Welt jagten und
"Ur doch kein Zipfel am ganzen Leibe trocken blieb. Arbeite, mein Freund,
scharre, kratze, grabe, aber geschwind! Ich werde schnell auf die Jagd gehen
und Nahrung für uns beide heranschaffen.

Das kleine Murmelthier sing darauf sogleich seine Höhlenarbeit an. und
Menaboshu ging auf die Jagd und schoß zehn Bären, zwanzig Caribous,
dreißig Hirsche, fünfzig Rehe und noch viele andere Thiere, häutete sie. zer^


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[0361] gemeines Wehklagen und Geheul. Wehe! Wehe! schrien sie. Menaboshu, der Erzschelm, hat die Schlangenmutter getödtet und auch die drei Königs¬ söhne der Schlangen! Und alle Wnsserthierc heulten mit ihnen, die Frösche und die Ochsenfrösche, die Unten und Kröten, die Ottern und die „Peccans" und was sonst noch alles im Wasser lebt, und etwas mehr Geschrei machen kann, als die Fische. ..Menaboshu! Dir wird es schlecht gehn! sagte» die Leute, die dies hörten, und die ihm auf seinen, Rückzüge begegneten. Eile. Dich zu retten und sorge für nächsten Winter, denn da wird es hart über Dich hergehen." Jeder, der den armen Menaboshu sah. wiederholte ihm dies, und da sie ihn Zugleich alle wieder verließen und flohen und ihm niemand half, so wurde ihm um Ende selbst etwas bange. Er zog sich auf einen kleinen Hügel neben seinem Wigwam zurück. Und da sing er an. seine Zauberkünste zu treiben. schlug die Trommel, er ließ die Lohncncalabassen klappern, er murmelte seine Zaubergesänge stundenlang vor sich hin. Ader er konnte doch keine rechte ^inse in seiner Seele finden. Es kam auch niemand zu ihm, um ihn zu fragen, gegen wen er sich zum Kampfe bereite, und um ihm nöthigenfalls Beistand anzubieten, wie es sonst wol zu geschehe» pflegt, wenn ein indiani¬ sch"' Krieger Kriegs- und Nachelieder singt und dabei irgend einen Schlag "uszusühren gedenkt. Von dem racheglühenden Grame der Wasserthiere erschreckt, schienen alle seine Freunde ihn zu meiden und er blieb lange allein. Endlich aber spät >n der Nacht gesellte sich doch ein kleiner Freund zu ihm. Es war der „Siff- leur", das Murmelthier von Canada. Dies Thierchen, obgleich es sonst keck 'se. kann auch das Wasser nicht leiden, wie Mcnaboshu, und bereitet seine Höhlen immer im Trocknen, auf Anhöhen, und legt sie, indem es den Ein¬ fang abwärts macht, die Höhlcnwvhnung selbst aber aufwärts, so an, daß es immer im Trocknen bleibt, so arg es auch regnen mag. Rist Du wasserscheu. Menaboshu? hob das kleine Murmelthier an. Soll ich Dir eine trockne Höhle machen? Ach ja, mein bester Freund, thue das recht schnell! Mir geht noch immer eine Gänsehaut über den Rücken, wenn ich daran denke, wie ich damals un Nasser fror und duldete, als mich die Schlangen mit ihrer verwünschten Flut bis in den obersten Gipfel, der höchsten Tanne der ganzen Welt jagten und "Ur doch kein Zipfel am ganzen Leibe trocken blieb. Arbeite, mein Freund, scharre, kratze, grabe, aber geschwind! Ich werde schnell auf die Jagd gehen und Nahrung für uns beide heranschaffen. Das kleine Murmelthier sing darauf sogleich seine Höhlenarbeit an. und Menaboshu ging auf die Jagd und schoß zehn Bären, zwanzig Caribous, dreißig Hirsche, fünfzig Rehe und noch viele andere Thiere, häutete sie. zer^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/361>, abgerufen am 23.12.2024.