Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.seine Regel geschrieben haben soll. Eine Inschrift an der Wand besagt dies. Mit dem Abschied von S. Scolastica hatte meine Klosterwanderung ihr Andern Morgens ging es mit dreispänniger Vettura in vier und einer hal¬ seine Regel geschrieben haben soll. Eine Inschrift an der Wand besagt dies. Mit dem Abschied von S. Scolastica hatte meine Klosterwanderung ihr Andern Morgens ging es mit dreispänniger Vettura in vier und einer hal¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0306" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107353"/> <p xml:id="ID_891" prev="#ID_890"> seine Regel geschrieben haben soll. Eine Inschrift an der Wand besagt dies.<lb/> Ringsum sind auch über dem braunen Holzgetäfel der Wände in Goldbuch¬<lb/> staben die Namen aller der Heiligen angegeben, welche Insassen des Klosters<lb/> waren. — -</p><lb/> <p xml:id="ID_892"> Mit dem Abschied von S. Scolastica hatte meine Klosterwanderung ihr<lb/> Ende erreicht. Der Padre President? geleitete uns bis an das äußere Portal;<lb/> der Abbu und der Rector beugten die Knie und küßten ihm die Hand, ich<lb/> verbeugte mich ohne weitere Ceremonie, aber der Abt ergriff meine beiden<lb/> Hände, und drückte sie herzlichst, mir glückliche Reise wünschend. In einer<lb/> halben Stunde hatten wir Subjaco erreicht; am reinen Abendhimmel grenz¬<lb/> ten sich scharf die Gebirge und die Häuser der Stadt ab, die immer höher<lb/> sich zu heben scheint, je näher man ihr kommt. Der Lage nach gehört sie<lb/> unstreitig zu den schönsten Punkten Italiens; sie und ihre Umgebung sind ein<lb/> Kleinod für die Maler. Unser Gasthaus, (Jodok av lag an dem Thore,<lb/> welches nach Tivoli und Rom führt, also demjenigen entgegengesetzt, durch<lb/> welches wir einzogen. Im Fremdenbuch fand ich viele bekannte deutsche<lb/> Namen, darunter den des preußischen Gesandten und einiger römischen Künst¬<lb/> ler, an welche ich empfohlen war. Man merkte an der guten Bedienung und<lb/> Verpflegung, so wie an der nicht nationalen Reinlichkeit, daß man sich den<lb/> Gegenden nähere, in welchen sich der in dieser Beziehung erfreuliche Einfluß<lb/> der Touristen kundgibt. Der Schein des Vollmondes lockte mich Abends noch<lb/> einmal vor die Stadt. Der Abbe begleitete mich; die Straßen waren wie<lb/> todt; nur hier und da standen zwei oder drei Männer vor den Häusern, deren<lb/> Schatten gespenstisch über den sonst hellen Wegen lag. Die Wirthin rief uns<lb/> zu: „la luva K male (der Mond macht krank);" ich weiß nicht wie viel<lb/> Wahrheit an diesem Ausspruch ist; ich erklärte aber daraus die Oede der<lb/> Stadt. DerAbbö wollte alsbald Fieberluft fühlen, und hielt .sich das Taschen¬<lb/> tuch vor den Mund, auch schien es ihm in Gedanken an mögliche Beraubung<lb/> gefährlich umherzuirren, wir kehrten deshalb bald wieder zurück.</p><lb/> <p xml:id="ID_893" next="#ID_894"> Andern Morgens ging es mit dreispänniger Vettura in vier und einer hal¬<lb/> ben Stunde nach Tivoli. Die Berge werden flacher und kahler. Man pas-<lb/> sirt nur den Franciscanerconvent S. Cosinato und das alte Städtchen Vico-<lb/> vara. sieht aber zu beiden Seiten des verhältnißmäßig kurzen Weges auf den<lb/> Höhen nicht weniger als dreizehn Ortschaften, nämlich zur Linken Rocca ti<lb/> Mezza, Marano. Anticoli, Saracinesco, Castello Madam«; zur Rechten Agosto,<lb/> Arsoli, Noviano und als letzten neapolitanischen Grcnzort Orcola, ferner Cen-<lb/> talupo, Vicenza, Civitella und San Polo. Eine Stunde hinter Vicovara biegt<lb/> die Straße nach rechts ein. und man erblickt als erstes Zeichen von Tivoli das<lb/> Thor der Stadt mit vier spitzen Thürmen besetzt, dann schiebt sich die Stadt selbst<lb/> hervor, und wir fahren durch die xorta, welche die Initialen des 8ama,w8 I'oM-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0306]
seine Regel geschrieben haben soll. Eine Inschrift an der Wand besagt dies.
Ringsum sind auch über dem braunen Holzgetäfel der Wände in Goldbuch¬
staben die Namen aller der Heiligen angegeben, welche Insassen des Klosters
waren. — -
Mit dem Abschied von S. Scolastica hatte meine Klosterwanderung ihr
Ende erreicht. Der Padre President? geleitete uns bis an das äußere Portal;
der Abbu und der Rector beugten die Knie und küßten ihm die Hand, ich
verbeugte mich ohne weitere Ceremonie, aber der Abt ergriff meine beiden
Hände, und drückte sie herzlichst, mir glückliche Reise wünschend. In einer
halben Stunde hatten wir Subjaco erreicht; am reinen Abendhimmel grenz¬
ten sich scharf die Gebirge und die Häuser der Stadt ab, die immer höher
sich zu heben scheint, je näher man ihr kommt. Der Lage nach gehört sie
unstreitig zu den schönsten Punkten Italiens; sie und ihre Umgebung sind ein
Kleinod für die Maler. Unser Gasthaus, (Jodok av lag an dem Thore,
welches nach Tivoli und Rom führt, also demjenigen entgegengesetzt, durch
welches wir einzogen. Im Fremdenbuch fand ich viele bekannte deutsche
Namen, darunter den des preußischen Gesandten und einiger römischen Künst¬
ler, an welche ich empfohlen war. Man merkte an der guten Bedienung und
Verpflegung, so wie an der nicht nationalen Reinlichkeit, daß man sich den
Gegenden nähere, in welchen sich der in dieser Beziehung erfreuliche Einfluß
der Touristen kundgibt. Der Schein des Vollmondes lockte mich Abends noch
einmal vor die Stadt. Der Abbe begleitete mich; die Straßen waren wie
todt; nur hier und da standen zwei oder drei Männer vor den Häusern, deren
Schatten gespenstisch über den sonst hellen Wegen lag. Die Wirthin rief uns
zu: „la luva K male (der Mond macht krank);" ich weiß nicht wie viel
Wahrheit an diesem Ausspruch ist; ich erklärte aber daraus die Oede der
Stadt. DerAbbö wollte alsbald Fieberluft fühlen, und hielt .sich das Taschen¬
tuch vor den Mund, auch schien es ihm in Gedanken an mögliche Beraubung
gefährlich umherzuirren, wir kehrten deshalb bald wieder zurück.
Andern Morgens ging es mit dreispänniger Vettura in vier und einer hal¬
ben Stunde nach Tivoli. Die Berge werden flacher und kahler. Man pas-
sirt nur den Franciscanerconvent S. Cosinato und das alte Städtchen Vico-
vara. sieht aber zu beiden Seiten des verhältnißmäßig kurzen Weges auf den
Höhen nicht weniger als dreizehn Ortschaften, nämlich zur Linken Rocca ti
Mezza, Marano. Anticoli, Saracinesco, Castello Madam«; zur Rechten Agosto,
Arsoli, Noviano und als letzten neapolitanischen Grcnzort Orcola, ferner Cen-
talupo, Vicenza, Civitella und San Polo. Eine Stunde hinter Vicovara biegt
die Straße nach rechts ein. und man erblickt als erstes Zeichen von Tivoli das
Thor der Stadt mit vier spitzen Thürmen besetzt, dann schiebt sich die Stadt selbst
hervor, und wir fahren durch die xorta, welche die Initialen des 8ama,w8 I'oM-
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