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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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Rede; anfänglich wußte ich nicht, von welcher momrea man spreche, und es
begegnete nur das komische Quiproquo. das, ich aus die Frage: "Im ö Ltaw
>n !Vlomr<^?" mit Lächeln und Kopfschütteln antwortete, weil ich glaubte,
man frage: "I01 6 L^rw mmurco (sind Sie Mönch gewesen)?" bis mir mein
Irrthum deutlich wurde, als man den König Ludwig und die Ludwigskirche
Mvähnte. Zu meinem starken Trost sollte ich aber bald gewahr werden, das;
es unter uns Fremden noch jemanden gäbe, der schlechter als ich das Ita¬
lienische verstand; denn einer der Engländer ließ auf die Frage des Präsiden¬
ten, aus welcher Gegend seines Landes er sei. ein ganz unbefangenes: "Si
^'more (In, mein Herr)!" vernehmen.

Auf unsern Wunsch wurde uns nach beendigter Convcrsations- und Kaffee¬
stunde das Kloster gezeigt oder vielmehr eigentlich nnr die Kirche und ihre
Umgebung: denn der Raum, worin die Zellen sind, bleibt unzugänglich. Der
Padre Presidente machte selbst unsern Führer und Erklärer. In dem Kreuz¬
gang des Klosterhofs, der unmittelbar vor der Forestieria ist, sieht man an
den Wänden des Klosters Fresken von Päpsten und Kaisern, darunter
Otto des Dritten und Heinrichs des Vierten Mutter. Agnes; alle sind künstle¬
risch von sehr untergeordneter Bedeutung; an einem Pfeiler des Klostcrganges
hängt eine Tafel mit dem alphabetischen Verzeichnis) der sämmtlichen früher
zum Klostertcrritorinm gehörigen Ortschaften. In einem Treppenaufgang steht
eine Cipollinsäule aus den Bädern Neros mit weißem korinthischen Capitül.
auf dem die Madonna aufgestellt ist. Das' Ganze, ein Denkmal der verginL
wmuuniw.a, an welche die Benedictiner nach der Inschrift am Piedestal stolz
si"d. schau vor der Sanction des Dogmas der unbefleckten Empfängnis) durch
den Papst geglaubt zu haben. Am Eingang der Kirche befindet sich ein
Weihbecken.' ebenfalls aus Neros Bädern; gleichen Ursprung hat auch ein
Stück Mosaikboden in der Sacristei. Die Kirche selbst ist sehr einfacher Bauart;
'hr Schiff ist ungetheilt, die Seitenkapellen schmücken Bilder von Viln Dyk
bwMlo eustoclo, 8. teil'öl-uno) von Guido Reni (Gregor der Große), von
^nlabrese und von Luca Gaetano.

Der Abb6 wünschte noch einen Tag im Kloster zu bleiben; obwol ich ihn
"uf die Thürüberschrift in der Forestieria und auf die bezügliche Aeußerung
des Präsidenten hinwies, meinte er doch, bei Klerikern, weiche mit Empsehlungs-
lchmben gekommen seien, werde man einen Unterschied machen, und bat den
^ctor. er möge Erkundigungen einziehen und sagen, sie beide hätten das
verlangen an^Mar zu Sacro spaco, der heiligen von ihnen verehrten Stätte,
d'e Messe zu cclebriren. Aber man wollte sich darauf nicht einlassen; das
""on M^pro" des Abtes blieb ein unumstößliches, und meine Gefährten
'"ußtcn sich bequemen, mit wir ihre Bündel zu schnüren. Zum Schluß our-
^'n wir noch in ein an die Kirche stoßendes Zimmer geführt, worin Benedict


Rede; anfänglich wußte ich nicht, von welcher momrea man spreche, und es
begegnete nur das komische Quiproquo. das, ich aus die Frage: „Im ö Ltaw
>n !Vlomr<^?" mit Lächeln und Kopfschütteln antwortete, weil ich glaubte,
man frage: „I01 6 L^rw mmurco (sind Sie Mönch gewesen)?" bis mir mein
Irrthum deutlich wurde, als man den König Ludwig und die Ludwigskirche
Mvähnte. Zu meinem starken Trost sollte ich aber bald gewahr werden, das;
es unter uns Fremden noch jemanden gäbe, der schlechter als ich das Ita¬
lienische verstand; denn einer der Engländer ließ auf die Frage des Präsiden¬
ten, aus welcher Gegend seines Landes er sei. ein ganz unbefangenes: „Si
^'more (In, mein Herr)!" vernehmen.

Auf unsern Wunsch wurde uns nach beendigter Convcrsations- und Kaffee¬
stunde das Kloster gezeigt oder vielmehr eigentlich nnr die Kirche und ihre
Umgebung: denn der Raum, worin die Zellen sind, bleibt unzugänglich. Der
Padre Presidente machte selbst unsern Führer und Erklärer. In dem Kreuz¬
gang des Klosterhofs, der unmittelbar vor der Forestieria ist, sieht man an
den Wänden des Klosters Fresken von Päpsten und Kaisern, darunter
Otto des Dritten und Heinrichs des Vierten Mutter. Agnes; alle sind künstle¬
risch von sehr untergeordneter Bedeutung; an einem Pfeiler des Klostcrganges
hängt eine Tafel mit dem alphabetischen Verzeichnis) der sämmtlichen früher
zum Klostertcrritorinm gehörigen Ortschaften. In einem Treppenaufgang steht
eine Cipollinsäule aus den Bädern Neros mit weißem korinthischen Capitül.
auf dem die Madonna aufgestellt ist. Das' Ganze, ein Denkmal der verginL
wmuuniw.a, an welche die Benedictiner nach der Inschrift am Piedestal stolz
si"d. schau vor der Sanction des Dogmas der unbefleckten Empfängnis) durch
den Papst geglaubt zu haben. Am Eingang der Kirche befindet sich ein
Weihbecken.' ebenfalls aus Neros Bädern; gleichen Ursprung hat auch ein
Stück Mosaikboden in der Sacristei. Die Kirche selbst ist sehr einfacher Bauart;
'hr Schiff ist ungetheilt, die Seitenkapellen schmücken Bilder von Viln Dyk
bwMlo eustoclo, 8. teil'öl-uno) von Guido Reni (Gregor der Große), von
^nlabrese und von Luca Gaetano.

Der Abb6 wünschte noch einen Tag im Kloster zu bleiben; obwol ich ihn
"uf die Thürüberschrift in der Forestieria und auf die bezügliche Aeußerung
des Präsidenten hinwies, meinte er doch, bei Klerikern, weiche mit Empsehlungs-
lchmben gekommen seien, werde man einen Unterschied machen, und bat den
^ctor. er möge Erkundigungen einziehen und sagen, sie beide hätten das
verlangen an^Mar zu Sacro spaco, der heiligen von ihnen verehrten Stätte,
d'e Messe zu cclebriren. Aber man wollte sich darauf nicht einlassen; das
""on M^pro" des Abtes blieb ein unumstößliches, und meine Gefährten
'"ußtcn sich bequemen, mit wir ihre Bündel zu schnüren. Zum Schluß our-
^'n wir noch in ein an die Kirche stoßendes Zimmer geführt, worin Benedict


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/305>, abgerufen am 23.12.2024.