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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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jener Bischof vielmehr Reinhard von Nippur geheißen hat. Wenn die An¬
merkung S. 200 in den Schweizerkrieg des Jahres 1499, in welchem Pirck-
heimer das nürnbergischc Contingent führte, neben dem Kaiser Maximilian
auch den Herzog Karl von Burgund hineinbringt, so ist dies ein laxsus ea-
veranlaßt dadurch, daß Wilibald in seiner Beschreibung jenes Feldzugs
von den ältern Zeiten, und namentlich von den Beziehungen der Schweiz zu
dem kühnen Burgunderherzog, ausholt. So lesen wir S. 116 zu dem Verse
Eobans:


?eräitÄ Zoüet g.äkue lunisso eastra Roberto,

die Anmerkung: Rod. us Nares., nuce Lullionensi . . gui Lradantias
oxMs, vastaverat. Allein des Ardennenebers brabantische Thaten hatte Ve¬
nedig nicht zu beweinen, sondern die Schlacht, die er als Anführer der Lands¬
knechte im französischen Heer am e. Juni 1513, bei Novara gegen die Schweizer
verloren, und welche den Abzug der mit Venedig verbündeten Franzosen aus
Italien zur Folge gehabt hatte. In derselben poetischen Epistel S. 120 er¬
klärt der Herausgeber die Worte S. 224: ind^ta. . . Luxiui . . Jux<zue Ze-
eusciue irmris in der Note durch Selinus I; da vielmehr Konstantinopel, die
ehemalige Hauptstadt des oströmischen Reiches, es ist, bei deren Erinnerung der
römische Kaiser seines Reiches sich schämt.

Unsägliche Mühe hat der Herausgeber aufgewendet und ungemeine Kennt¬
niß und Spürkraft beurkundet in der Nachweisung der unzähligen Stellen aus
biblischen und Profanscribenten, auf welche seine Briefsteller Bezug nehmen
oder anspielen. Daß wol auch einmal eine Stelle ohne Nachweisung bleibt,
wird man bei der Menge natürlich finden. Bisweilen mag es dem Heraus¬
geber unnöthig erschienen sein, aus ein allbekanntes Bibel- oder Dichterwort
seine Leser erst noch aufmerksam zu machen, wie bei Wolfgang Angsts einen"
clawrus, si Ueuisset, erat (S. 225, Z. 18), aus Ovids Epigramm vor seinen
Metamorphosen, oder auf das Hohelied I, 4 als Quelle für des Crotus Worte
an Luther: Introcluxit te rex in eubieulum suum (S. 340 Z. 9). In den
meisten Fällen hat dies auch nichts auf sich; doch daß ihm zu den Worten
desselben Crotus (wie er sie liest, S. 338 Z. 20 f.): Nuäo Ms ius, as Ms-
no sxiritu juäieare, hin LKristo aut xerit aut manet,? -- daß dem Heraus¬
geber hiezu die paulinische Stelle Rom. XIV, 4: ?u guis es, yui juäieas
Menna servum? Luo clomwo stat g-ur. eaäit, nicht einfiel, das hat ihn zu
einer falschen Lesart verführt. Wäre jene Schriftstelle ihm beigefallen, so
hätte er nicht in dem /?no der Handschrift das Wort servo verkennen und
statt dessen sxiritu in den Text setzen können.

Doch damit sei es des Splitterrichtens genug; nur eines lasse man den Res.
noch beibringen, das er auf dem Herzen hat. Es betrifft die Abbildung, nicht die
Huttens vor dem Bande, über die er sich kein Urtheil erlaubt, sondern die der Scene


jener Bischof vielmehr Reinhard von Nippur geheißen hat. Wenn die An¬
merkung S. 200 in den Schweizerkrieg des Jahres 1499, in welchem Pirck-
heimer das nürnbergischc Contingent führte, neben dem Kaiser Maximilian
auch den Herzog Karl von Burgund hineinbringt, so ist dies ein laxsus ea-
veranlaßt dadurch, daß Wilibald in seiner Beschreibung jenes Feldzugs
von den ältern Zeiten, und namentlich von den Beziehungen der Schweiz zu
dem kühnen Burgunderherzog, ausholt. So lesen wir S. 116 zu dem Verse
Eobans:


?eräitÄ Zoüet g.äkue lunisso eastra Roberto,

die Anmerkung: Rod. us Nares., nuce Lullionensi . . gui Lradantias
oxMs, vastaverat. Allein des Ardennenebers brabantische Thaten hatte Ve¬
nedig nicht zu beweinen, sondern die Schlacht, die er als Anführer der Lands¬
knechte im französischen Heer am e. Juni 1513, bei Novara gegen die Schweizer
verloren, und welche den Abzug der mit Venedig verbündeten Franzosen aus
Italien zur Folge gehabt hatte. In derselben poetischen Epistel S. 120 er¬
klärt der Herausgeber die Worte S. 224: ind^ta. . . Luxiui . . Jux<zue Ze-
eusciue irmris in der Note durch Selinus I; da vielmehr Konstantinopel, die
ehemalige Hauptstadt des oströmischen Reiches, es ist, bei deren Erinnerung der
römische Kaiser seines Reiches sich schämt.

Unsägliche Mühe hat der Herausgeber aufgewendet und ungemeine Kennt¬
niß und Spürkraft beurkundet in der Nachweisung der unzähligen Stellen aus
biblischen und Profanscribenten, auf welche seine Briefsteller Bezug nehmen
oder anspielen. Daß wol auch einmal eine Stelle ohne Nachweisung bleibt,
wird man bei der Menge natürlich finden. Bisweilen mag es dem Heraus¬
geber unnöthig erschienen sein, aus ein allbekanntes Bibel- oder Dichterwort
seine Leser erst noch aufmerksam zu machen, wie bei Wolfgang Angsts einen»
clawrus, si Ueuisset, erat (S. 225, Z. 18), aus Ovids Epigramm vor seinen
Metamorphosen, oder auf das Hohelied I, 4 als Quelle für des Crotus Worte
an Luther: Introcluxit te rex in eubieulum suum (S. 340 Z. 9). In den
meisten Fällen hat dies auch nichts auf sich; doch daß ihm zu den Worten
desselben Crotus (wie er sie liest, S. 338 Z. 20 f.): Nuäo Ms ius, as Ms-
no sxiritu juäieare, hin LKristo aut xerit aut manet,? — daß dem Heraus¬
geber hiezu die paulinische Stelle Rom. XIV, 4: ?u guis es, yui juäieas
Menna servum? Luo clomwo stat g-ur. eaäit, nicht einfiel, das hat ihn zu
einer falschen Lesart verführt. Wäre jene Schriftstelle ihm beigefallen, so
hätte er nicht in dem /?no der Handschrift das Wort servo verkennen und
statt dessen sxiritu in den Text setzen können.

Doch damit sei es des Splitterrichtens genug; nur eines lasse man den Res.
noch beibringen, das er auf dem Herzen hat. Es betrifft die Abbildung, nicht die
Huttens vor dem Bande, über die er sich kein Urtheil erlaubt, sondern die der Scene


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[0262] jener Bischof vielmehr Reinhard von Nippur geheißen hat. Wenn die An¬ merkung S. 200 in den Schweizerkrieg des Jahres 1499, in welchem Pirck- heimer das nürnbergischc Contingent führte, neben dem Kaiser Maximilian auch den Herzog Karl von Burgund hineinbringt, so ist dies ein laxsus ea- veranlaßt dadurch, daß Wilibald in seiner Beschreibung jenes Feldzugs von den ältern Zeiten, und namentlich von den Beziehungen der Schweiz zu dem kühnen Burgunderherzog, ausholt. So lesen wir S. 116 zu dem Verse Eobans: ?eräitÄ Zoüet g.äkue lunisso eastra Roberto, die Anmerkung: Rod. us Nares., nuce Lullionensi . . gui Lradantias oxMs, vastaverat. Allein des Ardennenebers brabantische Thaten hatte Ve¬ nedig nicht zu beweinen, sondern die Schlacht, die er als Anführer der Lands¬ knechte im französischen Heer am e. Juni 1513, bei Novara gegen die Schweizer verloren, und welche den Abzug der mit Venedig verbündeten Franzosen aus Italien zur Folge gehabt hatte. In derselben poetischen Epistel S. 120 er¬ klärt der Herausgeber die Worte S. 224: ind^ta. . . Luxiui . . Jux<zue Ze- eusciue irmris in der Note durch Selinus I; da vielmehr Konstantinopel, die ehemalige Hauptstadt des oströmischen Reiches, es ist, bei deren Erinnerung der römische Kaiser seines Reiches sich schämt. Unsägliche Mühe hat der Herausgeber aufgewendet und ungemeine Kennt¬ niß und Spürkraft beurkundet in der Nachweisung der unzähligen Stellen aus biblischen und Profanscribenten, auf welche seine Briefsteller Bezug nehmen oder anspielen. Daß wol auch einmal eine Stelle ohne Nachweisung bleibt, wird man bei der Menge natürlich finden. Bisweilen mag es dem Heraus¬ geber unnöthig erschienen sein, aus ein allbekanntes Bibel- oder Dichterwort seine Leser erst noch aufmerksam zu machen, wie bei Wolfgang Angsts einen» clawrus, si Ueuisset, erat (S. 225, Z. 18), aus Ovids Epigramm vor seinen Metamorphosen, oder auf das Hohelied I, 4 als Quelle für des Crotus Worte an Luther: Introcluxit te rex in eubieulum suum (S. 340 Z. 9). In den meisten Fällen hat dies auch nichts auf sich; doch daß ihm zu den Worten desselben Crotus (wie er sie liest, S. 338 Z. 20 f.): Nuäo Ms ius, as Ms- no sxiritu juäieare, hin LKristo aut xerit aut manet,? — daß dem Heraus¬ geber hiezu die paulinische Stelle Rom. XIV, 4: ?u guis es, yui juäieas Menna servum? Luo clomwo stat g-ur. eaäit, nicht einfiel, das hat ihn zu einer falschen Lesart verführt. Wäre jene Schriftstelle ihm beigefallen, so hätte er nicht in dem /?no der Handschrift das Wort servo verkennen und statt dessen sxiritu in den Text setzen können. Doch damit sei es des Splitterrichtens genug; nur eines lasse man den Res. noch beibringen, das er auf dem Herzen hat. Es betrifft die Abbildung, nicht die Huttens vor dem Bande, über die er sich kein Urtheil erlaubt, sondern die der Scene

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/262>, abgerufen am 22.12.2024.