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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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die Unwissenheit nicht hinreichte, alle denkbare Nachlässigkeit aufgeboten hat,
ne quick hos eoriuxtioue reliluiueretul' (S. 226). Ergötzlich sind für den
unparteiischen Dritten auch die Hiebe, welche von dem eifrigen Huttenverehrer
alle diejenigen von Huttens Zeitgenossen abbekommen, die sich in Worten
oder Werken nicht ganz correct gegen den Ritter benommen haben. Wie herb
wird bei jeder Gelegenheit Erasmus abgeführt; wie muß es der gute ein¬
fältige Laurenz Behaim an seinem Latein entgelten, daß ihn bei Huttens
wildem Schreiben und Treiben manchmal eine Gänsehaut überlief (S. 133).

Daß die Abwägung der verschiedenen Lesarten überall mit der größten
Umsicht vorgenommen, ein möglichst authentischer Text allenthalben hergestellt
worden, versteht- sich bei einem Herausgeber wie Böcking von selbst. Eine
Menge schadhafter Stellen ist von ihm mit Takt und Glück wiederhergestellt
worden; während freilich andere, doch in Huttens eignen Schriften verhält¬
nißmäßig wenige, jedem Heilvcrsuche zu trotzen scheinen. Ueber Manches
werden auch, der Natur der Sache nach, die Ansichten immer getheilt bleiben,
und es könnte zu nichts führen, wollte Res. in allen solchen Fällen die Ab¬
weichung der seinigen entwickeln. Nur beispielsweise wird er nach und nach
Einiges der eignen Beurtheilung des Herausgebers wie der Leser vorlegen.
So hat es ihn gewundert, daß derselbe beim Abdruck der Lxistola Iwliae ack
NAximilig-rum, aus der augsburger Sammlung vom Jahr 1519, die er selbst
als theilweise Umarbeitung der Ausgabe von 1516 bezeichnet, nicht wenig¬
stens alle diejenigen Lesarten, welche offenbare Verbesserungen von Fehlern
sind, in den Text ausgenommen hat. In der frühern Ausgabe war z. B.
der Vers (77, S. 108):


Leck nous einsam vroäucere in lonZius ist^in,

nicht zu scandiren, und es hätte Demnach die Lesart von 1519:


Leck nous vous nine Äilleri'ö in lonZins istuü,

willkommen sein müssen. Ein ähnlicher Verstoß gegen das Versmaß und
höchst wahrscheinlich ein bloßer Schreibfehler ist dann in Eobans Kesxonsio
Italie (V. 37, S. 114):


Neue Irickentirü urbem superasse ^.tkesiinyue tra.MLnm,

das Iriäöntini, statt dessen unbedenklich Irickenti in den Text zu setzen war.
Bloßer Druckfehler scheint in der LMola ItMg.s V. 161, S. in. das Obiies
as, statt te; so wie jedenfalls V. 163 und 164 der liesxonsio (S. 118.) die
Umstellung von Hexameter und Pentameter. Auch in der Interpunction beider
poetischen Episteln möchte noch Ein und Anderes zu bessern sein. -- Am
Schlüsse des Briefes von Pirckheimer an Hütten S. 194, wo jener diesem sagt -
es... ÄiZnissimns... ani ab muni g,u1iea. ZMeserveris psstö. liti, s-minus
et Nnsis vivevs ?^L?Se>, -- hier will freilich die zweite Person in Mi zu
der dritten in ^ve-5So in keiner Weise passen. Der alte Herausgeber von


die Unwissenheit nicht hinreichte, alle denkbare Nachlässigkeit aufgeboten hat,
ne quick hos eoriuxtioue reliluiueretul' (S. 226). Ergötzlich sind für den
unparteiischen Dritten auch die Hiebe, welche von dem eifrigen Huttenverehrer
alle diejenigen von Huttens Zeitgenossen abbekommen, die sich in Worten
oder Werken nicht ganz correct gegen den Ritter benommen haben. Wie herb
wird bei jeder Gelegenheit Erasmus abgeführt; wie muß es der gute ein¬
fältige Laurenz Behaim an seinem Latein entgelten, daß ihn bei Huttens
wildem Schreiben und Treiben manchmal eine Gänsehaut überlief (S. 133).

Daß die Abwägung der verschiedenen Lesarten überall mit der größten
Umsicht vorgenommen, ein möglichst authentischer Text allenthalben hergestellt
worden, versteht- sich bei einem Herausgeber wie Böcking von selbst. Eine
Menge schadhafter Stellen ist von ihm mit Takt und Glück wiederhergestellt
worden; während freilich andere, doch in Huttens eignen Schriften verhält¬
nißmäßig wenige, jedem Heilvcrsuche zu trotzen scheinen. Ueber Manches
werden auch, der Natur der Sache nach, die Ansichten immer getheilt bleiben,
und es könnte zu nichts führen, wollte Res. in allen solchen Fällen die Ab¬
weichung der seinigen entwickeln. Nur beispielsweise wird er nach und nach
Einiges der eignen Beurtheilung des Herausgebers wie der Leser vorlegen.
So hat es ihn gewundert, daß derselbe beim Abdruck der Lxistola Iwliae ack
NAximilig-rum, aus der augsburger Sammlung vom Jahr 1519, die er selbst
als theilweise Umarbeitung der Ausgabe von 1516 bezeichnet, nicht wenig¬
stens alle diejenigen Lesarten, welche offenbare Verbesserungen von Fehlern
sind, in den Text ausgenommen hat. In der frühern Ausgabe war z. B.
der Vers (77, S. 108):


Leck nous einsam vroäucere in lonZius ist^in,

nicht zu scandiren, und es hätte Demnach die Lesart von 1519:


Leck nous vous nine Äilleri'ö in lonZins istuü,

willkommen sein müssen. Ein ähnlicher Verstoß gegen das Versmaß und
höchst wahrscheinlich ein bloßer Schreibfehler ist dann in Eobans Kesxonsio
Italie (V. 37, S. 114):


Neue Irickentirü urbem superasse ^.tkesiinyue tra.MLnm,

das Iriäöntini, statt dessen unbedenklich Irickenti in den Text zu setzen war.
Bloßer Druckfehler scheint in der LMola ItMg.s V. 161, S. in. das Obiies
as, statt te; so wie jedenfalls V. 163 und 164 der liesxonsio (S. 118.) die
Umstellung von Hexameter und Pentameter. Auch in der Interpunction beider
poetischen Episteln möchte noch Ein und Anderes zu bessern sein. — Am
Schlüsse des Briefes von Pirckheimer an Hütten S. 194, wo jener diesem sagt -
es... ÄiZnissimns... ani ab muni g,u1iea. ZMeserveris psstö. liti, s-minus
et Nnsis vivevs ?^L?Se>, — hier will freilich die zweite Person in Mi zu
der dritten in ^ve-5So in keiner Weise passen. Der alte Herausgeber von


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[0256] die Unwissenheit nicht hinreichte, alle denkbare Nachlässigkeit aufgeboten hat, ne quick hos eoriuxtioue reliluiueretul' (S. 226). Ergötzlich sind für den unparteiischen Dritten auch die Hiebe, welche von dem eifrigen Huttenverehrer alle diejenigen von Huttens Zeitgenossen abbekommen, die sich in Worten oder Werken nicht ganz correct gegen den Ritter benommen haben. Wie herb wird bei jeder Gelegenheit Erasmus abgeführt; wie muß es der gute ein¬ fältige Laurenz Behaim an seinem Latein entgelten, daß ihn bei Huttens wildem Schreiben und Treiben manchmal eine Gänsehaut überlief (S. 133). Daß die Abwägung der verschiedenen Lesarten überall mit der größten Umsicht vorgenommen, ein möglichst authentischer Text allenthalben hergestellt worden, versteht- sich bei einem Herausgeber wie Böcking von selbst. Eine Menge schadhafter Stellen ist von ihm mit Takt und Glück wiederhergestellt worden; während freilich andere, doch in Huttens eignen Schriften verhält¬ nißmäßig wenige, jedem Heilvcrsuche zu trotzen scheinen. Ueber Manches werden auch, der Natur der Sache nach, die Ansichten immer getheilt bleiben, und es könnte zu nichts führen, wollte Res. in allen solchen Fällen die Ab¬ weichung der seinigen entwickeln. Nur beispielsweise wird er nach und nach Einiges der eignen Beurtheilung des Herausgebers wie der Leser vorlegen. So hat es ihn gewundert, daß derselbe beim Abdruck der Lxistola Iwliae ack NAximilig-rum, aus der augsburger Sammlung vom Jahr 1519, die er selbst als theilweise Umarbeitung der Ausgabe von 1516 bezeichnet, nicht wenig¬ stens alle diejenigen Lesarten, welche offenbare Verbesserungen von Fehlern sind, in den Text ausgenommen hat. In der frühern Ausgabe war z. B. der Vers (77, S. 108): Leck nous einsam vroäucere in lonZius ist^in, nicht zu scandiren, und es hätte Demnach die Lesart von 1519: Leck nous vous nine Äilleri'ö in lonZins istuü, willkommen sein müssen. Ein ähnlicher Verstoß gegen das Versmaß und höchst wahrscheinlich ein bloßer Schreibfehler ist dann in Eobans Kesxonsio Italie (V. 37, S. 114): Neue Irickentirü urbem superasse ^.tkesiinyue tra.MLnm, das Iriäöntini, statt dessen unbedenklich Irickenti in den Text zu setzen war. Bloßer Druckfehler scheint in der LMola ItMg.s V. 161, S. in. das Obiies as, statt te; so wie jedenfalls V. 163 und 164 der liesxonsio (S. 118.) die Umstellung von Hexameter und Pentameter. Auch in der Interpunction beider poetischen Episteln möchte noch Ein und Anderes zu bessern sein. — Am Schlüsse des Briefes von Pirckheimer an Hütten S. 194, wo jener diesem sagt - es... ÄiZnissimns... ani ab muni g,u1iea. ZMeserveris psstö. liti, s-minus et Nnsis vivevs ?^L?Se>, — hier will freilich die zweite Person in Mi zu der dritten in ^ve-5So in keiner Weise passen. Der alte Herausgeber von

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/256>, abgerufen am 23.12.2024.