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Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

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Nachfrage bisher durch die französischen Münzzustände gegeben war. Es fragt
sich, ob, wenn diese prompte Verwendung des Goldes zu einer gegebenen
Wcrthrelation und meist im directen Austausch gegen Silber demnächst auf¬
hören oder doch wesentlich sich verringern wird, sonstige Abzugswege für die
reichlich zuströmenden neuen Goldmengen in Aussicht stehen -- wohlverstanden
zum bisherigen Werthverhältniß, denn dies ist grade der Punkt, worauf es
"nkommt. Mit andern Worten, es erhebt sich die Frage, welche Verwendungen
und von welchem Belange, die einzelnen Arten derselben, etwa im Verlauf der
nächsten zehn Jahre für ein gesäumtes Goldquantum von ungefähr fünf Millio¬
nen Pfund (circa 2,300 Millionen Thlr.). welcher Betrag nämlich für die kali¬
fornische und australische Goldproduction allein, ohne die sonstige Gewinnung
dieses Edelmetalls, für den Zeitraum von 1858 bis 1867 präsumirt wird,
unter Voraussetzung des jetzigen Werthverhältnisses des Goldes zum Silber
und zu allen sonstigen Dingen, in Aussicht stehen.

Großbritannien, die Vereinigten Staaten und Frankreich haben durch Aus¬
münzung des bei weitem größten Theils des seit 1348 gewonnenen Goldes
ihr Bedürfniß an baarem circulirendem Medium sehr reichlich gedeckt und er¬
scheint eine fernere ansehnliche Vermehrung ihres Goldmünzenvorraths in kei¬
ner Weise durch ihre Verkehrsinteressen geboten. Betrachtet man die Münz¬
bedürfnisse der übrigen Länder, welche mehr oder minder dem Gold nur eine
untergeordnete Rolle in der Circulation zuweisen, und unter denen eigentlich
nur für Oestreich vielleicht bei schließlicher Wiederherstellung seiner Valuta¬
verhältnisse eine beträchtlichere Nachfrage nach Gold zu erwarten sein möchte,
so wird man sicherlich viel zu hoch greifen, wenn man hierfür im Ganzen
für die nächsten zehn Jahr "00,000 Pfund veranschlagt.

Will man nun serner die Vermehrung der allgemeinen europäischen Gold-
circulation nach der zu präsumirenden Zunahme der Bevölkerung und des
Wohlstandes veranschlagen, so muß man dagegen nicht vergessen, welche Fort¬
schritte das Bankwesen inzwischen, zur Ersparung des baaren Geldes und selbst
der Banknoten, gemacht hat und noch fortwährend macht. Allein man lasse
diesen Umstand unbeachtet und veranschlage einen der Zunahme der Bevöl¬
kerung gleichkommenden jährlichen Mehrbedarf an Gold, so reichen hierfür
44.000 Pfund aus. Man erhöhe indeß noch diese Summe auf das Doppelte,
auf 88,000 Pfund, das will sagen auf mehr als das Zweifache der Goldmasse,
welche Europa in den Jahren 1800 bis 1825 für alle seine Verwendungen
dieses Metalls jährlich erhalten hat. -

Für die Abnutzung der umlaufenden Goldmünzen macht man vermuthlich
eme sehr übertriebene Schätzung, wenn hierfür ein Betrag von jährlich 7.000
Pfund angenommen wird, und Gleiches gilt bei Annahme von jährlich 15,000
Pfund Gold für die durch Schiffbruch und Vergraben verloren gehenden Summen.


Nachfrage bisher durch die französischen Münzzustände gegeben war. Es fragt
sich, ob, wenn diese prompte Verwendung des Goldes zu einer gegebenen
Wcrthrelation und meist im directen Austausch gegen Silber demnächst auf¬
hören oder doch wesentlich sich verringern wird, sonstige Abzugswege für die
reichlich zuströmenden neuen Goldmengen in Aussicht stehen — wohlverstanden
zum bisherigen Werthverhältniß, denn dies ist grade der Punkt, worauf es
«nkommt. Mit andern Worten, es erhebt sich die Frage, welche Verwendungen
und von welchem Belange, die einzelnen Arten derselben, etwa im Verlauf der
nächsten zehn Jahre für ein gesäumtes Goldquantum von ungefähr fünf Millio¬
nen Pfund (circa 2,300 Millionen Thlr.). welcher Betrag nämlich für die kali¬
fornische und australische Goldproduction allein, ohne die sonstige Gewinnung
dieses Edelmetalls, für den Zeitraum von 1858 bis 1867 präsumirt wird,
unter Voraussetzung des jetzigen Werthverhältnisses des Goldes zum Silber
und zu allen sonstigen Dingen, in Aussicht stehen.

Großbritannien, die Vereinigten Staaten und Frankreich haben durch Aus¬
münzung des bei weitem größten Theils des seit 1348 gewonnenen Goldes
ihr Bedürfniß an baarem circulirendem Medium sehr reichlich gedeckt und er¬
scheint eine fernere ansehnliche Vermehrung ihres Goldmünzenvorraths in kei¬
ner Weise durch ihre Verkehrsinteressen geboten. Betrachtet man die Münz¬
bedürfnisse der übrigen Länder, welche mehr oder minder dem Gold nur eine
untergeordnete Rolle in der Circulation zuweisen, und unter denen eigentlich
nur für Oestreich vielleicht bei schließlicher Wiederherstellung seiner Valuta¬
verhältnisse eine beträchtlichere Nachfrage nach Gold zu erwarten sein möchte,
so wird man sicherlich viel zu hoch greifen, wenn man hierfür im Ganzen
für die nächsten zehn Jahr «00,000 Pfund veranschlagt.

Will man nun serner die Vermehrung der allgemeinen europäischen Gold-
circulation nach der zu präsumirenden Zunahme der Bevölkerung und des
Wohlstandes veranschlagen, so muß man dagegen nicht vergessen, welche Fort¬
schritte das Bankwesen inzwischen, zur Ersparung des baaren Geldes und selbst
der Banknoten, gemacht hat und noch fortwährend macht. Allein man lasse
diesen Umstand unbeachtet und veranschlage einen der Zunahme der Bevöl¬
kerung gleichkommenden jährlichen Mehrbedarf an Gold, so reichen hierfür
44.000 Pfund aus. Man erhöhe indeß noch diese Summe auf das Doppelte,
auf 88,000 Pfund, das will sagen auf mehr als das Zweifache der Goldmasse,
welche Europa in den Jahren 1800 bis 1825 für alle seine Verwendungen
dieses Metalls jährlich erhalten hat. -

Für die Abnutzung der umlaufenden Goldmünzen macht man vermuthlich
eme sehr übertriebene Schätzung, wenn hierfür ein Betrag von jährlich 7.000
Pfund angenommen wird, und Gleiches gilt bei Annahme von jährlich 15,000
Pfund Gold für die durch Schiffbruch und Vergraben verloren gehenden Summen.


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[0177] Nachfrage bisher durch die französischen Münzzustände gegeben war. Es fragt sich, ob, wenn diese prompte Verwendung des Goldes zu einer gegebenen Wcrthrelation und meist im directen Austausch gegen Silber demnächst auf¬ hören oder doch wesentlich sich verringern wird, sonstige Abzugswege für die reichlich zuströmenden neuen Goldmengen in Aussicht stehen — wohlverstanden zum bisherigen Werthverhältniß, denn dies ist grade der Punkt, worauf es «nkommt. Mit andern Worten, es erhebt sich die Frage, welche Verwendungen und von welchem Belange, die einzelnen Arten derselben, etwa im Verlauf der nächsten zehn Jahre für ein gesäumtes Goldquantum von ungefähr fünf Millio¬ nen Pfund (circa 2,300 Millionen Thlr.). welcher Betrag nämlich für die kali¬ fornische und australische Goldproduction allein, ohne die sonstige Gewinnung dieses Edelmetalls, für den Zeitraum von 1858 bis 1867 präsumirt wird, unter Voraussetzung des jetzigen Werthverhältnisses des Goldes zum Silber und zu allen sonstigen Dingen, in Aussicht stehen. Großbritannien, die Vereinigten Staaten und Frankreich haben durch Aus¬ münzung des bei weitem größten Theils des seit 1348 gewonnenen Goldes ihr Bedürfniß an baarem circulirendem Medium sehr reichlich gedeckt und er¬ scheint eine fernere ansehnliche Vermehrung ihres Goldmünzenvorraths in kei¬ ner Weise durch ihre Verkehrsinteressen geboten. Betrachtet man die Münz¬ bedürfnisse der übrigen Länder, welche mehr oder minder dem Gold nur eine untergeordnete Rolle in der Circulation zuweisen, und unter denen eigentlich nur für Oestreich vielleicht bei schließlicher Wiederherstellung seiner Valuta¬ verhältnisse eine beträchtlichere Nachfrage nach Gold zu erwarten sein möchte, so wird man sicherlich viel zu hoch greifen, wenn man hierfür im Ganzen für die nächsten zehn Jahr «00,000 Pfund veranschlagt. Will man nun serner die Vermehrung der allgemeinen europäischen Gold- circulation nach der zu präsumirenden Zunahme der Bevölkerung und des Wohlstandes veranschlagen, so muß man dagegen nicht vergessen, welche Fort¬ schritte das Bankwesen inzwischen, zur Ersparung des baaren Geldes und selbst der Banknoten, gemacht hat und noch fortwährend macht. Allein man lasse diesen Umstand unbeachtet und veranschlage einen der Zunahme der Bevöl¬ kerung gleichkommenden jährlichen Mehrbedarf an Gold, so reichen hierfür 44.000 Pfund aus. Man erhöhe indeß noch diese Summe auf das Doppelte, auf 88,000 Pfund, das will sagen auf mehr als das Zweifache der Goldmasse, welche Europa in den Jahren 1800 bis 1825 für alle seine Verwendungen dieses Metalls jährlich erhalten hat. - Für die Abnutzung der umlaufenden Goldmünzen macht man vermuthlich eme sehr übertriebene Schätzung, wenn hierfür ein Betrag von jährlich 7.000 Pfund angenommen wird, und Gleiches gilt bei Annahme von jährlich 15,000 Pfund Gold für die durch Schiffbruch und Vergraben verloren gehenden Summen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/177>, abgerufen am 22.12.2024.