Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Viel hoher als ungefähr 2,000.000 Pfd. (60 Mill. Thlr.) jährlich geschätzt
werden.

Alles Gold, das seit der Entdeckung Amerikas bis zur Auffindung des
kalifornischen Goldreichthums in 356 Jahren (1492--1848) neu gewonnen
und in den Verkehr gekommen ist, dürfte nach annähernder Schätzung auf
5,840,000 Pfd. zu veranschlagen sein; dieser nämliche Betrag wird nach den
dermaligen Productionsverhältnissen schon in ungefähr zehn Jahren erreicht.

Die eigenthümliche Bedeutung der heutigen Goldproduction und die
Nothwendigkeit einer bevorstehenden Werthverringerung des Goldes wird auch
daraus erhellen, daß der durchschnittliche Gewinn eines Goldgräbers in Kali¬
fornien und Australien auf etwa 5 Thlr. für jeden Werktag auskommt, wäh¬
rend die noch hier und dort betriebene Goldwäscherei am Rhein höchstens
einen entsprechenden Ertrag von 8 bis 12 Sgr. liefert!

Um sich einen Begriff davon zu machen, mit welchem so zu sagen Un¬
gestüm das neu gewonnene Gold in die Circulation eindringt, genügt die
Notiz, daß in dem einen Jahre 1857 die pariser Münze Gold zum Werthe
von 572,561.225 Franken, -- also täglich über IV- Millionen -- geprägt
hat und' daß in den acht Jahren von 1850 bis 1857 2,749,693.490 Franken
französische Goldmünzen der Circulation übergeben sind, während davon in
den fünfundvierzig Jahren vor 1848 im Ganzen nur 1186 Millionen geprägt
wurden/)

Diese außerordentlich starke Goldausmünzung in Frankreich, infolge der
dort bestehenden Münzverhältnisse, ist es, welche bisher dem tieferen Sinken
des Goldwcrthes einen Damm entgegengestellt hat. Indem nämlich dort ge¬
setzlich gestattet ist, jede Zahlung entweder in Silber, das Kilogramm von
Vi° Feinheit zu 200 Franken ausgemünzt, oder auch in Gold, das Kilo¬
gramm von Vi-> Feinheit zu 3,100 Franken ausgemünzt, zu leisten, ist hier¬
von die natürliche Folge, daß der Zahlungspflichtige dasjenige Metall wählt,
welches verhältnißmäßig wohlfeiler anzuschaffen ist. So lange nun für Gold
auf dein Weltmarkt ein höherer Preis zu bedingen war, als das 15'/- fache
des Silbers, mußte demnach Silber das allgemein übliche Zahlmittel in Frank¬
reich bleiben, und man konnte goldene Zwanzig- und Zehufrantstücke nur gegen
Zahlung einer veränderlichen Prämie erhalten. Seitdem nun aber auf dem
Weltmarkt die Werthrclation des Goldes gegen Silber unter das Verhältniß
von 15'/- sank, was sich am einleuchtendsten in den londoner Silberprcisen
kundgab, und wozu außer den großen Goldzuflüssen, die seit 1352 bis Ende



"> Die Goldausmünzung in Großbritannien hat in den Jahren 1848 bis 1858 circa
60 Mill. Pf> Sterling, in den Vereinigten Staaten über 4S0 Mill, Dollars betragen, so daß
die Goldausmünzung in diesen beiden Staaten mit Frankreich zusammen die fabelhafte
Summe von über 1,800 Mill. Thlr. erreicht hat!

Viel hoher als ungefähr 2,000.000 Pfd. (60 Mill. Thlr.) jährlich geschätzt
werden.

Alles Gold, das seit der Entdeckung Amerikas bis zur Auffindung des
kalifornischen Goldreichthums in 356 Jahren (1492—1848) neu gewonnen
und in den Verkehr gekommen ist, dürfte nach annähernder Schätzung auf
5,840,000 Pfd. zu veranschlagen sein; dieser nämliche Betrag wird nach den
dermaligen Productionsverhältnissen schon in ungefähr zehn Jahren erreicht.

Die eigenthümliche Bedeutung der heutigen Goldproduction und die
Nothwendigkeit einer bevorstehenden Werthverringerung des Goldes wird auch
daraus erhellen, daß der durchschnittliche Gewinn eines Goldgräbers in Kali¬
fornien und Australien auf etwa 5 Thlr. für jeden Werktag auskommt, wäh¬
rend die noch hier und dort betriebene Goldwäscherei am Rhein höchstens
einen entsprechenden Ertrag von 8 bis 12 Sgr. liefert!

Um sich einen Begriff davon zu machen, mit welchem so zu sagen Un¬
gestüm das neu gewonnene Gold in die Circulation eindringt, genügt die
Notiz, daß in dem einen Jahre 1857 die pariser Münze Gold zum Werthe
von 572,561.225 Franken, — also täglich über IV- Millionen — geprägt
hat und' daß in den acht Jahren von 1850 bis 1857 2,749,693.490 Franken
französische Goldmünzen der Circulation übergeben sind, während davon in
den fünfundvierzig Jahren vor 1848 im Ganzen nur 1186 Millionen geprägt
wurden/)

Diese außerordentlich starke Goldausmünzung in Frankreich, infolge der
dort bestehenden Münzverhältnisse, ist es, welche bisher dem tieferen Sinken
des Goldwcrthes einen Damm entgegengestellt hat. Indem nämlich dort ge¬
setzlich gestattet ist, jede Zahlung entweder in Silber, das Kilogramm von
Vi° Feinheit zu 200 Franken ausgemünzt, oder auch in Gold, das Kilo¬
gramm von Vi-> Feinheit zu 3,100 Franken ausgemünzt, zu leisten, ist hier¬
von die natürliche Folge, daß der Zahlungspflichtige dasjenige Metall wählt,
welches verhältnißmäßig wohlfeiler anzuschaffen ist. So lange nun für Gold
auf dein Weltmarkt ein höherer Preis zu bedingen war, als das 15'/- fache
des Silbers, mußte demnach Silber das allgemein übliche Zahlmittel in Frank¬
reich bleiben, und man konnte goldene Zwanzig- und Zehufrantstücke nur gegen
Zahlung einer veränderlichen Prämie erhalten. Seitdem nun aber auf dem
Weltmarkt die Werthrclation des Goldes gegen Silber unter das Verhältniß
von 15'/- sank, was sich am einleuchtendsten in den londoner Silberprcisen
kundgab, und wozu außer den großen Goldzuflüssen, die seit 1352 bis Ende



"> Die Goldausmünzung in Großbritannien hat in den Jahren 1848 bis 1858 circa
60 Mill. Pf> Sterling, in den Vereinigten Staaten über 4S0 Mill, Dollars betragen, so daß
die Goldausmünzung in diesen beiden Staaten mit Frankreich zusammen die fabelhafte
Summe von über 1,800 Mill. Thlr. erreicht hat!
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0175" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107222"/>
            <p xml:id="ID_491" prev="#ID_490"> Viel hoher als ungefähr 2,000.000 Pfd. (60 Mill. Thlr.) jährlich geschätzt<lb/>
werden.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_492"> Alles Gold, das seit der Entdeckung Amerikas bis zur Auffindung des<lb/>
kalifornischen Goldreichthums in 356 Jahren (1492&#x2014;1848) neu gewonnen<lb/>
und in den Verkehr gekommen ist, dürfte nach annähernder Schätzung auf<lb/>
5,840,000 Pfd. zu veranschlagen sein; dieser nämliche Betrag wird nach den<lb/>
dermaligen Productionsverhältnissen schon in ungefähr zehn Jahren erreicht.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_493"> Die eigenthümliche Bedeutung der heutigen Goldproduction und die<lb/>
Nothwendigkeit einer bevorstehenden Werthverringerung des Goldes wird auch<lb/>
daraus erhellen, daß der durchschnittliche Gewinn eines Goldgräbers in Kali¬<lb/>
fornien und Australien auf etwa 5 Thlr. für jeden Werktag auskommt, wäh¬<lb/>
rend die noch hier und dort betriebene Goldwäscherei am Rhein höchstens<lb/>
einen entsprechenden Ertrag von 8 bis 12 Sgr. liefert!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_494"> Um sich einen Begriff davon zu machen, mit welchem so zu sagen Un¬<lb/>
gestüm das neu gewonnene Gold in die Circulation eindringt, genügt die<lb/>
Notiz, daß in dem einen Jahre 1857 die pariser Münze Gold zum Werthe<lb/>
von 572,561.225 Franken, &#x2014; also täglich über IV- Millionen &#x2014; geprägt<lb/>
hat und' daß in den acht Jahren von 1850 bis 1857 2,749,693.490 Franken<lb/>
französische Goldmünzen der Circulation übergeben sind, während davon in<lb/>
den fünfundvierzig Jahren vor 1848 im Ganzen nur 1186 Millionen geprägt<lb/>
wurden/)</p><lb/>
            <p xml:id="ID_495" next="#ID_496"> Diese außerordentlich starke Goldausmünzung in Frankreich, infolge der<lb/>
dort bestehenden Münzverhältnisse, ist es, welche bisher dem tieferen Sinken<lb/>
des Goldwcrthes einen Damm entgegengestellt hat. Indem nämlich dort ge¬<lb/>
setzlich gestattet ist, jede Zahlung entweder in Silber, das Kilogramm von<lb/>
Vi° Feinheit zu 200 Franken ausgemünzt, oder auch in Gold, das Kilo¬<lb/>
gramm von Vi-&gt; Feinheit zu 3,100 Franken ausgemünzt, zu leisten, ist hier¬<lb/>
von die natürliche Folge, daß der Zahlungspflichtige dasjenige Metall wählt,<lb/>
welches verhältnißmäßig wohlfeiler anzuschaffen ist. So lange nun für Gold<lb/>
auf dein Weltmarkt ein höherer Preis zu bedingen war, als das 15'/- fache<lb/>
des Silbers, mußte demnach Silber das allgemein übliche Zahlmittel in Frank¬<lb/>
reich bleiben, und man konnte goldene Zwanzig- und Zehufrantstücke nur gegen<lb/>
Zahlung einer veränderlichen Prämie erhalten. Seitdem nun aber auf dem<lb/>
Weltmarkt die Werthrclation des Goldes gegen Silber unter das Verhältniß<lb/>
von 15'/- sank, was sich am einleuchtendsten in den londoner Silberprcisen<lb/>
kundgab, und wozu außer den großen Goldzuflüssen, die seit 1352 bis Ende</p><lb/>
            <note xml:id="FID_13" place="foot"> "&gt; Die Goldausmünzung in Großbritannien hat in den Jahren 1848 bis 1858 circa<lb/>
60 Mill. Pf&gt; Sterling, in den Vereinigten Staaten über 4S0 Mill, Dollars betragen, so daß<lb/>
die Goldausmünzung in diesen beiden Staaten mit Frankreich zusammen die fabelhafte<lb/>
Summe von über 1,800 Mill. Thlr. erreicht hat!</note><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0175] Viel hoher als ungefähr 2,000.000 Pfd. (60 Mill. Thlr.) jährlich geschätzt werden. Alles Gold, das seit der Entdeckung Amerikas bis zur Auffindung des kalifornischen Goldreichthums in 356 Jahren (1492—1848) neu gewonnen und in den Verkehr gekommen ist, dürfte nach annähernder Schätzung auf 5,840,000 Pfd. zu veranschlagen sein; dieser nämliche Betrag wird nach den dermaligen Productionsverhältnissen schon in ungefähr zehn Jahren erreicht. Die eigenthümliche Bedeutung der heutigen Goldproduction und die Nothwendigkeit einer bevorstehenden Werthverringerung des Goldes wird auch daraus erhellen, daß der durchschnittliche Gewinn eines Goldgräbers in Kali¬ fornien und Australien auf etwa 5 Thlr. für jeden Werktag auskommt, wäh¬ rend die noch hier und dort betriebene Goldwäscherei am Rhein höchstens einen entsprechenden Ertrag von 8 bis 12 Sgr. liefert! Um sich einen Begriff davon zu machen, mit welchem so zu sagen Un¬ gestüm das neu gewonnene Gold in die Circulation eindringt, genügt die Notiz, daß in dem einen Jahre 1857 die pariser Münze Gold zum Werthe von 572,561.225 Franken, — also täglich über IV- Millionen — geprägt hat und' daß in den acht Jahren von 1850 bis 1857 2,749,693.490 Franken französische Goldmünzen der Circulation übergeben sind, während davon in den fünfundvierzig Jahren vor 1848 im Ganzen nur 1186 Millionen geprägt wurden/) Diese außerordentlich starke Goldausmünzung in Frankreich, infolge der dort bestehenden Münzverhältnisse, ist es, welche bisher dem tieferen Sinken des Goldwcrthes einen Damm entgegengestellt hat. Indem nämlich dort ge¬ setzlich gestattet ist, jede Zahlung entweder in Silber, das Kilogramm von Vi° Feinheit zu 200 Franken ausgemünzt, oder auch in Gold, das Kilo¬ gramm von Vi-> Feinheit zu 3,100 Franken ausgemünzt, zu leisten, ist hier¬ von die natürliche Folge, daß der Zahlungspflichtige dasjenige Metall wählt, welches verhältnißmäßig wohlfeiler anzuschaffen ist. So lange nun für Gold auf dein Weltmarkt ein höherer Preis zu bedingen war, als das 15'/- fache des Silbers, mußte demnach Silber das allgemein übliche Zahlmittel in Frank¬ reich bleiben, und man konnte goldene Zwanzig- und Zehufrantstücke nur gegen Zahlung einer veränderlichen Prämie erhalten. Seitdem nun aber auf dem Weltmarkt die Werthrclation des Goldes gegen Silber unter das Verhältniß von 15'/- sank, was sich am einleuchtendsten in den londoner Silberprcisen kundgab, und wozu außer den großen Goldzuflüssen, die seit 1352 bis Ende "> Die Goldausmünzung in Großbritannien hat in den Jahren 1848 bis 1858 circa 60 Mill. Pf> Sterling, in den Vereinigten Staaten über 4S0 Mill, Dollars betragen, so daß die Goldausmünzung in diesen beiden Staaten mit Frankreich zusammen die fabelhafte Summe von über 1,800 Mill. Thlr. erreicht hat!

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/175
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341590_107046/175>, abgerufen am 22.12.2024.