Die Grenzboten. Jg. 18, 1859, I. Semester. II. Band.eigentlich doch nur der, sich den Müßiggang zu verdienen. Wer von einem Bei dieser Lage der Dinge ist es denn auch gekommen, daß hier wie an eigentlich doch nur der, sich den Müßiggang zu verdienen. Wer von einem Bei dieser Lage der Dinge ist es denn auch gekommen, daß hier wie an <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0104" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/107151"/> <p xml:id="ID_279" prev="#ID_278"> eigentlich doch nur der, sich den Müßiggang zu verdienen. Wer von einem<lb/> spanischen Dienstboten auch nur die Leistungen des gewöhnlichsten deutschen<lb/> Dienstmädchens erwarten wollte, würde sich arg verrechnen. Wir selbst hatten<lb/> diese Erfahrung zu machen. Wir hatten eine Spanierin in Dienst genommen,<lb/> um die Wüsche zu waschen und in Stand zu halten; aber um keinen Preis<lb/> wollte sie vor Uhr aufstehen. Dann brauchte sie eine volle Stunde zu<lb/> ihrer Toilette exclusive des Waschens, denn diese Operation, glaube ich, führte<lb/> sie an sich selbst niemals aus, — so daß sie nach überstandenem Frühstück<lb/> gegen 11 oder 12 Uhr bereit war, an die Arbeit zu gehn. Die größte täg¬<lb/> liche Arbeit, die sie jemals in unserm Dienst vollbracht hat, ist drei Hemden<lb/> geplättet zu haben. Dies als ein Beispiel unter vielen. Um daher unsern<lb/> Haushalt zu versorgen, namentlich auch um der spanischen Küche zu entgehen<lb/> haben wir eine französische Köchin angenommen. Es laßt sich nicht verkennen,<lb/> daß die große Anzahl der katholischen Feiertage, an denen die Arbeit streng<lb/> untersagt ist, diesen allgemeinen Hang zum Müßiggehen unterstützt. Der<lb/> December allein zählt mit Einschluß'der Sonntage sechzehn Feiertage. Bei¬<lb/> läufig gesagt sind diese zugleich Fasttage, doch ist die Pflicht nicht allzu schwer:<lb/> man kann sich die Dispensation davon für monatlich vier Realen kaufen.</p><lb/> <p xml:id="ID_280" next="#ID_281"> Bei dieser Lage der Dinge ist es denn auch gekommen, daß hier wie an<lb/> unzähligen andern Orten der Halbinsel die Schätze des Bodens ungehoben<lb/> geblieben sind, weil es dem Volke an Fleiß und Unternehmungsgeist gebricht.<lb/> Asturien gehört in Bezug auf diejenigen Gaben der Natur, welche die Vor¬<lb/> bedingungen einer blühenden Industrie sind, zu den bevorzugtesten Theilen<lb/> des Landes; es hat mächtige Kohlenlager und die ganze nördliche Gebirgs¬<lb/> kette besitzt einen unerschöpflichen Reichthum an Galmei, Blei und selbst Silber,<lb/> aber man braucht nur das mineralogische Cabinet zu Oviedo zu besuchen, um<lb/> sich zu überzeugen, wie sehr der Spanier diese Schätze vernachlässigt: es besitzt<lb/> einheimische Mineralien so gut wie gar nicht. Um einen Anfang zu ihrer<lb/> Ausnutzung zu machen, hat es ausländischer Kräfte und fremder Capitalien<lb/> bedurft. Ein in dieser Beziehung höchst bemerkenswerthes Unternehmen ist<lb/> das in der Nähe von Avilcs bei Arnao gelegene, von belgischen und franzö¬<lb/> sischen Cnpitalisten seit einigen Jahren begründete Etablissement, welches die<lb/> Ausbeutung der Mineralschätze Asturiens zum Zweck hat. Die Gesellschaft<lb/> sührt den officiellen Titel Iiea.1 LomMuia. ^swriauÄ. Das großartige Hütten¬<lb/> werk liegt in einer höchst malerischen Thalsenkung dicht an der Küste, dicht<lb/> daneben befindet sich eine Kohlengrube; nachdem die obern Schichten des Kohlen-<lb/> flötzes aufgebaut worden sind, ist die Gesellschaft jetzt damit beschäftigt, in einer<lb/> Tiefe von zweihundert fünfzig Fuß und zwar unter dem Meeresboden, wohin der<lb/> Stollen reicht, eine Dampfmaschine aufzustellen, um die Förderung weiter fort¬<lb/> setzen zu können. Auch weiter landeinwärts hat die Gesellschaft mehre Kohlen-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0104]
eigentlich doch nur der, sich den Müßiggang zu verdienen. Wer von einem
spanischen Dienstboten auch nur die Leistungen des gewöhnlichsten deutschen
Dienstmädchens erwarten wollte, würde sich arg verrechnen. Wir selbst hatten
diese Erfahrung zu machen. Wir hatten eine Spanierin in Dienst genommen,
um die Wüsche zu waschen und in Stand zu halten; aber um keinen Preis
wollte sie vor Uhr aufstehen. Dann brauchte sie eine volle Stunde zu
ihrer Toilette exclusive des Waschens, denn diese Operation, glaube ich, führte
sie an sich selbst niemals aus, — so daß sie nach überstandenem Frühstück
gegen 11 oder 12 Uhr bereit war, an die Arbeit zu gehn. Die größte täg¬
liche Arbeit, die sie jemals in unserm Dienst vollbracht hat, ist drei Hemden
geplättet zu haben. Dies als ein Beispiel unter vielen. Um daher unsern
Haushalt zu versorgen, namentlich auch um der spanischen Küche zu entgehen
haben wir eine französische Köchin angenommen. Es laßt sich nicht verkennen,
daß die große Anzahl der katholischen Feiertage, an denen die Arbeit streng
untersagt ist, diesen allgemeinen Hang zum Müßiggehen unterstützt. Der
December allein zählt mit Einschluß'der Sonntage sechzehn Feiertage. Bei¬
läufig gesagt sind diese zugleich Fasttage, doch ist die Pflicht nicht allzu schwer:
man kann sich die Dispensation davon für monatlich vier Realen kaufen.
Bei dieser Lage der Dinge ist es denn auch gekommen, daß hier wie an
unzähligen andern Orten der Halbinsel die Schätze des Bodens ungehoben
geblieben sind, weil es dem Volke an Fleiß und Unternehmungsgeist gebricht.
Asturien gehört in Bezug auf diejenigen Gaben der Natur, welche die Vor¬
bedingungen einer blühenden Industrie sind, zu den bevorzugtesten Theilen
des Landes; es hat mächtige Kohlenlager und die ganze nördliche Gebirgs¬
kette besitzt einen unerschöpflichen Reichthum an Galmei, Blei und selbst Silber,
aber man braucht nur das mineralogische Cabinet zu Oviedo zu besuchen, um
sich zu überzeugen, wie sehr der Spanier diese Schätze vernachlässigt: es besitzt
einheimische Mineralien so gut wie gar nicht. Um einen Anfang zu ihrer
Ausnutzung zu machen, hat es ausländischer Kräfte und fremder Capitalien
bedurft. Ein in dieser Beziehung höchst bemerkenswerthes Unternehmen ist
das in der Nähe von Avilcs bei Arnao gelegene, von belgischen und franzö¬
sischen Cnpitalisten seit einigen Jahren begründete Etablissement, welches die
Ausbeutung der Mineralschätze Asturiens zum Zweck hat. Die Gesellschaft
sührt den officiellen Titel Iiea.1 LomMuia. ^swriauÄ. Das großartige Hütten¬
werk liegt in einer höchst malerischen Thalsenkung dicht an der Küste, dicht
daneben befindet sich eine Kohlengrube; nachdem die obern Schichten des Kohlen-
flötzes aufgebaut worden sind, ist die Gesellschaft jetzt damit beschäftigt, in einer
Tiefe von zweihundert fünfzig Fuß und zwar unter dem Meeresboden, wohin der
Stollen reicht, eine Dampfmaschine aufzustellen, um die Förderung weiter fort¬
setzen zu können. Auch weiter landeinwärts hat die Gesellschaft mehre Kohlen-
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