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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.

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man die breitere Basis, welche Sicilien, Korsika und Minolta boten, auf¬
gegeben hat, obwol diese Positionen auf die Dauer für England nicht zu
halten waren. Und nun sollte man Korfu opfern wollen, wo der Besitz von
Algerien den Franzosen eine so starke Stellung gegeben hat und wo auch
Oestreich mit der Zeit eine nicht zu verachtende maritime Wehrkraft erschaffen
kann? Gelingt es Frankreich, in Algerien eine höhere Culturstufe zu erzielen,
wird (was wir trotz des Lärms der französischen Zeitungen noch immer stark
bezweifeln) der Suezkanal aus einer Börsenspeculation eine Thatsache --
wohlverstanden, wir meinen eine wirklich brauchbare und bleibende -- werden
dann Marseille und Trieft die beiden europäischen Hafenorte für den Verkehr
des Welttheils mit Indien und dem tropischen Morgenland überhaupt,
schreitet endlich die Entwicklung Italiens und Griechenlands erfreulicher als
bisher sort, so ist die Herrschaft Englands aus dem Mittelmeer mindestens
sehr stark gefährdet.

Die jonischen Inseln liegen in langgestreckter Reihe an der Küste von Epirus
(Südalbanien), Akarnanien und dem Peloponnes zwischen den Parallelen des
36. und 40. Grades nördlicher Breite und des 19. und 23. Grades östlicher
Länge. Der Gesammtflächenraum derselben beträgt 1041 englische Quadrat¬
meilen, von denen 21 auf die deutsche gehen, und darauf wohnten nach dem
letzten Census 241.493 Menschen, von denen 49,563 Acker- und Weinbau,
7989 Handwerke und 6323 Handel treiben. Die Bevölkerung vertheilt sich
wie folgt: Korfu mit 227 Q.M. (englische) hat 75,532 Einwohner, zu denen 9730
Fremde kommen, Cephalonia mit 511 Q. M. 70, 541 Einwohner und 1993
Fremde, Zarte mit 161 Q.M. 38, 627 Einwohner und 436 Fremde, Santa
Mcmra mit 156 Q.M. 20,043 Einwohner und 104 Fremde, Ithaka mit
44 Q.M. 1 1,343 Einwohner, Cerigo mit 186 Q.M. 13,007 Einwohner,
und Paxo mit 26 Q.M. 5025 Einwohner. Zu diesen sieben Hauptinseln
kommen noch eine Anzahl kleinerer, wie Färö, Merlera, Sälmatraki, Antipcixo,
Meganisi, Petala, Kalanos und Cerigotto, welche von jenen abhängig sind
und mit ihnen die Republik der jonischen Inseln (?o Äpco^cVov I<^"roh r-so
/opt-vo T^ocov) bilden. 625,406 Arres Land sind Aecker und Weingärten,
97,536 Weideland, 279,737 liegen wüst. Die Haupterzeugnisse sind Korinthen
(durchschnittlich 55,000 Centner im Jahre), Wein und Olivenöl. Auch wird
etwas Baumwolle und guter Flachs erbaut. Die Viehzucht besteht meist aus
Schafen (100,730) und Ziegen (68,098); dazu kommen 10,546 Pferde und
13,770 Stück Rindvieh. Die Gesammteinkünfte der Inseln betrugen 1854:
137.978 Pfd. Se., wovon 79,982 auf die Zölle fielen; die Ausgaben: 139,511
Pfd. Se., wovon 25,000 aus das Militär, 13,000 aus die Gehalte des
Lordobercommissärs und einiger anderen hohen Würdenträger, 42,ovo auf
die Verwaltung, 17,046 auf die Justiz und 10,271 auf das Schulwesen


Grenzboten IV. 18bS. 59

man die breitere Basis, welche Sicilien, Korsika und Minolta boten, auf¬
gegeben hat, obwol diese Positionen auf die Dauer für England nicht zu
halten waren. Und nun sollte man Korfu opfern wollen, wo der Besitz von
Algerien den Franzosen eine so starke Stellung gegeben hat und wo auch
Oestreich mit der Zeit eine nicht zu verachtende maritime Wehrkraft erschaffen
kann? Gelingt es Frankreich, in Algerien eine höhere Culturstufe zu erzielen,
wird (was wir trotz des Lärms der französischen Zeitungen noch immer stark
bezweifeln) der Suezkanal aus einer Börsenspeculation eine Thatsache —
wohlverstanden, wir meinen eine wirklich brauchbare und bleibende — werden
dann Marseille und Trieft die beiden europäischen Hafenorte für den Verkehr
des Welttheils mit Indien und dem tropischen Morgenland überhaupt,
schreitet endlich die Entwicklung Italiens und Griechenlands erfreulicher als
bisher sort, so ist die Herrschaft Englands aus dem Mittelmeer mindestens
sehr stark gefährdet.

Die jonischen Inseln liegen in langgestreckter Reihe an der Küste von Epirus
(Südalbanien), Akarnanien und dem Peloponnes zwischen den Parallelen des
36. und 40. Grades nördlicher Breite und des 19. und 23. Grades östlicher
Länge. Der Gesammtflächenraum derselben beträgt 1041 englische Quadrat¬
meilen, von denen 21 auf die deutsche gehen, und darauf wohnten nach dem
letzten Census 241.493 Menschen, von denen 49,563 Acker- und Weinbau,
7989 Handwerke und 6323 Handel treiben. Die Bevölkerung vertheilt sich
wie folgt: Korfu mit 227 Q.M. (englische) hat 75,532 Einwohner, zu denen 9730
Fremde kommen, Cephalonia mit 511 Q. M. 70, 541 Einwohner und 1993
Fremde, Zarte mit 161 Q.M. 38, 627 Einwohner und 436 Fremde, Santa
Mcmra mit 156 Q.M. 20,043 Einwohner und 104 Fremde, Ithaka mit
44 Q.M. 1 1,343 Einwohner, Cerigo mit 186 Q.M. 13,007 Einwohner,
und Paxo mit 26 Q.M. 5025 Einwohner. Zu diesen sieben Hauptinseln
kommen noch eine Anzahl kleinerer, wie Färö, Merlera, Sälmatraki, Antipcixo,
Meganisi, Petala, Kalanos und Cerigotto, welche von jenen abhängig sind
und mit ihnen die Republik der jonischen Inseln (?o Äpco^cVov I<^«roh r-so
/opt-vo T^ocov) bilden. 625,406 Arres Land sind Aecker und Weingärten,
97,536 Weideland, 279,737 liegen wüst. Die Haupterzeugnisse sind Korinthen
(durchschnittlich 55,000 Centner im Jahre), Wein und Olivenöl. Auch wird
etwas Baumwolle und guter Flachs erbaut. Die Viehzucht besteht meist aus
Schafen (100,730) und Ziegen (68,098); dazu kommen 10,546 Pferde und
13,770 Stück Rindvieh. Die Gesammteinkünfte der Inseln betrugen 1854:
137.978 Pfd. Se., wovon 79,982 auf die Zölle fielen; die Ausgaben: 139,511
Pfd. Se., wovon 25,000 aus das Militär, 13,000 aus die Gehalte des
Lordobercommissärs und einiger anderen hohen Würdenträger, 42,ovo auf
die Verwaltung, 17,046 auf die Justiz und 10,271 auf das Schulwesen


Grenzboten IV. 18bS. 59
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[0473] man die breitere Basis, welche Sicilien, Korsika und Minolta boten, auf¬ gegeben hat, obwol diese Positionen auf die Dauer für England nicht zu halten waren. Und nun sollte man Korfu opfern wollen, wo der Besitz von Algerien den Franzosen eine so starke Stellung gegeben hat und wo auch Oestreich mit der Zeit eine nicht zu verachtende maritime Wehrkraft erschaffen kann? Gelingt es Frankreich, in Algerien eine höhere Culturstufe zu erzielen, wird (was wir trotz des Lärms der französischen Zeitungen noch immer stark bezweifeln) der Suezkanal aus einer Börsenspeculation eine Thatsache — wohlverstanden, wir meinen eine wirklich brauchbare und bleibende — werden dann Marseille und Trieft die beiden europäischen Hafenorte für den Verkehr des Welttheils mit Indien und dem tropischen Morgenland überhaupt, schreitet endlich die Entwicklung Italiens und Griechenlands erfreulicher als bisher sort, so ist die Herrschaft Englands aus dem Mittelmeer mindestens sehr stark gefährdet. Die jonischen Inseln liegen in langgestreckter Reihe an der Küste von Epirus (Südalbanien), Akarnanien und dem Peloponnes zwischen den Parallelen des 36. und 40. Grades nördlicher Breite und des 19. und 23. Grades östlicher Länge. Der Gesammtflächenraum derselben beträgt 1041 englische Quadrat¬ meilen, von denen 21 auf die deutsche gehen, und darauf wohnten nach dem letzten Census 241.493 Menschen, von denen 49,563 Acker- und Weinbau, 7989 Handwerke und 6323 Handel treiben. Die Bevölkerung vertheilt sich wie folgt: Korfu mit 227 Q.M. (englische) hat 75,532 Einwohner, zu denen 9730 Fremde kommen, Cephalonia mit 511 Q. M. 70, 541 Einwohner und 1993 Fremde, Zarte mit 161 Q.M. 38, 627 Einwohner und 436 Fremde, Santa Mcmra mit 156 Q.M. 20,043 Einwohner und 104 Fremde, Ithaka mit 44 Q.M. 1 1,343 Einwohner, Cerigo mit 186 Q.M. 13,007 Einwohner, und Paxo mit 26 Q.M. 5025 Einwohner. Zu diesen sieben Hauptinseln kommen noch eine Anzahl kleinerer, wie Färö, Merlera, Sälmatraki, Antipcixo, Meganisi, Petala, Kalanos und Cerigotto, welche von jenen abhängig sind und mit ihnen die Republik der jonischen Inseln (?o Äpco^cVov I<^«roh r-so /opt-vo T^ocov) bilden. 625,406 Arres Land sind Aecker und Weingärten, 97,536 Weideland, 279,737 liegen wüst. Die Haupterzeugnisse sind Korinthen (durchschnittlich 55,000 Centner im Jahre), Wein und Olivenöl. Auch wird etwas Baumwolle und guter Flachs erbaut. Die Viehzucht besteht meist aus Schafen (100,730) und Ziegen (68,098); dazu kommen 10,546 Pferde und 13,770 Stück Rindvieh. Die Gesammteinkünfte der Inseln betrugen 1854: 137.978 Pfd. Se., wovon 79,982 auf die Zölle fielen; die Ausgaben: 139,511 Pfd. Se., wovon 25,000 aus das Militär, 13,000 aus die Gehalte des Lordobercommissärs und einiger anderen hohen Würdenträger, 42,ovo auf die Verwaltung, 17,046 auf die Justiz und 10,271 auf das Schulwesen Grenzboten IV. 18bS. 59

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_266356/473>, abgerufen am 05.07.2024.