Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.wenn er gegenwärtig die Phrasen seiner Vergangenheit nicht ganz verleugnet, so . Neue historische Schriften. Geschichte der dem russischen Kaiserthum einverleibten deutschen Ostsee- Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit in deutscher Bearbeitung wenn er gegenwärtig die Phrasen seiner Vergangenheit nicht ganz verleugnet, so . Neue historische Schriften. Geschichte der dem russischen Kaiserthum einverleibten deutschen Ostsee- Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit in deutscher Bearbeitung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0406" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266215"/> <p xml:id="ID_1129" prev="#ID_1128"> wenn er gegenwärtig die Phrasen seiner Vergangenheit nicht ganz verleugnet, so<lb/> haben sie eben nur noch die Bedeutung von Phrasen. Die unbedingte Begeisterung,<lb/> mit welcher er die constitutionellen Einrichtungen Englands bespricht, ist mit dem<lb/> ultramontanen Princip unvereinbar, und Montalembert hat Verstand und Bildung<lb/> genug, das vollkommen einzusehn. Er ist in derselben Weise ultramontan, wie<lb/> Chateaubriand Legitimist war! dem Wesen nach geht er mit der Menge, das alte<lb/> Symbol macht ihn interessant, — Diese Gegner sind für den Kaiser sehr gefährlich,<lb/> denn er kann mit ihnen nichts anfangen, Republikaner und Socialisten kann er<lb/> zu Tausenden nach Cayenne schicken; mit dem Grafen Montalembert geht es nicht.<lb/> Nun hat er ihn gar zum Märtyrer gemacht und ihn dadurch auf ein Piedestal ge¬<lb/> setzt, das die Tragweite seiner Geschosse verdoppelt. Der Graf hat noch eine sehr<lb/><note type="byline"> 5 1-</note> glänzende Rolle vor sich. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> .<lb/> Neue historische Schriften.</head><lb/> <p xml:id="ID_1130"> Geschichte der dem russischen Kaiserthum einverleibten deutschen Ostsee-<lb/> Provinzen bis zur Zeit ihrer Vereinigung mit demselben vom Staatsrath Dr.<lb/> A. von Richter. Zweite Auflage. Erster Bd., 1158—1347. Riga, Kymmcl. —<lb/> Die Colonisirung der Ostseeländer durch deutsche Kaufleute und Bauern unter der<lb/> Aegide eines geistlichen Ritterordens ist culturhistorisch eine der interessantesten Er¬<lb/> scheinungen, welche die europäische Geschichte kennt. Für die Aufhellung derselben<lb/> ist aber noch lange nicht genug gethan. Für Preußen hat Johannes Voigt<lb/> durch gewissenhafte Durchforschung der Archive eine sichere Grundlage gelegt; neuer-<lb/> dings hat Topper die Glaubwürdigkeit der Ordensbücher und der bekannteren Stadt'<lb/> chroniken auf eine musterhafte Weise erörtert. Weniger ist durch die gelehrten For¬<lb/> scher für Liefland geschehn, obgleich es mit den Quellen hier im Ganzen besser be¬<lb/> schaffen ist; und es wäre sür die Specialgcschichtc beider Länder ersprießlich, wenn<lb/> sich die Gelehrten von beiden Seiten mehr in die Hände griffen; die bekannten Zu><lb/> stände der einen Provinz müssen für die unbekannten der andern zur Aufklärung<lb/> hinzugezogen werden. — Der Verfasser der vorliegenden Schrift hat sich das große<lb/> Verdienst erworben, durch strenge Sichtung des Materials einen sichern Boden g»<lb/> Wonnen zu haben, namentlich für die Rechtsgeschichte, die bei den complicirten Ein-<lb/> wandcrungöverhältnisscn große Schwierigkeiten bietet. Daß er auf die Darstellung<lb/> kein Gewicht legt, daß er selbst die Trockenheit nicht vermeidet, um genau zu sein,<lb/> verargen wir ihm nicht: bei einem Zeitabschnitt, wo es sich darum handelt, erst<lb/> den Boden zu gewinnen, wird die erste Bedingung des Erfolgs eine ängstliche Um«<lb/> ficht und Gewissenhaftigkeit fein. —</p><lb/> <p xml:id="ID_1131" next="#ID_1132"> Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit in deutscher Bearbeitung<lb/> unter dem Schutz Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV. herausgegeben<lb/> von Pertz, Grimm, Lachmann, Ranke und Ritter. Berlin, Franz Dunker.<lb/> — Diese Sammlung, die am meisten dazu beitragen wird, den Sinn und das</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0406]
wenn er gegenwärtig die Phrasen seiner Vergangenheit nicht ganz verleugnet, so
haben sie eben nur noch die Bedeutung von Phrasen. Die unbedingte Begeisterung,
mit welcher er die constitutionellen Einrichtungen Englands bespricht, ist mit dem
ultramontanen Princip unvereinbar, und Montalembert hat Verstand und Bildung
genug, das vollkommen einzusehn. Er ist in derselben Weise ultramontan, wie
Chateaubriand Legitimist war! dem Wesen nach geht er mit der Menge, das alte
Symbol macht ihn interessant, — Diese Gegner sind für den Kaiser sehr gefährlich,
denn er kann mit ihnen nichts anfangen, Republikaner und Socialisten kann er
zu Tausenden nach Cayenne schicken; mit dem Grafen Montalembert geht es nicht.
Nun hat er ihn gar zum Märtyrer gemacht und ihn dadurch auf ein Piedestal ge¬
setzt, das die Tragweite seiner Geschosse verdoppelt. Der Graf hat noch eine sehr
5 1- glänzende Rolle vor sich.
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Neue historische Schriften.
Geschichte der dem russischen Kaiserthum einverleibten deutschen Ostsee-
Provinzen bis zur Zeit ihrer Vereinigung mit demselben vom Staatsrath Dr.
A. von Richter. Zweite Auflage. Erster Bd., 1158—1347. Riga, Kymmcl. —
Die Colonisirung der Ostseeländer durch deutsche Kaufleute und Bauern unter der
Aegide eines geistlichen Ritterordens ist culturhistorisch eine der interessantesten Er¬
scheinungen, welche die europäische Geschichte kennt. Für die Aufhellung derselben
ist aber noch lange nicht genug gethan. Für Preußen hat Johannes Voigt
durch gewissenhafte Durchforschung der Archive eine sichere Grundlage gelegt; neuer-
dings hat Topper die Glaubwürdigkeit der Ordensbücher und der bekannteren Stadt'
chroniken auf eine musterhafte Weise erörtert. Weniger ist durch die gelehrten For¬
scher für Liefland geschehn, obgleich es mit den Quellen hier im Ganzen besser be¬
schaffen ist; und es wäre sür die Specialgcschichtc beider Länder ersprießlich, wenn
sich die Gelehrten von beiden Seiten mehr in die Hände griffen; die bekannten Zu>
stände der einen Provinz müssen für die unbekannten der andern zur Aufklärung
hinzugezogen werden. — Der Verfasser der vorliegenden Schrift hat sich das große
Verdienst erworben, durch strenge Sichtung des Materials einen sichern Boden g»
Wonnen zu haben, namentlich für die Rechtsgeschichte, die bei den complicirten Ein-
wandcrungöverhältnisscn große Schwierigkeiten bietet. Daß er auf die Darstellung
kein Gewicht legt, daß er selbst die Trockenheit nicht vermeidet, um genau zu sein,
verargen wir ihm nicht: bei einem Zeitabschnitt, wo es sich darum handelt, erst
den Boden zu gewinnen, wird die erste Bedingung des Erfolgs eine ängstliche Um«
ficht und Gewissenhaftigkeit fein. —
Die Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit in deutscher Bearbeitung
unter dem Schutz Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV. herausgegeben
von Pertz, Grimm, Lachmann, Ranke und Ritter. Berlin, Franz Dunker.
— Diese Sammlung, die am meisten dazu beitragen wird, den Sinn und das
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