Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.Weiber anbelange, so können auch Weiber lehren; denn es gebe viele Weiber, Nach dem Tode der Leibsle wurde die Frau eines Wagners, welche immer Die erste Offenbarung gab sie im Anfange des Jahres 1842. Sie sagte, ni":i!.>j"'ilö.-,z>"k,'!?i> Die zweite Offenbarung lautete: "Die ganze Religion wird in eine zerflie¬ Sie hielten ihre Versammlungen geheim. Die Bäbele/ nicht erwartend, Die dritte Offenbarung lautete: "Des Nachts sind zwei Männer in wei Weiber anbelange, so können auch Weiber lehren; denn es gebe viele Weiber, Nach dem Tode der Leibsle wurde die Frau eines Wagners, welche immer Die erste Offenbarung gab sie im Anfange des Jahres 1842. Sie sagte, ni«:i!.>j»'ilö.-,z>«k,'!?i> Die zweite Offenbarung lautete: „Die ganze Religion wird in eine zerflie¬ Sie hielten ihre Versammlungen geheim. Die Bäbele/ nicht erwartend, Die dritte Offenbarung lautete: „Des Nachts sind zwei Männer in wei <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0277" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/266086"/> <p xml:id="ID_721" prev="#ID_720"> Weiber anbelange, so können auch Weiber lehren; denn es gebe viele Weiber,<lb/> die einen männlichen Geist haben, und ohnehin sei ja der heilige Geist eine<lb/> Taube, auch stehe in der Offenbarung Johannis geschrieben von dem Weibe,<lb/> das mit der Sonne bekleidet in die Wüste fliehen müsse vor dem Drachen.</p><lb/> <p xml:id="ID_722"> Nach dem Tode der Leibsle wurde die Frau eines Wagners, welche immer<lb/> als eine ruhige, untadelhafte Person bekannt gewesen war. Namens Barbara<lb/> Spohn, sonst unter ihnen Bäbele genannt, die dritte göttliche Person und zu¬<lb/> letzt Hauptperson, endlich Jrrlehrerin.</p><lb/> <p xml:id="ID_723"> Die erste Offenbarung gab sie im Anfange des Jahres 1842. Sie sagte,<lb/> Gott habe ihr geoffenbaret, daß die Obrigkeit die Kinder Gottes verfolgen<lb/> aus ihren. Häusern jagen und auf einen andern Platz zur Ansiedelung drän¬<lb/> gen werde. Aber die Obrigkeit werde dies nicht mehr vollziehen können;<lb/> denn das Ende der Welt sei nahe. Daher müsse man Gott mehr gehorchen<lb/> als den Menschen. Darauf circulirte unter den Separatisten:''</p><lb/> <quote> ni«:i!.>j»'ilö.-,z>«k,'!?i><lb/> Mr werd verfolgt<lb/> Mr werd verjagt<lb/> Ums Heilands will wer mer verfolgt<lb/> Und vieles müssa leida<lb/> Und an alta Glaub« bleibn miar<lb/> Und druf und druf sterba miar.</quote><lb/> <p xml:id="ID_724"> Die zweite Offenbarung lautete: „Die ganze Religion wird in eine zerflie¬<lb/> ßen; die griechische wird etwas nachlassen, eine andere etwas annehmen, und<lb/> so geschieht die Vereinigung. Doch wir werden bei der apostolischen Lehre<lb/> bleiben und sollten wir unsern Glauben auch mit unserem Blute besiegeln."</p><lb/> <p xml:id="ID_725"> Sie hielten ihre Versammlungen geheim. Die Bäbele/ nicht erwartend,<lb/> daß ihre Offenbarungen einen solchen Eingang finden würden, versank immer<lb/> mehr und mehr ins Grübeln und Nachdenken, saß oft bis Mitternacht in den<lb/> Versammlungsstunden, schlief nicht viel, zog sich ganz vom anderweitigen<lb/> geselligen Verkehr zurück, überließ sich nun ganz der Fülle ihrer Phantasie<lb/> und hielt alles für Offenbarungen, was sie träumte. Sie selbst sagte: „Wäre<lb/> ich nicht von Gott dazu bestimmt, so würde mir niemand glauben." Zu dem<lb/> allen hatte sie immer untadelhaft gelebt und ward daher in der Meinung,<lb/> die ihre Anhänger äußerten, bestätigt, Gott habe einen großen Wohlgefallen<lb/> an ihr und sie sei schon von Jugend auf zu dieser Mission bestimmt gewesen.</p><lb/> <p xml:id="ID_726" next="#ID_727"> Die dritte Offenbarung lautete: „Des Nachts sind zwei Männer in wei<lb/> ßer Kleidern und mit langen weißen Bärten zu mir gekommen und haben<lb/> mich angeredet: Ziehe aus nach Jerusalem; denn der Herr, dein Gott, wird<lb/> diese Stätte zerstören und die Gottlosen vertilgen; aber euch, Kinder Gottes,<lb/> wird er ins tausendjährige Reich einführen, wo ihr Freude und Wonne und<lb/> liebliches Wesen mit Christo genießen werdet tausend Jahr. Ziehet in die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0277]
Weiber anbelange, so können auch Weiber lehren; denn es gebe viele Weiber,
die einen männlichen Geist haben, und ohnehin sei ja der heilige Geist eine
Taube, auch stehe in der Offenbarung Johannis geschrieben von dem Weibe,
das mit der Sonne bekleidet in die Wüste fliehen müsse vor dem Drachen.
Nach dem Tode der Leibsle wurde die Frau eines Wagners, welche immer
als eine ruhige, untadelhafte Person bekannt gewesen war. Namens Barbara
Spohn, sonst unter ihnen Bäbele genannt, die dritte göttliche Person und zu¬
letzt Hauptperson, endlich Jrrlehrerin.
Die erste Offenbarung gab sie im Anfange des Jahres 1842. Sie sagte,
Gott habe ihr geoffenbaret, daß die Obrigkeit die Kinder Gottes verfolgen
aus ihren. Häusern jagen und auf einen andern Platz zur Ansiedelung drän¬
gen werde. Aber die Obrigkeit werde dies nicht mehr vollziehen können;
denn das Ende der Welt sei nahe. Daher müsse man Gott mehr gehorchen
als den Menschen. Darauf circulirte unter den Separatisten:''
ni«:i!.>j»'ilö.-,z>«k,'!?i>
Mr werd verfolgt
Mr werd verjagt
Ums Heilands will wer mer verfolgt
Und vieles müssa leida
Und an alta Glaub« bleibn miar
Und druf und druf sterba miar.
Die zweite Offenbarung lautete: „Die ganze Religion wird in eine zerflie¬
ßen; die griechische wird etwas nachlassen, eine andere etwas annehmen, und
so geschieht die Vereinigung. Doch wir werden bei der apostolischen Lehre
bleiben und sollten wir unsern Glauben auch mit unserem Blute besiegeln."
Sie hielten ihre Versammlungen geheim. Die Bäbele/ nicht erwartend,
daß ihre Offenbarungen einen solchen Eingang finden würden, versank immer
mehr und mehr ins Grübeln und Nachdenken, saß oft bis Mitternacht in den
Versammlungsstunden, schlief nicht viel, zog sich ganz vom anderweitigen
geselligen Verkehr zurück, überließ sich nun ganz der Fülle ihrer Phantasie
und hielt alles für Offenbarungen, was sie träumte. Sie selbst sagte: „Wäre
ich nicht von Gott dazu bestimmt, so würde mir niemand glauben." Zu dem
allen hatte sie immer untadelhaft gelebt und ward daher in der Meinung,
die ihre Anhänger äußerten, bestätigt, Gott habe einen großen Wohlgefallen
an ihr und sie sei schon von Jugend auf zu dieser Mission bestimmt gewesen.
Die dritte Offenbarung lautete: „Des Nachts sind zwei Männer in wei
ßer Kleidern und mit langen weißen Bärten zu mir gekommen und haben
mich angeredet: Ziehe aus nach Jerusalem; denn der Herr, dein Gott, wird
diese Stätte zerstören und die Gottlosen vertilgen; aber euch, Kinder Gottes,
wird er ins tausendjährige Reich einführen, wo ihr Freude und Wonne und
liebliches Wesen mit Christo genießen werdet tausend Jahr. Ziehet in die
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |