Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. IV. Band.Bildhauer und unter diesen die Mehrzahl unbekannte Namen -- wahrscheinlich i,*
Bildhauer und unter diesen die Mehrzahl unbekannte Namen — wahrscheinlich i,*
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0011" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/265820"/> <p xml:id="ID_4" prev="#ID_3" next="#ID_5"> Bildhauer und unter diesen die Mehrzahl unbekannte Namen — wahrscheinlich<lb/> Schüler der Akademie — Werke ausgestellt. Eine solche Vertretung zweier<lb/> Kunstzweige, in welchen die Entwicklung überdies so überaus rasch und er¬<lb/> folgreich war, bleibt auch hinter den billigsten Erwartungen zurück. Selbst<lb/> im Kreise der Malerei, welche 1744 Werke (Kupferstiche/ Holzschnitte und<lb/> Photographien mitgerechnet) von etwa 571, Künstlern eingesendet aufweist,<lb/> machen sich empfindliche Lücken bemerkbar. .Keine einzige Landschaft von Lea¬<lb/> sing, kein größeres Werk von Leutze, keines der ihrer Zeit so hochgefeierten<lb/> Werke von Sohn, die berliner Schule, wie die norddeutschen 5lünstlcrgruppen<lb/> überhaupt auf das spärlichste vertreten, das sind dunkle Flecken, die dem<lb/> sonstigen Glänze der Ausstellung wesentlichen Eintrag thun. Wer die Schuld<lb/> dieser mangelhaften Vertretung trügt, wird wol der Rechenschaftsbericht des<lb/> Comite sagen. Die Fehler in der Organisation des letztern, die seiner Zeit<lb/> in diesen Blättern aufgedeckt wurden, erklären den Uebelstand nicht vollständig.<lb/> Es scheint auch in einzelnen Kreisen an der rechten Opferfreudigkeit gefehlt<lb/> zu habe», ausfallend bleibt wenigstens die Kargheit der Zusendungen aus den<lb/> streng akademischen Kreisen und das Zurückbleiben bestimmter landschaftlicher<lb/> Bezirke. Das wäre ja auch keine rechte deutsche Ausstellung, die nicht unseren<lb/> Zwiespalt und unseren Particularismus offenbarte. Hoffentlich verfuhr das<lb/> Comitö bei dem Suchen und Prüfen der für den Zweck der Ausstellung pas¬<lb/> senden Kunstwerke nicht se> cavaliermüßig, wie bei der Abfassung des Kata¬<lb/> loges. Er ist der leibliche Bruder des berüchtigten Kataloges zur Pinakothek,<lb/> der wirkliche Künstler todtschwelgt, um selbstgeschaffenen Leben zu geben und<lb/> beweist, freilich nur durch den Contrast, wie richtig die Behauptung sei: ein<lb/> guter Katalog mache das Beschauen der Bilder noch einmal so leicht und be¬<lb/> quem. Wir verlangen keinen wissenschaftlich gearbeiteten Katalog, wir ver¬<lb/> langen also nichts, was über die Kräfte der Münchner Akademie geht. Billig<lb/> wäre es aber gewesen, nicht blos ausnahmsweise, sondern regelmäßig das<lb/> Entstehungsjahr der Bilder anzugeben. Wir Hütten gern die Kunde dem Ver¬<lb/> fasser des Kataloges geschenkt, daß Schinkel das Amt eines „Obcrlandesbau-<lb/> directors" bekleidet — Faust ist von Sr. Excellenz dem Geheimrath von<lb/> Goethe verfaßt — hätte er uns dafür bei mehr als zwanzig Ausstellern mit<lb/> ihrem Wohnort bekannt gemacht. Geburtsjahre mit Sterbejahren zu ver¬<lb/> wechseln, einen Maler zur wiener Schule zu rechnen, weil er seine Kunstbil¬<lb/> dung in Belgien empfangen und seitdem in Paris lebt und wirkt, Äüngst-<lb/> vcrstorbene noch unter den Lebenden anzuführen, das heißt denn doch mehr<lb/> als blos nicht pedantisch verfahren. Wir befinden uus in einer historischen Aus¬<lb/> stellung, wir sollen ein anschauliches Bild von der deutschen Kunstentwicklung<lb/> seit dem Schlüsse des vorigen Jahrhunderts erhalten. Ist es denn gleichgültig,<lb/> ob wir, auf die Angabe des Kataloges vertrauend, einen Künstler fünfzig</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> i,*</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0011]
Bildhauer und unter diesen die Mehrzahl unbekannte Namen — wahrscheinlich
Schüler der Akademie — Werke ausgestellt. Eine solche Vertretung zweier
Kunstzweige, in welchen die Entwicklung überdies so überaus rasch und er¬
folgreich war, bleibt auch hinter den billigsten Erwartungen zurück. Selbst
im Kreise der Malerei, welche 1744 Werke (Kupferstiche/ Holzschnitte und
Photographien mitgerechnet) von etwa 571, Künstlern eingesendet aufweist,
machen sich empfindliche Lücken bemerkbar. .Keine einzige Landschaft von Lea¬
sing, kein größeres Werk von Leutze, keines der ihrer Zeit so hochgefeierten
Werke von Sohn, die berliner Schule, wie die norddeutschen 5lünstlcrgruppen
überhaupt auf das spärlichste vertreten, das sind dunkle Flecken, die dem
sonstigen Glänze der Ausstellung wesentlichen Eintrag thun. Wer die Schuld
dieser mangelhaften Vertretung trügt, wird wol der Rechenschaftsbericht des
Comite sagen. Die Fehler in der Organisation des letztern, die seiner Zeit
in diesen Blättern aufgedeckt wurden, erklären den Uebelstand nicht vollständig.
Es scheint auch in einzelnen Kreisen an der rechten Opferfreudigkeit gefehlt
zu habe», ausfallend bleibt wenigstens die Kargheit der Zusendungen aus den
streng akademischen Kreisen und das Zurückbleiben bestimmter landschaftlicher
Bezirke. Das wäre ja auch keine rechte deutsche Ausstellung, die nicht unseren
Zwiespalt und unseren Particularismus offenbarte. Hoffentlich verfuhr das
Comitö bei dem Suchen und Prüfen der für den Zweck der Ausstellung pas¬
senden Kunstwerke nicht se> cavaliermüßig, wie bei der Abfassung des Kata¬
loges. Er ist der leibliche Bruder des berüchtigten Kataloges zur Pinakothek,
der wirkliche Künstler todtschwelgt, um selbstgeschaffenen Leben zu geben und
beweist, freilich nur durch den Contrast, wie richtig die Behauptung sei: ein
guter Katalog mache das Beschauen der Bilder noch einmal so leicht und be¬
quem. Wir verlangen keinen wissenschaftlich gearbeiteten Katalog, wir ver¬
langen also nichts, was über die Kräfte der Münchner Akademie geht. Billig
wäre es aber gewesen, nicht blos ausnahmsweise, sondern regelmäßig das
Entstehungsjahr der Bilder anzugeben. Wir Hütten gern die Kunde dem Ver¬
fasser des Kataloges geschenkt, daß Schinkel das Amt eines „Obcrlandesbau-
directors" bekleidet — Faust ist von Sr. Excellenz dem Geheimrath von
Goethe verfaßt — hätte er uns dafür bei mehr als zwanzig Ausstellern mit
ihrem Wohnort bekannt gemacht. Geburtsjahre mit Sterbejahren zu ver¬
wechseln, einen Maler zur wiener Schule zu rechnen, weil er seine Kunstbil¬
dung in Belgien empfangen und seitdem in Paris lebt und wirkt, Äüngst-
vcrstorbene noch unter den Lebenden anzuführen, das heißt denn doch mehr
als blos nicht pedantisch verfahren. Wir befinden uus in einer historischen Aus¬
stellung, wir sollen ein anschauliches Bild von der deutschen Kunstentwicklung
seit dem Schlüsse des vorigen Jahrhunderts erhalten. Ist es denn gleichgültig,
ob wir, auf die Angabe des Kataloges vertrauend, einen Künstler fünfzig
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