Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

sie im Rathe; aber auch hier wird factisch der Unterschied kein sehr bedeuten¬
der sein tonnen, und wiederum der Erfolg von den Persönlichkeiten abhängen.
Die Zusammensetzung des Ellcnboroughschen Raths für Indien unterscheidet
sich von der des Palmerstvnschen durch zwei Punkte, einmal daß die (M
Imiimrs d. h. die lange Zeit in Ostindien gewesen waren, zu Wählern und
wählbar erklärt werden und dann durch die fünf Städten in England, Schott¬
land und Irland ertheilte Wahlberechtigung. Grade die scheinbare Libera¬
lität dieser Zusammensetzung hat die Daily News zumeist irre geführt. Aber
nachgrade hat man sich schon gefragt, ob die (M Iittiians mit ihren noth-'
wendigen Vorurtheilen auch immer die rechten Männer seien, und noch mehr,
ob es nicht grundverderblich sei, fünf Wählerschaften zum Parlament auch die
Wahlen sür eine Verwaltung zuzumuthen, an weicher sie selbst nur ein iu-
directes Interesse nehmen, und deren Bedürfnisse ihnen eigentlich ganz fern
liegen; ja man hat darin nicht einmal die Möglichkeit einer bedenklichen
Rückwirkung aus den Geist der Wählerschaften und die Wahlen zum Parla¬
ment verkennen können. Man kann sagen, daß dieser letzte Theil des
Ellenboroughschen Plans bereits verurtheilt worden ist.

Es ist eben nicht zu verkennen, daß man zwar in England die innere
Haltlosigkeit der Verwaltung Ostindiens sieht, daß man aber auch andrerseits
herausfühlt, wie jede durchgreifende Veränderung auf die heimischen Zustände
zurückwirken muß, und daß man diese unbestimmten Einflüsse fürchtet, und
darum hin und her erperimentirt, um ihnen womöglich die gefährlichste Spitze
zu nehmen. Wird aber dies ganz unbestimmte Wollen nicht schließlich den¬
noch der geschichtlichen Nothwendigkeit weichen müssen, oder wird man im
Stande sein, jedes Abschwächen derselben nicht auf Kosten anderweitiger
Nachtheile zu erkaufen, durch welche für die Zukunft nur neue Verwirrungen
vorbereitet werden?




sie im Rathe; aber auch hier wird factisch der Unterschied kein sehr bedeuten¬
der sein tonnen, und wiederum der Erfolg von den Persönlichkeiten abhängen.
Die Zusammensetzung des Ellcnboroughschen Raths für Indien unterscheidet
sich von der des Palmerstvnschen durch zwei Punkte, einmal daß die (M
Imiimrs d. h. die lange Zeit in Ostindien gewesen waren, zu Wählern und
wählbar erklärt werden und dann durch die fünf Städten in England, Schott¬
land und Irland ertheilte Wahlberechtigung. Grade die scheinbare Libera¬
lität dieser Zusammensetzung hat die Daily News zumeist irre geführt. Aber
nachgrade hat man sich schon gefragt, ob die (M Iittiians mit ihren noth-'
wendigen Vorurtheilen auch immer die rechten Männer seien, und noch mehr,
ob es nicht grundverderblich sei, fünf Wählerschaften zum Parlament auch die
Wahlen sür eine Verwaltung zuzumuthen, an weicher sie selbst nur ein iu-
directes Interesse nehmen, und deren Bedürfnisse ihnen eigentlich ganz fern
liegen; ja man hat darin nicht einmal die Möglichkeit einer bedenklichen
Rückwirkung aus den Geist der Wählerschaften und die Wahlen zum Parla¬
ment verkennen können. Man kann sagen, daß dieser letzte Theil des
Ellenboroughschen Plans bereits verurtheilt worden ist.

Es ist eben nicht zu verkennen, daß man zwar in England die innere
Haltlosigkeit der Verwaltung Ostindiens sieht, daß man aber auch andrerseits
herausfühlt, wie jede durchgreifende Veränderung auf die heimischen Zustände
zurückwirken muß, und daß man diese unbestimmten Einflüsse fürchtet, und
darum hin und her erperimentirt, um ihnen womöglich die gefährlichste Spitze
zu nehmen. Wird aber dies ganz unbestimmte Wollen nicht schließlich den¬
noch der geschichtlichen Nothwendigkeit weichen müssen, oder wird man im
Stande sein, jedes Abschwächen derselben nicht auf Kosten anderweitiger
Nachtheile zu erkaufen, durch welche für die Zukunft nur neue Verwirrungen
vorbereitet werden?




<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0092" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186504"/>
          <p xml:id="ID_222" prev="#ID_221"> sie im Rathe; aber auch hier wird factisch der Unterschied kein sehr bedeuten¬<lb/>
der sein tonnen, und wiederum der Erfolg von den Persönlichkeiten abhängen.<lb/>
Die Zusammensetzung des Ellcnboroughschen Raths für Indien unterscheidet<lb/>
sich von der des Palmerstvnschen durch zwei Punkte, einmal daß die (M<lb/>
Imiimrs d. h. die lange Zeit in Ostindien gewesen waren, zu Wählern und<lb/>
wählbar erklärt werden und dann durch die fünf Städten in England, Schott¬<lb/>
land und Irland ertheilte Wahlberechtigung. Grade die scheinbare Libera¬<lb/>
lität dieser Zusammensetzung hat die Daily News zumeist irre geführt. Aber<lb/>
nachgrade hat man sich schon gefragt, ob die (M Iittiians mit ihren noth-'<lb/>
wendigen Vorurtheilen auch immer die rechten Männer seien, und noch mehr,<lb/>
ob es nicht grundverderblich sei, fünf Wählerschaften zum Parlament auch die<lb/>
Wahlen sür eine Verwaltung zuzumuthen, an weicher sie selbst nur ein iu-<lb/>
directes Interesse nehmen, und deren Bedürfnisse ihnen eigentlich ganz fern<lb/>
liegen; ja man hat darin nicht einmal die Möglichkeit einer bedenklichen<lb/>
Rückwirkung aus den Geist der Wählerschaften und die Wahlen zum Parla¬<lb/>
ment verkennen können. Man kann sagen, daß dieser letzte Theil des<lb/>
Ellenboroughschen Plans bereits verurtheilt worden ist.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_223"> Es ist eben nicht zu verkennen, daß man zwar in England die innere<lb/>
Haltlosigkeit der Verwaltung Ostindiens sieht, daß man aber auch andrerseits<lb/>
herausfühlt, wie jede durchgreifende Veränderung auf die heimischen Zustände<lb/>
zurückwirken muß, und daß man diese unbestimmten Einflüsse fürchtet, und<lb/>
darum hin und her erperimentirt, um ihnen womöglich die gefährlichste Spitze<lb/>
zu nehmen. Wird aber dies ganz unbestimmte Wollen nicht schließlich den¬<lb/>
noch der geschichtlichen Nothwendigkeit weichen müssen, oder wird man im<lb/>
Stande sein, jedes Abschwächen derselben nicht auf Kosten anderweitiger<lb/>
Nachtheile zu erkaufen, durch welche für die Zukunft nur neue Verwirrungen<lb/>
vorbereitet werden?</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0092] sie im Rathe; aber auch hier wird factisch der Unterschied kein sehr bedeuten¬ der sein tonnen, und wiederum der Erfolg von den Persönlichkeiten abhängen. Die Zusammensetzung des Ellcnboroughschen Raths für Indien unterscheidet sich von der des Palmerstvnschen durch zwei Punkte, einmal daß die (M Imiimrs d. h. die lange Zeit in Ostindien gewesen waren, zu Wählern und wählbar erklärt werden und dann durch die fünf Städten in England, Schott¬ land und Irland ertheilte Wahlberechtigung. Grade die scheinbare Libera¬ lität dieser Zusammensetzung hat die Daily News zumeist irre geführt. Aber nachgrade hat man sich schon gefragt, ob die (M Iittiians mit ihren noth-' wendigen Vorurtheilen auch immer die rechten Männer seien, und noch mehr, ob es nicht grundverderblich sei, fünf Wählerschaften zum Parlament auch die Wahlen sür eine Verwaltung zuzumuthen, an weicher sie selbst nur ein iu- directes Interesse nehmen, und deren Bedürfnisse ihnen eigentlich ganz fern liegen; ja man hat darin nicht einmal die Möglichkeit einer bedenklichen Rückwirkung aus den Geist der Wählerschaften und die Wahlen zum Parla¬ ment verkennen können. Man kann sagen, daß dieser letzte Theil des Ellenboroughschen Plans bereits verurtheilt worden ist. Es ist eben nicht zu verkennen, daß man zwar in England die innere Haltlosigkeit der Verwaltung Ostindiens sieht, daß man aber auch andrerseits herausfühlt, wie jede durchgreifende Veränderung auf die heimischen Zustände zurückwirken muß, und daß man diese unbestimmten Einflüsse fürchtet, und darum hin und her erperimentirt, um ihnen womöglich die gefährlichste Spitze zu nehmen. Wird aber dies ganz unbestimmte Wollen nicht schließlich den¬ noch der geschichtlichen Nothwendigkeit weichen müssen, oder wird man im Stande sein, jedes Abschwächen derselben nicht auf Kosten anderweitiger Nachtheile zu erkaufen, durch welche für die Zukunft nur neue Verwirrungen vorbereitet werden?

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/92
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/92>, abgerufen am 21.12.2024.