Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.14. Mai 1808 den Auftrag, dieselben lGöttingen, Helmstädt, Halle) dem König Grenzboten II. 1SS3. 58
14. Mai 1808 den Auftrag, dieselben lGöttingen, Helmstädt, Halle) dem König Grenzboten II. 1SS3. 58
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14. Mai 1808 den Auftrag, dieselben lGöttingen, Helmstädt, Halle) dem König
vorzustellen, überall mit einer passenden Anrede, von der hier aus der göttinger
Vorstellung eine Probe stehn mag : Ds talos los llniversitk« 6'^lIvmaAne it
it'z^ «n a pas Mi änivö 6t,i-e i>ins attaelrse an Aouveriuzmkut loyal; olle; lui
doit Kor tzxi«thu:0, et no I«z connait Ms par nich diontait«, xar zur cours
et<z pro8p6rit68 pcsu on xoint interromxu. van« 1«s grg.väl8 vivis8ituäk8,
par IssMöllvs it a xln a 1a vivin« ?roviÄvneo av odanAvr la kaov du mouäs,
1a Zloiro av coll8(»1c-r, dö ravivsr (^»ttinguö, ä'vu vt.ro l<z i-v8taura.tour, 1e
se(!ora xvr<z, a «t6 roserv« a Vol-rs Nassstv. a Mi a^xarwnait- olle
xln8 nawi'öllcnrieiit Ma eslui als tous 1ö8 roi8, Mi a vu Is piu8 as xa^8
et ac8 x<zur)Is8 ckiverZ, vt Mi a^aut clvvant, lui 1«8 plus grana» vxömplW,
a su lui une arm! xroprv s'^Iauevr a t,vns Jos gon'of als Zloirs, a uns
^loirc; nouvelltz. — In dem Bericht über den Besuch des König Jerome in
Halle erzählt Steffens: eine Gestalt in seiner Umgebung ergriff mich mit
Wehmuth; es war Joh. v. Müller. Er war stark, breit, in seiner Haltung
etwas ungeschickt, seine Gesichtszüge, obgleich bedeutend, doch nichts weniger
als schön Wie ich zu bemerken glaubte, schien er höchst verlegen, als schämte
er sich. In der steifen, von breiten Goldtressen starrenden Staatsrathsnniform
sah er dem Schweizer eines Hotels, mir gar zu ähnlich, und ich vermißte den
Portierstab. — Nach der Audienz stattete ich ihm einen Besuch ab. Es waren
mehr als drei Jahre verflossen, seit ich seine Bekanntschaft in einer Zeit voll
großer kühner Entschlüsse und glänzender Hoffnungen gemacht hatte, und nun
sahen wir uns so wieder. Beide der nämlichen scuidlichen Gewalt, wie es
schien, rettungslos hingegeben, waren wir insofern uns gleich; es war das
grenzenlose Unglück, welches uns gleich machte. Daß die Verschiedenheit unsrer
Stellung, seine, als meine höchste Behörde, meine, als sein Untergebener, dem
tiefen, gleichmachenden Unglücke gegenüber keine Bedeutung hatte, war natür¬
lich. Unser Gespräch drehte sich um jene kühne Zeit, und um die furchtbare
Gegenwart. Ihm war alle Hoffnung verschwunden, er war innerlich zerfallen,
und verbarg es nicht. Er warnte mich, er hatte mancherlei von meinen un¬
vorsichtigen Aeußerungen gehört, er schien gefährliche, geheime Verbindungen
zu ahnen, doch nicht zu kennen. „Ich kann keinen schützen," sagte er, „ich
bin genöthigt, stillschweigend den Untergang der Unbesonnenen zu dulden."
Als ich etwa eine halbe Stunde bei ihm zugebracht hatte, reichte er mir weh¬
müthig die Hand; die Thränen standen ihm in den Augen. „Sie müssen sich
entfernen," sprach er, „ein zu langes Gespräch könnte verdächtig erscheinen."
Das war der Mann, der die große Vergangenheit mächtiger germanischer Ge¬
sinnungen bewahrt und ausgesprochen hatte! Eine Erfahrung, wie diese, war
mir schrecklich. Es war mir grauenhaft hart, die Verehrung, die ich für ihn
hatte, in Mitleid verwandeln zu müssen. — Die Empfindungen Müllers hat
Grenzboten II. 1SS3. 58
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