Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.und wandte sich, weil dies vergeblich schien, in demselben Sinne öffentlich Sein Scharfblick hatte ihn nicht getäuscht. Allen offenkundig bereitete Dieser lebte seit Monaten auf seiner Plantage, als er den Aufstand zu und wandte sich, weil dies vergeblich schien, in demselben Sinne öffentlich Sein Scharfblick hatte ihn nicht getäuscht. Allen offenkundig bereitete Dieser lebte seit Monaten auf seiner Plantage, als er den Aufstand zu <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0405" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186818"/> <p xml:id="ID_918" prev="#ID_917"> und wandte sich, weil dies vergeblich schien, in demselben Sinne öffentlich<lb/> an die durch allgemeine Volkswahleu eben (8. Aug. »l> ernannten Wähler.<lb/> Indeß umsonst. Wie das durch den Congreß im Jan. 35 vollzogene Scru-<lb/> tinium der am 1. Octbr. von den Wahlcollegien abgegebene, Voden ergab, hatte<lb/> derselbe unter drei Candidaten zu wallten: Zwei Generälen und Or. Bargas.<lb/> Noch einmal mahnte er, tu klarer Voraussicht eines Aufruhrs, den Congreß<lb/> von seiner Wahl ab. Vergeblich. Er wurde gewählt und leistete resignirt<lb/> den Eid.</p><lb/> <p xml:id="ID_919"> Sein Scharfblick hatte ihn nicht getäuscht. Allen offenkundig bereitete<lb/> sich eine Revolution vor, der auf legale Weise nicht gut vorzubeugen schien.<lb/> Unter dem Namen der Reformer erhoben sich die durchs Land verstreuten<lb/> Veteranen; durch einen Handstreich gelang es am 8. Juli in Caracas die<lb/> Regierung zu stürzen und außer Landes zu bringen. Der Gelehrte zeigte sich<lb/> auch hierbei als Mann, als Weltweiser. 200 Soldaten, an der Spike ein<lb/> roher Sergeant, drangen in seine Wohnung, die brutale Gewalt gegenüber<lb/> der geistigen Kraft. „Sennor, jede Negierung ist ein t'u,it ^ecomM<lb/> . . . Die bewaffnete Macht hat ihre Trophäen wiedererobert; Ihr Ober¬<lb/> befehl hat aufgehört." Darauf Vargas: „Mein Oberbefehl wird nur durch<lb/> Gewalt aufhören; freiwillig weiche ich nie einer Militärpartei." Kurz darauf<lb/> der Sergeant: „Die Welt gehört dein Tapfern." Ruhig antwortete dieser:<lb/> „Die Welt gehört dem Gerechten." Das Princip der Barbarei begegnete sich<lb/> hier mit dem der Civilisation. Das letztere unterlag vor der Hand, aber<lb/> nur auf wenig Tage. Der Retter in der Noth war wiederum der Gene¬<lb/> ral Paez.</p><lb/> <p xml:id="ID_920" next="#ID_921"> Dieser lebte seit Monaten auf seiner Plantage, als er den Aufstand zu<lb/> bekämpfen die Vollmacht erhielt, welche die Geistesgegenwart von Vargas<lb/> durch schleunige Zusammenberufung des Stantsrnthes ausgewirkt hatte. Mit<lb/> wenig Leuten macht er sich auf, beruhigt Valencia, beschwört auf dem Marsch<lb/> nach Caracas durch seine Großmuth eine neue Gefahr, verstärkt seine Truppen<lb/> mit den reumüthigen Verschwörern, und entsetzt den 28. Juli die Haupt¬<lb/> stadt. Sofort wurde Vargas von Se. Thomas geholt und dem Vaterlande<lb/> die Behörde wiedergegeben, der sich nun auch Paez unterwarf. Aber das war<lb/> nur der Anfang des Dramas. Im Orient der Republik hatte der Ruf der<lb/> Jnsurrection ein bereitwilliges Echo in dem wohlberüchtlgtcn General Monagas<lb/> gefunden, dem Paez soeben vertrauensvoll die Bekämpfung des Aufstandes<lb/> dort übertragen hatte. Da aus diese Weise die Revolution einen ernsteren<lb/> Charakter annahm, so organisirte Punz eine Heeresmacht und erließ den<lb/> 4. Oct. am Ufer des Altare, im Angesicht schon begangener Blutthaten, eine<lb/> versöhnliche Proclamation. Kaum war ihm gelungen, die Missethäter zu<lb/> ihrer Pflicht zurückzuführen, so eilte er nach Porto Cabello und zwang die</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0405]
und wandte sich, weil dies vergeblich schien, in demselben Sinne öffentlich
an die durch allgemeine Volkswahleu eben (8. Aug. »l> ernannten Wähler.
Indeß umsonst. Wie das durch den Congreß im Jan. 35 vollzogene Scru-
tinium der am 1. Octbr. von den Wahlcollegien abgegebene, Voden ergab, hatte
derselbe unter drei Candidaten zu wallten: Zwei Generälen und Or. Bargas.
Noch einmal mahnte er, tu klarer Voraussicht eines Aufruhrs, den Congreß
von seiner Wahl ab. Vergeblich. Er wurde gewählt und leistete resignirt
den Eid.
Sein Scharfblick hatte ihn nicht getäuscht. Allen offenkundig bereitete
sich eine Revolution vor, der auf legale Weise nicht gut vorzubeugen schien.
Unter dem Namen der Reformer erhoben sich die durchs Land verstreuten
Veteranen; durch einen Handstreich gelang es am 8. Juli in Caracas die
Regierung zu stürzen und außer Landes zu bringen. Der Gelehrte zeigte sich
auch hierbei als Mann, als Weltweiser. 200 Soldaten, an der Spike ein
roher Sergeant, drangen in seine Wohnung, die brutale Gewalt gegenüber
der geistigen Kraft. „Sennor, jede Negierung ist ein t'u,it ^ecomM
. . . Die bewaffnete Macht hat ihre Trophäen wiedererobert; Ihr Ober¬
befehl hat aufgehört." Darauf Vargas: „Mein Oberbefehl wird nur durch
Gewalt aufhören; freiwillig weiche ich nie einer Militärpartei." Kurz darauf
der Sergeant: „Die Welt gehört dein Tapfern." Ruhig antwortete dieser:
„Die Welt gehört dem Gerechten." Das Princip der Barbarei begegnete sich
hier mit dem der Civilisation. Das letztere unterlag vor der Hand, aber
nur auf wenig Tage. Der Retter in der Noth war wiederum der Gene¬
ral Paez.
Dieser lebte seit Monaten auf seiner Plantage, als er den Aufstand zu
bekämpfen die Vollmacht erhielt, welche die Geistesgegenwart von Vargas
durch schleunige Zusammenberufung des Stantsrnthes ausgewirkt hatte. Mit
wenig Leuten macht er sich auf, beruhigt Valencia, beschwört auf dem Marsch
nach Caracas durch seine Großmuth eine neue Gefahr, verstärkt seine Truppen
mit den reumüthigen Verschwörern, und entsetzt den 28. Juli die Haupt¬
stadt. Sofort wurde Vargas von Se. Thomas geholt und dem Vaterlande
die Behörde wiedergegeben, der sich nun auch Paez unterwarf. Aber das war
nur der Anfang des Dramas. Im Orient der Republik hatte der Ruf der
Jnsurrection ein bereitwilliges Echo in dem wohlberüchtlgtcn General Monagas
gefunden, dem Paez soeben vertrauensvoll die Bekämpfung des Aufstandes
dort übertragen hatte. Da aus diese Weise die Revolution einen ernsteren
Charakter annahm, so organisirte Punz eine Heeresmacht und erließ den
4. Oct. am Ufer des Altare, im Angesicht schon begangener Blutthaten, eine
versöhnliche Proclamation. Kaum war ihm gelungen, die Missethäter zu
ihrer Pflicht zurückzuführen, so eilte er nach Porto Cabello und zwang die
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