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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

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froren machen, kann man seinen Wuudseg'M öffnen. Ihre teuflischen
Zauberbrote sind expreß wider das erste und andere Gebot Gottes. Fleißig
gebetet und sich auf Gott verlassen, das gibt ander Mittel. Wenn Einer
vor dem Feind ist und nicht bleibt, so ist es Gottes WiV.e. Wird er getrof.
sen. so führen ihn die Engel in den Himmel, die Gezauberten
holt der schwarze Kasper."")

So weit der alte Erzähler. Der Teufel ist hier der alte wilde Jäger,
der jetzt schon mit Büchse, mit Kraut und Loth durch die Nacht gleitet. In
dieser Gestalt beherrscht er die Phantasie der wilden Scharen um langen Kriege.
Er machte sest. aber er lehrte auch Zauberkugelu gießen, welche durch jede
Rüstung gingen und selbst die Gefrornem niederwarfen. Recepte für solche
Kugeln sind uns erhallen.

Als der Frieden kam und der Kriegsteufel sich in die Wälder zurückzog,
wo er seine Künste den verwilderten Iagdgesellen lehrte, als ein verarmtes, an
Glaube und Hoffnung leeres Geschlecht in dem verwüsteten Lande übrigblieb,
wurde der Teufel am liebsten in einer andern alten Amtsthätigkeit ausgesucht,
in einer stillen, nur durch tue Begehrlichkeit der Menschen gestörten, -- als Hüter
unterirdischer Schätze. Nicht wenig Geld und Gut war in dem langen Kriege
vergraben worden, manches wurde nach dein Frieden durch glücklichen Zufall
gesunden. Das armselige, nach Gold lüsterne und ruhiger Arbeit entwöhnte
Boll wurde durch solche Funde und die Hoffnung auf größere mächtig auf¬
geregt. Schatzgräber und Teufelsbanner, welche den Bösen vom Schatz wcg-
zubeschwören wußten, hatte es seit uralter Zeit gegeben. Wahrscheinlich war
dieser Aberglaube zuerst a>, s dem alten Rom nach Deutschland getvmnieu.
Im 15. und 1V. Jahrhundert waren die fahrenden Schüler die gewöhnlichen
Schatzgräber, Teufelsbanner und Betrüger unwissender Landleute; ihnen
folgten jetzt im >?den Italiener und Franzosen, schlaue Welsche, bis tief in
das vorige Jahrhundert hinein eine Landplage.

Allmälig wurden die Hoffnungen, welche man auf den Teufel setzte, ge¬
ringer, die Farbe seiner Gestalt verblich. Das Jahrhundert der Aufklärung
verschmähte es zuletzt sogar, über ihn zu spotten. Er wurde, wie längst ver-
storbene Helden, ein Stoff für die Dichter. Er erhielt sich als Kinderfreude
im Puppenssnel, der größte Dichter Deutschlands idealisirte mit höchster Grazie
sein alterthümliches Bild. Zuletzt bemächtigten sich die Opcrndichter seiner
Gestalt, und Tcufelsbeschwörungen und Höllengefühle wurden in Noten correct
gesungen.




") Die Versuchung liegt nahe, diese schöne Stelle i" eine ältere heidnische Formel
nmzuwandclin wer mit ehrlichen Waffen auf der Wahlstatt fällt, den führen die Sehlacht-
juugfrauc" nach Walhall, die mit dem Zauber der Tvdesgdtter kämpfe", nimmt sich die Helm,
-- Der Name: schwarzer Kaspur für Teufel findet sich schau im U-, Jahrhundert,
"'
) Der rathe Samiel im Freischütz ist der Teufel des dreisngjahrigeu Krieges, aber Ber-
Grcnzbotc" II. IWö. , ,i<)

froren machen, kann man seinen Wuudseg'M öffnen. Ihre teuflischen
Zauberbrote sind expreß wider das erste und andere Gebot Gottes. Fleißig
gebetet und sich auf Gott verlassen, das gibt ander Mittel. Wenn Einer
vor dem Feind ist und nicht bleibt, so ist es Gottes WiV.e. Wird er getrof.
sen. so führen ihn die Engel in den Himmel, die Gezauberten
holt der schwarze Kasper."")

So weit der alte Erzähler. Der Teufel ist hier der alte wilde Jäger,
der jetzt schon mit Büchse, mit Kraut und Loth durch die Nacht gleitet. In
dieser Gestalt beherrscht er die Phantasie der wilden Scharen um langen Kriege.
Er machte sest. aber er lehrte auch Zauberkugelu gießen, welche durch jede
Rüstung gingen und selbst die Gefrornem niederwarfen. Recepte für solche
Kugeln sind uns erhallen.

Als der Frieden kam und der Kriegsteufel sich in die Wälder zurückzog,
wo er seine Künste den verwilderten Iagdgesellen lehrte, als ein verarmtes, an
Glaube und Hoffnung leeres Geschlecht in dem verwüsteten Lande übrigblieb,
wurde der Teufel am liebsten in einer andern alten Amtsthätigkeit ausgesucht,
in einer stillen, nur durch tue Begehrlichkeit der Menschen gestörten, — als Hüter
unterirdischer Schätze. Nicht wenig Geld und Gut war in dem langen Kriege
vergraben worden, manches wurde nach dein Frieden durch glücklichen Zufall
gesunden. Das armselige, nach Gold lüsterne und ruhiger Arbeit entwöhnte
Boll wurde durch solche Funde und die Hoffnung auf größere mächtig auf¬
geregt. Schatzgräber und Teufelsbanner, welche den Bösen vom Schatz wcg-
zubeschwören wußten, hatte es seit uralter Zeit gegeben. Wahrscheinlich war
dieser Aberglaube zuerst a>, s dem alten Rom nach Deutschland getvmnieu.
Im 15. und 1V. Jahrhundert waren die fahrenden Schüler die gewöhnlichen
Schatzgräber, Teufelsbanner und Betrüger unwissender Landleute; ihnen
folgten jetzt im >?den Italiener und Franzosen, schlaue Welsche, bis tief in
das vorige Jahrhundert hinein eine Landplage.

Allmälig wurden die Hoffnungen, welche man auf den Teufel setzte, ge¬
ringer, die Farbe seiner Gestalt verblich. Das Jahrhundert der Aufklärung
verschmähte es zuletzt sogar, über ihn zu spotten. Er wurde, wie längst ver-
storbene Helden, ein Stoff für die Dichter. Er erhielt sich als Kinderfreude
im Puppenssnel, der größte Dichter Deutschlands idealisirte mit höchster Grazie
sein alterthümliches Bild. Zuletzt bemächtigten sich die Opcrndichter seiner
Gestalt, und Tcufelsbeschwörungen und Höllengefühle wurden in Noten correct
gesungen.




") Die Versuchung liegt nahe, diese schöne Stelle i» eine ältere heidnische Formel
nmzuwandclin wer mit ehrlichen Waffen auf der Wahlstatt fällt, den führen die Sehlacht-
juugfrauc» nach Walhall, die mit dem Zauber der Tvdesgdtter kämpfe», nimmt sich die Helm,
— Der Name: schwarzer Kaspur für Teufel findet sich schau im U-, Jahrhundert,
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) Der rathe Samiel im Freischütz ist der Teufel des dreisngjahrigeu Krieges, aber Ber-
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[0393] froren machen, kann man seinen Wuudseg'M öffnen. Ihre teuflischen Zauberbrote sind expreß wider das erste und andere Gebot Gottes. Fleißig gebetet und sich auf Gott verlassen, das gibt ander Mittel. Wenn Einer vor dem Feind ist und nicht bleibt, so ist es Gottes WiV.e. Wird er getrof. sen. so führen ihn die Engel in den Himmel, die Gezauberten holt der schwarze Kasper."") So weit der alte Erzähler. Der Teufel ist hier der alte wilde Jäger, der jetzt schon mit Büchse, mit Kraut und Loth durch die Nacht gleitet. In dieser Gestalt beherrscht er die Phantasie der wilden Scharen um langen Kriege. Er machte sest. aber er lehrte auch Zauberkugelu gießen, welche durch jede Rüstung gingen und selbst die Gefrornem niederwarfen. Recepte für solche Kugeln sind uns erhallen. Als der Frieden kam und der Kriegsteufel sich in die Wälder zurückzog, wo er seine Künste den verwilderten Iagdgesellen lehrte, als ein verarmtes, an Glaube und Hoffnung leeres Geschlecht in dem verwüsteten Lande übrigblieb, wurde der Teufel am liebsten in einer andern alten Amtsthätigkeit ausgesucht, in einer stillen, nur durch tue Begehrlichkeit der Menschen gestörten, — als Hüter unterirdischer Schätze. Nicht wenig Geld und Gut war in dem langen Kriege vergraben worden, manches wurde nach dein Frieden durch glücklichen Zufall gesunden. Das armselige, nach Gold lüsterne und ruhiger Arbeit entwöhnte Boll wurde durch solche Funde und die Hoffnung auf größere mächtig auf¬ geregt. Schatzgräber und Teufelsbanner, welche den Bösen vom Schatz wcg- zubeschwören wußten, hatte es seit uralter Zeit gegeben. Wahrscheinlich war dieser Aberglaube zuerst a>, s dem alten Rom nach Deutschland getvmnieu. Im 15. und 1V. Jahrhundert waren die fahrenden Schüler die gewöhnlichen Schatzgräber, Teufelsbanner und Betrüger unwissender Landleute; ihnen folgten jetzt im >?den Italiener und Franzosen, schlaue Welsche, bis tief in das vorige Jahrhundert hinein eine Landplage. Allmälig wurden die Hoffnungen, welche man auf den Teufel setzte, ge¬ ringer, die Farbe seiner Gestalt verblich. Das Jahrhundert der Aufklärung verschmähte es zuletzt sogar, über ihn zu spotten. Er wurde, wie längst ver- storbene Helden, ein Stoff für die Dichter. Er erhielt sich als Kinderfreude im Puppenssnel, der größte Dichter Deutschlands idealisirte mit höchster Grazie sein alterthümliches Bild. Zuletzt bemächtigten sich die Opcrndichter seiner Gestalt, und Tcufelsbeschwörungen und Höllengefühle wurden in Noten correct gesungen. ") Die Versuchung liegt nahe, diese schöne Stelle i» eine ältere heidnische Formel nmzuwandclin wer mit ehrlichen Waffen auf der Wahlstatt fällt, den führen die Sehlacht- juugfrauc» nach Walhall, die mit dem Zauber der Tvdesgdtter kämpfe», nimmt sich die Helm, — Der Name: schwarzer Kaspur für Teufel findet sich schau im U-, Jahrhundert, "' ) Der rathe Samiel im Freischütz ist der Teufel des dreisngjahrigeu Krieges, aber Ber- Grcnzbotc» II. IWö. , ,i<)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/393>, abgerufen am 22.12.2024.