Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.Abend, so bringe sie der böse Feind um, und wenn sie tausend Menschen ") Hostie. Bedeutet nicht - "Der Pilz", noch weniger "Badeschwamm", wie der Herr Dechant versteht. Es ist das Bairische Wort: der Schwalm, gesprochen Schwamm "Der schwebende Schatten", -- sicher ein alter Name der Nachtgöttcr. 48*
Abend, so bringe sie der böse Feind um, und wenn sie tausend Menschen ") Hostie. Bedeutet nicht - „Der Pilz", noch weniger „Badeschwamm", wie der Herr Dechant versteht. Es ist das Bairische Wort: der Schwalm, gesprochen Schwamm „Der schwebende Schatten", — sicher ein alter Name der Nachtgöttcr. 48*
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Abend, so bringe sie der böse Feind um, und wenn sie tausend Menschen
werth wäre. „Darum kommt nur eilends mit mir," spricht Herr Dechant,
„habt ein gutes unverzagtes Herz und fürchtet euch nicht, es soll euch kein
Leid widerfahren; und wenn erforderlich ist, daß ihr mir im Exorcismus,
bei dem vt cum sM'lo t.ne>, oder beim Amen respondiren sollt, so gebt be¬
sonders ihr Priester fein Acht." Alsbald gibt er dem einen Studiosus unter
den Rock, was ihm, dem Dechant, zu diesem Actus von Nöthen war, geht und
führt uns znerst in die Kirche, vermahnt uns allda recht treulich zum Gebet,
sperrt das Sacrnrium auf, nimmt aus dem Viaticum einen einzigen heiligen
Partikel"), legt denselben in ein kleines Corporaltüchlein und schiebt es an den
Leib hinein, zieht den Ehorrock wieder aus und geht in Form und Gestalt,
wie sonst immer, mit uns dem Hause zu. Darauf befiehlt er dem, der seine
andere Rüstung trug, er soll damit in der Tenne bis auf weitern Bescheid
warten. Er geht hinein in die Stube, kniet neben der armen Frau auf der
Erde nieder, legt seine Hand, wie er stets pflegte, ihr auf den Kopf und
spricht ihr zu, aber das vorige alte Schimpfen wollte wieder angehen; da
greift Herr Dechant, ohne daß es ein Mensch merkt, in seinen Busen, zieht
das Corporal mit der allerheiligsten Hostie heraus und legt es ihr unter
seiner Hand ans den Kopf. Sobald sie diese nur empfindet, thut sie in dem
Bett drei große Rucke über sich. Da sagt der Herr Dechant: „Appel. thue
ich dir denn mit meiner Hand weh? Wie geht das zu, einmal kannst du sie
leiden das andere Mal nicht." „O ja," sagte sie, „die Hand konnte ich
wol leiden, allein das, was du unter der Hand hast, thu herab, sonst wirft
du mich umbringen." „Das wolle Gott nicht," sagte Herr Dechant, „sage
an, was ist aus deinem Haupt?" Da spricht der böse Feind: „Sieh doch,
wart' ein bischen!" — lfolgt Examen wie oben, endlich sagt der Böse, was
es seil — Darauf Herr Dechant: „Aber noch Eins will ich wissen, ob du allein
bist, oder sonst noch mehr Gesellen bei dir find." „Ich bin ollein," sagte
der Böse. „Wie heißest du mit Namen?" Der Böse: „Ich heiße der Spiel¬
fleck." „O das ist nichts, du hast mir bis jejzt niemals gleich im Anfang
die Wahrheit gesagt, ich habe sie immer mit Gewalt aus dir herausbringen
müssen. Ich will auch deinen rechten Namen schon von dir erfahren, denn
den soll und muß ich wissen." Also sing das Beschwören wieder an. so
lange bis der Böse genöthigt war und sagte, er hieße Schwamm.") Darauf
huben die Wärter und Wärterinnen an: „O das ist wahrlich sein rechter
Name, denn stets hat sie ihn so gerufen und genannt." Hierauf fing Herr
") Hostie.
Bedeutet nicht - „Der Pilz", noch weniger „Badeschwamm", wie der Herr Dechant versteht.
Es ist das Bairische Wort: der Schwalm, gesprochen Schwamm „Der schwebende Schatten",
— sicher ein alter Name der Nachtgöttcr.
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