Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

treffenden Documente, so wie durch baare Summen gehörig nachgewiesen, Mona,


Valcntincr, Pastor. L, Siemonsen, Pastor.

Da sich aus diesem Bericht die Nothwendigkeit einer fortgesetzten Theilnahme
ergibt, macht die Redaction ihre leipziger Leser darauf aufmerksam, daß für Leipzig
Herr Gustav Mayer, Königstraße No, 4, Beiträge annimmt.




Literatur.

Lidliotdoek o1g,""lok Italirrurr. Trieft, liter-artist. Section des östrei¬
chischen Lloyd, -- Von diesem höchst dankenswerthen Unternehmen, dessen Erschei¬
nen wir vor einiger Zeit angezeigt haben, sind zwei Abschnitte vollständig erschiene",
die Werke AlsieriS und MelastasioS, die Werke des finstern Tragikers, der den
Stoicismus des Gefühls, zu welchem er sich mehr durch Reflexion als durch Tem¬
perament aufgeschwungen hatte in spartanischen Trauerspielen ausbreitete, und
des heitern LibrettodiehtcrS, der uns für den äußerst geringfügigen Zuhält durch
den Zauber seiner Sprache entschädigt. Die Ausstattung ist elegant und bequem,
für die kritische Genauigkeit ist auf eine befriedigende Weise gesorgt. Mehr noch'
als diese Aufgabe bekannter Dichter verdient die Ausgabe der alten Chronisten die
Anerkennung des Publicums, in denen sich ein wahrer Schatz des Wissens und der
politischen Einsicht vorfindet. Die Ausgabe der Viilani ist bald zum Abschluß reif.
Mau hat häufig fromme Wünsche für die politische Einheit Italiens ausgesprochen,
denen auch wir uns anschließen, so weit es überhaupt verstattet ist, in der g--
schichtlicheu Welt Wünsche laut werden zu lassen, die als solche keine unmittelbaren
Folge" haben. Da aber ein Erfolg nach dieser Seite hin von weitläufigen euro¬
päische" Combinationen abhängt, über die sich im Voraus nichts berechnen läßt,
so dürfte es nicht unangemessen sein, zu gleicher Zeit das italienische Nationalgefühl
durch die Erinnerung an die große Vergangenheit anzuregen; hat doch auch für
Deutschland das Bewußtsein der literarischen Einheit und Bedeutung sehr viel ge-
than. Zu den Italienern selbst lebt trotz ihres nicht unbedeutenden Selbstgefühls
dieses Bewußtsein viel weniger als in dein übrigen Europa, wenigstens wenn man
den gelehrten Stand ins Auge faßt, und es ist bezeichnend für die Lage der Dinge,
daß ihnen grade von östreichischer Seite die Hand geboten wird, wie denn auch Ita¬
lie" trotz allem, was sich mit Recht gegen die östreichische Herrschaft einwenden läßt,
dieser fremden Herrschaft viele nützliche Einrichtungen verdankt. Ebenso wichtig ist
aber anch für uns Deutsche das Unternehmen des östreichischen Lloyd, Nachdem wir
uns vor einem halben Jahrhundert an dem fruchtlosen Benehmen abgemüht haben,
die fremden Forme"- in unserer Sprache einzubürgern, sind wir letzt ans cui un
befangenes objectives Studium der fremden Literaturen hingewiesen, und für die
wahre Aufklärung, für die humanistische Bildung wird sich, wen" wir England aus-
nehmen, lau", ein anderes Land finde", dem wir noch so viel verdanke" to""den.
Wir mei"en damit nicht blos die Schriftsteller der sogenannten claszijchen Zeit, sou


treffenden Documente, so wie durch baare Summen gehörig nachgewiesen, Mona,


Valcntincr, Pastor. L, Siemonsen, Pastor.

Da sich aus diesem Bericht die Nothwendigkeit einer fortgesetzten Theilnahme
ergibt, macht die Redaction ihre leipziger Leser darauf aufmerksam, daß für Leipzig
Herr Gustav Mayer, Königstraße No, 4, Beiträge annimmt.




Literatur.

Lidliotdoek o1g,»«lok Italirrurr. Trieft, liter-artist. Section des östrei¬
chischen Lloyd, — Von diesem höchst dankenswerthen Unternehmen, dessen Erschei¬
nen wir vor einiger Zeit angezeigt haben, sind zwei Abschnitte vollständig erschiene»,
die Werke AlsieriS und MelastasioS, die Werke des finstern Tragikers, der den
Stoicismus des Gefühls, zu welchem er sich mehr durch Reflexion als durch Tem¬
perament aufgeschwungen hatte in spartanischen Trauerspielen ausbreitete, und
des heitern LibrettodiehtcrS, der uns für den äußerst geringfügigen Zuhält durch
den Zauber seiner Sprache entschädigt. Die Ausstattung ist elegant und bequem,
für die kritische Genauigkeit ist auf eine befriedigende Weise gesorgt. Mehr noch'
als diese Aufgabe bekannter Dichter verdient die Ausgabe der alten Chronisten die
Anerkennung des Publicums, in denen sich ein wahrer Schatz des Wissens und der
politischen Einsicht vorfindet. Die Ausgabe der Viilani ist bald zum Abschluß reif.
Mau hat häufig fromme Wünsche für die politische Einheit Italiens ausgesprochen,
denen auch wir uns anschließen, so weit es überhaupt verstattet ist, in der g--
schichtlicheu Welt Wünsche laut werden zu lassen, die als solche keine unmittelbaren
Folge» haben. Da aber ein Erfolg nach dieser Seite hin von weitläufigen euro¬
päische» Combinationen abhängt, über die sich im Voraus nichts berechnen läßt,
so dürfte es nicht unangemessen sein, zu gleicher Zeit das italienische Nationalgefühl
durch die Erinnerung an die große Vergangenheit anzuregen; hat doch auch für
Deutschland das Bewußtsein der literarischen Einheit und Bedeutung sehr viel ge-
than. Zu den Italienern selbst lebt trotz ihres nicht unbedeutenden Selbstgefühls
dieses Bewußtsein viel weniger als in dein übrigen Europa, wenigstens wenn man
den gelehrten Stand ins Auge faßt, und es ist bezeichnend für die Lage der Dinge,
daß ihnen grade von östreichischer Seite die Hand geboten wird, wie denn auch Ita¬
lie» trotz allem, was sich mit Recht gegen die östreichische Herrschaft einwenden läßt,
dieser fremden Herrschaft viele nützliche Einrichtungen verdankt. Ebenso wichtig ist
aber anch für uns Deutsche das Unternehmen des östreichischen Lloyd, Nachdem wir
uns vor einem halben Jahrhundert an dem fruchtlosen Benehmen abgemüht haben,
die fremden Forme»- in unserer Sprache einzubürgern, sind wir letzt ans cui un
befangenes objectives Studium der fremden Literaturen hingewiesen, und für die
wahre Aufklärung, für die humanistische Bildung wird sich, wen» wir England aus-
nehmen, lau», ein anderes Land finde», dem wir noch so viel verdanke» to»»den.
Wir mei»en damit nicht blos die Schriftsteller der sogenannten claszijchen Zeit, sou


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0367" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186779"/>
          <p xml:id="ID_827" prev="#ID_826"> treffenden Documente, so wie durch baare Summen gehörig nachgewiesen, Mona,<lb/></p><lb/>
          <note type="byline"> Valcntincr, Pastor.  L, Siemonsen, Pastor.</note><lb/>
          <p xml:id="ID_828"> Da sich aus diesem Bericht die Nothwendigkeit einer fortgesetzten Theilnahme<lb/>
ergibt, macht die Redaction ihre leipziger Leser darauf aufmerksam, daß für Leipzig<lb/>
Herr Gustav Mayer, Königstraße No, 4, Beiträge annimmt.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Literatur.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_829" next="#ID_830"> Lidliotdoek o1g,»«lok Italirrurr. Trieft, liter-artist. Section des östrei¬<lb/>
chischen Lloyd, &#x2014; Von diesem höchst dankenswerthen Unternehmen, dessen Erschei¬<lb/>
nen wir vor einiger Zeit angezeigt haben, sind zwei Abschnitte vollständig erschiene»,<lb/>
die Werke AlsieriS und MelastasioS, die Werke des finstern Tragikers, der den<lb/>
Stoicismus des Gefühls, zu welchem er sich mehr durch Reflexion als durch Tem¬<lb/>
perament aufgeschwungen hatte in spartanischen Trauerspielen ausbreitete, und<lb/>
des heitern LibrettodiehtcrS, der uns für den äußerst geringfügigen Zuhält durch<lb/>
den Zauber seiner Sprache entschädigt. Die Ausstattung ist elegant und bequem,<lb/>
für die kritische Genauigkeit ist auf eine befriedigende Weise gesorgt. Mehr noch'<lb/>
als diese Aufgabe bekannter Dichter verdient die Ausgabe der alten Chronisten die<lb/>
Anerkennung des Publicums, in denen sich ein wahrer Schatz des Wissens und der<lb/>
politischen Einsicht vorfindet. Die Ausgabe der Viilani ist bald zum Abschluß reif.<lb/>
Mau hat häufig fromme Wünsche für die politische Einheit Italiens ausgesprochen,<lb/>
denen auch wir uns anschließen, so weit es überhaupt verstattet ist, in der g--<lb/>
schichtlicheu Welt Wünsche laut werden zu lassen, die als solche keine unmittelbaren<lb/>
Folge» haben. Da aber ein Erfolg nach dieser Seite hin von weitläufigen euro¬<lb/>
päische» Combinationen abhängt, über die sich im Voraus nichts berechnen läßt,<lb/>
so dürfte es nicht unangemessen sein, zu gleicher Zeit das italienische Nationalgefühl<lb/>
durch die Erinnerung an die große Vergangenheit anzuregen; hat doch auch für<lb/>
Deutschland das Bewußtsein der literarischen Einheit und Bedeutung sehr viel ge-<lb/>
than. Zu den Italienern selbst lebt trotz ihres nicht unbedeutenden Selbstgefühls<lb/>
dieses Bewußtsein viel weniger als in dein übrigen Europa, wenigstens wenn man<lb/>
den gelehrten Stand ins Auge faßt, und es ist bezeichnend für die Lage der Dinge,<lb/>
daß ihnen grade von östreichischer Seite die Hand geboten wird, wie denn auch Ita¬<lb/>
lie» trotz allem, was sich mit Recht gegen die östreichische Herrschaft einwenden läßt,<lb/>
dieser fremden Herrschaft viele nützliche Einrichtungen verdankt. Ebenso wichtig ist<lb/>
aber anch für uns Deutsche das Unternehmen des östreichischen Lloyd, Nachdem wir<lb/>
uns vor einem halben Jahrhundert an dem fruchtlosen Benehmen abgemüht haben,<lb/>
die fremden Forme»- in unserer Sprache einzubürgern, sind wir letzt ans cui un<lb/>
befangenes objectives Studium der fremden Literaturen hingewiesen, und für die<lb/>
wahre Aufklärung, für die humanistische Bildung wird sich, wen» wir England aus-<lb/>
nehmen, lau», ein anderes Land finde», dem wir noch so viel verdanke» to»»den.<lb/>
Wir mei»en damit nicht blos die Schriftsteller der sogenannten claszijchen Zeit, sou</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0367] treffenden Documente, so wie durch baare Summen gehörig nachgewiesen, Mona, Valcntincr, Pastor. L, Siemonsen, Pastor. Da sich aus diesem Bericht die Nothwendigkeit einer fortgesetzten Theilnahme ergibt, macht die Redaction ihre leipziger Leser darauf aufmerksam, daß für Leipzig Herr Gustav Mayer, Königstraße No, 4, Beiträge annimmt. Literatur. Lidliotdoek o1g,»«lok Italirrurr. Trieft, liter-artist. Section des östrei¬ chischen Lloyd, — Von diesem höchst dankenswerthen Unternehmen, dessen Erschei¬ nen wir vor einiger Zeit angezeigt haben, sind zwei Abschnitte vollständig erschiene», die Werke AlsieriS und MelastasioS, die Werke des finstern Tragikers, der den Stoicismus des Gefühls, zu welchem er sich mehr durch Reflexion als durch Tem¬ perament aufgeschwungen hatte in spartanischen Trauerspielen ausbreitete, und des heitern LibrettodiehtcrS, der uns für den äußerst geringfügigen Zuhält durch den Zauber seiner Sprache entschädigt. Die Ausstattung ist elegant und bequem, für die kritische Genauigkeit ist auf eine befriedigende Weise gesorgt. Mehr noch' als diese Aufgabe bekannter Dichter verdient die Ausgabe der alten Chronisten die Anerkennung des Publicums, in denen sich ein wahrer Schatz des Wissens und der politischen Einsicht vorfindet. Die Ausgabe der Viilani ist bald zum Abschluß reif. Mau hat häufig fromme Wünsche für die politische Einheit Italiens ausgesprochen, denen auch wir uns anschließen, so weit es überhaupt verstattet ist, in der g-- schichtlicheu Welt Wünsche laut werden zu lassen, die als solche keine unmittelbaren Folge» haben. Da aber ein Erfolg nach dieser Seite hin von weitläufigen euro¬ päische» Combinationen abhängt, über die sich im Voraus nichts berechnen läßt, so dürfte es nicht unangemessen sein, zu gleicher Zeit das italienische Nationalgefühl durch die Erinnerung an die große Vergangenheit anzuregen; hat doch auch für Deutschland das Bewußtsein der literarischen Einheit und Bedeutung sehr viel ge- than. Zu den Italienern selbst lebt trotz ihres nicht unbedeutenden Selbstgefühls dieses Bewußtsein viel weniger als in dein übrigen Europa, wenigstens wenn man den gelehrten Stand ins Auge faßt, und es ist bezeichnend für die Lage der Dinge, daß ihnen grade von östreichischer Seite die Hand geboten wird, wie denn auch Ita¬ lie» trotz allem, was sich mit Recht gegen die östreichische Herrschaft einwenden läßt, dieser fremden Herrschaft viele nützliche Einrichtungen verdankt. Ebenso wichtig ist aber anch für uns Deutsche das Unternehmen des östreichischen Lloyd, Nachdem wir uns vor einem halben Jahrhundert an dem fruchtlosen Benehmen abgemüht haben, die fremden Forme»- in unserer Sprache einzubürgern, sind wir letzt ans cui un befangenes objectives Studium der fremden Literaturen hingewiesen, und für die wahre Aufklärung, für die humanistische Bildung wird sich, wen» wir England aus- nehmen, lau», ein anderes Land finde», dem wir noch so viel verdanke» to»»den. Wir mei»en damit nicht blos die Schriftsteller der sogenannten claszijchen Zeit, sou

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/367
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/367>, abgerufen am 22.12.2024.