Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.liebten wie Waffenbrüder im heiligen Streite Noch bin ich toll, im Rausch liebten wie Waffenbrüder im heiligen Streite Noch bin ich toll, im Rausch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0360" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186772"/> <p xml:id="ID_812" prev="#ID_811" next="#ID_813"> liebten wie Waffenbrüder im heiligen Streite Noch bin ich toll, im Rausch<lb/> von dem Göttertrank, den deine liebe Rechte mir gab; fühlen kann ich erst,<lb/> reden davon später. Mir bleibt kein andrer Stolz als des guten Herzens,<lb/> womit ich den nicht gleichgültigen Lorbcerzweig mit glühendem Kuß dem Un¬<lb/> übertrefflicher überreiche." — In der Mitte des folgenden Monats besuchte<lb/> er Gentz in Dresden und das Wesen desselben bezauberte ihn so. daß er ihm<lb/> 21. Juni einen haibtollen Liebesbrief schrieb, dessen er sich gleich darauf<lb/> schämte. Die Furcht, daß Gent; ihn durch denselben compromittiren würde,<lb/> scheint ihn nachher beständig gequält zu haben. Wie es scheint, kam ihm<lb/> Gentz zwar herzlich entgegen, verschwieg ihm aber doch die erheblichen Aus¬<lb/> stellungen nicht, die er gegen ihn zu machen habe, und so war in ihr Ver¬<lb/> hältniß seitdem etwas Unklares gekommen. Nach jener Zusammenkunft in<lb/> Dresden wird Müller immer kleinmüthiger; überall fürchtet er sich zu compro¬<lb/> mittiren. Unter falscher Adresse erhält Gentz (27. Juli) den Brief: Daus un<lb/> Moment as äekvetiou Zenvriüv as evux ».ope IssoMls on sse, it ne kaut<lb/> pas se livrer incliseretement aux dstes tsroess <mi vouvont taire clef maux<lb/> irr^varadles. On vose los armes partout, es n'ost alone xas is momsnt<lb/> clef nnilivi>i<iuW, it taut hö tsnir tranczuills a 'luseulum et serirs clss<lb/> OkKees. «I'al eoneu ne vastes utans littäraireL, puisguv e'est la es c^u'on<lb/> ins laisss taire. Nais it taut, pour Iss exveutsr, ein repos; e'est yourguoi<lb/> ^s As vsux pas ML eoinvromsttrs llans (iss ciusrellss, aetnsllsmvnt mn-<lb/> tilss.— „So ganz an allem verzweifelnd," antwortet Gentz 4. Aug., „sprachen<lb/> Sie noch nie zu mir. Es ist wahr, die Zeiten sind entsetzlich und werden<lb/> täglich entsetzlicher. Aber waren wir denn auf das. was jetzt geschieht, nicht<lb/> gefaßt? Und kann es denn je so schlimm werden, daß wir von Uetraits und<lb/> (^om ein morals und Odium litcnarium und dergleichen zu sprechen das Recht<lb/> erhielten? Ich beschwöre Sie, verlassen Sie die Sache nicht, auch für große<lb/> literarische Arbeiten und Denkmäler immerwährenden Ruhms!" — Müller<lb/> (II. Aug.)-. „Mir war der politische Wirkungskreis für den Augenblick ganz<lb/> verschlossen, also nichts übrig, als das Zeugniß meiner Gesinnungen der Nach¬<lb/> welt aufzusparen. . Ich glaubte Preußen über den Umwandlungsplan des<lb/> Reichs einverstanden. Sollte ich nun lieber von Zeit zu Zeit fruchtlose<lb/> Aeußerungen wider das von dem Hof angenommene System und wider den<lb/> Strom der Zeitläuse thun, oder in möglichst ruhiger Stille die Frucht aller<lb/> alten und neuen Erfahrung zum Gebrauch besserer Zeiten bereiten? Es ist.<lb/> nicht in den Grundsätzen, aber in der Lage, zwischen uns der/beträchtliche<lb/> Unterschied, daß Sie am meisten in unsrer, mit unsrer jetzigen, ich mit der<lb/> gewesenen Welt mehr, leben; so daß wir zwar im gleichen Sinn, zusammen,<lb/> jeder aber auf seine Weise zu wirken haben. Es ist herrlich, der Mann des<lb/> Jahrhunderts, es ist auch nicht zu verwerfen, der Mann der Universalhistorie</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0360]
liebten wie Waffenbrüder im heiligen Streite Noch bin ich toll, im Rausch
von dem Göttertrank, den deine liebe Rechte mir gab; fühlen kann ich erst,
reden davon später. Mir bleibt kein andrer Stolz als des guten Herzens,
womit ich den nicht gleichgültigen Lorbcerzweig mit glühendem Kuß dem Un¬
übertrefflicher überreiche." — In der Mitte des folgenden Monats besuchte
er Gentz in Dresden und das Wesen desselben bezauberte ihn so. daß er ihm
21. Juni einen haibtollen Liebesbrief schrieb, dessen er sich gleich darauf
schämte. Die Furcht, daß Gent; ihn durch denselben compromittiren würde,
scheint ihn nachher beständig gequält zu haben. Wie es scheint, kam ihm
Gentz zwar herzlich entgegen, verschwieg ihm aber doch die erheblichen Aus¬
stellungen nicht, die er gegen ihn zu machen habe, und so war in ihr Ver¬
hältniß seitdem etwas Unklares gekommen. Nach jener Zusammenkunft in
Dresden wird Müller immer kleinmüthiger; überall fürchtet er sich zu compro¬
mittiren. Unter falscher Adresse erhält Gentz (27. Juli) den Brief: Daus un
Moment as äekvetiou Zenvriüv as evux ».ope IssoMls on sse, it ne kaut
pas se livrer incliseretement aux dstes tsroess <mi vouvont taire clef maux
irr^varadles. On vose los armes partout, es n'ost alone xas is momsnt
clef nnilivi>i<iuW, it taut hö tsnir tranczuills a 'luseulum et serirs clss
OkKees. «I'al eoneu ne vastes utans littäraireL, puisguv e'est la es c^u'on
ins laisss taire. Nais it taut, pour Iss exveutsr, ein repos; e'est yourguoi
^s As vsux pas ML eoinvromsttrs llans (iss ciusrellss, aetnsllsmvnt mn-
tilss.— „So ganz an allem verzweifelnd," antwortet Gentz 4. Aug., „sprachen
Sie noch nie zu mir. Es ist wahr, die Zeiten sind entsetzlich und werden
täglich entsetzlicher. Aber waren wir denn auf das. was jetzt geschieht, nicht
gefaßt? Und kann es denn je so schlimm werden, daß wir von Uetraits und
(^om ein morals und Odium litcnarium und dergleichen zu sprechen das Recht
erhielten? Ich beschwöre Sie, verlassen Sie die Sache nicht, auch für große
literarische Arbeiten und Denkmäler immerwährenden Ruhms!" — Müller
(II. Aug.)-. „Mir war der politische Wirkungskreis für den Augenblick ganz
verschlossen, also nichts übrig, als das Zeugniß meiner Gesinnungen der Nach¬
welt aufzusparen. . Ich glaubte Preußen über den Umwandlungsplan des
Reichs einverstanden. Sollte ich nun lieber von Zeit zu Zeit fruchtlose
Aeußerungen wider das von dem Hof angenommene System und wider den
Strom der Zeitläuse thun, oder in möglichst ruhiger Stille die Frucht aller
alten und neuen Erfahrung zum Gebrauch besserer Zeiten bereiten? Es ist.
nicht in den Grundsätzen, aber in der Lage, zwischen uns der/beträchtliche
Unterschied, daß Sie am meisten in unsrer, mit unsrer jetzigen, ich mit der
gewesenen Welt mehr, leben; so daß wir zwar im gleichen Sinn, zusammen,
jeder aber auf seine Weise zu wirken haben. Es ist herrlich, der Mann des
Jahrhunderts, es ist auch nicht zu verwerfen, der Mann der Universalhistorie
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