Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.herkömmlichen Vergünstigungen durchaus nicht blöde war und sie auch wol Die Ausstattung der Schauspiele richtete sich natürlich nach dein Vermögen herkömmlichen Vergünstigungen durchaus nicht blöde war und sie auch wol Die Ausstattung der Schauspiele richtete sich natürlich nach dein Vermögen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0338" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186750"/> <fw type="sig" place="bottom"/><lb/> <p xml:id="ID_770" prev="#ID_769"> herkömmlichen Vergünstigungen durchaus nicht blöde war und sie auch wol<lb/> mit Gewalt ertrotzte. Unter Tibers Negierung ließ einmal in Pollentia der<lb/> Pöbel den Leichenzug eines Offiziers nicht eher den Markt passiren, als bis er<lb/> von den Erben das Versprechen eines Fcchterspieis erzwungen hatte. Tiber,<lb/> der in solchen Dingen keinen Scherz verstand, schickte Militär in die Stadt<lb/> und ließ den größern Theil des Gemeinderaths und der Bürgerschaft ins Ge¬<lb/> fängniß werfen. Mitunter bedürfte es zu diesen Schauspielen kaiserlicher Er¬<lb/> laubniß, was ohne Zweifel immer der Fall war, wenn ein periodisch zu<lb/> wiederholendes Fest neu gestiftet werden sollte; selbst die Erneuerung eines<lb/> in Vergessenheit gerathenen konnte nicht ohne allerhöchste Bewilligung geschehn.<lb/> In Pompeji hatte im Jahr 5!» bei einem amphitheatralischen Fest ein blutiger<lb/> Kampf der Einwohner mit den aus dem nahen Nuceria in Menge herbei¬<lb/> gekommenen Gäste stattgefunden, zur Strafe wurde den Pompejanern die<lb/> Erlaubniß zu solchen Festen auf zehn Jahr genommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_771" next="#ID_772"> Die Ausstattung der Schauspiele richtete sich natürlich nach dein Vermögen<lb/> der Communen und der einzelnen. Den Römern, die um die Feste des Colosseums<lb/> mit ihrer Feenpracht, ihren riesigen Dimensionen und unübersehbaren Menschen-<lb/> massen gewöhnt waren, mußten sie freilich ärmlich vorkommen, aber nach dein<lb/> Maßstabe, den wir an Voltsvergnügtmgen legen, fand auch hierbei eine ganz<lb/> unverhältnißmößige Verschwendung statt. Wenn in Rom die Schauspiele<lb/> Wochen und selbst Monate ausfüllten, dauerten sie doch auch in andern Städten<lb/> öfter zwei, drei und vier Tage. Es waren nach den Inschriften zu schlie¬<lb/> ßen vorzugsweise Thierhatzen, Fechterspiele, auch Athletcnlämpse; Wagcnrennen<lb/> und theatralische Aufführungen werden sehr selten erwähnt. Wie sehr das<lb/> Interesse an den Kämpfen der Arena überwog, zeigen die Mauern von Pom¬<lb/> peji, die mit gekritzelten Darstellungen derselben und darauf bezüglichen In¬<lb/> schriften angefüllt sind, während kaum eine Spur den Antheil der Bevölkerung<lb/> am Theater verräth. Wenn in Rom die Arena von den größten und schön¬<lb/> sten Thieren der tropischen Zone wimmelte, hatten kleinere Orte nicht blos<lb/> Hatzen von Hasen, Hirschen und andern „krautfressenden Thieren", von Wild¬<lb/> schweinen und Bären, die in den Apenninen häufig waren, sondern auch von<lb/> Panthern und Straußen (in der Volkssprache „Seesperlinge" genannt). Von<lb/> der Ausstattung dieser Schauspiele gibt eine Notiz bei Plinius eine Vorstellung:<lb/> „Julius Cäsar als Aedil ließ die Thierkämpfer zuerst mit silbernen Waffen die<lb/> wilden Thiere angreifen, jetzt ahmen sie dies schon in Municifuen nach."<lb/> Wenn in Rom Hunderte, ja tnusende von Gladiatoren fochten, ganze Schlach¬<lb/> ten zu Wasser und zu Lande mit furchtbarer Wirklichkeit geliefert wurden, so<lb/> gab es auch im übrigen Italien gewiß nicht viele Städte, in deren Amphi¬<lb/> theatern nicht einigemal im Jahre Blut floß. Die kleinern und nrmern mu߬<lb/> ten sich mit drei und vier Paar Fechtern begnügen, in größern Mittelstädten</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0338]
herkömmlichen Vergünstigungen durchaus nicht blöde war und sie auch wol
mit Gewalt ertrotzte. Unter Tibers Negierung ließ einmal in Pollentia der
Pöbel den Leichenzug eines Offiziers nicht eher den Markt passiren, als bis er
von den Erben das Versprechen eines Fcchterspieis erzwungen hatte. Tiber,
der in solchen Dingen keinen Scherz verstand, schickte Militär in die Stadt
und ließ den größern Theil des Gemeinderaths und der Bürgerschaft ins Ge¬
fängniß werfen. Mitunter bedürfte es zu diesen Schauspielen kaiserlicher Er¬
laubniß, was ohne Zweifel immer der Fall war, wenn ein periodisch zu
wiederholendes Fest neu gestiftet werden sollte; selbst die Erneuerung eines
in Vergessenheit gerathenen konnte nicht ohne allerhöchste Bewilligung geschehn.
In Pompeji hatte im Jahr 5!» bei einem amphitheatralischen Fest ein blutiger
Kampf der Einwohner mit den aus dem nahen Nuceria in Menge herbei¬
gekommenen Gäste stattgefunden, zur Strafe wurde den Pompejanern die
Erlaubniß zu solchen Festen auf zehn Jahr genommen.
Die Ausstattung der Schauspiele richtete sich natürlich nach dein Vermögen
der Communen und der einzelnen. Den Römern, die um die Feste des Colosseums
mit ihrer Feenpracht, ihren riesigen Dimensionen und unübersehbaren Menschen-
massen gewöhnt waren, mußten sie freilich ärmlich vorkommen, aber nach dein
Maßstabe, den wir an Voltsvergnügtmgen legen, fand auch hierbei eine ganz
unverhältnißmößige Verschwendung statt. Wenn in Rom die Schauspiele
Wochen und selbst Monate ausfüllten, dauerten sie doch auch in andern Städten
öfter zwei, drei und vier Tage. Es waren nach den Inschriften zu schlie¬
ßen vorzugsweise Thierhatzen, Fechterspiele, auch Athletcnlämpse; Wagcnrennen
und theatralische Aufführungen werden sehr selten erwähnt. Wie sehr das
Interesse an den Kämpfen der Arena überwog, zeigen die Mauern von Pom¬
peji, die mit gekritzelten Darstellungen derselben und darauf bezüglichen In¬
schriften angefüllt sind, während kaum eine Spur den Antheil der Bevölkerung
am Theater verräth. Wenn in Rom die Arena von den größten und schön¬
sten Thieren der tropischen Zone wimmelte, hatten kleinere Orte nicht blos
Hatzen von Hasen, Hirschen und andern „krautfressenden Thieren", von Wild¬
schweinen und Bären, die in den Apenninen häufig waren, sondern auch von
Panthern und Straußen (in der Volkssprache „Seesperlinge" genannt). Von
der Ausstattung dieser Schauspiele gibt eine Notiz bei Plinius eine Vorstellung:
„Julius Cäsar als Aedil ließ die Thierkämpfer zuerst mit silbernen Waffen die
wilden Thiere angreifen, jetzt ahmen sie dies schon in Municifuen nach."
Wenn in Rom Hunderte, ja tnusende von Gladiatoren fochten, ganze Schlach¬
ten zu Wasser und zu Lande mit furchtbarer Wirklichkeit geliefert wurden, so
gab es auch im übrigen Italien gewiß nicht viele Städte, in deren Amphi¬
theatern nicht einigemal im Jahre Blut floß. Die kleinern und nrmern mu߬
ten sich mit drei und vier Paar Fechtern begnügen, in größern Mittelstädten
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |