Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.erwähnt) seine Erfüllung durch Vermächtnisse von Capitalien und Grundstücken Die zweite Hauptergötzlichkeit neben jenen großen Festmahlzeiten in den Grenzboten 11. 18SL. 42
erwähnt) seine Erfüllung durch Vermächtnisse von Capitalien und Grundstücken Die zweite Hauptergötzlichkeit neben jenen großen Festmahlzeiten in den Grenzboten 11. 18SL. 42
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erwähnt) seine Erfüllung durch Vermächtnisse von Capitalien und Grundstücken
gesichert, von deren Zinsen Geburtstage, Todes-, Begräbniß- oder andere Ge¬
dächtnißtage von der ganzen Stadt oder einer bestimmten Körperschaft gefeiert
wurden. Zu diesen gehörten auch die Rosen- und Veilchenfeste, an denen diese
Blumen unter die Gäste vertheilt und auf das Gras gestreut wurden. Man
behängte die Monumente mit Kränzen, Opferdüfte stiegen in die Luft, Wohl¬
gerüche wurden in die Aschenurnen geträufelt, die Grabeslampe leuchtete frisch
gefüllt, und beim festlichen Mahl wurde das Andenken des Hingegangenen
von den Nachkommen gesegnet, die sich seiner Gaben erfreuten.
Die zweite Hauptergötzlichkeit neben jenen großen Festmahlzeiten in den
Städten Italiens waren die öffentlichen Schauspiele. Die Veranlassungen zu
denselben waren sehr mannigfacher Natur. Theils veranstalteten sie die Com¬
munen auf eigne Kosten, wobei ein gewählter Unternehmer die Ausrüstung
besorgte (und in der Regel vermuthlich vou seinein Gelde zusetzte); theils waren
gewisse Beamte verpflichtet sie bei ihrem Amtsantritt zu geben, besonders die
Inhaber der höchsten Comniunalämter. Selbst zur Feier des Eintritts in den
Gemeinderath und den Angustalenstand wurden Spiele gegeben. Mitunter
verwandelten die Beamten auf Beschluß des Gemeinderaths das zu den Schau¬
spielen bestimmte Geld zu einem gemeinnützigen Zweck, als Straßenpflasterung,
Brunnen und Bauten, schwerlich zur Zusnedeuheit des Publicums. Außerdem
wurden Feiertage, besonders der Jahrestag der Stadtgründnng, mit Gladiatoren¬
kämpfen und andern Festlichkeiten begangen. Sodann gaben reiche Bürger
große Summen, um ihrer Vaterstadt diese begehrteste aller Unterhaltungen zu
verschaffen, theils zur Feier von Familienereignissen, theils in der Absicht sich
und ihrer Stadt Ehre zu machen. In Pesaro vermachte einmal der höchste
Beamte der Stadt über 7».»00 Thaler. Die Zinsen von zwei Fünfteln dieses
Capitals sollen zu einem jährlich am Geburtstage seines Sohnes zu veran¬
staltenden Festmahl verwendet, von den Zinsen der übrigen Fünftel jedes fünfte
Jahr ein Gladiatorenspiel gegeben werden. Bekanntlich waren diese Spiele beson¬
ders zur Feier von Leichenbegängnissen und Gedächtnißtagen Verstorbener üblich.
Der jüngere Plinins drückt in einem seiner Briefe einem Freunde seinen Bei¬
fall aus, daß er der Stadt Verona ein Fechterspiel versprochen habe, da er
dort so allgemeine Liebe und Achtung genieße und überdies dem Andenken
seiner verstorbenen Frau, die eine Veroneserin war, eine solche Feierlichkeit schuldig
gewesen sei. Auch habe man so allgemein in ihn gedrungen, daß er es nicht
abschlagen konnte, doch verdiene seine Liberalität in der Ausstattung ein beson¬
deres Lob, anch in solchen Dingen zeige sich ein großer Sinn. Unter andern
war zu diesem Fest eine große Anzahl von Panthern ans Afrika verschrieben.
Ohne Zweifel mußten die Reichen in den Municipien sich oft gegen ihren
Willen zu diesen kostspieligen Festen versteh», da das Volk im Erbieten solcher
Grenzboten 11. 18SL. 42
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