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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

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unter wurden die Kosten aus die Stadtkasse angewiesen, gewöhnlich aber durch
freiwillige Beiträge gedeckt; die Beisteuernden verfehlten nicht sich mit zu ver¬
ewigen, und man liest gewöhnlich auf den Postamenten, daß die Statue von
dem hochpreislichen Gemeinderath und der sehr achtbaren Bürgerschaft er¬
richtet sei. Die Verdienste des Gefeierten sind in der Regel ausführlich an¬
gegeben, zuweilen heißt es mit echt italienischer Uebertreibung, sie seien un¬
säglich groß, oder der Tag würde nicht hinreichen sie aufzuzählen. Um noch
einige Beispiele anzuführen, so votirte zu Urbino der Gemeinderath einmal
einem angesehenen Mann eine Statue, "wegen der Fülle seiner Verdienste",
namentlich weil er der erste war, der alljährlich der Bürgerschaft ein Gast¬
mahl zu geben versprochen hatte. In einer andern Stadt wurde jemandem
dieselbe Ehre erwiesen, theils wegen seiner übrigen Verdienste, theils weil er
zuerst unter allen Festgcbern auf eigne Kosten fünf Panther und eine Gladia¬
torenbande hatte kämpfen lassen. Auf einem dritten Postament liest man:
"Ihm wurde im Alter von zwölf Jahren zu Rom bei der Preisbewerbung
aus dem Capitol unter den lateinischen Dichtern vermöge, seines glänzenden
Talents der Preis zugestanden. Deshalb hat die gesammte Bürgerschaft ihm
eine Statue aus freiwilligen Beiträgen zu errichten beschlossen." Auf dein
Postament einer Statue in Triest ist die ganze von dem Gemeinderath über
die Errichtung gepflogene Unterhaltung eingehnuen. Wir wollen den Anfang
als Probe hersetzen. "Der höchst ehrenwerthe Fabius Severus *) hat der
Stadt schon lange zahlreiche Wohlthaten erwiese", da er vom Knabenalter an
gestrebt hat, in Vertheidigung der Interessen seiner Vaterstadt an Würde und
Veredtsamkeit zuzunehmen. Denn so viele und bedeutende Angelegenheiten hat
er bereits bei unserm gütigen Kaiser Antoninus Pius übernommen, verhandelt
und durchgesetzt, ohne der Stadtkasse irgend welche Kosten zu verursachen,
daß er, obwol noch sehr jung, seine Vaterstadt und obendrein uns alle durch
Werke und Thaten des gerciftesten Alters sich verpflichtet hat. Jetzt aber hat
er die Stadt mit einer so großen Wohlthat, einem so heilsamen Werk seines
Geistes, einem so dauernden Stutzen beschenkt, daß er all seine frühern Thaten,
obwol sie hervorragend und unermeßlich sind, sicherlich übertroffen hat." In
dieser Weitschweifigkeit geht es noch lange fort, bis zuletzt der Beschluß gefaßt
wird, dem Gepriesenen eine vergoldete Reiterstatue zu setzen und seinen Vater
zu ersuchen, daß er ihm im Namen der Stadt danken möge.

Sehr oft kamen jedoch die Beschlüsse zur Errichtung von Statuen gar
nicht zur Ausführung. Der bescheidene Mann, dem das Monument zugedacht
war, erklärte, er sei schon mit der Ehre zufrieden und wolle keine Kosten ver¬
ursachen, oder er setzte sich die von der Stadt votirte Statue auf eigne Kosten.



^) Im Original vir owrisiiimii", d>is Prädicat der Personen vom Smatorensiandc,

unter wurden die Kosten aus die Stadtkasse angewiesen, gewöhnlich aber durch
freiwillige Beiträge gedeckt; die Beisteuernden verfehlten nicht sich mit zu ver¬
ewigen, und man liest gewöhnlich auf den Postamenten, daß die Statue von
dem hochpreislichen Gemeinderath und der sehr achtbaren Bürgerschaft er¬
richtet sei. Die Verdienste des Gefeierten sind in der Regel ausführlich an¬
gegeben, zuweilen heißt es mit echt italienischer Uebertreibung, sie seien un¬
säglich groß, oder der Tag würde nicht hinreichen sie aufzuzählen. Um noch
einige Beispiele anzuführen, so votirte zu Urbino der Gemeinderath einmal
einem angesehenen Mann eine Statue, „wegen der Fülle seiner Verdienste",
namentlich weil er der erste war, der alljährlich der Bürgerschaft ein Gast¬
mahl zu geben versprochen hatte. In einer andern Stadt wurde jemandem
dieselbe Ehre erwiesen, theils wegen seiner übrigen Verdienste, theils weil er
zuerst unter allen Festgcbern auf eigne Kosten fünf Panther und eine Gladia¬
torenbande hatte kämpfen lassen. Auf einem dritten Postament liest man:
„Ihm wurde im Alter von zwölf Jahren zu Rom bei der Preisbewerbung
aus dem Capitol unter den lateinischen Dichtern vermöge, seines glänzenden
Talents der Preis zugestanden. Deshalb hat die gesammte Bürgerschaft ihm
eine Statue aus freiwilligen Beiträgen zu errichten beschlossen." Auf dein
Postament einer Statue in Triest ist die ganze von dem Gemeinderath über
die Errichtung gepflogene Unterhaltung eingehnuen. Wir wollen den Anfang
als Probe hersetzen. „Der höchst ehrenwerthe Fabius Severus *) hat der
Stadt schon lange zahlreiche Wohlthaten erwiese», da er vom Knabenalter an
gestrebt hat, in Vertheidigung der Interessen seiner Vaterstadt an Würde und
Veredtsamkeit zuzunehmen. Denn so viele und bedeutende Angelegenheiten hat
er bereits bei unserm gütigen Kaiser Antoninus Pius übernommen, verhandelt
und durchgesetzt, ohne der Stadtkasse irgend welche Kosten zu verursachen,
daß er, obwol noch sehr jung, seine Vaterstadt und obendrein uns alle durch
Werke und Thaten des gerciftesten Alters sich verpflichtet hat. Jetzt aber hat
er die Stadt mit einer so großen Wohlthat, einem so heilsamen Werk seines
Geistes, einem so dauernden Stutzen beschenkt, daß er all seine frühern Thaten,
obwol sie hervorragend und unermeßlich sind, sicherlich übertroffen hat." In
dieser Weitschweifigkeit geht es noch lange fort, bis zuletzt der Beschluß gefaßt
wird, dem Gepriesenen eine vergoldete Reiterstatue zu setzen und seinen Vater
zu ersuchen, daß er ihm im Namen der Stadt danken möge.

Sehr oft kamen jedoch die Beschlüsse zur Errichtung von Statuen gar
nicht zur Ausführung. Der bescheidene Mann, dem das Monument zugedacht
war, erklärte, er sei schon mit der Ehre zufrieden und wolle keine Kosten ver¬
ursachen, oder er setzte sich die von der Stadt votirte Statue auf eigne Kosten.



^) Im Original vir owrisiiimii», d>is Prädicat der Personen vom Smatorensiandc,
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[0334] unter wurden die Kosten aus die Stadtkasse angewiesen, gewöhnlich aber durch freiwillige Beiträge gedeckt; die Beisteuernden verfehlten nicht sich mit zu ver¬ ewigen, und man liest gewöhnlich auf den Postamenten, daß die Statue von dem hochpreislichen Gemeinderath und der sehr achtbaren Bürgerschaft er¬ richtet sei. Die Verdienste des Gefeierten sind in der Regel ausführlich an¬ gegeben, zuweilen heißt es mit echt italienischer Uebertreibung, sie seien un¬ säglich groß, oder der Tag würde nicht hinreichen sie aufzuzählen. Um noch einige Beispiele anzuführen, so votirte zu Urbino der Gemeinderath einmal einem angesehenen Mann eine Statue, „wegen der Fülle seiner Verdienste", namentlich weil er der erste war, der alljährlich der Bürgerschaft ein Gast¬ mahl zu geben versprochen hatte. In einer andern Stadt wurde jemandem dieselbe Ehre erwiesen, theils wegen seiner übrigen Verdienste, theils weil er zuerst unter allen Festgcbern auf eigne Kosten fünf Panther und eine Gladia¬ torenbande hatte kämpfen lassen. Auf einem dritten Postament liest man: „Ihm wurde im Alter von zwölf Jahren zu Rom bei der Preisbewerbung aus dem Capitol unter den lateinischen Dichtern vermöge, seines glänzenden Talents der Preis zugestanden. Deshalb hat die gesammte Bürgerschaft ihm eine Statue aus freiwilligen Beiträgen zu errichten beschlossen." Auf dein Postament einer Statue in Triest ist die ganze von dem Gemeinderath über die Errichtung gepflogene Unterhaltung eingehnuen. Wir wollen den Anfang als Probe hersetzen. „Der höchst ehrenwerthe Fabius Severus *) hat der Stadt schon lange zahlreiche Wohlthaten erwiese», da er vom Knabenalter an gestrebt hat, in Vertheidigung der Interessen seiner Vaterstadt an Würde und Veredtsamkeit zuzunehmen. Denn so viele und bedeutende Angelegenheiten hat er bereits bei unserm gütigen Kaiser Antoninus Pius übernommen, verhandelt und durchgesetzt, ohne der Stadtkasse irgend welche Kosten zu verursachen, daß er, obwol noch sehr jung, seine Vaterstadt und obendrein uns alle durch Werke und Thaten des gerciftesten Alters sich verpflichtet hat. Jetzt aber hat er die Stadt mit einer so großen Wohlthat, einem so heilsamen Werk seines Geistes, einem so dauernden Stutzen beschenkt, daß er all seine frühern Thaten, obwol sie hervorragend und unermeßlich sind, sicherlich übertroffen hat." In dieser Weitschweifigkeit geht es noch lange fort, bis zuletzt der Beschluß gefaßt wird, dem Gepriesenen eine vergoldete Reiterstatue zu setzen und seinen Vater zu ersuchen, daß er ihm im Namen der Stadt danken möge. Sehr oft kamen jedoch die Beschlüsse zur Errichtung von Statuen gar nicht zur Ausführung. Der bescheidene Mann, dem das Monument zugedacht war, erklärte, er sei schon mit der Ehre zufrieden und wolle keine Kosten ver¬ ursachen, oder er setzte sich die von der Stadt votirte Statue auf eigne Kosten. ^) Im Original vir owrisiiimii», d>is Prädicat der Personen vom Smatorensiandc,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/334>, abgerufen am 22.12.2024.