Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.aber unter der seltsamen Bedingung, daß seine Nachkommen bei der Wahl zu Wenn für die Verschönerung und den Nutzen der Städte so freigebig von aber unter der seltsamen Bedingung, daß seine Nachkommen bei der Wahl zu Wenn für die Verschönerung und den Nutzen der Städte so freigebig von <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0333" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186745"/> <p xml:id="ID_758" prev="#ID_757"> aber unter der seltsamen Bedingung, daß seine Nachkommen bei der Wahl zu<lb/> Stadtämtcrn bevorzugt werden sollen. Endlich wurden die öffentlichen Gebäude<lb/> von Privatleuten nicht blos ausgebessert, decorirt und geschmückt, sondern nicht<lb/> selten von Grund aus aufgeführt. Die Gebäude, welche außer deu Tempeln<lb/> auch an kleinen Orten nicht zu fehlen pflegten, waren besonders Theater und<lb/> Amphitheater. Kolonnaden zu Spaziergängen und Basiliken zu Gerichts¬<lb/> verhandlungen. Beispiele, daß so bedeutende Bauten von einzelnen auf eigne<lb/> Kosten aufgeführt wurden, sind keineswegs selten.</p><lb/> <p xml:id="ID_759" next="#ID_760"> Wenn für die Verschönerung und den Nutzen der Städte so freigebig von<lb/> ihren Bürgern gesorgt wurde, so erhielten sie noch einen andern Schmuck, der<lb/> modernen Städten zu fehlen pflegt, in der unglaublichen Menge öffentlich auf¬<lb/> gestellter Ehrenstatuen. Zum Theil waren dies Denkmäler von berühmten<lb/> Männern der Vorzeit, wie in Pompeji Postamente von Bildsäulen des Aeneas<lb/> und Romulus gefunden sind, in Arezzo von Appius Claudius. Fabius Maxi¬<lb/> mus, Aemilius Paulus, Marius, Lucullus u. a., in Mailand eine Statue<lb/> des jüngern Brutus erwähnt wird u. tgi.; man darf wol annehmen, daß<lb/> alle größern Städte Italiens an solchen Statuen berühmter Männer reich<lb/> waren. Bei weitem der größte Theil waren eben Denkmäler von Personen,<lb/> die sich um die Stadt verdient gemacht, von .Kaisern oder Mitgliedern der<lb/> kaiserlichen Familie. In einem frühern Aufsatze find bereits die Hauptursachen<lb/> angegeben worden, die eine so massenhafte Production von Bildsäulen möglich<lb/> machten, die Verbreitung von Künstlern und Kunsthandwerkern durch alle Pro¬<lb/> vinzen des römischen Reichs, die Billigkeit des Materials und der Arbeit, die<lb/> fabrikmäßige Art der Ausführung. Auch die gewöhnlichen Veranlassungen<lb/> zur Errichtung von Statuen in Municipien sind dort beveiiö aufgezählt: Bau¬<lb/> ten und Schenkungen, unentgeltliche Uebernahme von Gesandtschaften. Ver¬<lb/> anstaltung von Festen, Schauspielen, allgemeinen Bewinhungen n. s. w.; auch<lb/> ist die Sitte erwähnt worden, ein und dieselbe Person durch mehre Statuen<lb/> zu ehren, in einer Stadt von Nordafrika werden z. B. einer Priesterin ein¬<lb/> mal nicht weniger als fünf decretirt. Zuweilen wurde» verdiente Personen<lb/> dadurch ausgezeichnet, daß man Mitgliedern ihrer Familie Statuen setzte,<lb/> entweder um sie dadurch zu erfreuen, oder wenn sie schon gestorben waren,<lb/> um ihr Andenken in ihren Nachkommen zu ehren. Daß Frauen für die Ver¬<lb/> dienste ihrer Mäuner. Söhne und Töchter für die ihrer Bäter geehrt wurden,<lb/> kam häufig vor. In Brescia hat der Gemeinderath sogar einmal einen<lb/> Knaben, der in dem zarten Alter von 0 Jahren 2 Monaten und 5 Tagen starb,<lb/> eine vergoldete Reiterstatue setzen zu lassen beschlossen, um den überlebenden Vater<lb/> damit zu erfreuen. Auch kam es vor. daß jemand eine ihm angebotene Sta¬<lb/> tue auf ein andres Familiennntglied übertragen ließ. Solche Ehrenbezeugungen<lb/> beschloß entweder der Gemeinde'rath allein oder die ganze Bürgerschaft. Mit-</p><lb/> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0333]
aber unter der seltsamen Bedingung, daß seine Nachkommen bei der Wahl zu
Stadtämtcrn bevorzugt werden sollen. Endlich wurden die öffentlichen Gebäude
von Privatleuten nicht blos ausgebessert, decorirt und geschmückt, sondern nicht
selten von Grund aus aufgeführt. Die Gebäude, welche außer deu Tempeln
auch an kleinen Orten nicht zu fehlen pflegten, waren besonders Theater und
Amphitheater. Kolonnaden zu Spaziergängen und Basiliken zu Gerichts¬
verhandlungen. Beispiele, daß so bedeutende Bauten von einzelnen auf eigne
Kosten aufgeführt wurden, sind keineswegs selten.
Wenn für die Verschönerung und den Nutzen der Städte so freigebig von
ihren Bürgern gesorgt wurde, so erhielten sie noch einen andern Schmuck, der
modernen Städten zu fehlen pflegt, in der unglaublichen Menge öffentlich auf¬
gestellter Ehrenstatuen. Zum Theil waren dies Denkmäler von berühmten
Männern der Vorzeit, wie in Pompeji Postamente von Bildsäulen des Aeneas
und Romulus gefunden sind, in Arezzo von Appius Claudius. Fabius Maxi¬
mus, Aemilius Paulus, Marius, Lucullus u. a., in Mailand eine Statue
des jüngern Brutus erwähnt wird u. tgi.; man darf wol annehmen, daß
alle größern Städte Italiens an solchen Statuen berühmter Männer reich
waren. Bei weitem der größte Theil waren eben Denkmäler von Personen,
die sich um die Stadt verdient gemacht, von .Kaisern oder Mitgliedern der
kaiserlichen Familie. In einem frühern Aufsatze find bereits die Hauptursachen
angegeben worden, die eine so massenhafte Production von Bildsäulen möglich
machten, die Verbreitung von Künstlern und Kunsthandwerkern durch alle Pro¬
vinzen des römischen Reichs, die Billigkeit des Materials und der Arbeit, die
fabrikmäßige Art der Ausführung. Auch die gewöhnlichen Veranlassungen
zur Errichtung von Statuen in Municipien sind dort beveiiö aufgezählt: Bau¬
ten und Schenkungen, unentgeltliche Uebernahme von Gesandtschaften. Ver¬
anstaltung von Festen, Schauspielen, allgemeinen Bewinhungen n. s. w.; auch
ist die Sitte erwähnt worden, ein und dieselbe Person durch mehre Statuen
zu ehren, in einer Stadt von Nordafrika werden z. B. einer Priesterin ein¬
mal nicht weniger als fünf decretirt. Zuweilen wurde» verdiente Personen
dadurch ausgezeichnet, daß man Mitgliedern ihrer Familie Statuen setzte,
entweder um sie dadurch zu erfreuen, oder wenn sie schon gestorben waren,
um ihr Andenken in ihren Nachkommen zu ehren. Daß Frauen für die Ver¬
dienste ihrer Mäuner. Söhne und Töchter für die ihrer Bäter geehrt wurden,
kam häufig vor. In Brescia hat der Gemeinderath sogar einmal einen
Knaben, der in dem zarten Alter von 0 Jahren 2 Monaten und 5 Tagen starb,
eine vergoldete Reiterstatue setzen zu lassen beschlossen, um den überlebenden Vater
damit zu erfreuen. Auch kam es vor. daß jemand eine ihm angebotene Sta¬
tue auf ein andres Familiennntglied übertragen ließ. Solche Ehrenbezeugungen
beschloß entweder der Gemeinde'rath allein oder die ganze Bürgerschaft. Mit-
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