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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

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freulich. daß Lessings und Mendelsohns Freund, und seit den Literaturbriefen
gleichsam der Pflegvater unserer guten Literatur, endlich ein Wort der Wahr¬
heit hierüber gesagt hat. Viele werden schreien eben weil es trifft; aber es
wird wirken, und andere zu gleicher Sprache ermuntern/' -- "Eine wahre
Pest ist das neuphilosophische Kauderwelsch zu einer Zeit, wo der gesunde
Sinn eines jeden durch die allernatürlichste Sprache geführt werden sollte."
(Febr. 1799) -- Ebenso entzückt begrüßt er Nicolais Satire gegen Fichte
(Jul. 1798): "Diese Schrift soll viel beitragen, durch die Geisel des Lächer¬
lichen eine Raserei zu verscheuchen, welche zur ungelegensten Zeit, als die
Köpfe schon anderweithcr verschroben waren, erschienen ist, um das Maß der
Verwirrung zu erfüllen. Ich kann die kritische Philosophie nicht von vorn
beurtheilen, da ich sie nicht studirt, ja die Acten bald bei Seite gelegt habe,
weil ich sie nicht verstand: aber die vorhintige Erfahrung habe ich seit
zwölf Jahren mit größtem Mißvergnügen gemacht, daß sie talentvolle
Jünglinge sowol durch Eigendünkel als durch Unwissenheit unbrauchbar
macht, und eine neue Quelle von Mißverständnissen ist, wozu vielleicht nicht
der Sinn Kants, aber die Ungewöhnlichst und die Vielseitigkeit seiner
Sprache und die Thorheit der Nachäffer die Ursache gegeben. Selbst
in meinem armen (weiland so glücklichen!" Vaterland hat sie den Fort¬
gang der Revolution befördert: indem gutmüthige Menschen den Irrwisch
selbstgcschaffener Ideen für einen sicherern Leitstern, als die Grundsätze der
Voreltern hielten, andere die neue Sprache als Deckmantel und Werkzeug
ihrer ehrgeizigen oder eigennützigen Absichten benutzen wollten. Es ist ein
wahres Verdienst, daß Sie das graue Ungeheuer ohne Körper und nur durch
falschen Schein verleitend, welches in Erwartung des mächtigern Verwirrens
nun alles untergräbt und außer Fassung bringt, demastiren. Es war sonst
Menschenverstand ein Hauptzug des Deutschen, den verlor er seit für alle den¬
kende Wesen "die auch nicht Menschen sind" von vorn philosophirt wird. Daß
man wieder auf das ordentliche Gleis käme, dazu wird nichts mehr thun,
(wenn etwas noch hilft, wenn die allgemeine Desorganisirung nicht im Rathe
der Götter ist) als die Waffe, welche Sie erheben, Sie, den Lessing, Abbe,
Möser, Moses, fast noch allein hinterlassen haben, für die gute Sache zu
zeugen." -- Am derbsten äußert er sich in der jenaischen L. Z.. 16. Aug.
!806., über Molitors Dynamik der Geschichte: "Unsern Vätern, so viele
derselben seit Moses und Herodot Geschichte geschrieben oder gelesen haben,
schien sie eine Vcrgegenwnrtigung vergangener Dinge, zu dem Zweck, den
gegenwärtigen Zustand und alle Einrichtungen aus dem Geist ihres Ursprungs
zu erklären, und für alle Künste des Kriegs und des Friedens lehrreiche Bei¬
spiele in Erinnerung zu bringen. Selbst in den heillosesten Zeiten der dürr¬
sten Scholastik blieb der historische Vortrag von den Grillen der Theoretiker


freulich. daß Lessings und Mendelsohns Freund, und seit den Literaturbriefen
gleichsam der Pflegvater unserer guten Literatur, endlich ein Wort der Wahr¬
heit hierüber gesagt hat. Viele werden schreien eben weil es trifft; aber es
wird wirken, und andere zu gleicher Sprache ermuntern/' — „Eine wahre
Pest ist das neuphilosophische Kauderwelsch zu einer Zeit, wo der gesunde
Sinn eines jeden durch die allernatürlichste Sprache geführt werden sollte."
(Febr. 1799) — Ebenso entzückt begrüßt er Nicolais Satire gegen Fichte
(Jul. 1798): „Diese Schrift soll viel beitragen, durch die Geisel des Lächer¬
lichen eine Raserei zu verscheuchen, welche zur ungelegensten Zeit, als die
Köpfe schon anderweithcr verschroben waren, erschienen ist, um das Maß der
Verwirrung zu erfüllen. Ich kann die kritische Philosophie nicht von vorn
beurtheilen, da ich sie nicht studirt, ja die Acten bald bei Seite gelegt habe,
weil ich sie nicht verstand: aber die vorhintige Erfahrung habe ich seit
zwölf Jahren mit größtem Mißvergnügen gemacht, daß sie talentvolle
Jünglinge sowol durch Eigendünkel als durch Unwissenheit unbrauchbar
macht, und eine neue Quelle von Mißverständnissen ist, wozu vielleicht nicht
der Sinn Kants, aber die Ungewöhnlichst und die Vielseitigkeit seiner
Sprache und die Thorheit der Nachäffer die Ursache gegeben. Selbst
in meinem armen (weiland so glücklichen!» Vaterland hat sie den Fort¬
gang der Revolution befördert: indem gutmüthige Menschen den Irrwisch
selbstgcschaffener Ideen für einen sicherern Leitstern, als die Grundsätze der
Voreltern hielten, andere die neue Sprache als Deckmantel und Werkzeug
ihrer ehrgeizigen oder eigennützigen Absichten benutzen wollten. Es ist ein
wahres Verdienst, daß Sie das graue Ungeheuer ohne Körper und nur durch
falschen Schein verleitend, welches in Erwartung des mächtigern Verwirrens
nun alles untergräbt und außer Fassung bringt, demastiren. Es war sonst
Menschenverstand ein Hauptzug des Deutschen, den verlor er seit für alle den¬
kende Wesen „die auch nicht Menschen sind" von vorn philosophirt wird. Daß
man wieder auf das ordentliche Gleis käme, dazu wird nichts mehr thun,
(wenn etwas noch hilft, wenn die allgemeine Desorganisirung nicht im Rathe
der Götter ist) als die Waffe, welche Sie erheben, Sie, den Lessing, Abbe,
Möser, Moses, fast noch allein hinterlassen haben, für die gute Sache zu
zeugen." — Am derbsten äußert er sich in der jenaischen L. Z.. 16. Aug.
!806., über Molitors Dynamik der Geschichte: „Unsern Vätern, so viele
derselben seit Moses und Herodot Geschichte geschrieben oder gelesen haben,
schien sie eine Vcrgegenwnrtigung vergangener Dinge, zu dem Zweck, den
gegenwärtigen Zustand und alle Einrichtungen aus dem Geist ihres Ursprungs
zu erklären, und für alle Künste des Kriegs und des Friedens lehrreiche Bei¬
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/317>, abgerufen am 22.12.2024.