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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

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guren mit Kranz und Opferschale knieen, bilden die Henkel. Auf dem Deckel
steht Berolina mit dem Bären im Wappenschilds die Schlüssel der Stadt hal¬
tend. Die Form der Vase ist nicht glücklich gewählt, sie stimmt in ihrer
dickbäuchigen Ausladung nicht recht zum antiken Motive des Tischsnßes. son¬
dern erinnert vielmehr an die altmodischen Papponrivasen der Roccocozeit,
allein die Arbeit selbst ist von großer Schönheit. -- Die Kandelaber sind gegen
ö Fuß hoch. Sie bestehen wesentlich aus Säulen, von Blättern und Blüten
umrankt, die jede aus 3 löwentöpsigcn Füßen ruhen. In der Mitte der
Säule dient ein überfallender Blättcrrand den Hauptfiguren der Verzierung
zur Basis. "Zu diesen hat der Künstler allegorische Darstellungen der Heiden
jetzt noch enger verbundenen Völkerstämmen gemeinsamen Tugenden und Eigen¬
schaften gewählt, und man sieht an dem einen Kandelaber: Muth, Tapfer¬
keit, Beständigkeit, Besonnenheit, Mäßigung, Friedfertigkeit, an dem andern':
Gerechtigkeit, Beharrlichkeit. Kraft, Fleiß. Weisheit und Einigkeit dargestellt."
(Oder vielmehr man sieht mit gewöhnlichen Augen mir je sechs weibliche Fi"
gureu mit verschiedenen unkenntlichen Attribute,,.)

Der nun folgende obere Theil der Kandelaber soll der Festesfreude Aus¬
druck geben und zeigt in einer aus Blättern und Ranken zusammengesetzten
Umgürtung des Säulenschaftes je drei Figuren musizirendcr Genien, und --
weiter oben -- auf den mit Eichenkränzen überwundenen Capitälen je fünf
tanzende und Kränze windende Kinder. -- Von hier aus entwickelt sich die
zwölfarmige Lichtkrone, ebenfalls von Kelchblumen und Knospen gebildet, aus
deren Mitte die zu Postamenten übergehende Fortsetzung des Säulenschaftes
hervortritt, auf welchen stehend, die mehr als fußhohen, mit ihren Wappen
und Emblemen geschmückten Gruppen Britannia und Borussia das Ganze
krönen. -- Das Modell des Werkes ist von, Professor Aug. Fischer theils
persönlich, theils von andern tüchtigen Künstlern nach seinen Entwürfen
ausgeführt; das Werk selbst ist aus den Werkstätten der Gebr. Vvllgvld
hervorgegangen. -- Der Eindruck des Ganzen ist ein überaus prachtvoller^
gediegener, und nur sehr zu bedauern, daß die jetzige Ausstellung an der
Wand es unmöglich macht, das Wert von mehr als der Vorderseite zu
betrachten.

Unter den übrigen Silbergcschenken, die von Städten und Vereinen reich¬
lich dargebracht worden, befinden sich viele ausgezeichnet schone Werke, nur
verlieren sie alle im Vergleich zu dem eben erwähnten und erscheinen dagegen
einzig, nährend sie allein gesehen gewiß imponiren würden.

So z. B. das Geschenk der Provinz Sachsen. Das in feinem
Silber gearbeitete Werk stellt einen Tafelaufsatz dar; bei einer Höhe von
3V" Fuß beträgt die Schwere desselben einen Eentner. Es ist ein sechseckiger
Bau mit Plateau, aus dem sich eine Schale befindet, an der Außenseite des


Grcnzbowi H. 1858. 25

guren mit Kranz und Opferschale knieen, bilden die Henkel. Auf dem Deckel
steht Berolina mit dem Bären im Wappenschilds die Schlüssel der Stadt hal¬
tend. Die Form der Vase ist nicht glücklich gewählt, sie stimmt in ihrer
dickbäuchigen Ausladung nicht recht zum antiken Motive des Tischsnßes. son¬
dern erinnert vielmehr an die altmodischen Papponrivasen der Roccocozeit,
allein die Arbeit selbst ist von großer Schönheit. — Die Kandelaber sind gegen
ö Fuß hoch. Sie bestehen wesentlich aus Säulen, von Blättern und Blüten
umrankt, die jede aus 3 löwentöpsigcn Füßen ruhen. In der Mitte der
Säule dient ein überfallender Blättcrrand den Hauptfiguren der Verzierung
zur Basis. „Zu diesen hat der Künstler allegorische Darstellungen der Heiden
jetzt noch enger verbundenen Völkerstämmen gemeinsamen Tugenden und Eigen¬
schaften gewählt, und man sieht an dem einen Kandelaber: Muth, Tapfer¬
keit, Beständigkeit, Besonnenheit, Mäßigung, Friedfertigkeit, an dem andern':
Gerechtigkeit, Beharrlichkeit. Kraft, Fleiß. Weisheit und Einigkeit dargestellt."
(Oder vielmehr man sieht mit gewöhnlichen Augen mir je sechs weibliche Fi»
gureu mit verschiedenen unkenntlichen Attribute,,.)

Der nun folgende obere Theil der Kandelaber soll der Festesfreude Aus¬
druck geben und zeigt in einer aus Blättern und Ranken zusammengesetzten
Umgürtung des Säulenschaftes je drei Figuren musizirendcr Genien, und —
weiter oben — auf den mit Eichenkränzen überwundenen Capitälen je fünf
tanzende und Kränze windende Kinder. — Von hier aus entwickelt sich die
zwölfarmige Lichtkrone, ebenfalls von Kelchblumen und Knospen gebildet, aus
deren Mitte die zu Postamenten übergehende Fortsetzung des Säulenschaftes
hervortritt, auf welchen stehend, die mehr als fußhohen, mit ihren Wappen
und Emblemen geschmückten Gruppen Britannia und Borussia das Ganze
krönen. — Das Modell des Werkes ist von, Professor Aug. Fischer theils
persönlich, theils von andern tüchtigen Künstlern nach seinen Entwürfen
ausgeführt; das Werk selbst ist aus den Werkstätten der Gebr. Vvllgvld
hervorgegangen. — Der Eindruck des Ganzen ist ein überaus prachtvoller^
gediegener, und nur sehr zu bedauern, daß die jetzige Ausstellung an der
Wand es unmöglich macht, das Wert von mehr als der Vorderseite zu
betrachten.

Unter den übrigen Silbergcschenken, die von Städten und Vereinen reich¬
lich dargebracht worden, befinden sich viele ausgezeichnet schone Werke, nur
verlieren sie alle im Vergleich zu dem eben erwähnten und erscheinen dagegen
einzig, nährend sie allein gesehen gewiß imponiren würden.

So z. B. das Geschenk der Provinz Sachsen. Das in feinem
Silber gearbeitete Werk stellt einen Tafelaufsatz dar; bei einer Höhe von
3V« Fuß beträgt die Schwere desselben einen Eentner. Es ist ein sechseckiger
Bau mit Plateau, aus dem sich eine Schale befindet, an der Außenseite des


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[0201] guren mit Kranz und Opferschale knieen, bilden die Henkel. Auf dem Deckel steht Berolina mit dem Bären im Wappenschilds die Schlüssel der Stadt hal¬ tend. Die Form der Vase ist nicht glücklich gewählt, sie stimmt in ihrer dickbäuchigen Ausladung nicht recht zum antiken Motive des Tischsnßes. son¬ dern erinnert vielmehr an die altmodischen Papponrivasen der Roccocozeit, allein die Arbeit selbst ist von großer Schönheit. — Die Kandelaber sind gegen ö Fuß hoch. Sie bestehen wesentlich aus Säulen, von Blättern und Blüten umrankt, die jede aus 3 löwentöpsigcn Füßen ruhen. In der Mitte der Säule dient ein überfallender Blättcrrand den Hauptfiguren der Verzierung zur Basis. „Zu diesen hat der Künstler allegorische Darstellungen der Heiden jetzt noch enger verbundenen Völkerstämmen gemeinsamen Tugenden und Eigen¬ schaften gewählt, und man sieht an dem einen Kandelaber: Muth, Tapfer¬ keit, Beständigkeit, Besonnenheit, Mäßigung, Friedfertigkeit, an dem andern': Gerechtigkeit, Beharrlichkeit. Kraft, Fleiß. Weisheit und Einigkeit dargestellt." (Oder vielmehr man sieht mit gewöhnlichen Augen mir je sechs weibliche Fi» gureu mit verschiedenen unkenntlichen Attribute,,.) Der nun folgende obere Theil der Kandelaber soll der Festesfreude Aus¬ druck geben und zeigt in einer aus Blättern und Ranken zusammengesetzten Umgürtung des Säulenschaftes je drei Figuren musizirendcr Genien, und — weiter oben — auf den mit Eichenkränzen überwundenen Capitälen je fünf tanzende und Kränze windende Kinder. — Von hier aus entwickelt sich die zwölfarmige Lichtkrone, ebenfalls von Kelchblumen und Knospen gebildet, aus deren Mitte die zu Postamenten übergehende Fortsetzung des Säulenschaftes hervortritt, auf welchen stehend, die mehr als fußhohen, mit ihren Wappen und Emblemen geschmückten Gruppen Britannia und Borussia das Ganze krönen. — Das Modell des Werkes ist von, Professor Aug. Fischer theils persönlich, theils von andern tüchtigen Künstlern nach seinen Entwürfen ausgeführt; das Werk selbst ist aus den Werkstätten der Gebr. Vvllgvld hervorgegangen. — Der Eindruck des Ganzen ist ein überaus prachtvoller^ gediegener, und nur sehr zu bedauern, daß die jetzige Ausstellung an der Wand es unmöglich macht, das Wert von mehr als der Vorderseite zu betrachten. Unter den übrigen Silbergcschenken, die von Städten und Vereinen reich¬ lich dargebracht worden, befinden sich viele ausgezeichnet schone Werke, nur verlieren sie alle im Vergleich zu dem eben erwähnten und erscheinen dagegen einzig, nährend sie allein gesehen gewiß imponiren würden. So z. B. das Geschenk der Provinz Sachsen. Das in feinem Silber gearbeitete Werk stellt einen Tafelaufsatz dar; bei einer Höhe von 3V« Fuß beträgt die Schwere desselben einen Eentner. Es ist ein sechseckiger Bau mit Plateau, aus dem sich eine Schale befindet, an der Außenseite des Grcnzbowi H. 1858. 25

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/201>, abgerufen am 22.12.2024.