Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.vorgebracht, und fühlen mit Stolz, daß wir die Kräfte, die es schufen, wenn Eindrücke ganz anderer Art empfangen wir, wenn wir uns nun in den Die Platte des Tisches wird jedoch zum größten Theil verdeckt durch den vorgebracht, und fühlen mit Stolz, daß wir die Kräfte, die es schufen, wenn Eindrücke ganz anderer Art empfangen wir, wenn wir uns nun in den Die Platte des Tisches wird jedoch zum größten Theil verdeckt durch den <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0200" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186612"/> <p xml:id="ID_463" prev="#ID_462"> vorgebracht, und fühlen mit Stolz, daß wir die Kräfte, die es schufen, wenn<lb/> auch in noch so kleinem Maße unser nennen dürfen. Grade hier, wo die ver¬<lb/> schiedenen Versuche des Gewerbfleißes unsere Betrachtung auf sich gezogen<lb/> haben, bildet es einen höchst erfreulichen Abschluß zu sehen, weich ein Re¬<lb/> sultat die vorgeschrittene Technik unserer Zeit zu liefern im Stande ist, und<lb/> selbst diejenigen, die viele Schäden und Auswüchse unserer Tage dem Vor¬<lb/> wiegen dieser Richtung zuschreiben möchten, werden gestehen müssen, daß in<lb/> solchen Schöpfungen eine Versöhnung für manches Schlimme liegt.</p><lb/> <p xml:id="ID_464"> Eindrücke ganz anderer Art empfangen wir, wenn wir uns nun in den<lb/> andern Theil des Akademiegebäudes begeben, wo die Hochzeitsgeschenke für<lb/> das prinzliche Paar ausgestellt sind. Haben wir dort die Industrie in ihren<lb/> einfachsten wie in ihren höchsten Leistungen kennen gelernt, so zeigt uns ein<lb/> Ueberblick der hier aufgestellten Gegenstände, daß sie hier mehr als die hel¬<lb/> fende Dienerin der Kunst vertreten ist, die bemüht war, allen Gaben einen<lb/> sonntäglichen Anstrich zu verleihen. Zunächst tritt uns dies entgegen in dem<lb/> von der Stadt Berlin dargebrachten Hochzeitsgeschenke, das sowol an posi¬<lb/> tivem Werth - dieser wird auf 80,000 Thlr. angegeben, als ein Kunst-<lb/> werth alle andern Gaben weit überragt. Es besteht aus einem Tische, wor¬<lb/> auf eine Base befindlich, und zwei Kandelabern, sämmtliche Gegenstände aus<lb/> gediegenem Silber gefertigt. Der Tisch, auf drei Füßen mit Löwenklauen<lb/> ruhend, (nach Art des antiken Dreifußes) ist 30 Zoll hoch, drei sitzende Fi¬<lb/> guren, Glaube, Liebe, Hoffnung tragen die runde, 30 Zoll Durchmesser hal¬<lb/> tende und 4 Zoll starke Platte, auf welche der Grundriß von Berlin gravirt ist,<lb/> den Rand umgeben Verzierungen in mattem Golde, zwischen denen die nu<lb/> Gold emaillirter Wappen der verschiedenen Stadttheile angebracht sind.</p><lb/> <p xml:id="ID_465" next="#ID_466"> Die Platte des Tisches wird jedoch zum größten Theil verdeckt durch den<lb/> Untertheil der sast 4 Fuß hohen Vase-, der Fuß ist getrieben und enthält zwei<lb/> Figurengruppen, Kunst und Wisseusch'äst und Handel und Gewerbe. Den<lb/> Körper der Vase umgibt ein Relief von mehr als 7 0 Figuren, welches den<lb/> Moment des Einzuges darstellt. „Das prinzliche Paar." so sagt der Katalog,<lb/> „sitzt auf einem Triumphwagen, dessen Rosse von Hymen in die Stadt ge¬<lb/> leitet werden; jubelnde Einwohner ziehen mit englischen und preußischen Fah¬<lb/> nen den Gefeierten entgegen, Jungfrauen bestreuen den Weg.mit Blumen,<lb/> die städtischen Behörden statten ihre Glückwünsche ab. — Das Relief enthält<lb/> zahlreiche Porträts von Mitgliedern der städtischen Behörden, so wie von<lb/> industriellen, künstlerischen und wissenschaftlichen Berühmtheiten." Bei der<lb/> wirklich nicht zu verkennenden Ähnlichkeit mancher wohlbekannten Gesichter<lb/> macht das durchweg griechische Costüm einen etwas seltsamen Eindruck, be¬<lb/> sonders wenn man an den Tag der Einholung und seine Temperatur von<lb/> v Grad unter Null denkt. — Kräftig geschwungene Ranken, aus denen Fi-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0200]
vorgebracht, und fühlen mit Stolz, daß wir die Kräfte, die es schufen, wenn
auch in noch so kleinem Maße unser nennen dürfen. Grade hier, wo die ver¬
schiedenen Versuche des Gewerbfleißes unsere Betrachtung auf sich gezogen
haben, bildet es einen höchst erfreulichen Abschluß zu sehen, weich ein Re¬
sultat die vorgeschrittene Technik unserer Zeit zu liefern im Stande ist, und
selbst diejenigen, die viele Schäden und Auswüchse unserer Tage dem Vor¬
wiegen dieser Richtung zuschreiben möchten, werden gestehen müssen, daß in
solchen Schöpfungen eine Versöhnung für manches Schlimme liegt.
Eindrücke ganz anderer Art empfangen wir, wenn wir uns nun in den
andern Theil des Akademiegebäudes begeben, wo die Hochzeitsgeschenke für
das prinzliche Paar ausgestellt sind. Haben wir dort die Industrie in ihren
einfachsten wie in ihren höchsten Leistungen kennen gelernt, so zeigt uns ein
Ueberblick der hier aufgestellten Gegenstände, daß sie hier mehr als die hel¬
fende Dienerin der Kunst vertreten ist, die bemüht war, allen Gaben einen
sonntäglichen Anstrich zu verleihen. Zunächst tritt uns dies entgegen in dem
von der Stadt Berlin dargebrachten Hochzeitsgeschenke, das sowol an posi¬
tivem Werth - dieser wird auf 80,000 Thlr. angegeben, als ein Kunst-
werth alle andern Gaben weit überragt. Es besteht aus einem Tische, wor¬
auf eine Base befindlich, und zwei Kandelabern, sämmtliche Gegenstände aus
gediegenem Silber gefertigt. Der Tisch, auf drei Füßen mit Löwenklauen
ruhend, (nach Art des antiken Dreifußes) ist 30 Zoll hoch, drei sitzende Fi¬
guren, Glaube, Liebe, Hoffnung tragen die runde, 30 Zoll Durchmesser hal¬
tende und 4 Zoll starke Platte, auf welche der Grundriß von Berlin gravirt ist,
den Rand umgeben Verzierungen in mattem Golde, zwischen denen die nu
Gold emaillirter Wappen der verschiedenen Stadttheile angebracht sind.
Die Platte des Tisches wird jedoch zum größten Theil verdeckt durch den
Untertheil der sast 4 Fuß hohen Vase-, der Fuß ist getrieben und enthält zwei
Figurengruppen, Kunst und Wisseusch'äst und Handel und Gewerbe. Den
Körper der Vase umgibt ein Relief von mehr als 7 0 Figuren, welches den
Moment des Einzuges darstellt. „Das prinzliche Paar." so sagt der Katalog,
„sitzt auf einem Triumphwagen, dessen Rosse von Hymen in die Stadt ge¬
leitet werden; jubelnde Einwohner ziehen mit englischen und preußischen Fah¬
nen den Gefeierten entgegen, Jungfrauen bestreuen den Weg.mit Blumen,
die städtischen Behörden statten ihre Glückwünsche ab. — Das Relief enthält
zahlreiche Porträts von Mitgliedern der städtischen Behörden, so wie von
industriellen, künstlerischen und wissenschaftlichen Berühmtheiten." Bei der
wirklich nicht zu verkennenden Ähnlichkeit mancher wohlbekannten Gesichter
macht das durchweg griechische Costüm einen etwas seltsamen Eindruck, be¬
sonders wenn man an den Tag der Einholung und seine Temperatur von
v Grad unter Null denkt. — Kräftig geschwungene Ranken, aus denen Fi-
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