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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

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gerudert zu worden, war die kurz ablehnende Antwort: "It is not linvtul"--
neur" est --; und so viel Gold als hinreichen würde, den Frith of Forth
auszufüllen, hätte den eiseustirnigen Schüler des Kuox nicht vermocht, das
Verbotene zu thun. Dies selbige Wort ist das F'eldgeschrei der Sabbatnrier --
"It i" not lawkul" -- ist ihre Antwort auf die Versuchung, den Sonntag
noch zu anderen Zwecken zu benutzen, als zu den heiligsten. Ein gewisses
zelotisches Parlamentsmitglied dieser Partei hat nicht weniger als vierzehn
Gründe gegen die Sache aufgestellt, welche alle auf diese fünf Silben hin¬
auslaufen. Der Omuibustreibcr auf seinem luftigen Throne, wenn ihr ihn
um seine Meinung fragt, nimmt die Thonpfeife aus dem Mund, räuspert sich,
sinnt eine Weile und endigt mit dem weisen Spruch: it is not 1g,veut; --
obschon für ihn Sonntag und Werktag keinen Unterschied macht, und eine
Pflicht ihn trotz aller Gesetze und Verordnungen, welche den siebenten Tag
als abgesondert (sol Wu,re) von Gott selbst bezeichnen, zwingt, sein einför¬
miges, geisttötendes Werk auch Sonntags zu verrichten. Dieses "it i" not
ürwlül" bezieht sich nämlich auf das, was in der englischen Kirche als viertes
Gebot aufgenommen ist. Was Luther im dritten mit de" kurzen Worten zu-,
sammengefaßt: Dn sollst den Feiertag heiligen, das ist im englischen Kate¬
chismus in einer hierarchischen Breite behandelt, welche dem ganzen Abschnitt
2. Moses 20, 8--12 Raum gibt. Diese Stelle verbietet freilich nur die Ar¬
beit, nicht die Freude; aber was ist nicht schon alles aus der Bibel heraus
und in dieselbe hinein erklärt worden? Der Volksglaube kümmert sich um
euren gelehrten Apparat nicht und rennt mit seiner Wahrheit durch Dick
und Dünn. Kommt ihm nur nicht mit Erläuterungen, Auslegungen und
Schlußfolgerungen. Der Verstand und die Philosophie sind die Autoritäten,
mit denen Satan die Frommen in sein Reich verlockt. Das ist auch die Mei¬
nung, die ein Herr Drummond im Unterhause aussprach. "Ich biete allen
Citaten und wären sie aus der Bibel selbst entnommen, Trotz. Autoritäten sind
für Dummköpfe und' Leute ohne Kopf. ^ Mag die Frage angesehen werden
wie sie will, und von wem sie null, so viel steht fest: Ein Sichentheil seiner
Zeit und ein Zehntheil seiner Habe ist der Mensch Gott schuldig!" Das macht
freilich allem Streite kurzweg ein Ende. Wir stehen hier dem Genius gegen-
über, von dem Schiller sagt, daß selbst Götter gegen ihn vergeblich kämpfen.

Die Liberalen dagegen rufen die Geschichte selber zu Hilfe. Sie erinnern
ihre Gegner daran, daß sie nicht zum ersten Male bei dieser Gelegenheit auf¬
gefordert werden, dem Geiste der Zeiten Concessionen zu machen. Sie halten
ihnen den Namen eines John Cotton vor. Dieses baumwollene Individuum
war einer der puritanischen Prediger, welche zur Zeit Jakobs I. nach Ame¬
rika auswanderten. Cr wurde veranlaßt, den Entwurf einer Verfassung für die
Colonie Massachusetts zu mache", und er nahm in deusrlben folgende Artikel auf:


gerudert zu worden, war die kurz ablehnende Antwort: „It is not linvtul"—
neur« est —; und so viel Gold als hinreichen würde, den Frith of Forth
auszufüllen, hätte den eiseustirnigen Schüler des Kuox nicht vermocht, das
Verbotene zu thun. Dies selbige Wort ist das F'eldgeschrei der Sabbatnrier —
„It i« not lawkul" — ist ihre Antwort auf die Versuchung, den Sonntag
noch zu anderen Zwecken zu benutzen, als zu den heiligsten. Ein gewisses
zelotisches Parlamentsmitglied dieser Partei hat nicht weniger als vierzehn
Gründe gegen die Sache aufgestellt, welche alle auf diese fünf Silben hin¬
auslaufen. Der Omuibustreibcr auf seinem luftigen Throne, wenn ihr ihn
um seine Meinung fragt, nimmt die Thonpfeife aus dem Mund, räuspert sich,
sinnt eine Weile und endigt mit dem weisen Spruch: it is not 1g,veut; —
obschon für ihn Sonntag und Werktag keinen Unterschied macht, und eine
Pflicht ihn trotz aller Gesetze und Verordnungen, welche den siebenten Tag
als abgesondert (sol Wu,re) von Gott selbst bezeichnen, zwingt, sein einför¬
miges, geisttötendes Werk auch Sonntags zu verrichten. Dieses „it i« not
ürwlül" bezieht sich nämlich auf das, was in der englischen Kirche als viertes
Gebot aufgenommen ist. Was Luther im dritten mit de» kurzen Worten zu-,
sammengefaßt: Dn sollst den Feiertag heiligen, das ist im englischen Kate¬
chismus in einer hierarchischen Breite behandelt, welche dem ganzen Abschnitt
2. Moses 20, 8—12 Raum gibt. Diese Stelle verbietet freilich nur die Ar¬
beit, nicht die Freude; aber was ist nicht schon alles aus der Bibel heraus
und in dieselbe hinein erklärt worden? Der Volksglaube kümmert sich um
euren gelehrten Apparat nicht und rennt mit seiner Wahrheit durch Dick
und Dünn. Kommt ihm nur nicht mit Erläuterungen, Auslegungen und
Schlußfolgerungen. Der Verstand und die Philosophie sind die Autoritäten,
mit denen Satan die Frommen in sein Reich verlockt. Das ist auch die Mei¬
nung, die ein Herr Drummond im Unterhause aussprach. „Ich biete allen
Citaten und wären sie aus der Bibel selbst entnommen, Trotz. Autoritäten sind
für Dummköpfe und' Leute ohne Kopf. ^ Mag die Frage angesehen werden
wie sie will, und von wem sie null, so viel steht fest: Ein Sichentheil seiner
Zeit und ein Zehntheil seiner Habe ist der Mensch Gott schuldig!" Das macht
freilich allem Streite kurzweg ein Ende. Wir stehen hier dem Genius gegen-
über, von dem Schiller sagt, daß selbst Götter gegen ihn vergeblich kämpfen.

Die Liberalen dagegen rufen die Geschichte selber zu Hilfe. Sie erinnern
ihre Gegner daran, daß sie nicht zum ersten Male bei dieser Gelegenheit auf¬
gefordert werden, dem Geiste der Zeiten Concessionen zu machen. Sie halten
ihnen den Namen eines John Cotton vor. Dieses baumwollene Individuum
war einer der puritanischen Prediger, welche zur Zeit Jakobs I. nach Ame¬
rika auswanderten. Cr wurde veranlaßt, den Entwurf einer Verfassung für die
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[0191] gerudert zu worden, war die kurz ablehnende Antwort: „It is not linvtul"— neur« est —; und so viel Gold als hinreichen würde, den Frith of Forth auszufüllen, hätte den eiseustirnigen Schüler des Kuox nicht vermocht, das Verbotene zu thun. Dies selbige Wort ist das F'eldgeschrei der Sabbatnrier — „It i« not lawkul" — ist ihre Antwort auf die Versuchung, den Sonntag noch zu anderen Zwecken zu benutzen, als zu den heiligsten. Ein gewisses zelotisches Parlamentsmitglied dieser Partei hat nicht weniger als vierzehn Gründe gegen die Sache aufgestellt, welche alle auf diese fünf Silben hin¬ auslaufen. Der Omuibustreibcr auf seinem luftigen Throne, wenn ihr ihn um seine Meinung fragt, nimmt die Thonpfeife aus dem Mund, räuspert sich, sinnt eine Weile und endigt mit dem weisen Spruch: it is not 1g,veut; — obschon für ihn Sonntag und Werktag keinen Unterschied macht, und eine Pflicht ihn trotz aller Gesetze und Verordnungen, welche den siebenten Tag als abgesondert (sol Wu,re) von Gott selbst bezeichnen, zwingt, sein einför¬ miges, geisttötendes Werk auch Sonntags zu verrichten. Dieses „it i« not ürwlül" bezieht sich nämlich auf das, was in der englischen Kirche als viertes Gebot aufgenommen ist. Was Luther im dritten mit de» kurzen Worten zu-, sammengefaßt: Dn sollst den Feiertag heiligen, das ist im englischen Kate¬ chismus in einer hierarchischen Breite behandelt, welche dem ganzen Abschnitt 2. Moses 20, 8—12 Raum gibt. Diese Stelle verbietet freilich nur die Ar¬ beit, nicht die Freude; aber was ist nicht schon alles aus der Bibel heraus und in dieselbe hinein erklärt worden? Der Volksglaube kümmert sich um euren gelehrten Apparat nicht und rennt mit seiner Wahrheit durch Dick und Dünn. Kommt ihm nur nicht mit Erläuterungen, Auslegungen und Schlußfolgerungen. Der Verstand und die Philosophie sind die Autoritäten, mit denen Satan die Frommen in sein Reich verlockt. Das ist auch die Mei¬ nung, die ein Herr Drummond im Unterhause aussprach. „Ich biete allen Citaten und wären sie aus der Bibel selbst entnommen, Trotz. Autoritäten sind für Dummköpfe und' Leute ohne Kopf. ^ Mag die Frage angesehen werden wie sie will, und von wem sie null, so viel steht fest: Ein Sichentheil seiner Zeit und ein Zehntheil seiner Habe ist der Mensch Gott schuldig!" Das macht freilich allem Streite kurzweg ein Ende. Wir stehen hier dem Genius gegen- über, von dem Schiller sagt, daß selbst Götter gegen ihn vergeblich kämpfen. Die Liberalen dagegen rufen die Geschichte selber zu Hilfe. Sie erinnern ihre Gegner daran, daß sie nicht zum ersten Male bei dieser Gelegenheit auf¬ gefordert werden, dem Geiste der Zeiten Concessionen zu machen. Sie halten ihnen den Namen eines John Cotton vor. Dieses baumwollene Individuum war einer der puritanischen Prediger, welche zur Zeit Jakobs I. nach Ame¬ rika auswanderten. Cr wurde veranlaßt, den Entwurf einer Verfassung für die Colonie Massachusetts zu mache», und er nahm in deusrlben folgende Artikel auf:

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/191>, abgerufen am 21.12.2024.