Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.Je mehr ich lese und denke, desto besser sehe ich, daß Räsonnement hierüber Noch bedeutender Wirten auf ihn Jacobis Schriften und Briefe. ') In demselben Brief vermuthet er von den Schriften Friedrich 11., sie werden anch
über seine Religion manches Unerwartete haben "denn gedacht hat er darüber oft und sorg¬ fältig und war vielleicht Christ ohne es zu wissen." Dazu gibt er i"> Fürstenbund folgende schöne Erläuterung: "Die christliche Religion bat er nie als aus der Theologie gekannt, welche in den Jahren seiner Jugend pietistisch überspannt, in seinem Alter aber dristisch kraftlos wurde. Da der Weg der Demonstration überhaupt nicht weit führt, so hielt er sich an sein Gefühl und an seine verschiedenen Bedürfnisse in verschiedene" Epochen des Lebens," Je mehr ich lese und denke, desto besser sehe ich, daß Räsonnement hierüber Noch bedeutender Wirten auf ihn Jacobis Schriften und Briefe. ') In demselben Brief vermuthet er von den Schriften Friedrich 11., sie werden anch
über seine Religion manches Unerwartete haben „denn gedacht hat er darüber oft und sorg¬ fältig und war vielleicht Christ ohne es zu wissen." Dazu gibt er i»> Fürstenbund folgende schöne Erläuterung: „Die christliche Religion bat er nie als aus der Theologie gekannt, welche in den Jahren seiner Jugend pietistisch überspannt, in seinem Alter aber dristisch kraftlos wurde. Da der Weg der Demonstration überhaupt nicht weit führt, so hielt er sich an sein Gefühl und an seine verschiedenen Bedürfnisse in verschiedene» Epochen des Lebens," <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0151" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186563"/> <p xml:id="ID_336" prev="#ID_335"> Je mehr ich lese und denke, desto besser sehe ich, daß Räsonnement hierüber<lb/> allzeit nie oder nirgend wohin sührt; die Religion ist Gefühl, Sage, Historie;<lb/> die erste Offenbarung brachte der Vater der Menschen mit sich in die<lb/> Welt."')</p><lb/> <p xml:id="ID_337" next="#ID_338"> Noch bedeutender Wirten auf ihn Jacobis Schriften und Briefe.<lb/> „Der Streit Jacobis mit Mendelsohn ist wichtig und nützlich; seine Gedanken<lb/> sind meine: die Religion ist ursprünglich dnrch Gott in den ersten Menschen<lb/> gekommen, war Vätersage bis Schrift nöthig ward, und wird in gewissen<lb/> Zeiten der Verdunkelung dnrch Männer Gottes und dnrch Begebenheiten<lb/> erneuert; Jesus Christus aber ist der Schlüssel der Historie." (10 Oct.<lb/> 1780) — An Dohm, der ihm meldet, die Lavaterianer rühmten sich<lb/> seiner Bekehrung. 20. Apr. 1 780: „Ich habe seit 1782 die mancherlei<lb/> Neligionssnsteme wirklich geprüft, und, wie zu geschehen pflegt, bald einer<lb/> bald der andern Borstellungsmanier den Borzug gegeben. Resultat<lb/> hiervon: Gott, Fürsehung (auch besondere, denn das Ganze ist ans den<lb/> Theilen zusammengesetzt), Plan und Fortdauer glaube ich aus vielen<lb/> Ursachen, sehe, als Republikaner, ungern bei meinem Boll den Fall der Be¬<lb/> griffe, auf welche in unsern Verfassungen so unendlich viel ankommt." —<lb/> Mit großer Andacht liest er anch Saliers katholisches Gebetbuch. „Die<lb/> Modephilosophen und die Theologen gleichen Gelichters beseuszen, daß jetzt<lb/> unsere Fürsten anfangen Religion zu ehren: und wenn sie auch katholisch<lb/> wären, so dünkt mirs doch sowol für sie als. für das Volk besser, als die<lb/> Epistel (Friedrichs) an Keith wider die Unsterblichkeit. Ich sehe das wol,<lb/> eine neue Ordnung der Dinge, ein anderer Ton als des vorigen Geschlecht¬<lb/> alters fängt an; Gott wird wissen ihn ans seine Harmonie zu stimmen."<lb/> (An s. Br., !Z0. Der. 1780). — „Ich erwecke, noch neue Thaten dieses<lb/> Wenn die Religion nicht ganz verschwinden soll, so müssen Dinge geschehn,<lb/> die sie wieder auffrischen; und wie viel sind nicht noch unerfüllte Weissagungen.<lb/> Auch schicken sich die Zeiten, wie es scheint, auf neue Gestaltung. Für das<lb/> Stop hat nur der ein und andere Sinn . . . Ich, wie ichs fühle kenne<lb/> keinen größern, befriedigenderen Stand, als den geistlichen; mehrmals, glaube<lb/> es. wollte ich selbst wieder darein getreten sein, — wenn er nur nicht eben<lb/> ein Orden wäre! . . - Gott thue mir dies und das, Bruder, wenn ichs nicht<lb/> sein möchte, jetzt! nicht möchte hinwegwerfen die Projecte der Könige, zu</p><lb/> <note xml:id="FID_43" place="foot"> ') In demselben Brief vermuthet er von den Schriften Friedrich 11., sie werden anch<lb/> über seine Religion manches Unerwartete haben „denn gedacht hat er darüber oft und sorg¬<lb/> fältig und war vielleicht Christ ohne es zu wissen." Dazu gibt er i»> Fürstenbund folgende<lb/> schöne Erläuterung: „Die christliche Religion bat er nie als aus der Theologie gekannt, welche<lb/> in den Jahren seiner Jugend pietistisch überspannt, in seinem Alter aber dristisch kraftlos<lb/> wurde. Da der Weg der Demonstration überhaupt nicht weit führt, so hielt er sich an sein<lb/> Gefühl und an seine verschiedenen Bedürfnisse in verschiedene» Epochen des Lebens,"</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0151]
Je mehr ich lese und denke, desto besser sehe ich, daß Räsonnement hierüber
allzeit nie oder nirgend wohin sührt; die Religion ist Gefühl, Sage, Historie;
die erste Offenbarung brachte der Vater der Menschen mit sich in die
Welt."')
Noch bedeutender Wirten auf ihn Jacobis Schriften und Briefe.
„Der Streit Jacobis mit Mendelsohn ist wichtig und nützlich; seine Gedanken
sind meine: die Religion ist ursprünglich dnrch Gott in den ersten Menschen
gekommen, war Vätersage bis Schrift nöthig ward, und wird in gewissen
Zeiten der Verdunkelung dnrch Männer Gottes und dnrch Begebenheiten
erneuert; Jesus Christus aber ist der Schlüssel der Historie." (10 Oct.
1780) — An Dohm, der ihm meldet, die Lavaterianer rühmten sich
seiner Bekehrung. 20. Apr. 1 780: „Ich habe seit 1782 die mancherlei
Neligionssnsteme wirklich geprüft, und, wie zu geschehen pflegt, bald einer
bald der andern Borstellungsmanier den Borzug gegeben. Resultat
hiervon: Gott, Fürsehung (auch besondere, denn das Ganze ist ans den
Theilen zusammengesetzt), Plan und Fortdauer glaube ich aus vielen
Ursachen, sehe, als Republikaner, ungern bei meinem Boll den Fall der Be¬
griffe, auf welche in unsern Verfassungen so unendlich viel ankommt." —
Mit großer Andacht liest er anch Saliers katholisches Gebetbuch. „Die
Modephilosophen und die Theologen gleichen Gelichters beseuszen, daß jetzt
unsere Fürsten anfangen Religion zu ehren: und wenn sie auch katholisch
wären, so dünkt mirs doch sowol für sie als. für das Volk besser, als die
Epistel (Friedrichs) an Keith wider die Unsterblichkeit. Ich sehe das wol,
eine neue Ordnung der Dinge, ein anderer Ton als des vorigen Geschlecht¬
alters fängt an; Gott wird wissen ihn ans seine Harmonie zu stimmen."
(An s. Br., !Z0. Der. 1780). — „Ich erwecke, noch neue Thaten dieses
Wenn die Religion nicht ganz verschwinden soll, so müssen Dinge geschehn,
die sie wieder auffrischen; und wie viel sind nicht noch unerfüllte Weissagungen.
Auch schicken sich die Zeiten, wie es scheint, auf neue Gestaltung. Für das
Stop hat nur der ein und andere Sinn . . . Ich, wie ichs fühle kenne
keinen größern, befriedigenderen Stand, als den geistlichen; mehrmals, glaube
es. wollte ich selbst wieder darein getreten sein, — wenn er nur nicht eben
ein Orden wäre! . . - Gott thue mir dies und das, Bruder, wenn ichs nicht
sein möchte, jetzt! nicht möchte hinwegwerfen die Projecte der Könige, zu
') In demselben Brief vermuthet er von den Schriften Friedrich 11., sie werden anch
über seine Religion manches Unerwartete haben „denn gedacht hat er darüber oft und sorg¬
fältig und war vielleicht Christ ohne es zu wissen." Dazu gibt er i»> Fürstenbund folgende
schöne Erläuterung: „Die christliche Religion bat er nie als aus der Theologie gekannt, welche
in den Jahren seiner Jugend pietistisch überspannt, in seinem Alter aber dristisch kraftlos
wurde. Da der Weg der Demonstration überhaupt nicht weit führt, so hielt er sich an sein
Gefühl und an seine verschiedenen Bedürfnisse in verschiedene» Epochen des Lebens,"
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |