Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.liebsten spricht er sich gegen Jacob i aus (2ü. Mai 1782); er schildert die ') Auch und einigen treffenden Bemerkungen z, B,l "daß Universaldespotismus Gottes Mitte nicht ist, ist aus dem abzunehmen, weil Menschenverstand nicht unter die Regalien gehört." "- ) Diese Wendung wiederhalt sich in mehren Briefen, z. B. an Gleim Is. Mai 1782. ^ "Dieser Brief sei, ,.so schließt er an Jacobi," wenn ich mir gleich bleibe, ein Band der Freundschaft für uns; wenn ich aber aus Eigcnnnh die Wahrheit verdrehe, oder ans Feigheit verhehle, so zeuge er wider mich." -- Wol mochte er 1607 sich nicht mehr daran erinnern, als um" wirtlich die Gefahr einer Weltherrschaft eintrat, und er sich in den Dienst derselben begab. So gilt ihm namentlich Schlözer als Austriacissimus.
liebsten spricht er sich gegen Jacob i aus (2ü. Mai 1782); er schildert die ') Auch und einigen treffenden Bemerkungen z, B,l „daß Universaldespotismus Gottes Mitte nicht ist, ist aus dem abzunehmen, weil Menschenverstand nicht unter die Regalien gehört." "- ) Diese Wendung wiederhalt sich in mehren Briefen, z. B. an Gleim Is. Mai 1782. ^ „Dieser Brief sei, ,.so schließt er an Jacobi," wenn ich mir gleich bleibe, ein Band der Freundschaft für uns; wenn ich aber aus Eigcnnnh die Wahrheit verdrehe, oder ans Feigheit verhehle, so zeuge er wider mich." — Wol mochte er 1607 sich nicht mehr daran erinnern, als um» wirtlich die Gefahr einer Weltherrschaft eintrat, und er sich in den Dienst derselben begab. So gilt ihm namentlich Schlözer als Austriacissimus.
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0144" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/186556"/> <p xml:id="ID_328" prev="#ID_327"> liebsten spricht er sich gegen Jacob i aus (2ü. Mai 1782); er schildert die<lb/> Greuel des militärischen Despotismus mit den schwärzesten Farben/) und fährt<lb/> dann fort: „Zuerst werde der Tod verhütet; nichts ist unheilbarer als der Tod.<lb/> Unterwerfung des ganzen Europa unter Einen halte ich sür den Tod; jUnter-<lb/> werfung des deutschen Reichs im Herzen von Europa unter Einen sür den<lb/> Lorboten des Todes. Also bleibe weder Freiheit noch Herrschaft, noch Mei¬<lb/> nung, noch Leidenschaft, noch Privatvortheile noch allgemeines Interesse zu<lb/> solchem Zwecke ungenutzt. Also Streite der Glaube, Streite die Philosophie<lb/> u. s. w. in dem glorwürdigsten Kampf der sterbenden Freiheit. , . In allen<lb/> Geschichten werde zuerst gefragt, nicht, wer hat Recht? Es ist bisweilen dunkel;<lb/> sondern die erste Frage sei: was will der furchtbarste Gewalthaber? Hierauf,<lb/> wer ein freier Mann ist, auf die Seite der Gegenpartei. Dieses so lange,<lb/> bis es das Interesse der Tauben sein wird, einen Preis zu setzen auf die Ver¬<lb/> größerung der Klauen des Geiers."") — An Nicolai, 1.7. Jan. „Ich<lb/> gestehe, daß die Blindheit unserer Mitbürger, zumal im Reich, daß zumal<lb/> auch die übertriebenen, einseitigen, unpolitischen Lobdeclamationcn einiger,<lb/> selbst berühmter Männer auf einen gewissen Hof^*) den äußersten Unwillen in<lb/> mir erregt; letztere als wahre Verräthereien an der sterbenden deutschen Frei¬<lb/> heit." — An einen andern: „Dies Buch ist eine Leichenpredigt. I)e niortuiL<lb/> nit ni»i heue. Es wäre zu wünschen, daß das Publicum in seinem Frohlocken<lb/> über den Tod eines Feindes nie vergäße, daß ein weit stärkerer sich zur un¬<lb/> überwindlichen' Größe mehr und mehr erhebt." — Ob er indeß das Papst¬<lb/> thum wirtlich für eine Leiche gehalten, wird durch den gleichzeitigen Brief an<lb/> einen Geistlichen zweifelhaft: Li les iniuistreL (!v Is. i-vligion vtaisnt lois qu'jlu<lb/> clovraient^tre, et s'ils 6ta.loue animus Ä'un vrsi Mo, eolui Mi a zu-venis<lb/> ,1'vero s-ope uouk jusquÄ la eonsommittion dos ÄvelvL, inoutrei-s.it Kivntot<lb/> Mi- um; r6vulut.i«>u 8et.1ues.ii-e M'it est 1o uieme irujourcl'Iiui eormne ii )' a<lb/> „nlle su». Li l'on eyuäuiöiüt eonuno it I« tauilrait, et M'on ne i>er<lit<lb/> pu« «le vno iue le Souverän! ?onMes.t, iiulepeiulsut <1e 1» äoiniustion tenr-<lb/> lioreUe, est et'une toute fuere nsture quo les ro^uiNLL an moiule, je. suis<lb/> xersmule M'it xourrs.it etrv sttsciue, Mu^e, äeneuille ac qusutite ä'Seee»-<lb/> «0ir«L, cur'it iiourru.it «manger ac torine, uisis q.u'it ne i>ourrs.it etrv cletruit.</p><lb/> <note xml:id="FID_37" place="foot"> ') Auch und einigen treffenden Bemerkungen z, B,l „daß Universaldespotismus Gottes<lb/> Mitte nicht ist, ist aus dem abzunehmen, weil Menschenverstand nicht unter die Regalien gehört."<lb/> "-</note><lb/> <note xml:id="FID_38" place="foot"> ) Diese Wendung wiederhalt sich in mehren Briefen, z. B. an Gleim Is. Mai 1782.<lb/> ^ „Dieser Brief sei, ,.so schließt er an Jacobi," wenn ich mir gleich bleibe, ein Band der<lb/> Freundschaft für uns; wenn ich aber aus Eigcnnnh die Wahrheit verdrehe, oder ans Feigheit<lb/> verhehle, so zeuge er wider mich." — Wol mochte er 1607 sich nicht mehr daran erinnern,<lb/> als um» wirtlich die Gefahr einer Weltherrschaft eintrat, und er sich in den Dienst derselben<lb/> begab.</note><lb/> <note xml:id="FID_39" place="foot"> So gilt ihm namentlich Schlözer als Austriacissimus.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0144]
liebsten spricht er sich gegen Jacob i aus (2ü. Mai 1782); er schildert die
Greuel des militärischen Despotismus mit den schwärzesten Farben/) und fährt
dann fort: „Zuerst werde der Tod verhütet; nichts ist unheilbarer als der Tod.
Unterwerfung des ganzen Europa unter Einen halte ich sür den Tod; jUnter-
werfung des deutschen Reichs im Herzen von Europa unter Einen sür den
Lorboten des Todes. Also bleibe weder Freiheit noch Herrschaft, noch Mei¬
nung, noch Leidenschaft, noch Privatvortheile noch allgemeines Interesse zu
solchem Zwecke ungenutzt. Also Streite der Glaube, Streite die Philosophie
u. s. w. in dem glorwürdigsten Kampf der sterbenden Freiheit. , . In allen
Geschichten werde zuerst gefragt, nicht, wer hat Recht? Es ist bisweilen dunkel;
sondern die erste Frage sei: was will der furchtbarste Gewalthaber? Hierauf,
wer ein freier Mann ist, auf die Seite der Gegenpartei. Dieses so lange,
bis es das Interesse der Tauben sein wird, einen Preis zu setzen auf die Ver¬
größerung der Klauen des Geiers."") — An Nicolai, 1.7. Jan. „Ich
gestehe, daß die Blindheit unserer Mitbürger, zumal im Reich, daß zumal
auch die übertriebenen, einseitigen, unpolitischen Lobdeclamationcn einiger,
selbst berühmter Männer auf einen gewissen Hof^*) den äußersten Unwillen in
mir erregt; letztere als wahre Verräthereien an der sterbenden deutschen Frei¬
heit." — An einen andern: „Dies Buch ist eine Leichenpredigt. I)e niortuiL
nit ni»i heue. Es wäre zu wünschen, daß das Publicum in seinem Frohlocken
über den Tod eines Feindes nie vergäße, daß ein weit stärkerer sich zur un¬
überwindlichen' Größe mehr und mehr erhebt." — Ob er indeß das Papst¬
thum wirtlich für eine Leiche gehalten, wird durch den gleichzeitigen Brief an
einen Geistlichen zweifelhaft: Li les iniuistreL (!v Is. i-vligion vtaisnt lois qu'jlu
clovraient^tre, et s'ils 6ta.loue animus Ä'un vrsi Mo, eolui Mi a zu-venis
,1'vero s-ope uouk jusquÄ la eonsommittion dos ÄvelvL, inoutrei-s.it Kivntot
Mi- um; r6vulut.i«>u 8et.1ues.ii-e M'it est 1o uieme irujourcl'Iiui eormne ii )' a
„nlle su». Li l'on eyuäuiöiüt eonuno it I« tauilrait, et M'on ne i>er<lit
pu« «le vno iue le Souverän! ?onMes.t, iiulepeiulsut <1e 1» äoiniustion tenr-
lioreUe, est et'une toute fuere nsture quo les ro^uiNLL an moiule, je. suis
xersmule M'it xourrs.it etrv sttsciue, Mu^e, äeneuille ac qusutite ä'Seee»-
«0ir«L, cur'it iiourru.it «manger ac torine, uisis q.u'it ne i>ourrs.it etrv cletruit.
') Auch und einigen treffenden Bemerkungen z, B,l „daß Universaldespotismus Gottes
Mitte nicht ist, ist aus dem abzunehmen, weil Menschenverstand nicht unter die Regalien gehört."
"-
) Diese Wendung wiederhalt sich in mehren Briefen, z. B. an Gleim Is. Mai 1782.
^ „Dieser Brief sei, ,.so schließt er an Jacobi," wenn ich mir gleich bleibe, ein Band der
Freundschaft für uns; wenn ich aber aus Eigcnnnh die Wahrheit verdrehe, oder ans Feigheit
verhehle, so zeuge er wider mich." — Wol mochte er 1607 sich nicht mehr daran erinnern,
als um» wirtlich die Gefahr einer Weltherrschaft eintrat, und er sich in den Dienst derselben
begab.
So gilt ihm namentlich Schlözer als Austriacissimus.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |