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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band.

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une reiche Literatur der Sagen, Märchen und Volkscrinnerungen angesammelt.
Nicht selten ist auch in diesem Blatte darüber berichtet worden. Nächst I. W. Wolf,
Welcher in seiner Mythologie und an einzelnen Sagen unermüdlich die Umwandlung
der alten Traditionen verfolgte, sind es von den Neuern mehrere der Sammler, wie
Müllenhof, A. Kühn und Weinhold, denen wir eingehende Erklärung und wissen¬
schaftliche Verarbeitung des Materials zu danken haben. Bald werden alle Landschaften
durchsucht und in der charakteristischen Eigenthümlichkeit ihrer Sagenwelt erfaßt sein.
Freilich erwiesen viele auch der neuern Sammler mehr guten Willen, als Kenntnisse.
-- In den letzten Jahren ist auch im östreichischen Kaiserstaat eifrig zusammen¬
getragen worden, Weinholds Beispiel wirkte von Grecs aus weithin anregend.

Bei der Fülle des gewonnenen Stoffes entsteht das Bedürfniß zusammenzufassen
und abzuschließen. Die einzelnen Sagcnsammlungen gewinnen erst die rechte Be¬
deutung, wenn man sie als Vorarbeiten für eine gründliche gelehrte Arbeit betrachtet, in
welcher der Gewinn, den die Gesammtheit der Sagen der deutschen Philologie geben
kann, übersichtlich zusammengestellt wird! was der Mythologie, der Heldensage,
christlicher Bildung oder fremder Nationalität angehört, was sich als charakteristisch
für das poetische Schaffen des Volkes, für die Methode seines Empfindens, für seine
Sitte und seine Moral erweist. Schon jetzt sind in vielen Sagensammlungen
mit den Rubriken von Grimms Mythologie die einzelnen Sagen nach ihrem Inhalt
geordnet; in einer Verarbeitung des gesammten Sagenincttericils würde es genügen,
aus den vorhandenen gleichartigen Sagen die älteste erhaltene Tradition mit wenig
Worten voranzustellen, die Verbreitung darzustellen, charakteristische Züge und die
allmälige Entartung und Umwandlung des Sagcnfloffes in den verschiedenen Land¬
schaften kurz zu notiren. Bei solcher Operation wird sich anßer vielem andern auch
als merkwürdiges Resultat ergeben, daß die mythologischen Ueberreste in dem ganzen
großen Gebiet, in welchem deutsche Volker sitzen, sehr gleichartig sind. DieUebcrcinstimmung
geht bis in Einzelne und ist in manchen Fällen sogar befremdend. Bei Niedersachsen
und Alemannen, in den östreichischen Bergen und den germanisirten Ostscclündcrn
nicht nur dieselben dämmernden Erinnerungen an die vornehmsten Ascngötter, an
die Geschlechter der Niesen und Zwerge, sondern auch überall dieselbe gemüthliche
Methode, das fremde und unverständliche Alte der christlichen Empfindung wohl oder
übel anzupassen. Unverkennbar hat die fortwährende Vermischung der deutschen
Stämme durch Aus- und Einwanderung Einzelner nicht wenig dazu beigetragen,
den Sagenschatz allgemein zu machen. Wer aus Schwaben in die norddeutsche
Niederung zog, fand die Spuren derselben Riesen, welche den großen Felsstein neben
seines Vaters Haus am Neckar geworfen hatten, in dem erratischen Block wieder,
welcher vor seinem neuen Dorf an der Elbe lag; die weiße Frau, welche in der
Burgruine des Mainthals umgegangen war, zeigte sich dem Franken auch in dem
unheimlichen Hause einer Hansestadt, und wer aus den Alpen nach den schlesischen
Bergen zog, dem zeigte dort Rübezahl grade so einen grünen Zweig, dessen Blätter
sich später in Gold verwandelten, wie ihn vorher die Alpcngcistcr den Ahnen des
Auswandrers verliehen hatten.

Aber wie viel auch der Zusammenfluß deutscher Stämme im Einzelnen aus¬
geglichen haben mag, der meiste Mythcnstoff ist doch als uralte gemeinsame Habe
zu erkennen. Und wir dürfen aus dem Erhaltenen zurückschließen, daß vor mehr
als l 5M) Jahren dieselbe Religion, als ein schon damals uralter, gemeinsamer, von
dem deutsche" Volk gemüthlich verarbeiteter Glaube bestanden habe. Wir vermögen
ferner zu erkennen, welche Theile desselben am tiefsten in, der Phantasie und den
Herzensbedürfnissen germanischer Natur wurzelte": Von den hohe" Göttern: der
gewaltige dunkle SchictsalSgott mit seinem reisigen Heldenheer und eine weiße Frauen-
gestalt, die Schützen" der Familie und des Hauses ; dann in größerer Fülle und verbrämt
mit viel guter Laune und herzlichem Behagen die große Welt der kleineren Ge-


une reiche Literatur der Sagen, Märchen und Volkscrinnerungen angesammelt.
Nicht selten ist auch in diesem Blatte darüber berichtet worden. Nächst I. W. Wolf,
Welcher in seiner Mythologie und an einzelnen Sagen unermüdlich die Umwandlung
der alten Traditionen verfolgte, sind es von den Neuern mehrere der Sammler, wie
Müllenhof, A. Kühn und Weinhold, denen wir eingehende Erklärung und wissen¬
schaftliche Verarbeitung des Materials zu danken haben. Bald werden alle Landschaften
durchsucht und in der charakteristischen Eigenthümlichkeit ihrer Sagenwelt erfaßt sein.
Freilich erwiesen viele auch der neuern Sammler mehr guten Willen, als Kenntnisse.
— In den letzten Jahren ist auch im östreichischen Kaiserstaat eifrig zusammen¬
getragen worden, Weinholds Beispiel wirkte von Grecs aus weithin anregend.

Bei der Fülle des gewonnenen Stoffes entsteht das Bedürfniß zusammenzufassen
und abzuschließen. Die einzelnen Sagcnsammlungen gewinnen erst die rechte Be¬
deutung, wenn man sie als Vorarbeiten für eine gründliche gelehrte Arbeit betrachtet, in
welcher der Gewinn, den die Gesammtheit der Sagen der deutschen Philologie geben
kann, übersichtlich zusammengestellt wird! was der Mythologie, der Heldensage,
christlicher Bildung oder fremder Nationalität angehört, was sich als charakteristisch
für das poetische Schaffen des Volkes, für die Methode seines Empfindens, für seine
Sitte und seine Moral erweist. Schon jetzt sind in vielen Sagensammlungen
mit den Rubriken von Grimms Mythologie die einzelnen Sagen nach ihrem Inhalt
geordnet; in einer Verarbeitung des gesammten Sagenincttericils würde es genügen,
aus den vorhandenen gleichartigen Sagen die älteste erhaltene Tradition mit wenig
Worten voranzustellen, die Verbreitung darzustellen, charakteristische Züge und die
allmälige Entartung und Umwandlung des Sagcnfloffes in den verschiedenen Land¬
schaften kurz zu notiren. Bei solcher Operation wird sich anßer vielem andern auch
als merkwürdiges Resultat ergeben, daß die mythologischen Ueberreste in dem ganzen
großen Gebiet, in welchem deutsche Volker sitzen, sehr gleichartig sind. DieUebcrcinstimmung
geht bis in Einzelne und ist in manchen Fällen sogar befremdend. Bei Niedersachsen
und Alemannen, in den östreichischen Bergen und den germanisirten Ostscclündcrn
nicht nur dieselben dämmernden Erinnerungen an die vornehmsten Ascngötter, an
die Geschlechter der Niesen und Zwerge, sondern auch überall dieselbe gemüthliche
Methode, das fremde und unverständliche Alte der christlichen Empfindung wohl oder
übel anzupassen. Unverkennbar hat die fortwährende Vermischung der deutschen
Stämme durch Aus- und Einwanderung Einzelner nicht wenig dazu beigetragen,
den Sagenschatz allgemein zu machen. Wer aus Schwaben in die norddeutsche
Niederung zog, fand die Spuren derselben Riesen, welche den großen Felsstein neben
seines Vaters Haus am Neckar geworfen hatten, in dem erratischen Block wieder,
welcher vor seinem neuen Dorf an der Elbe lag; die weiße Frau, welche in der
Burgruine des Mainthals umgegangen war, zeigte sich dem Franken auch in dem
unheimlichen Hause einer Hansestadt, und wer aus den Alpen nach den schlesischen
Bergen zog, dem zeigte dort Rübezahl grade so einen grünen Zweig, dessen Blätter
sich später in Gold verwandelten, wie ihn vorher die Alpcngcistcr den Ahnen des
Auswandrers verliehen hatten.

Aber wie viel auch der Zusammenfluß deutscher Stämme im Einzelnen aus¬
geglichen haben mag, der meiste Mythcnstoff ist doch als uralte gemeinsame Habe
zu erkennen. Und wir dürfen aus dem Erhaltenen zurückschließen, daß vor mehr
als l 5M) Jahren dieselbe Religion, als ein schon damals uralter, gemeinsamer, von
dem deutsche» Volk gemüthlich verarbeiteter Glaube bestanden habe. Wir vermögen
ferner zu erkennen, welche Theile desselben am tiefsten in, der Phantasie und den
Herzensbedürfnissen germanischer Natur wurzelte»: Von den hohe» Göttern: der
gewaltige dunkle SchictsalSgott mit seinem reisigen Heldenheer und eine weiße Frauen-
gestalt, die Schützen» der Familie und des Hauses ; dann in größerer Fülle und verbrämt
mit viel guter Laune und herzlichem Behagen die große Welt der kleineren Ge-


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[0126] une reiche Literatur der Sagen, Märchen und Volkscrinnerungen angesammelt. Nicht selten ist auch in diesem Blatte darüber berichtet worden. Nächst I. W. Wolf, Welcher in seiner Mythologie und an einzelnen Sagen unermüdlich die Umwandlung der alten Traditionen verfolgte, sind es von den Neuern mehrere der Sammler, wie Müllenhof, A. Kühn und Weinhold, denen wir eingehende Erklärung und wissen¬ schaftliche Verarbeitung des Materials zu danken haben. Bald werden alle Landschaften durchsucht und in der charakteristischen Eigenthümlichkeit ihrer Sagenwelt erfaßt sein. Freilich erwiesen viele auch der neuern Sammler mehr guten Willen, als Kenntnisse. — In den letzten Jahren ist auch im östreichischen Kaiserstaat eifrig zusammen¬ getragen worden, Weinholds Beispiel wirkte von Grecs aus weithin anregend. Bei der Fülle des gewonnenen Stoffes entsteht das Bedürfniß zusammenzufassen und abzuschließen. Die einzelnen Sagcnsammlungen gewinnen erst die rechte Be¬ deutung, wenn man sie als Vorarbeiten für eine gründliche gelehrte Arbeit betrachtet, in welcher der Gewinn, den die Gesammtheit der Sagen der deutschen Philologie geben kann, übersichtlich zusammengestellt wird! was der Mythologie, der Heldensage, christlicher Bildung oder fremder Nationalität angehört, was sich als charakteristisch für das poetische Schaffen des Volkes, für die Methode seines Empfindens, für seine Sitte und seine Moral erweist. Schon jetzt sind in vielen Sagensammlungen mit den Rubriken von Grimms Mythologie die einzelnen Sagen nach ihrem Inhalt geordnet; in einer Verarbeitung des gesammten Sagenincttericils würde es genügen, aus den vorhandenen gleichartigen Sagen die älteste erhaltene Tradition mit wenig Worten voranzustellen, die Verbreitung darzustellen, charakteristische Züge und die allmälige Entartung und Umwandlung des Sagcnfloffes in den verschiedenen Land¬ schaften kurz zu notiren. Bei solcher Operation wird sich anßer vielem andern auch als merkwürdiges Resultat ergeben, daß die mythologischen Ueberreste in dem ganzen großen Gebiet, in welchem deutsche Volker sitzen, sehr gleichartig sind. DieUebcrcinstimmung geht bis in Einzelne und ist in manchen Fällen sogar befremdend. Bei Niedersachsen und Alemannen, in den östreichischen Bergen und den germanisirten Ostscclündcrn nicht nur dieselben dämmernden Erinnerungen an die vornehmsten Ascngötter, an die Geschlechter der Niesen und Zwerge, sondern auch überall dieselbe gemüthliche Methode, das fremde und unverständliche Alte der christlichen Empfindung wohl oder übel anzupassen. Unverkennbar hat die fortwährende Vermischung der deutschen Stämme durch Aus- und Einwanderung Einzelner nicht wenig dazu beigetragen, den Sagenschatz allgemein zu machen. Wer aus Schwaben in die norddeutsche Niederung zog, fand die Spuren derselben Riesen, welche den großen Felsstein neben seines Vaters Haus am Neckar geworfen hatten, in dem erratischen Block wieder, welcher vor seinem neuen Dorf an der Elbe lag; die weiße Frau, welche in der Burgruine des Mainthals umgegangen war, zeigte sich dem Franken auch in dem unheimlichen Hause einer Hansestadt, und wer aus den Alpen nach den schlesischen Bergen zog, dem zeigte dort Rübezahl grade so einen grünen Zweig, dessen Blätter sich später in Gold verwandelten, wie ihn vorher die Alpcngcistcr den Ahnen des Auswandrers verliehen hatten. Aber wie viel auch der Zusammenfluß deutscher Stämme im Einzelnen aus¬ geglichen haben mag, der meiste Mythcnstoff ist doch als uralte gemeinsame Habe zu erkennen. Und wir dürfen aus dem Erhaltenen zurückschließen, daß vor mehr als l 5M) Jahren dieselbe Religion, als ein schon damals uralter, gemeinsamer, von dem deutsche» Volk gemüthlich verarbeiteter Glaube bestanden habe. Wir vermögen ferner zu erkennen, welche Theile desselben am tiefsten in, der Phantasie und den Herzensbedürfnissen germanischer Natur wurzelte»: Von den hohe» Göttern: der gewaltige dunkle SchictsalSgott mit seinem reisigen Heldenheer und eine weiße Frauen- gestalt, die Schützen» der Familie und des Hauses ; dann in größerer Fülle und verbrämt mit viel guter Laune und herzlichem Behagen die große Welt der kleineren Ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_186412/126>, abgerufen am 22.12.2024.