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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

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war ein Herkulcstcmpel. Das Amphitheater, östlich von der heutigen Stadt
gelegen, ist durchweg in den Felsen gehauen. Die Arena hat eine Länge von
fast 300 und eine Breite von etwa 200 Fuß. Unter den Sitzen befinden sich
Grotten, wo man die Löwen und Panther aufbewahrt haben mag, an deren
Kämpfen die römische Zeit sich ergötzte, welche den Bau schuf. Die Quellen¬
grotte unter der halbmondförmigen Felsenterrasse im Norden der Stadt wird
von den heutigen Korinthern -- mit demselben Recht, mit dem unser Spiro
den Tempel an Herkules vergab -- das Bad der Aphrodite genannt. Es
scheint vielmehr die Stelle zu sein, wo die Alten den Abfluß der oben auf
dem Gipfel des Burgfelsens entspringenden Pirene erblickten. Aus moosigen,
mit Kräutern und Ranken überwachsenen Gestein quillt angenehm schmecken¬
des kühles Wasser hervor, weiches einst die Lustgärten des Paschas durch¬
rieselte, der über der Grotte seinen Harem hatte. Jetzt sahen wir aus der
Fläche unten nur Gemüsebeete und einige Obstbäume, und um die Quelle hatte
sich eine Schar von Wäscherinnen eingestellt, deren Schlägel in der griechi¬
schen Landschaft etwa den Ton geben, welchen in der deutschen die Musik in
der Ferne arbeitender Dreschflegel gibt.

Die übrigen Neste des Alterthums, sind unbedeutend. Ein unförmlicher
Klumpen von Ziegclgemäuer auf der Nordseite des Bazar gilt für eines der
Bäder, die Hadrian hier erbaute. Ein südwestlich vom Tempel gelegener,
viereckig behauener Felsblock, unter dem sich ein kellerartiger Raum befindet,
mag eine Heroenkapelle gewesen sein, und Spiro würde haben Auskunft geben
können, wem sie geweiht gewesen. Mir war es indeß gleichgiltig, wie ich
denn überhaupt nie ein recht lebhaftes Interesse an Korinth gehabt habe,
der Krämerstadt, welche trotz ihres Reichthums keinen Aufschwung der Kunst
wie Athen zu PerMes Zeit gesehen, und trotz ihrer Volksmenge nicht einen
nennenswerthen Philosophen, Dichter oder Geschichtschreiber geboren hat.




Die preußischen Wahlen.

Die Nationalzcitung bringt über diesen Gegenstand einen Artikel aus der
Feder "eines süddeutschen Demokraten der Paulskirche", den wir für so beherzigens¬
wert!) halten, daß wir ihn auch unsern Lesern mittheilen. Die N. Z. erklärt sich
"nicht mit allen darin aufgestellten Sätzen einverstandenwas uns betrifft, so
haben wir freilich einen andern Ausgangspunkt, im Uebrigen aber begrüßen wir
diese Fortbildung der Demokratie mit um so größerer Freude und Anerkennung, da
die Stimme grade aus Süddeutschland kommt, wo wir aus den Reihen der alten


war ein Herkulcstcmpel. Das Amphitheater, östlich von der heutigen Stadt
gelegen, ist durchweg in den Felsen gehauen. Die Arena hat eine Länge von
fast 300 und eine Breite von etwa 200 Fuß. Unter den Sitzen befinden sich
Grotten, wo man die Löwen und Panther aufbewahrt haben mag, an deren
Kämpfen die römische Zeit sich ergötzte, welche den Bau schuf. Die Quellen¬
grotte unter der halbmondförmigen Felsenterrasse im Norden der Stadt wird
von den heutigen Korinthern — mit demselben Recht, mit dem unser Spiro
den Tempel an Herkules vergab — das Bad der Aphrodite genannt. Es
scheint vielmehr die Stelle zu sein, wo die Alten den Abfluß der oben auf
dem Gipfel des Burgfelsens entspringenden Pirene erblickten. Aus moosigen,
mit Kräutern und Ranken überwachsenen Gestein quillt angenehm schmecken¬
des kühles Wasser hervor, weiches einst die Lustgärten des Paschas durch¬
rieselte, der über der Grotte seinen Harem hatte. Jetzt sahen wir aus der
Fläche unten nur Gemüsebeete und einige Obstbäume, und um die Quelle hatte
sich eine Schar von Wäscherinnen eingestellt, deren Schlägel in der griechi¬
schen Landschaft etwa den Ton geben, welchen in der deutschen die Musik in
der Ferne arbeitender Dreschflegel gibt.

Die übrigen Neste des Alterthums, sind unbedeutend. Ein unförmlicher
Klumpen von Ziegclgemäuer auf der Nordseite des Bazar gilt für eines der
Bäder, die Hadrian hier erbaute. Ein südwestlich vom Tempel gelegener,
viereckig behauener Felsblock, unter dem sich ein kellerartiger Raum befindet,
mag eine Heroenkapelle gewesen sein, und Spiro würde haben Auskunft geben
können, wem sie geweiht gewesen. Mir war es indeß gleichgiltig, wie ich
denn überhaupt nie ein recht lebhaftes Interesse an Korinth gehabt habe,
der Krämerstadt, welche trotz ihres Reichthums keinen Aufschwung der Kunst
wie Athen zu PerMes Zeit gesehen, und trotz ihrer Volksmenge nicht einen
nennenswerthen Philosophen, Dichter oder Geschichtschreiber geboren hat.




Die preußischen Wahlen.

Die Nationalzcitung bringt über diesen Gegenstand einen Artikel aus der
Feder „eines süddeutschen Demokraten der Paulskirche", den wir für so beherzigens¬
wert!) halten, daß wir ihn auch unsern Lesern mittheilen. Die N. Z. erklärt sich
„nicht mit allen darin aufgestellten Sätzen einverstandenwas uns betrifft, so
haben wir freilich einen andern Ausgangspunkt, im Uebrigen aber begrüßen wir
diese Fortbildung der Demokratie mit um so größerer Freude und Anerkennung, da
die Stimme grade aus Süddeutschland kommt, wo wir aus den Reihen der alten


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/444>, abgerufen am 03.07.2024.