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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

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würden. Zu diesem Zwecke, um das Papiergeld und die Beschliks und ihre
Fractionen einziehen zu können, hat die Pforte jetzt den Beschluß gesaßt, eine
Anleihe zu machen. Diese wird von großer Bedeutung sein. Die im Umlauf
befindlichen Kaunas belaufen sich auf eine Summe von drei Millionen Pfund
Sterling; die im Verkehr befindlichen Beschliks betragen nach ihrem Nenn¬
werthe sechs, nach ihrem wirklichen Werthe drei Millionen Pfund Sterling.
Die Regierung bedarf somit einer Anleihe von sechs Millionen Pfd. Se., um
ihre Absicht auszuführen d. h. die Kaim6s und Beschliks durch Medschidjeh
und deren Bruchtheile zu ersetzen.

Hier ist der Ort, einen Blick auf die gegenwärtige finanzielle Lage der
Pforte zu werfen und die Frage zu beantworten, wie hoch sich ihre consolidirte,
wie hoch sich ihre schwebende Schuld beläuft und wie sich ihre Einnahmen
zu ihren Ausgaben verhalten. Erst kurz nach Beginn des orientalischen Kriegs
hat die Türkei den Weg der Anleihen betreten. Die erste Anleihe, welche sie
contrahirte, wurde 185L von dem Hause Goldsmith und Palmer gezeichnet
und betrug drei Millionen Pfd. Se. Der Anfang eines langen und kostspie¬
ligen Krieges machte es schwer, gute Bedingungen zu erhalten. Sie wurde zum
Betrag von 82 Franken abgeschlossen, was sechs Procent über den Nominalpreis
ergab. Die Zinsen und die Amortisirung dieser sechsprocentigen Anleihe von 1854
beliefen sich aus 210,000 Pfd. Se., welche durch den jährlichen Tribut von
282,000 Pfd. Se. garantirr wurden, den Aegypten der Pforte zahlt. Die
zweite Anleihe betrug fünf Millionen Pfd. Se. Sie wurde mit Rothschild
in London unter der Garantie von England und Frankreich abgeschlossen, und
zwar zum Preise von 102,50, was vier Procent ergibt. Die Zinsen und die
Einlösung dieser zweiten und letzten Anleihe, welche 252,000, Pfd. Se. betru¬
gen, wurden erstens durch die vom ägyptischen Tribut übrigbleibenden
72,000 Pfd. Se. und durch den Ertrag der Zölle von Smyrna und den sy¬
rischen Häfen gedeckt.

Die öffentliche Schuld der Pforte besteht 1) aus 8 Mill. Pfd. Se. als
dem Betrag der beiden eben erwähnten Anleihen, 2) 10 Mill. Pfd. Se., welche
nach dem neuen Finanzplan die ganze Schuld der Türkei consolidiren soll
(diese Summe begreift in sich das Papiergeld und die alten, dem gesetzlichen
Werth nicht entsprechenden Münzen und serner die Tilgung der während des
letzten Kriegs gemachten Schulden), 3) 2'/" Mill. Pfd. Se. in Schatzscheinen,
die 6 Procent tragen, und endlich 4 Mill. Pfd. Se. schwebende Schuld aller
der verschiedenen Verwaltungen -- in Summa: 24^ Mill. Pfd. Se. Die
gegenwärtige Anleihe von 6 Millionen wird dem Schuldbuch der Türkei keine
sehr wesentliche Vermehrung bringen. Die Negierung hat damit, wie bereits
bemerkt, hauptsächlich den Zweck im Auge, die schwebende Schuld in eine con¬
solidirte zu verwandeln und die im Umlauf befindlichen schlechten Münzen


so*

würden. Zu diesem Zwecke, um das Papiergeld und die Beschliks und ihre
Fractionen einziehen zu können, hat die Pforte jetzt den Beschluß gesaßt, eine
Anleihe zu machen. Diese wird von großer Bedeutung sein. Die im Umlauf
befindlichen Kaunas belaufen sich auf eine Summe von drei Millionen Pfund
Sterling; die im Verkehr befindlichen Beschliks betragen nach ihrem Nenn¬
werthe sechs, nach ihrem wirklichen Werthe drei Millionen Pfund Sterling.
Die Regierung bedarf somit einer Anleihe von sechs Millionen Pfd. Se., um
ihre Absicht auszuführen d. h. die Kaim6s und Beschliks durch Medschidjeh
und deren Bruchtheile zu ersetzen.

Hier ist der Ort, einen Blick auf die gegenwärtige finanzielle Lage der
Pforte zu werfen und die Frage zu beantworten, wie hoch sich ihre consolidirte,
wie hoch sich ihre schwebende Schuld beläuft und wie sich ihre Einnahmen
zu ihren Ausgaben verhalten. Erst kurz nach Beginn des orientalischen Kriegs
hat die Türkei den Weg der Anleihen betreten. Die erste Anleihe, welche sie
contrahirte, wurde 185L von dem Hause Goldsmith und Palmer gezeichnet
und betrug drei Millionen Pfd. Se. Der Anfang eines langen und kostspie¬
ligen Krieges machte es schwer, gute Bedingungen zu erhalten. Sie wurde zum
Betrag von 82 Franken abgeschlossen, was sechs Procent über den Nominalpreis
ergab. Die Zinsen und die Amortisirung dieser sechsprocentigen Anleihe von 1854
beliefen sich aus 210,000 Pfd. Se., welche durch den jährlichen Tribut von
282,000 Pfd. Se. garantirr wurden, den Aegypten der Pforte zahlt. Die
zweite Anleihe betrug fünf Millionen Pfd. Se. Sie wurde mit Rothschild
in London unter der Garantie von England und Frankreich abgeschlossen, und
zwar zum Preise von 102,50, was vier Procent ergibt. Die Zinsen und die
Einlösung dieser zweiten und letzten Anleihe, welche 252,000, Pfd. Se. betru¬
gen, wurden erstens durch die vom ägyptischen Tribut übrigbleibenden
72,000 Pfd. Se. und durch den Ertrag der Zölle von Smyrna und den sy¬
rischen Häfen gedeckt.

Die öffentliche Schuld der Pforte besteht 1) aus 8 Mill. Pfd. Se. als
dem Betrag der beiden eben erwähnten Anleihen, 2) 10 Mill. Pfd. Se., welche
nach dem neuen Finanzplan die ganze Schuld der Türkei consolidiren soll
(diese Summe begreift in sich das Papiergeld und die alten, dem gesetzlichen
Werth nicht entsprechenden Münzen und serner die Tilgung der während des
letzten Kriegs gemachten Schulden), 3) 2'/» Mill. Pfd. Se. in Schatzscheinen,
die 6 Procent tragen, und endlich 4 Mill. Pfd. Se. schwebende Schuld aller
der verschiedenen Verwaltungen — in Summa: 24^ Mill. Pfd. Se. Die
gegenwärtige Anleihe von 6 Millionen wird dem Schuldbuch der Türkei keine
sehr wesentliche Vermehrung bringen. Die Negierung hat damit, wie bereits
bemerkt, hauptsächlich den Zweck im Auge, die schwebende Schuld in eine con¬
solidirte zu verwandeln und die im Umlauf befindlichen schlechten Münzen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/403>, abgerufen am 23.07.2024.