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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

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wohlgeboren im tiefsten Respect zu versichern, daß ich nicht aufhören werde
mich zu nennen


Hochwohlgeborener Herr
Hochgebietender Herr Obrist
Hochderosclbm unterthänigst

ergebenster
Friedrich Schiller,
Regimcntsmcdicus.

Ganz dieselbe Anerkennung hat der Intendant bei Schaffauer und Dan¬
necker in einem Brief aus Rom 4. Oct, 1785 (s. Wagner B. 1. S. 67). "Wir
fühlen beständig den wärmsten Dank vor E. Hochwohlgeboren, die in unserer
akademischen Laufbahn und auch außer derselben vor unser Wohl so gütigst
besorgt waren. Wir erkennen den Werth dessen in seinem ganzen Umfang" :c.
Ebenso schreibt Victor Heideloff aus Paris den 18. Juli 1783 "Schuldigkeit
und ein sehnliches Verlangen, mich um Dero Wohlsein zu erkundigen, erfreche
ich mich, Jhro Hochwohlgeboren diese wenigen Zeilen zu schreiben; darf ich
hoffen, selbst von Dero werthen Hand zu erfahren, wie Sie Sich befinden,
so würde mein Aufenthalt angenehmer werden :c. (B. 1. S. 680).

Auf die Auszeichnung, die Obrist von Seeger durch den Kaiser Joseph II.
erhielt, durfte er mit Recht stolz sein. General Graf von Kinsky, der nach
dem persönlichen Besuche des Kaisers, welcher um so unbefangener urtheilte,
da er ganz unangemeldet kam, 14 Tage von der akademischen Einrichtung
die genaueste Einsicht nahm, machte dem Intendanten (nach einer handschrift¬
lichen Notiz seines Lebenslaufes) im Namen des Monarchen ein mit den grö߬
ten Vortheilen verknüpftes, seine Lage weit übertreffendes Anerbieten, in
k. k. Dienste zu treten, "welches ich aber aus Dankbarkeit gegen meinen
Regenten und Vaterland ausschlug, ohne jemand etwas davon zu sagen."
Ueber die Erhebung der Akademie zum Rang einer Universität urtheilt er selbst,
"daß dadurch die Grundlage zu ihrem Untergang gestiftet worden sei."

Wir haben genug über ihn gesagt, um ein richtiges Urtheil über die
Charakterschilderung füllen zu können, welche der Kanzleirath Wagner B. 1.
S. 305 von ihm entwirft: "Ein Offizier von vielseitiger, wennauch nicht lo¬
gischer und sonst philosophischer noch pädagogischer, doch nicht nur militä¬
rischer, sondern auch anderer wissenschaftlicher Bildung, von energischer Thä¬
tigkeit, übrigens oft sehr oberflächlicher, selbst in der Sprache zu eiliger
Schreibfertigkeit. Ehrgeizig bis zur Eitelkeit, geschickt wie im Schmeicheln
nach oben, so rücksichtslos nach unten, im Selbstlob (besonders durch sein
Werkzeug Uriot) unersättlich; aller Eigenthümlichkeiten des herzoglichen Cha¬
rakters, in etlicher eigner Aehnlichkeit wohl kundig, ihnen sast unbedingt sich
"ujchmiegend. Aus unergründlichen Eifer für die Frequenz, den guten Ruf


wohlgeboren im tiefsten Respect zu versichern, daß ich nicht aufhören werde
mich zu nennen


Hochwohlgeborener Herr
Hochgebietender Herr Obrist
Hochderosclbm unterthänigst

ergebenster
Friedrich Schiller,
Regimcntsmcdicus.

Ganz dieselbe Anerkennung hat der Intendant bei Schaffauer und Dan¬
necker in einem Brief aus Rom 4. Oct, 1785 (s. Wagner B. 1. S. 67). „Wir
fühlen beständig den wärmsten Dank vor E. Hochwohlgeboren, die in unserer
akademischen Laufbahn und auch außer derselben vor unser Wohl so gütigst
besorgt waren. Wir erkennen den Werth dessen in seinem ganzen Umfang" :c.
Ebenso schreibt Victor Heideloff aus Paris den 18. Juli 1783 „Schuldigkeit
und ein sehnliches Verlangen, mich um Dero Wohlsein zu erkundigen, erfreche
ich mich, Jhro Hochwohlgeboren diese wenigen Zeilen zu schreiben; darf ich
hoffen, selbst von Dero werthen Hand zu erfahren, wie Sie Sich befinden,
so würde mein Aufenthalt angenehmer werden :c. (B. 1. S. 680).

Auf die Auszeichnung, die Obrist von Seeger durch den Kaiser Joseph II.
erhielt, durfte er mit Recht stolz sein. General Graf von Kinsky, der nach
dem persönlichen Besuche des Kaisers, welcher um so unbefangener urtheilte,
da er ganz unangemeldet kam, 14 Tage von der akademischen Einrichtung
die genaueste Einsicht nahm, machte dem Intendanten (nach einer handschrift¬
lichen Notiz seines Lebenslaufes) im Namen des Monarchen ein mit den grö߬
ten Vortheilen verknüpftes, seine Lage weit übertreffendes Anerbieten, in
k. k. Dienste zu treten, „welches ich aber aus Dankbarkeit gegen meinen
Regenten und Vaterland ausschlug, ohne jemand etwas davon zu sagen."
Ueber die Erhebung der Akademie zum Rang einer Universität urtheilt er selbst,
„daß dadurch die Grundlage zu ihrem Untergang gestiftet worden sei."

Wir haben genug über ihn gesagt, um ein richtiges Urtheil über die
Charakterschilderung füllen zu können, welche der Kanzleirath Wagner B. 1.
S. 305 von ihm entwirft: „Ein Offizier von vielseitiger, wennauch nicht lo¬
gischer und sonst philosophischer noch pädagogischer, doch nicht nur militä¬
rischer, sondern auch anderer wissenschaftlicher Bildung, von energischer Thä¬
tigkeit, übrigens oft sehr oberflächlicher, selbst in der Sprache zu eiliger
Schreibfertigkeit. Ehrgeizig bis zur Eitelkeit, geschickt wie im Schmeicheln
nach oben, so rücksichtslos nach unten, im Selbstlob (besonders durch sein
Werkzeug Uriot) unersättlich; aller Eigenthümlichkeiten des herzoglichen Cha¬
rakters, in etlicher eigner Aehnlichkeit wohl kundig, ihnen sast unbedingt sich
"ujchmiegend. Aus unergründlichen Eifer für die Frequenz, den guten Ruf


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[0343] wohlgeboren im tiefsten Respect zu versichern, daß ich nicht aufhören werde mich zu nennen Hochwohlgeborener Herr Hochgebietender Herr Obrist Hochderosclbm unterthänigst ergebenster Friedrich Schiller, Regimcntsmcdicus. Ganz dieselbe Anerkennung hat der Intendant bei Schaffauer und Dan¬ necker in einem Brief aus Rom 4. Oct, 1785 (s. Wagner B. 1. S. 67). „Wir fühlen beständig den wärmsten Dank vor E. Hochwohlgeboren, die in unserer akademischen Laufbahn und auch außer derselben vor unser Wohl so gütigst besorgt waren. Wir erkennen den Werth dessen in seinem ganzen Umfang" :c. Ebenso schreibt Victor Heideloff aus Paris den 18. Juli 1783 „Schuldigkeit und ein sehnliches Verlangen, mich um Dero Wohlsein zu erkundigen, erfreche ich mich, Jhro Hochwohlgeboren diese wenigen Zeilen zu schreiben; darf ich hoffen, selbst von Dero werthen Hand zu erfahren, wie Sie Sich befinden, so würde mein Aufenthalt angenehmer werden :c. (B. 1. S. 680). Auf die Auszeichnung, die Obrist von Seeger durch den Kaiser Joseph II. erhielt, durfte er mit Recht stolz sein. General Graf von Kinsky, der nach dem persönlichen Besuche des Kaisers, welcher um so unbefangener urtheilte, da er ganz unangemeldet kam, 14 Tage von der akademischen Einrichtung die genaueste Einsicht nahm, machte dem Intendanten (nach einer handschrift¬ lichen Notiz seines Lebenslaufes) im Namen des Monarchen ein mit den grö߬ ten Vortheilen verknüpftes, seine Lage weit übertreffendes Anerbieten, in k. k. Dienste zu treten, „welches ich aber aus Dankbarkeit gegen meinen Regenten und Vaterland ausschlug, ohne jemand etwas davon zu sagen." Ueber die Erhebung der Akademie zum Rang einer Universität urtheilt er selbst, „daß dadurch die Grundlage zu ihrem Untergang gestiftet worden sei." Wir haben genug über ihn gesagt, um ein richtiges Urtheil über die Charakterschilderung füllen zu können, welche der Kanzleirath Wagner B. 1. S. 305 von ihm entwirft: „Ein Offizier von vielseitiger, wennauch nicht lo¬ gischer und sonst philosophischer noch pädagogischer, doch nicht nur militä¬ rischer, sondern auch anderer wissenschaftlicher Bildung, von energischer Thä¬ tigkeit, übrigens oft sehr oberflächlicher, selbst in der Sprache zu eiliger Schreibfertigkeit. Ehrgeizig bis zur Eitelkeit, geschickt wie im Schmeicheln nach oben, so rücksichtslos nach unten, im Selbstlob (besonders durch sein Werkzeug Uriot) unersättlich; aller Eigenthümlichkeiten des herzoglichen Cha¬ rakters, in etlicher eigner Aehnlichkeit wohl kundig, ihnen sast unbedingt sich "ujchmiegend. Aus unergründlichen Eifer für die Frequenz, den guten Ruf

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/343>, abgerufen am 22.07.2024.