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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

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Grund und die Art der Bestrafung auseinandergesetzt. "Nirgend mehr als
in der herzoglichen Karlsschule werden die Klatschn oder Angeber verabscheut.
Wenn es aber um Erörterung der Wahrheit zu thun ist, so wird auch jeder
dazu angehalten, solche zu gestehen. Betreffend "den mittelmäßigen Anstand und
die schlechte Aussprache des Französischen" so können es wol keine andere als
solche sein, die, wie Sie es mit Ihren Herrn Söhnen zu machen gedenken,
nur kurze Zeit hier gewesen und ihre vollständige Erziehung nicht abgewartet
haben." Der Brief wird dem Herzog zur Genehmigung unterbreitet und mit
einigen Modifikationen gut geheißen.

Unter dem 2ö. Mürz 1V83 kommen nun zwar keine weiteren Klagen
wegen Briefzwangs im Schreiben des Bankiers, er fügt in geschmeidigem
Tone den Dank sür die "gefällige und höfliche Auskunft" in Betreff der Strafe
seines Sohnes bei, versichert, daß er der ersten Beschwerde, so er von seinen
Kindern seit ihrem Eintritt in die Akademie gehört, nie würde Gehör gegeben
haben, wenn nicht Durchreisende ihn versichert hätten, die Akademie sei für
junge Leute seiner Classe nicht zuträglich. In weitern Zuschriften vom 12.
und 19. Apr. kündigt er jedoch den Besuch der Frau Bankier in Stuttgart
an, so wie seinen Entschluß, sämmtliche Söhne aus der Akademie zu nehmen,
um sie theils in Hamburg, theils in Straßburg ihre Studien vollenden zu
lassen. Er erbietet sich, damit die Einkünfte des Instituts durch ihn nicht
verlieren, für das volle Jahr zu bezahlen und spricht seine Ueberzeugung aus,
"wenn die Subalternen dem Herrn Obristen gleich wären, so möchte nichts
Vollkommeneres in seiner Art zu finden sein." Die Mutter der Eleven kommt
an. Der Herzog ordnet an, daß "ihre Söhne nicht eher als morgen verab¬
folgt werden, wie denn ebenderselben alles zu zeigen ist und man sie ohne
die geringste Einschränkung in dem ganzen Gebäude nach Gefallen herum¬
gehen zu lassen hat. Dem Vater aber hat der Herr Obrist eum indignatioiiL
zu antworten, wie das Institut sich nicht in solchen Umständen befinde, daß
man mehr, als am Kostgeld verfallen, anzunehmen sich bewogen finde."

Die letzte Zuschrift des Bankier dankt für die höfliche Aufnahme seiner
Frau, die sich solcher nicht genug zu rühmen gewußt, zugleich, daß selbige
auch dem dortigen Institut alle nur mögliche Gerechtigkeit widerfahren lassen
und eingesehen, daß die zum Nachtheil aufgesprengten Gerüchte
Unwahrheit gewesen, auch mit denen gemachten Progressen sehr
zufrieden :c.

Endlich den 3. Juli 1 783 schließt der Intendant die Korrespondenz:
"E. W. verehrliches Schreiben war mir nicht unerwartet, aber ganz besonders
angenehm. Ich hatte gegen einen rechtschaffenen Mann immer als
ehrlicher Mann gehandelt, deswegen konnte ich die Folge leicht
voraussehen. Sie werden nun thätig überzeugt sein, daß meine während


Grund und die Art der Bestrafung auseinandergesetzt. „Nirgend mehr als
in der herzoglichen Karlsschule werden die Klatschn oder Angeber verabscheut.
Wenn es aber um Erörterung der Wahrheit zu thun ist, so wird auch jeder
dazu angehalten, solche zu gestehen. Betreffend „den mittelmäßigen Anstand und
die schlechte Aussprache des Französischen" so können es wol keine andere als
solche sein, die, wie Sie es mit Ihren Herrn Söhnen zu machen gedenken,
nur kurze Zeit hier gewesen und ihre vollständige Erziehung nicht abgewartet
haben." Der Brief wird dem Herzog zur Genehmigung unterbreitet und mit
einigen Modifikationen gut geheißen.

Unter dem 2ö. Mürz 1V83 kommen nun zwar keine weiteren Klagen
wegen Briefzwangs im Schreiben des Bankiers, er fügt in geschmeidigem
Tone den Dank sür die „gefällige und höfliche Auskunft" in Betreff der Strafe
seines Sohnes bei, versichert, daß er der ersten Beschwerde, so er von seinen
Kindern seit ihrem Eintritt in die Akademie gehört, nie würde Gehör gegeben
haben, wenn nicht Durchreisende ihn versichert hätten, die Akademie sei für
junge Leute seiner Classe nicht zuträglich. In weitern Zuschriften vom 12.
und 19. Apr. kündigt er jedoch den Besuch der Frau Bankier in Stuttgart
an, so wie seinen Entschluß, sämmtliche Söhne aus der Akademie zu nehmen,
um sie theils in Hamburg, theils in Straßburg ihre Studien vollenden zu
lassen. Er erbietet sich, damit die Einkünfte des Instituts durch ihn nicht
verlieren, für das volle Jahr zu bezahlen und spricht seine Ueberzeugung aus,
„wenn die Subalternen dem Herrn Obristen gleich wären, so möchte nichts
Vollkommeneres in seiner Art zu finden sein." Die Mutter der Eleven kommt
an. Der Herzog ordnet an, daß „ihre Söhne nicht eher als morgen verab¬
folgt werden, wie denn ebenderselben alles zu zeigen ist und man sie ohne
die geringste Einschränkung in dem ganzen Gebäude nach Gefallen herum¬
gehen zu lassen hat. Dem Vater aber hat der Herr Obrist eum indignatioiiL
zu antworten, wie das Institut sich nicht in solchen Umständen befinde, daß
man mehr, als am Kostgeld verfallen, anzunehmen sich bewogen finde."

Die letzte Zuschrift des Bankier dankt für die höfliche Aufnahme seiner
Frau, die sich solcher nicht genug zu rühmen gewußt, zugleich, daß selbige
auch dem dortigen Institut alle nur mögliche Gerechtigkeit widerfahren lassen
und eingesehen, daß die zum Nachtheil aufgesprengten Gerüchte
Unwahrheit gewesen, auch mit denen gemachten Progressen sehr
zufrieden :c.

Endlich den 3. Juli 1 783 schließt der Intendant die Korrespondenz:
„E. W. verehrliches Schreiben war mir nicht unerwartet, aber ganz besonders
angenehm. Ich hatte gegen einen rechtschaffenen Mann immer als
ehrlicher Mann gehandelt, deswegen konnte ich die Folge leicht
voraussehen. Sie werden nun thätig überzeugt sein, daß meine während


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[0338] Grund und die Art der Bestrafung auseinandergesetzt. „Nirgend mehr als in der herzoglichen Karlsschule werden die Klatschn oder Angeber verabscheut. Wenn es aber um Erörterung der Wahrheit zu thun ist, so wird auch jeder dazu angehalten, solche zu gestehen. Betreffend „den mittelmäßigen Anstand und die schlechte Aussprache des Französischen" so können es wol keine andere als solche sein, die, wie Sie es mit Ihren Herrn Söhnen zu machen gedenken, nur kurze Zeit hier gewesen und ihre vollständige Erziehung nicht abgewartet haben." Der Brief wird dem Herzog zur Genehmigung unterbreitet und mit einigen Modifikationen gut geheißen. Unter dem 2ö. Mürz 1V83 kommen nun zwar keine weiteren Klagen wegen Briefzwangs im Schreiben des Bankiers, er fügt in geschmeidigem Tone den Dank sür die „gefällige und höfliche Auskunft" in Betreff der Strafe seines Sohnes bei, versichert, daß er der ersten Beschwerde, so er von seinen Kindern seit ihrem Eintritt in die Akademie gehört, nie würde Gehör gegeben haben, wenn nicht Durchreisende ihn versichert hätten, die Akademie sei für junge Leute seiner Classe nicht zuträglich. In weitern Zuschriften vom 12. und 19. Apr. kündigt er jedoch den Besuch der Frau Bankier in Stuttgart an, so wie seinen Entschluß, sämmtliche Söhne aus der Akademie zu nehmen, um sie theils in Hamburg, theils in Straßburg ihre Studien vollenden zu lassen. Er erbietet sich, damit die Einkünfte des Instituts durch ihn nicht verlieren, für das volle Jahr zu bezahlen und spricht seine Ueberzeugung aus, „wenn die Subalternen dem Herrn Obristen gleich wären, so möchte nichts Vollkommeneres in seiner Art zu finden sein." Die Mutter der Eleven kommt an. Der Herzog ordnet an, daß „ihre Söhne nicht eher als morgen verab¬ folgt werden, wie denn ebenderselben alles zu zeigen ist und man sie ohne die geringste Einschränkung in dem ganzen Gebäude nach Gefallen herum¬ gehen zu lassen hat. Dem Vater aber hat der Herr Obrist eum indignatioiiL zu antworten, wie das Institut sich nicht in solchen Umständen befinde, daß man mehr, als am Kostgeld verfallen, anzunehmen sich bewogen finde." Die letzte Zuschrift des Bankier dankt für die höfliche Aufnahme seiner Frau, die sich solcher nicht genug zu rühmen gewußt, zugleich, daß selbige auch dem dortigen Institut alle nur mögliche Gerechtigkeit widerfahren lassen und eingesehen, daß die zum Nachtheil aufgesprengten Gerüchte Unwahrheit gewesen, auch mit denen gemachten Progressen sehr zufrieden :c. Endlich den 3. Juli 1 783 schließt der Intendant die Korrespondenz: „E. W. verehrliches Schreiben war mir nicht unerwartet, aber ganz besonders angenehm. Ich hatte gegen einen rechtschaffenen Mann immer als ehrlicher Mann gehandelt, deswegen konnte ich die Folge leicht voraussehen. Sie werden nun thätig überzeugt sein, daß meine während

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/338>, abgerufen am 23.07.2024.