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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

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über dem Se. Annenfort erhebt, die südlich von hier ebenfalls auf der Höhe
eines Bergrückens erbaute Totredoute. die Forkredoute, die neben der
bürgerlichen Stadt sich erhebende kleine Octevilleredoute, endlich die im
Osten errichtete Trotebecredoute. Alle diese Werke beherrschen außer der
Stadt und ihrem Bahnhof zugleich einen großen Theil der Rhede, und ihre
Kanonen könnten Kugeln bis in die Nähe des Molo schleudern. Die Kette
von Forts, welche Cherbourg in parallelen Linien mit den Redouten ein¬
schließt, beherrscht außer der Stadt und der Rhede auch einen Theil des Landes
weiter nach innen. Dieselben haben indeß zugleich die Bestimmung großer
Kasernen, und einige von ihnen sollen, wenn sie vollendet sind, gegen
10,000 Mann aufnehmen können, was namentlich von der großen aus einem
malerischen Granitfelsen gelegenen Citadelle gilt, welche das Fort de Route
heißt. Diese bildet das Ende der Kette im Osten. Weiter westlich begegnet
man zunächst der Falknerredvute; dann folgt das Basqusnefort, das über
dem Dorfe Octeville errichtete und nach diesem benannte Fort, das Grismenil-,
das Varendesfvrt und schließlich im äußersten Westen das nach dem benach¬
barten Orte Hamneville getaufte Fort.

Wir haben vorhin gesagt, daß eine Flotte, die in die Rhede einliefe,
schwerlich im Stande sein würde, sie wieder zu verlassen. Dies wird wenig¬
stens von der Zeit gelten, wo alle Festungswerke Cherbourgs vollendet sein
weiden. Eure andere Frage ist die, ob es nicht einer feindlichen Flotte mög¬
lich seul wird, die Befestigungen des Molo zum Schweigen zu bringen und
zu zerstören. In dieser Beziehung äußern sich englische Ingenieure, daß ein
Wert, welches wie dieser Damm in das Meer hinaustritt und durch keine
Flantenbattcrie von Bedeutung vertheidigt wird, durchaus nicht für unan¬
greifbar angesehen werden kann. Man behauptet, daß die französischen Genie¬
offiziere sogar bereits die Befürchtung aussprachen, daß vom militärischen
Gesichtspunkt betrachtet die Form, die man dem Wasserbrecher gegeben, eine
vollkommen verfehlte ist. Man meint, daß derselbe zu weit draußen liegt,
um von den Forts, welche die Einfahrten vertheidigen, wirksam unterstützt
werden zu können, und daß dieser Uebelstand auch dann nicht wegfallen wird,
wenn man das Fort Chavaignac, das sich jetzt vor der westlichen Passage er¬
hebt, vollendet und armirt hat. Eine Flotte, hinreichend stark, um kein Schiff
aus der Rhede auslaufen zu lassen, würde ohne große Verluste ihrerseits und
mit geringer Anstrengung die Vertheidigungswerke des Dammes zusammen¬
schießen, die Besatzung vernichten oder verjagen, die künstliche Insel besetzen
und von ihr aus mit ihren Kanonen die Rhede fegen und die Stadt sammt dem
Arsenal und den Wersten verbrennen. Der Militürhasen, dessen Plan und
Ausführung in eine Zeit fällt, die noch nichts von den weittragenden Ge¬
schützen wußte, welche jetzt in Betracht und Anwendung kommen, ist jetzt


über dem Se. Annenfort erhebt, die südlich von hier ebenfalls auf der Höhe
eines Bergrückens erbaute Totredoute. die Forkredoute, die neben der
bürgerlichen Stadt sich erhebende kleine Octevilleredoute, endlich die im
Osten errichtete Trotebecredoute. Alle diese Werke beherrschen außer der
Stadt und ihrem Bahnhof zugleich einen großen Theil der Rhede, und ihre
Kanonen könnten Kugeln bis in die Nähe des Molo schleudern. Die Kette
von Forts, welche Cherbourg in parallelen Linien mit den Redouten ein¬
schließt, beherrscht außer der Stadt und der Rhede auch einen Theil des Landes
weiter nach innen. Dieselben haben indeß zugleich die Bestimmung großer
Kasernen, und einige von ihnen sollen, wenn sie vollendet sind, gegen
10,000 Mann aufnehmen können, was namentlich von der großen aus einem
malerischen Granitfelsen gelegenen Citadelle gilt, welche das Fort de Route
heißt. Diese bildet das Ende der Kette im Osten. Weiter westlich begegnet
man zunächst der Falknerredvute; dann folgt das Basqusnefort, das über
dem Dorfe Octeville errichtete und nach diesem benannte Fort, das Grismenil-,
das Varendesfvrt und schließlich im äußersten Westen das nach dem benach¬
barten Orte Hamneville getaufte Fort.

Wir haben vorhin gesagt, daß eine Flotte, die in die Rhede einliefe,
schwerlich im Stande sein würde, sie wieder zu verlassen. Dies wird wenig¬
stens von der Zeit gelten, wo alle Festungswerke Cherbourgs vollendet sein
weiden. Eure andere Frage ist die, ob es nicht einer feindlichen Flotte mög¬
lich seul wird, die Befestigungen des Molo zum Schweigen zu bringen und
zu zerstören. In dieser Beziehung äußern sich englische Ingenieure, daß ein
Wert, welches wie dieser Damm in das Meer hinaustritt und durch keine
Flantenbattcrie von Bedeutung vertheidigt wird, durchaus nicht für unan¬
greifbar angesehen werden kann. Man behauptet, daß die französischen Genie¬
offiziere sogar bereits die Befürchtung aussprachen, daß vom militärischen
Gesichtspunkt betrachtet die Form, die man dem Wasserbrecher gegeben, eine
vollkommen verfehlte ist. Man meint, daß derselbe zu weit draußen liegt,
um von den Forts, welche die Einfahrten vertheidigen, wirksam unterstützt
werden zu können, und daß dieser Uebelstand auch dann nicht wegfallen wird,
wenn man das Fort Chavaignac, das sich jetzt vor der westlichen Passage er¬
hebt, vollendet und armirt hat. Eine Flotte, hinreichend stark, um kein Schiff
aus der Rhede auslaufen zu lassen, würde ohne große Verluste ihrerseits und
mit geringer Anstrengung die Vertheidigungswerke des Dammes zusammen¬
schießen, die Besatzung vernichten oder verjagen, die künstliche Insel besetzen
und von ihr aus mit ihren Kanonen die Rhede fegen und die Stadt sammt dem
Arsenal und den Wersten verbrennen. Der Militürhasen, dessen Plan und
Ausführung in eine Zeit fällt, die noch nichts von den weittragenden Ge¬
schützen wußte, welche jetzt in Betracht und Anwendung kommen, ist jetzt


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/324>, abgerufen am 23.07.2024.