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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band.

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und den Ufern des Ganges und Indus aus, nordwärts gegen den Oxus,
Sogdiana, durch Medien, Persien, Phrygien bis nach Thracien hin, und
südwärts über Chaldäa, Arabien nach Aethiopien durch Vorderasien und nach
Aegypten, ist das erste Buch der Welthistorie. die Geschichte des ersten Erden¬
sabbaths und jenes Sonnenlaufs: Begeisterung spendete der Gott auf seinem
Zuge; die Weintraube war das Symbol jenes Götterrausches, der die neu-
gebornen Geschlechter ergriffen hatte, und wie der Freudengeber dahinzog in
strahlender Herrlichkeit, in seinem Gefolge Corybanten, Cureten, Pane, Si-
lcnen, Satyren, Nymphen, Orcaden und Thyaden, hatten alle sich an ihm
in Himmelsfeuer vollgesogen, und den Thyrsus schwingend, Evoe jubelnd, stürz¬
ten ihm die Chöre, wie die erglühenden Welten dem Sonnengotte nach. Das
war daher die erste Feier auf Erden, wie die alte Titanenzeit vorüber, und
die Menschen auf ihr Platz genommen, nachdem der Gott die letzten Giganten
durch die Macht des Thyrsus noch gebändigt; es war die erste Flamme, die
in dem irdischen Aether sich gezündet hatte: aber es kamen andere Zeiten; es
mußte verglühen der junge Phosphorus, um als später Hesperus erst wieder¬
zukehren; es sollten nachdem der Feiertag vorüber, die Tage der Arbeit nun
beginnen. Da zog das heilige Feuer in das Geheimniß und die Verborgen¬
heit der Tempel sich zurück, und wurde dort als ewige Flamme von den Prie¬
stern gehütet, und brach nur da und dort periodisch durch und entzündete die
Generationen in immer neuer Begeisterung wieder. In den Bachanalen und
den Orgien regte nachglühend sich jene Trunkenheit der frühen Menschenjugend;
die alte Sonne, die über der uralten Zeit erglänzt, war zersprungen in einen
Sternenhimmel, und die Himmelsfunken strahlten aus der Nacht der Mysterien
nun hervor, und glühten an den überirdischen Gewächsen, die der Gott aus
seinem Zuge überall im Heiligthum geweihter Oerter, angepflanzt. Aus den
irdischen Tempelhöhlen waren diese Mysterien hervorgebrochen; wie ein unter¬
irdischer Strom waren sie verborgen tief unter der Erde hinweggezogen: in der
Mythohöhle brach der Strom brausend, eine siedende Napthaquelle, zuerst hervor,
und stieg innerlich erglühend himmelan; unter den Tempeln der Chaldäer wand er
sich dann hindurch, und nun sich in vielfache Arme spaltend drang er in freudig
raschem Spiele dort in Sais, in den Mysterien des Osiris und der Isis
hervor; hier in Phrygien im Dienst des Atys und der Cybele; in Syrien
und Phönicien in den Geheimnissen des Adonisdienstes; in Lybien im Ammons-
tempel; dann wieder oben im thrakischen Norden im Cultus der Cabiren
und des Sabazius; rann weiter unter dem Meere von allen Weltgegenden
sich sammelnd durch, um in Eleusis, als Heiligthum der ganzen Erde von
der alten Zeit anerkannt, noch einmal in einer herrlichen flammenden Cascade
aufzusteigen, und ganz Griechenland von dort aus mit dem Feuerregen zu
übergießen." Wir flüchten auch aus diesem Wirbel, und eilen zur Periode


und den Ufern des Ganges und Indus aus, nordwärts gegen den Oxus,
Sogdiana, durch Medien, Persien, Phrygien bis nach Thracien hin, und
südwärts über Chaldäa, Arabien nach Aethiopien durch Vorderasien und nach
Aegypten, ist das erste Buch der Welthistorie. die Geschichte des ersten Erden¬
sabbaths und jenes Sonnenlaufs: Begeisterung spendete der Gott auf seinem
Zuge; die Weintraube war das Symbol jenes Götterrausches, der die neu-
gebornen Geschlechter ergriffen hatte, und wie der Freudengeber dahinzog in
strahlender Herrlichkeit, in seinem Gefolge Corybanten, Cureten, Pane, Si-
lcnen, Satyren, Nymphen, Orcaden und Thyaden, hatten alle sich an ihm
in Himmelsfeuer vollgesogen, und den Thyrsus schwingend, Evoe jubelnd, stürz¬
ten ihm die Chöre, wie die erglühenden Welten dem Sonnengotte nach. Das
war daher die erste Feier auf Erden, wie die alte Titanenzeit vorüber, und
die Menschen auf ihr Platz genommen, nachdem der Gott die letzten Giganten
durch die Macht des Thyrsus noch gebändigt; es war die erste Flamme, die
in dem irdischen Aether sich gezündet hatte: aber es kamen andere Zeiten; es
mußte verglühen der junge Phosphorus, um als später Hesperus erst wieder¬
zukehren; es sollten nachdem der Feiertag vorüber, die Tage der Arbeit nun
beginnen. Da zog das heilige Feuer in das Geheimniß und die Verborgen¬
heit der Tempel sich zurück, und wurde dort als ewige Flamme von den Prie¬
stern gehütet, und brach nur da und dort periodisch durch und entzündete die
Generationen in immer neuer Begeisterung wieder. In den Bachanalen und
den Orgien regte nachglühend sich jene Trunkenheit der frühen Menschenjugend;
die alte Sonne, die über der uralten Zeit erglänzt, war zersprungen in einen
Sternenhimmel, und die Himmelsfunken strahlten aus der Nacht der Mysterien
nun hervor, und glühten an den überirdischen Gewächsen, die der Gott aus
seinem Zuge überall im Heiligthum geweihter Oerter, angepflanzt. Aus den
irdischen Tempelhöhlen waren diese Mysterien hervorgebrochen; wie ein unter¬
irdischer Strom waren sie verborgen tief unter der Erde hinweggezogen: in der
Mythohöhle brach der Strom brausend, eine siedende Napthaquelle, zuerst hervor,
und stieg innerlich erglühend himmelan; unter den Tempeln der Chaldäer wand er
sich dann hindurch, und nun sich in vielfache Arme spaltend drang er in freudig
raschem Spiele dort in Sais, in den Mysterien des Osiris und der Isis
hervor; hier in Phrygien im Dienst des Atys und der Cybele; in Syrien
und Phönicien in den Geheimnissen des Adonisdienstes; in Lybien im Ammons-
tempel; dann wieder oben im thrakischen Norden im Cultus der Cabiren
und des Sabazius; rann weiter unter dem Meere von allen Weltgegenden
sich sammelnd durch, um in Eleusis, als Heiligthum der ganzen Erde von
der alten Zeit anerkannt, noch einmal in einer herrlichen flammenden Cascade
aufzusteigen, und ganz Griechenland von dort aus mit dem Feuerregen zu
übergießen." Wir flüchten auch aus diesem Wirbel, und eilen zur Periode


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[0258] und den Ufern des Ganges und Indus aus, nordwärts gegen den Oxus, Sogdiana, durch Medien, Persien, Phrygien bis nach Thracien hin, und südwärts über Chaldäa, Arabien nach Aethiopien durch Vorderasien und nach Aegypten, ist das erste Buch der Welthistorie. die Geschichte des ersten Erden¬ sabbaths und jenes Sonnenlaufs: Begeisterung spendete der Gott auf seinem Zuge; die Weintraube war das Symbol jenes Götterrausches, der die neu- gebornen Geschlechter ergriffen hatte, und wie der Freudengeber dahinzog in strahlender Herrlichkeit, in seinem Gefolge Corybanten, Cureten, Pane, Si- lcnen, Satyren, Nymphen, Orcaden und Thyaden, hatten alle sich an ihm in Himmelsfeuer vollgesogen, und den Thyrsus schwingend, Evoe jubelnd, stürz¬ ten ihm die Chöre, wie die erglühenden Welten dem Sonnengotte nach. Das war daher die erste Feier auf Erden, wie die alte Titanenzeit vorüber, und die Menschen auf ihr Platz genommen, nachdem der Gott die letzten Giganten durch die Macht des Thyrsus noch gebändigt; es war die erste Flamme, die in dem irdischen Aether sich gezündet hatte: aber es kamen andere Zeiten; es mußte verglühen der junge Phosphorus, um als später Hesperus erst wieder¬ zukehren; es sollten nachdem der Feiertag vorüber, die Tage der Arbeit nun beginnen. Da zog das heilige Feuer in das Geheimniß und die Verborgen¬ heit der Tempel sich zurück, und wurde dort als ewige Flamme von den Prie¬ stern gehütet, und brach nur da und dort periodisch durch und entzündete die Generationen in immer neuer Begeisterung wieder. In den Bachanalen und den Orgien regte nachglühend sich jene Trunkenheit der frühen Menschenjugend; die alte Sonne, die über der uralten Zeit erglänzt, war zersprungen in einen Sternenhimmel, und die Himmelsfunken strahlten aus der Nacht der Mysterien nun hervor, und glühten an den überirdischen Gewächsen, die der Gott aus seinem Zuge überall im Heiligthum geweihter Oerter, angepflanzt. Aus den irdischen Tempelhöhlen waren diese Mysterien hervorgebrochen; wie ein unter¬ irdischer Strom waren sie verborgen tief unter der Erde hinweggezogen: in der Mythohöhle brach der Strom brausend, eine siedende Napthaquelle, zuerst hervor, und stieg innerlich erglühend himmelan; unter den Tempeln der Chaldäer wand er sich dann hindurch, und nun sich in vielfache Arme spaltend drang er in freudig raschem Spiele dort in Sais, in den Mysterien des Osiris und der Isis hervor; hier in Phrygien im Dienst des Atys und der Cybele; in Syrien und Phönicien in den Geheimnissen des Adonisdienstes; in Lybien im Ammons- tempel; dann wieder oben im thrakischen Norden im Cultus der Cabiren und des Sabazius; rann weiter unter dem Meere von allen Weltgegenden sich sammelnd durch, um in Eleusis, als Heiligthum der ganzen Erde von der alten Zeit anerkannt, noch einmal in einer herrlichen flammenden Cascade aufzusteigen, und ganz Griechenland von dort aus mit dem Feuerregen zu übergießen." Wir flüchten auch aus diesem Wirbel, und eilen zur Periode

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105810/258>, abgerufen am 23.07.2024.