Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.wie dazu schon die damaligen akademischen Graduierungen veranlaßten, allezeit Das 3. Kap. ist dem Lebensabschnitte Huttcns gewidmet, der für die wie dazu schon die damaligen akademischen Graduierungen veranlaßten, allezeit Das 3. Kap. ist dem Lebensabschnitte Huttcns gewidmet, der für die <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0093" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105370"/> <p xml:id="ID_217" prev="#ID_216"> wie dazu schon die damaligen akademischen Graduierungen veranlaßten, allezeit<lb/> wohlgelauntcn Crotus ihre so zu sagen organische Stelle. Hier geschehen denn<lb/> auch die Vorstellungen anderer in Huttcns Lebensgeschichte mehr oder weniger<lb/> bedeutsamer Männer, seines Lehrers Rhagius von Sommerfeld, seines Mit-<lb/> reuchlinisten des Grafen Hermann von Neuenar, seiner Freunde Crocus, des<lb/> Koblenzer Fabricius und anderer, und sehr geschickt läßt unser Biograph von<lb/> Köln aus Hütten die von diesem in den Klagen II. 10. geschilderte Rhein-<lb/> reise zu den deutschen Dichtern machen und fragt, hier noch zeitig genug, an<lb/> deren Schluß, wer dem Studenten während der Wanderjahre das nöthige<lb/> Geld gewährte, da ihn der Vater als einen Wildfang ohne Unterstützung ließ.<lb/> Außer der Hinweisung auf-die freundlichen Vettern Frowin und Ludwig wünsch¬<lb/> ten wir hier eine kleine Episode über die ökonomischen Verhältnisse damaliger<lb/> Studenten, wozu unter andrem aus Platers Selbstbiographie treffliches zu<lb/> entnehmen wäre. Auf Huttens Zug nach Frankfurt a. O. weilt er und unser<lb/> Biograph einige Zeit auf der Erfurter Universität und namentlich mit wohl¬<lb/> verdienter Liebe bei den beiden biederen Landsleuten und Gesinnungsgenoßen<lb/> Huttens, dem gleichalterigen Erhalt Hesse, und dem 16 Jahre älteren gothai-<lb/> schen Kanonikus Mullan (Korr. Mut). Im Herbste 1506 geht Hütten aus<lb/> die Universität Frankfurt a. O.. die kurz vorher Joachim I. gegründet hatte,<lb/> dessen jüngster Bruder der nachmalige Mainzer Erzbischof und Cardinal und<lb/> Huttens Dienstherr war, der ihn auch jetzt wol schon mit Stipendien unter¬<lb/> stützte, auf die gewichtige Fürsprache Eitelwolfs., welcher M an seinen Tod<lb/> Huttens väterlich gesinnter Gönner blieb; auch die Gönnerschaft des Lebuser<lb/> Bischofs Dieterich von Bülow rühmt Hütten in seinen Klagen dankbar. Außer<lb/> Rhagius waren in Frankfurt der Elsaßer Publius Vigilantius Bacillarius<lb/> Axungia (dessen deutschen Namen niemand angiebt', hieß er Schuler oder, aus<lb/> Wagenschmier verderbt. Wackelschmier?) und der Thüringer Trcbelius (Notia-<lb/> nus ist das latinisierte Surwint'. d. i. Süderwind, Südwind) seine Lehrer, und die<lb/> metlenburgischen Junker von Osten so wie der später in seiner Heimat zu ho¬<lb/> hem Ansehen aufgestiegene Pomercmer Stoientin seine namhafterer Freunde.<lb/> Von einer akademischen Graduierung Huttens reden zwar Spätere, aber ohne<lb/> zureichenden Grund. Dem Frankfurter Aufenthalt gehören die beiden poeti¬<lb/> schen Versuche an, die I.-rü8 Mrrelrmo und vo Virtute elsAme-r exlwrwtio,<lb/> welche man bisher sür die Erstlinge der huttenschen Muse gehalten hat; wir<lb/> besitzen aber eine bisher ganz unbemerkt gebliebene Elegie an Eoban Heß.<lb/> welche schon in Erfurt verfaßt worden ist und die ihrem Gegenstande gemäß<lb/> nicht so sehr als jene poetisch-rhetorisches Uebungsstück ist. Aber auch in jenen<lb/> Erstlingen weiß der sinnige Biograph schon die Keime eines edlen Charakters<lb/> zu erkennen.</p><lb/> <p xml:id="ID_218" next="#ID_219"> Das 3. Kap. ist dem Lebensabschnitte Huttcns gewidmet, der für die</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0093]
wie dazu schon die damaligen akademischen Graduierungen veranlaßten, allezeit
wohlgelauntcn Crotus ihre so zu sagen organische Stelle. Hier geschehen denn
auch die Vorstellungen anderer in Huttcns Lebensgeschichte mehr oder weniger
bedeutsamer Männer, seines Lehrers Rhagius von Sommerfeld, seines Mit-
reuchlinisten des Grafen Hermann von Neuenar, seiner Freunde Crocus, des
Koblenzer Fabricius und anderer, und sehr geschickt läßt unser Biograph von
Köln aus Hütten die von diesem in den Klagen II. 10. geschilderte Rhein-
reise zu den deutschen Dichtern machen und fragt, hier noch zeitig genug, an
deren Schluß, wer dem Studenten während der Wanderjahre das nöthige
Geld gewährte, da ihn der Vater als einen Wildfang ohne Unterstützung ließ.
Außer der Hinweisung auf-die freundlichen Vettern Frowin und Ludwig wünsch¬
ten wir hier eine kleine Episode über die ökonomischen Verhältnisse damaliger
Studenten, wozu unter andrem aus Platers Selbstbiographie treffliches zu
entnehmen wäre. Auf Huttens Zug nach Frankfurt a. O. weilt er und unser
Biograph einige Zeit auf der Erfurter Universität und namentlich mit wohl¬
verdienter Liebe bei den beiden biederen Landsleuten und Gesinnungsgenoßen
Huttens, dem gleichalterigen Erhalt Hesse, und dem 16 Jahre älteren gothai-
schen Kanonikus Mullan (Korr. Mut). Im Herbste 1506 geht Hütten aus
die Universität Frankfurt a. O.. die kurz vorher Joachim I. gegründet hatte,
dessen jüngster Bruder der nachmalige Mainzer Erzbischof und Cardinal und
Huttens Dienstherr war, der ihn auch jetzt wol schon mit Stipendien unter¬
stützte, auf die gewichtige Fürsprache Eitelwolfs., welcher M an seinen Tod
Huttens väterlich gesinnter Gönner blieb; auch die Gönnerschaft des Lebuser
Bischofs Dieterich von Bülow rühmt Hütten in seinen Klagen dankbar. Außer
Rhagius waren in Frankfurt der Elsaßer Publius Vigilantius Bacillarius
Axungia (dessen deutschen Namen niemand angiebt', hieß er Schuler oder, aus
Wagenschmier verderbt. Wackelschmier?) und der Thüringer Trcbelius (Notia-
nus ist das latinisierte Surwint'. d. i. Süderwind, Südwind) seine Lehrer, und die
metlenburgischen Junker von Osten so wie der später in seiner Heimat zu ho¬
hem Ansehen aufgestiegene Pomercmer Stoientin seine namhafterer Freunde.
Von einer akademischen Graduierung Huttens reden zwar Spätere, aber ohne
zureichenden Grund. Dem Frankfurter Aufenthalt gehören die beiden poeti¬
schen Versuche an, die I.-rü8 Mrrelrmo und vo Virtute elsAme-r exlwrwtio,
welche man bisher sür die Erstlinge der huttenschen Muse gehalten hat; wir
besitzen aber eine bisher ganz unbemerkt gebliebene Elegie an Eoban Heß.
welche schon in Erfurt verfaßt worden ist und die ihrem Gegenstande gemäß
nicht so sehr als jene poetisch-rhetorisches Uebungsstück ist. Aber auch in jenen
Erstlingen weiß der sinnige Biograph schon die Keime eines edlen Charakters
zu erkennen.
Das 3. Kap. ist dem Lebensabschnitte Huttcns gewidmet, der für die
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