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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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ein Drittel von den Kriegskosten bezahlen. Wir hofften, Graf Igel sollte
vor Oberrmgingen verharren und im Fall er es eroberte, vor Bissingen ziehn
meinen Sohn zu belagern, der Graf aber hat sich am Morgen des 4. Oct>
erhoben und ist schändlich wieder abgezogen, nachdem er meinem Vetter
den Porhof und das ganze Dorf verwüstet, zerschlagen, geplündert und alles,
Weiber und Kinder genommen, gestohlen, geraubt, weggeführt und getrieben.
Doch fehlte wenig, daß mein Vetter ihm das eine Geschütz abgenommen
hätte, - -- Aber als der Gras Igel vernommen, daß seine eigenen Brüder
und ich uns verglichen hatten -- Graf Friedrich ausgenommen, der nicht mit
ihm und nicht wider ihn handeln wollte" -- ist er aus dem Lande geflohn,
und zum Pfalzgrafen Herzog Wolfgang und dann zu Herzog Christoph von
Würtemberg geritten, hat große Sachen gelogen und vorgegeben, daß ich mit
Hilfe Kais. Majestät, Baierns, Augsburgs und des landbergischen Vereins,
ihn von Land und Leuten vertreiben wollte.

Dazwischen habe ich mich verstärkt und wollte in zwei Tagen ausziehen,
und zu Fuß und zu Roß 7000 Mann stark über die Donau kommen. Als
aber die beiden Fürsten, Pfalz und Würtemberg, wohl erkennen konnten, daß
der Gras vertrieben und ein Gast in seinem Lande werden würde, ldenn schon
hatten seine Räthe und ganze Landschaft alles Uebrige weggebracht und Vieh,
Getreide und Habe nach Nördlingen, Donauwörth und in alle umliegenden
Städte geflüchtet,) da sind sie beiderseits ausgezogen, der Herzog von Würtem¬
berg persönlich, mit seinen Reitern und etlichen Geschütz, im Willen mich nicht
über die Donau zu lassen, oder sich mit mir zu schlagen. Doch hat Pfalz
vorher hoch in mich gedrungen, ich solle von den Waffen ablassen, Seine Fürstl.
Gnaden könnte mir diesen Zug nicht gestatten. Mir haben auch die Kaiserl,
Majestät und der schwäbische Kreisoberst Frieden geboten, dazu haben Baiern
und die Stadt Augsburg mich vielfältig und höchlich abgemahnt, und sich
allerwege erboten, diese Sache im Vertrage zu schlichten. So hab ich mit
Verlust von 4000 Fi. trotz meiner Beraubung und meines Vetters Gefahren
diesmal einstecken, Friede halten, eine gütliche Vereinigung und einen Tag
zu Donauwörth einräumen müssen. Vierzehn Tage ist dort verhandelt wor¬
den, und von beiden Fürsten, von bairischen und pfälzischen Räthen damit
geendet worden, wir sollten beiderseits Frieden halten, und da zwischen uns
kein Friede zu hoffen, sei kein besserer Weg, als daß ich das Gut dem Gra¬
sen verkaufe. Das wollte ich mit Nichten thun, und mit dem Grafen nichts
zu thun haben. Doch zuletzt habe ich mich laut der gemachten Abrede darein
ergeben, beide Fürsten unterthänigst zu ehren, die Herrschaft Hohenburg und
Bissingen gegen baare Bezahlung von 02,000 Fi. zu verlassen, doch davon
nicht eher abzuziehen, bis ich friedlich und sicher bis auf den letzten Pfennig
bezahlt sei. --


ein Drittel von den Kriegskosten bezahlen. Wir hofften, Graf Igel sollte
vor Oberrmgingen verharren und im Fall er es eroberte, vor Bissingen ziehn
meinen Sohn zu belagern, der Graf aber hat sich am Morgen des 4. Oct>
erhoben und ist schändlich wieder abgezogen, nachdem er meinem Vetter
den Porhof und das ganze Dorf verwüstet, zerschlagen, geplündert und alles,
Weiber und Kinder genommen, gestohlen, geraubt, weggeführt und getrieben.
Doch fehlte wenig, daß mein Vetter ihm das eine Geschütz abgenommen
hätte, - — Aber als der Gras Igel vernommen, daß seine eigenen Brüder
und ich uns verglichen hatten — Graf Friedrich ausgenommen, der nicht mit
ihm und nicht wider ihn handeln wollte" — ist er aus dem Lande geflohn,
und zum Pfalzgrafen Herzog Wolfgang und dann zu Herzog Christoph von
Würtemberg geritten, hat große Sachen gelogen und vorgegeben, daß ich mit
Hilfe Kais. Majestät, Baierns, Augsburgs und des landbergischen Vereins,
ihn von Land und Leuten vertreiben wollte.

Dazwischen habe ich mich verstärkt und wollte in zwei Tagen ausziehen,
und zu Fuß und zu Roß 7000 Mann stark über die Donau kommen. Als
aber die beiden Fürsten, Pfalz und Würtemberg, wohl erkennen konnten, daß
der Gras vertrieben und ein Gast in seinem Lande werden würde, ldenn schon
hatten seine Räthe und ganze Landschaft alles Uebrige weggebracht und Vieh,
Getreide und Habe nach Nördlingen, Donauwörth und in alle umliegenden
Städte geflüchtet,) da sind sie beiderseits ausgezogen, der Herzog von Würtem¬
berg persönlich, mit seinen Reitern und etlichen Geschütz, im Willen mich nicht
über die Donau zu lassen, oder sich mit mir zu schlagen. Doch hat Pfalz
vorher hoch in mich gedrungen, ich solle von den Waffen ablassen, Seine Fürstl.
Gnaden könnte mir diesen Zug nicht gestatten. Mir haben auch die Kaiserl,
Majestät und der schwäbische Kreisoberst Frieden geboten, dazu haben Baiern
und die Stadt Augsburg mich vielfältig und höchlich abgemahnt, und sich
allerwege erboten, diese Sache im Vertrage zu schlichten. So hab ich mit
Verlust von 4000 Fi. trotz meiner Beraubung und meines Vetters Gefahren
diesmal einstecken, Friede halten, eine gütliche Vereinigung und einen Tag
zu Donauwörth einräumen müssen. Vierzehn Tage ist dort verhandelt wor¬
den, und von beiden Fürsten, von bairischen und pfälzischen Räthen damit
geendet worden, wir sollten beiderseits Frieden halten, und da zwischen uns
kein Friede zu hoffen, sei kein besserer Weg, als daß ich das Gut dem Gra¬
sen verkaufe. Das wollte ich mit Nichten thun, und mit dem Grafen nichts
zu thun haben. Doch zuletzt habe ich mich laut der gemachten Abrede darein
ergeben, beide Fürsten unterthänigst zu ehren, die Herrschaft Hohenburg und
Bissingen gegen baare Bezahlung von 02,000 Fi. zu verlassen, doch davon
nicht eher abzuziehen, bis ich friedlich und sicher bis auf den letzten Pfennig
bezahlt sei. —


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[0406] ein Drittel von den Kriegskosten bezahlen. Wir hofften, Graf Igel sollte vor Oberrmgingen verharren und im Fall er es eroberte, vor Bissingen ziehn meinen Sohn zu belagern, der Graf aber hat sich am Morgen des 4. Oct> erhoben und ist schändlich wieder abgezogen, nachdem er meinem Vetter den Porhof und das ganze Dorf verwüstet, zerschlagen, geplündert und alles, Weiber und Kinder genommen, gestohlen, geraubt, weggeführt und getrieben. Doch fehlte wenig, daß mein Vetter ihm das eine Geschütz abgenommen hätte, - — Aber als der Gras Igel vernommen, daß seine eigenen Brüder und ich uns verglichen hatten — Graf Friedrich ausgenommen, der nicht mit ihm und nicht wider ihn handeln wollte" — ist er aus dem Lande geflohn, und zum Pfalzgrafen Herzog Wolfgang und dann zu Herzog Christoph von Würtemberg geritten, hat große Sachen gelogen und vorgegeben, daß ich mit Hilfe Kais. Majestät, Baierns, Augsburgs und des landbergischen Vereins, ihn von Land und Leuten vertreiben wollte. Dazwischen habe ich mich verstärkt und wollte in zwei Tagen ausziehen, und zu Fuß und zu Roß 7000 Mann stark über die Donau kommen. Als aber die beiden Fürsten, Pfalz und Würtemberg, wohl erkennen konnten, daß der Gras vertrieben und ein Gast in seinem Lande werden würde, ldenn schon hatten seine Räthe und ganze Landschaft alles Uebrige weggebracht und Vieh, Getreide und Habe nach Nördlingen, Donauwörth und in alle umliegenden Städte geflüchtet,) da sind sie beiderseits ausgezogen, der Herzog von Würtem¬ berg persönlich, mit seinen Reitern und etlichen Geschütz, im Willen mich nicht über die Donau zu lassen, oder sich mit mir zu schlagen. Doch hat Pfalz vorher hoch in mich gedrungen, ich solle von den Waffen ablassen, Seine Fürstl. Gnaden könnte mir diesen Zug nicht gestatten. Mir haben auch die Kaiserl, Majestät und der schwäbische Kreisoberst Frieden geboten, dazu haben Baiern und die Stadt Augsburg mich vielfältig und höchlich abgemahnt, und sich allerwege erboten, diese Sache im Vertrage zu schlichten. So hab ich mit Verlust von 4000 Fi. trotz meiner Beraubung und meines Vetters Gefahren diesmal einstecken, Friede halten, eine gütliche Vereinigung und einen Tag zu Donauwörth einräumen müssen. Vierzehn Tage ist dort verhandelt wor¬ den, und von beiden Fürsten, von bairischen und pfälzischen Räthen damit geendet worden, wir sollten beiderseits Frieden halten, und da zwischen uns kein Friede zu hoffen, sei kein besserer Weg, als daß ich das Gut dem Gra¬ sen verkaufe. Das wollte ich mit Nichten thun, und mit dem Grafen nichts zu thun haben. Doch zuletzt habe ich mich laut der gemachten Abrede darein ergeben, beide Fürsten unterthänigst zu ehren, die Herrschaft Hohenburg und Bissingen gegen baare Bezahlung von 02,000 Fi. zu verlassen, doch davon nicht eher abzuziehen, bis ich friedlich und sicher bis auf den letzten Pfennig bezahlt sei. —

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/406>, abgerufen am 28.07.2024.