Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.General befördert, ist also ein Mann der persönlichen Politik des Kaisers, Es ist ein Fluch für die kaiserliche Regierung, daß ihre ersten Diener General befördert, ist also ein Mann der persönlichen Politik des Kaisers, Es ist ein Fluch für die kaiserliche Regierung, daß ihre ersten Diener <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0376" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105653"/> <p xml:id="ID_982" prev="#ID_981"> General befördert, ist also ein Mann der persönlichen Politik des Kaisers,<lb/> Während des orientalischen Krieges machte er sich aus traurige Weise durch<lb/> die unglückliche Recognoscirung in der Dobrudscha bekannt. Es ist wahr,<lb/> daß der Plan derselben hauptsächlich dem Marschall Se. Arnaud zur Last zu<lb/> legen ist, der die Expedition von Konstantinopel aus besaht, um dem Kaiser<lb/> für das Fest des 15. August einen Sieg präsentiren zu können, aber eine<lb/> ganz mißlungene Recognoscirung, welche mehre tausend Menschen kostet, ist<lb/> immer eine schlimme Empfehlung für den, der sie befehligt. Weiter hat der<lb/> General lerne Titel für die Beförderung zu seiner neuen Würde; man braucht<lb/> sich auch nickt zu bemühen solche zu suchen, nicht staatsmännische Eigen¬<lb/> schaften haben die Wahl seines kaiserlichen Herrn auf ihn gelenkt, sonder,<lb/> dessen Wille, selbst Minister des Innern zu sein d. h. es noch in stärker<lb/> Maße zu sein als er bereits Minister aller Departements ist, und für die<lb/> Ausführung seiner Absichten einen mit militärischer Sicherheit und Un¬<lb/> bedenklichkeit operirenden Diener zu haben. Der General wird weniger die<lb/> Aufgabe haben, neue Maßregeln für die Befestigung der Regierung zu ersinnen,<lb/> als die ergriffenen streng durchzuführen. Damit es ihm dafür nicht an<lb/> Mitteln fehle, wandelt das Decret vom 8. Februar stillschweigend den Titel<lb/> „Ministerium des Innern" in den „Ministerium des Innern und der öffentlichen<lb/> Sicherheit" um. Diesem Verhältnisse entspricht das Rundschreiben des Ministers<lb/> an die Präfecten, das Land solle die Sicherheit haben, welche es verlange,<lb/> und diese bestehe in einer aufmerksamen, unaufhörlichen, eifrigen, raschen und<lb/> festen Überwachung; weshalb die wenigen unruhigen Köpfe eine solche in<lb/> ganz Frankreich nöthig machen, während andererseits das Land nach der Ver¬<lb/> sicherung des Generals ruhig, glücklich und ruhmreich ist, darüber erhalten<lb/> wir keine Aufklärung; dem Verfasser des Circulars ist keinesfalls nachzusagen,<lb/> daß er von montcsquieuschen Ideen entnervt sei.</p><lb/> <p xml:id="ID_983" next="#ID_984"> Es ist ein Fluch für die kaiserliche Regierung, daß ihre ersten Diener<lb/> nicht die öffentliche Äcktung genießen. Napoleon I. hatte, ganz abgesehen von<lb/> seinen großen Generalen, Männer wie Cambacm'us, Earnot, Gaudin, Talley-<lb/> rand, Portalis, Motum u. a. in.. er arbeitete mit den bedeutendsten Leuten,<lb/> welche die Revolution emporgebracht hatte, wie Ludwig XIV. durch die<lb/> Männer, welche die Fronde gebildet, seine.Größe begründete. Die wenigen<lb/> bedeutender« Politiker und Generale dagegen, welche die legten bürgerlichen<lb/> Kämpfe in den Voroergrund stellten, haben der neuen kaiserlichen Sonne den<lb/> Rücken gewandt, der alte Dupin ist fast die einzige Eroberung Napoleons III.,<lb/> nicht einmal der Mann, der durch seine Geschichte des Consulats und Kaiser¬<lb/> reichs den Begründer der Dynastie wieder populär gemacht, hat den Fuß in<lb/> die Tuilerien gesetzt. Ein Staatsmann, der das kaiserliche Regime bei Ge¬<lb/> legenheit des pariser Congresses zuerst nahebei sah, äußerte sein Erstaunen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0376]
General befördert, ist also ein Mann der persönlichen Politik des Kaisers,
Während des orientalischen Krieges machte er sich aus traurige Weise durch
die unglückliche Recognoscirung in der Dobrudscha bekannt. Es ist wahr,
daß der Plan derselben hauptsächlich dem Marschall Se. Arnaud zur Last zu
legen ist, der die Expedition von Konstantinopel aus besaht, um dem Kaiser
für das Fest des 15. August einen Sieg präsentiren zu können, aber eine
ganz mißlungene Recognoscirung, welche mehre tausend Menschen kostet, ist
immer eine schlimme Empfehlung für den, der sie befehligt. Weiter hat der
General lerne Titel für die Beförderung zu seiner neuen Würde; man braucht
sich auch nickt zu bemühen solche zu suchen, nicht staatsmännische Eigen¬
schaften haben die Wahl seines kaiserlichen Herrn auf ihn gelenkt, sonder,
dessen Wille, selbst Minister des Innern zu sein d. h. es noch in stärker
Maße zu sein als er bereits Minister aller Departements ist, und für die
Ausführung seiner Absichten einen mit militärischer Sicherheit und Un¬
bedenklichkeit operirenden Diener zu haben. Der General wird weniger die
Aufgabe haben, neue Maßregeln für die Befestigung der Regierung zu ersinnen,
als die ergriffenen streng durchzuführen. Damit es ihm dafür nicht an
Mitteln fehle, wandelt das Decret vom 8. Februar stillschweigend den Titel
„Ministerium des Innern" in den „Ministerium des Innern und der öffentlichen
Sicherheit" um. Diesem Verhältnisse entspricht das Rundschreiben des Ministers
an die Präfecten, das Land solle die Sicherheit haben, welche es verlange,
und diese bestehe in einer aufmerksamen, unaufhörlichen, eifrigen, raschen und
festen Überwachung; weshalb die wenigen unruhigen Köpfe eine solche in
ganz Frankreich nöthig machen, während andererseits das Land nach der Ver¬
sicherung des Generals ruhig, glücklich und ruhmreich ist, darüber erhalten
wir keine Aufklärung; dem Verfasser des Circulars ist keinesfalls nachzusagen,
daß er von montcsquieuschen Ideen entnervt sei.
Es ist ein Fluch für die kaiserliche Regierung, daß ihre ersten Diener
nicht die öffentliche Äcktung genießen. Napoleon I. hatte, ganz abgesehen von
seinen großen Generalen, Männer wie Cambacm'us, Earnot, Gaudin, Talley-
rand, Portalis, Motum u. a. in.. er arbeitete mit den bedeutendsten Leuten,
welche die Revolution emporgebracht hatte, wie Ludwig XIV. durch die
Männer, welche die Fronde gebildet, seine.Größe begründete. Die wenigen
bedeutender« Politiker und Generale dagegen, welche die legten bürgerlichen
Kämpfe in den Voroergrund stellten, haben der neuen kaiserlichen Sonne den
Rücken gewandt, der alte Dupin ist fast die einzige Eroberung Napoleons III.,
nicht einmal der Mann, der durch seine Geschichte des Consulats und Kaiser¬
reichs den Begründer der Dynastie wieder populär gemacht, hat den Fuß in
die Tuilerien gesetzt. Ein Staatsmann, der das kaiserliche Regime bei Ge¬
legenheit des pariser Congresses zuerst nahebei sah, äußerte sein Erstaunen
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