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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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geschmackvollen Verzierungen, die Platte, 30 Zoll im Durchmesser, zeigt in der
Mitte den Grundriß Berlins, aus dem etwas erhabenen Rande die Wappen
der verschiedenen Stadttheile in mattem Goldgrunde. Die Vase selbst, etwa
vier Fuß hoch, ist mit allegorischen und auf den Einzug bezüglichen Reliefs reich
verziert, man erblickt darin zahlreiche Porträts wissenschaftlicher und künstleri¬
scher Notabilitäten, wie Humboldt. Grimm, Rauch, Cornelius, Böckh :c., auf
dem Deckel steht eine Bcrolina mit dem Bären im Wappenschild, die
Schlüssel der Stadt haltend. Die Kandelaber sind an neun Fuß hoch mit
einem Säulenschaft von entsprechender Stärke, der auf drei Löwenklauen ruht,
vielfache allegorische Verzierungen fehlen auch hier nicht. Zu dem Ganzen
sollen fünf Centner Silber verwendet sein; ähnliche Silbergeschenke sind von an¬
dern Städten, wie Stettin und Magdeburg überreicht, Breslau schenkte einen
kunstvollen Teppich, Minden brachte Westphalens drei vorzüglichste Erzeugnisse
dar, ein Stück feinster Leinwand, Schinken und Roggenbrod, den sogenannten
Pumpernickel. Am Dienstag Abend fand eine große Cour bei dem fürstlichen
Paare, im Schlosse statt, das diplomatische Corps war vollzählig vertreten
und ward der Prinzessin durch den Obersttruchscß, Grafen Redern vorgestellt,
der weiße Saal strahlte im höchsten Glänze der Kerzen und Toiletten, deren
Pracht alles hier Gesehene übertraf. "Welch reicher Himmel! Stern bei Stern!
wer kennet ihre Namen," konnte man wol rufen, wenn man von der Galerie
auf das glänzende Gewimmel, die goldgestickten Uniformen und Schleppen,
die Ordenssterne und Juwelendiadcme herabschaute. Die Prinzessin Friedrich
Wilhelm trug ein Kleid von Silbcrmoor mit Schleppe vom selben Stoffe in
Rosa mit Blumen besehe, die von zwei Ehrcnpagen getragen ward, ihren
Hals zierte das kostbare Brautgeschenk ihres Gemahls, eine Schnur von 32
dunkeln Perlen, deren Schloß gleichfalls durch eine Perle gebildet wird, der
Busen war ebenfalls mit Perlen geschmückt, auf dem Haupte trug sie ein
diamantnes Diadem, das Hochzeitsgeschenk des Königs und der Königin. Die
Prinzessin ist nicht regelmäßig schön, aber im höchsten Grade anziehend. Man
hat gesagt, der Geist liege in den Augen, die Seele gebe sich in der Stimme
und im Mienenspiel, des Mundes kund, dies trifft auf das vollkommenste bei
der Prinzessin zu, ihre klugen tiefen Augen zeigen untrügbar, daß sie einem
intelligenten Köpfchen angehören, und die weiche, klare Stimme, ein unbcschreib-
licherZug von Anmuth, derumden Mund spielt, zeugenvon einem liebevollen.weib-
lichen Herzen. Es ward allgemein bemerkt, daß sie ihre Cour mit sehr vie¬
lem Geschick abzuhalten wußte. Wir bedauerten, in dem Kreise der Fürstlich¬
keiten die anmuthige Großherzogin von Baden zu vermissen, sicher eine der
reizendsten Prinzessinnen unsrer Zeit; die Mutter darf wol auf Tochter und
Schwiegertochter stolz sein. Gegen halb neun Uhr. verkündete der Stab des
Oberccremonienmeisters die Ankunft des Hofes im weißen Saale, und unter


geschmackvollen Verzierungen, die Platte, 30 Zoll im Durchmesser, zeigt in der
Mitte den Grundriß Berlins, aus dem etwas erhabenen Rande die Wappen
der verschiedenen Stadttheile in mattem Goldgrunde. Die Vase selbst, etwa
vier Fuß hoch, ist mit allegorischen und auf den Einzug bezüglichen Reliefs reich
verziert, man erblickt darin zahlreiche Porträts wissenschaftlicher und künstleri¬
scher Notabilitäten, wie Humboldt. Grimm, Rauch, Cornelius, Böckh :c., auf
dem Deckel steht eine Bcrolina mit dem Bären im Wappenschild, die
Schlüssel der Stadt haltend. Die Kandelaber sind an neun Fuß hoch mit
einem Säulenschaft von entsprechender Stärke, der auf drei Löwenklauen ruht,
vielfache allegorische Verzierungen fehlen auch hier nicht. Zu dem Ganzen
sollen fünf Centner Silber verwendet sein; ähnliche Silbergeschenke sind von an¬
dern Städten, wie Stettin und Magdeburg überreicht, Breslau schenkte einen
kunstvollen Teppich, Minden brachte Westphalens drei vorzüglichste Erzeugnisse
dar, ein Stück feinster Leinwand, Schinken und Roggenbrod, den sogenannten
Pumpernickel. Am Dienstag Abend fand eine große Cour bei dem fürstlichen
Paare, im Schlosse statt, das diplomatische Corps war vollzählig vertreten
und ward der Prinzessin durch den Obersttruchscß, Grafen Redern vorgestellt,
der weiße Saal strahlte im höchsten Glänze der Kerzen und Toiletten, deren
Pracht alles hier Gesehene übertraf. „Welch reicher Himmel! Stern bei Stern!
wer kennet ihre Namen," konnte man wol rufen, wenn man von der Galerie
auf das glänzende Gewimmel, die goldgestickten Uniformen und Schleppen,
die Ordenssterne und Juwelendiadcme herabschaute. Die Prinzessin Friedrich
Wilhelm trug ein Kleid von Silbcrmoor mit Schleppe vom selben Stoffe in
Rosa mit Blumen besehe, die von zwei Ehrcnpagen getragen ward, ihren
Hals zierte das kostbare Brautgeschenk ihres Gemahls, eine Schnur von 32
dunkeln Perlen, deren Schloß gleichfalls durch eine Perle gebildet wird, der
Busen war ebenfalls mit Perlen geschmückt, auf dem Haupte trug sie ein
diamantnes Diadem, das Hochzeitsgeschenk des Königs und der Königin. Die
Prinzessin ist nicht regelmäßig schön, aber im höchsten Grade anziehend. Man
hat gesagt, der Geist liege in den Augen, die Seele gebe sich in der Stimme
und im Mienenspiel, des Mundes kund, dies trifft auf das vollkommenste bei
der Prinzessin zu, ihre klugen tiefen Augen zeigen untrügbar, daß sie einem
intelligenten Köpfchen angehören, und die weiche, klare Stimme, ein unbcschreib-
licherZug von Anmuth, derumden Mund spielt, zeugenvon einem liebevollen.weib-
lichen Herzen. Es ward allgemein bemerkt, daß sie ihre Cour mit sehr vie¬
lem Geschick abzuhalten wußte. Wir bedauerten, in dem Kreise der Fürstlich¬
keiten die anmuthige Großherzogin von Baden zu vermissen, sicher eine der
reizendsten Prinzessinnen unsrer Zeit; die Mutter darf wol auf Tochter und
Schwiegertochter stolz sein. Gegen halb neun Uhr. verkündete der Stab des
Oberccremonienmeisters die Ankunft des Hofes im weißen Saale, und unter


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[0326] geschmackvollen Verzierungen, die Platte, 30 Zoll im Durchmesser, zeigt in der Mitte den Grundriß Berlins, aus dem etwas erhabenen Rande die Wappen der verschiedenen Stadttheile in mattem Goldgrunde. Die Vase selbst, etwa vier Fuß hoch, ist mit allegorischen und auf den Einzug bezüglichen Reliefs reich verziert, man erblickt darin zahlreiche Porträts wissenschaftlicher und künstleri¬ scher Notabilitäten, wie Humboldt. Grimm, Rauch, Cornelius, Böckh :c., auf dem Deckel steht eine Bcrolina mit dem Bären im Wappenschild, die Schlüssel der Stadt haltend. Die Kandelaber sind an neun Fuß hoch mit einem Säulenschaft von entsprechender Stärke, der auf drei Löwenklauen ruht, vielfache allegorische Verzierungen fehlen auch hier nicht. Zu dem Ganzen sollen fünf Centner Silber verwendet sein; ähnliche Silbergeschenke sind von an¬ dern Städten, wie Stettin und Magdeburg überreicht, Breslau schenkte einen kunstvollen Teppich, Minden brachte Westphalens drei vorzüglichste Erzeugnisse dar, ein Stück feinster Leinwand, Schinken und Roggenbrod, den sogenannten Pumpernickel. Am Dienstag Abend fand eine große Cour bei dem fürstlichen Paare, im Schlosse statt, das diplomatische Corps war vollzählig vertreten und ward der Prinzessin durch den Obersttruchscß, Grafen Redern vorgestellt, der weiße Saal strahlte im höchsten Glänze der Kerzen und Toiletten, deren Pracht alles hier Gesehene übertraf. „Welch reicher Himmel! Stern bei Stern! wer kennet ihre Namen," konnte man wol rufen, wenn man von der Galerie auf das glänzende Gewimmel, die goldgestickten Uniformen und Schleppen, die Ordenssterne und Juwelendiadcme herabschaute. Die Prinzessin Friedrich Wilhelm trug ein Kleid von Silbcrmoor mit Schleppe vom selben Stoffe in Rosa mit Blumen besehe, die von zwei Ehrcnpagen getragen ward, ihren Hals zierte das kostbare Brautgeschenk ihres Gemahls, eine Schnur von 32 dunkeln Perlen, deren Schloß gleichfalls durch eine Perle gebildet wird, der Busen war ebenfalls mit Perlen geschmückt, auf dem Haupte trug sie ein diamantnes Diadem, das Hochzeitsgeschenk des Königs und der Königin. Die Prinzessin ist nicht regelmäßig schön, aber im höchsten Grade anziehend. Man hat gesagt, der Geist liege in den Augen, die Seele gebe sich in der Stimme und im Mienenspiel, des Mundes kund, dies trifft auf das vollkommenste bei der Prinzessin zu, ihre klugen tiefen Augen zeigen untrügbar, daß sie einem intelligenten Köpfchen angehören, und die weiche, klare Stimme, ein unbcschreib- licherZug von Anmuth, derumden Mund spielt, zeugenvon einem liebevollen.weib- lichen Herzen. Es ward allgemein bemerkt, daß sie ihre Cour mit sehr vie¬ lem Geschick abzuhalten wußte. Wir bedauerten, in dem Kreise der Fürstlich¬ keiten die anmuthige Großherzogin von Baden zu vermissen, sicher eine der reizendsten Prinzessinnen unsrer Zeit; die Mutter darf wol auf Tochter und Schwiegertochter stolz sein. Gegen halb neun Uhr. verkündete der Stab des Oberccremonienmeisters die Ankunft des Hofes im weißen Saale, und unter

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/326>, abgerufen am 28.07.2024.