Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.wollten die Räthe dem Herrn von Granvella verehren/*) Citzewitz ist mit Im December setzte der Kaiser den beiden Kurfürsten von Sachsen und ") Damals der rechten Hand des Kaisers,
wollten die Räthe dem Herrn von Granvella verehren/*) Citzewitz ist mit Im December setzte der Kaiser den beiden Kurfürsten von Sachsen und ") Damals der rechten Hand des Kaisers,
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0304" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105581"/> <p xml:id="ID_795" prev="#ID_794"> wollten die Räthe dem Herrn von Granvella verehren/*) Citzewitz ist mit<lb/> denselben etlichemal bei ihm in seinem Logis gewesen, hat aber zu Augsburg<lb/> die Gelegenheit nicht ersehn, sie ihm beizubringen. Aber das große Bedenken,<lb/> die Subtilität und Sorge wäre gar nicht nöthig gewesen, und hätte er der<lb/> Kleinodien noch so viele gehabt, er hätte sie ohne Gesahr in aller Güte jetzt<lb/> ebenso angebracht, wie später zu Brüssel in den Niederlanden. Denn dem<lb/> Herrn von Granvella.war ein großer Schatz von Silber, Gold, Geld und<lb/> Geldeswerth, von köstlichen seltenen Waaren verehrt worden, wodurch Kur¬<lb/> fürsten, Fürsten und Städte seine Verwendung bei kaiserlicher Majestät zu ge¬<lb/> winnen vermeinten. Die führte er auf Ccntnerwagen und etlichen starken<lb/> Mauleseln bei seinem Heimzuge mit sich fort, und wenn er gefragt wurde,<lb/> was aufdie Wagen gelegt und die Esel gehängt wäre, antwortete er: „?eeeata<lb/> (zrörmÄlliau."</p><lb/> <p xml:id="ID_796" next="#ID_797"> Im December setzte der Kaiser den beiden Kurfürsten von Sachsen und<lb/> Brandenburg auf ihr fleißiges Bitten und Anhalten einen Tag für den Land¬<lb/> grafen von Hessen an, um über seine Sache zu entscheide«. Nun hatte der<lb/> Kurfürst Herzog Moritz mit dem baierschen Frauenzimmer, wie schon gesagt.<lb/> Kundschaft gemacht. Und am Sonntag Morgen, vor dem Montag, an welchem<lb/> der lange erbetene Bescheid ergehn sollte, setzte sich Herzog Moritz in einen<lb/> Schlitten, denn es war stark gefroren und Schneebahn. Carlowitz kommt von<lb/> der Kanzlei hcruutergclcmfen und spricht: wohin wollen Ew. Kurs. Gnaden<lb/> fahren? Der Kurfürst antwortete: ich will gen München fahren (ich stand grade<lb/> vor dem Thor, so daß ich mit andern, die auf und niedergingen und stehn<lb/> blieben, alles anhörte.) Darauf Carlowitz: „Haben Ew. Kurs. Gnaden ver¬<lb/> gessen, daß morgen in der hochwichtigen. Ew. Kurs. Gnaden wie dem Kur¬<lb/> fürsten von Brandenburg angelegener Sache, Kais. Majestät Bescheid angesetzt<lb/> worden ist?" Der Kurfürst: „Ich will gen München fahren." Darauf Carlowitz:<lb/> „Ich habe zu Wege gebracht, daß Ihr zum angesehenen Kurfürsten geworden<lb/> seid, Ihr habt Euch aber auf diesem Reichstage so leichtfertig verhalten, daß<lb/> Ihr bei den vornehmen Leuten aller Nationen, wie auch bei der Kais, und König!.<lb/> Majestät in höchste Verachtung gekommen seid." Während des schlägt Herzog<lb/> Moritz die Pferde mit der Peitsche und fährt zum Thore hinaus. Carlowitz<lb/> rief ihm überlaut nach: „Nun fahret immer hin, in aller Teufel Namen,<lb/> daß Euch Gottes Element schänden müsse, mit Fahren, mit allein." Als der<lb/> Kurfürst von München zurückkam, rüstete sich Carlowitz zur Abreise nach Leipzig,<lb/> denn, so sagte er, der Neujahrsmarkt wäre vor der Thüre und er müßte dort<lb/> sein, oder er würde einige tausend Thaler Schaden haben. Wollte nun der<lb/> .Kurfürst ihn bei sich behalten, so mußte er ihm so viel tausend Thaler ver-</p><lb/> <note xml:id="FID_19" place="foot"> ") Damals der rechten Hand des Kaisers,</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0304]
wollten die Räthe dem Herrn von Granvella verehren/*) Citzewitz ist mit
denselben etlichemal bei ihm in seinem Logis gewesen, hat aber zu Augsburg
die Gelegenheit nicht ersehn, sie ihm beizubringen. Aber das große Bedenken,
die Subtilität und Sorge wäre gar nicht nöthig gewesen, und hätte er der
Kleinodien noch so viele gehabt, er hätte sie ohne Gesahr in aller Güte jetzt
ebenso angebracht, wie später zu Brüssel in den Niederlanden. Denn dem
Herrn von Granvella.war ein großer Schatz von Silber, Gold, Geld und
Geldeswerth, von köstlichen seltenen Waaren verehrt worden, wodurch Kur¬
fürsten, Fürsten und Städte seine Verwendung bei kaiserlicher Majestät zu ge¬
winnen vermeinten. Die führte er auf Ccntnerwagen und etlichen starken
Mauleseln bei seinem Heimzuge mit sich fort, und wenn er gefragt wurde,
was aufdie Wagen gelegt und die Esel gehängt wäre, antwortete er: „?eeeata
(zrörmÄlliau."
Im December setzte der Kaiser den beiden Kurfürsten von Sachsen und
Brandenburg auf ihr fleißiges Bitten und Anhalten einen Tag für den Land¬
grafen von Hessen an, um über seine Sache zu entscheide«. Nun hatte der
Kurfürst Herzog Moritz mit dem baierschen Frauenzimmer, wie schon gesagt.
Kundschaft gemacht. Und am Sonntag Morgen, vor dem Montag, an welchem
der lange erbetene Bescheid ergehn sollte, setzte sich Herzog Moritz in einen
Schlitten, denn es war stark gefroren und Schneebahn. Carlowitz kommt von
der Kanzlei hcruutergclcmfen und spricht: wohin wollen Ew. Kurs. Gnaden
fahren? Der Kurfürst antwortete: ich will gen München fahren (ich stand grade
vor dem Thor, so daß ich mit andern, die auf und niedergingen und stehn
blieben, alles anhörte.) Darauf Carlowitz: „Haben Ew. Kurs. Gnaden ver¬
gessen, daß morgen in der hochwichtigen. Ew. Kurs. Gnaden wie dem Kur¬
fürsten von Brandenburg angelegener Sache, Kais. Majestät Bescheid angesetzt
worden ist?" Der Kurfürst: „Ich will gen München fahren." Darauf Carlowitz:
„Ich habe zu Wege gebracht, daß Ihr zum angesehenen Kurfürsten geworden
seid, Ihr habt Euch aber auf diesem Reichstage so leichtfertig verhalten, daß
Ihr bei den vornehmen Leuten aller Nationen, wie auch bei der Kais, und König!.
Majestät in höchste Verachtung gekommen seid." Während des schlägt Herzog
Moritz die Pferde mit der Peitsche und fährt zum Thore hinaus. Carlowitz
rief ihm überlaut nach: „Nun fahret immer hin, in aller Teufel Namen,
daß Euch Gottes Element schänden müsse, mit Fahren, mit allein." Als der
Kurfürst von München zurückkam, rüstete sich Carlowitz zur Abreise nach Leipzig,
denn, so sagte er, der Neujahrsmarkt wäre vor der Thüre und er müßte dort
sein, oder er würde einige tausend Thaler Schaden haben. Wollte nun der
.Kurfürst ihn bei sich behalten, so mußte er ihm so viel tausend Thaler ver-
") Damals der rechten Hand des Kaisers,
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |