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Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.

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Schuld daran, daß bei all diesem Singsang nichts Unsittliches durchbricht;
aber auch jeder lüsterne Anstrich fehlt, und diesen winde keine Polizei zu
verwischen im Stande sein, wenn er überhaupt im Volkscharakter läge.

Eins der wenigen Lieder, welches durch seine Melodie bedeutend zu nen¬
nen ist. hat dem Interdict der neapolitanischen Polizei weichen müssen. Wir
gelangten glücklich' noch zu einmaligem Anhören und fanden Gelegenheit, die
Weise durch Noten festzuhalten. Man sang es hauptsächlich an der Küste
von Amalfi und Salerno. wagt aber jetzt nicht mehr es anzustimmen. I^a,
Noriaea, xa.22g, heißes im Dialekt. Die tollgewordene Nonne singt bald von
hundert Liebhabern, die sie haben möchte, bald von einem Einzigen, nach
welchem ihr Sinn steht und den sie vom Glockenthurm aus sehen kann, bald
vom Santo Diavolo, der ihr helfen soll, und wie sie Lust habe ihre Tunica
in Brand zu stecken, wenn sie daran denke, daß sie Nonne sei. Zum Schluß
kommt immer, nach einer wild lustigen Melodie, der klägliche Wehruf


"Oiniö! Olav! I^g. Nonaoa sou' lo! ö!"

Das Lied hat noch viele, uns nicht bekannt gewordene Verse. Es wäre
schade, wenn es verloren gehen sollte, denn an poetischem Gehalt und mehr
noch an musikalischen ist die Ausbeute unter den Volksliedern Italiens un¬
gemein gering.

Zu den wenigen Ausnahmen zählt noch immer das echt südliche Schiffer-
lied II Lare^noto al Lemtg. I^ueia, das durch die Uebersetzung von Kopisch
dem Texte nach bekannt, auch um seiner lieblichen Melodie willen in Deutsch¬
land eingebürgert zu werden verdiente.


8u1 ins,rs luoiclg.
I/astro ;
?Ig.c.iäa s I'onäa,
?roiixöro ö it vento.
Vönito s,II'agi1ö
L^rLllöttg. mia! 8t. I^ucig,! 8t. I^ucig.!

Es liegt ganz der Zauber des neapolitanischen Meerufers in Wort und
Klang dieses zarten Liedes. Santa Lucia hat ein Kirchlein am Strande,
dort wo eben das meiste Schiffertreibcn ist; sie beschützt die Schiffer und steht
in dem Rufe, die Blindheit zu heilen, so daß auch Lieöeskranke an ihre All¬
macht glauben. Man hört das Lied häufig von Schiffern, welche am Ufer
in ihrer Barke auf Kundschaft warten.

Verwandter Stimmung ist das altvcnezianische Schifferlied I.g, HoMoI-ztw.


I^s, I?ion6ma. in Aonäoletta.
I^altra, fers, go inonü,,
Oal piaser 1a povörsttg,
I^asa, in botg, inäormouzÄ.

Schuld daran, daß bei all diesem Singsang nichts Unsittliches durchbricht;
aber auch jeder lüsterne Anstrich fehlt, und diesen winde keine Polizei zu
verwischen im Stande sein, wenn er überhaupt im Volkscharakter läge.

Eins der wenigen Lieder, welches durch seine Melodie bedeutend zu nen¬
nen ist. hat dem Interdict der neapolitanischen Polizei weichen müssen. Wir
gelangten glücklich' noch zu einmaligem Anhören und fanden Gelegenheit, die
Weise durch Noten festzuhalten. Man sang es hauptsächlich an der Küste
von Amalfi und Salerno. wagt aber jetzt nicht mehr es anzustimmen. I^a,
Noriaea, xa.22g, heißes im Dialekt. Die tollgewordene Nonne singt bald von
hundert Liebhabern, die sie haben möchte, bald von einem Einzigen, nach
welchem ihr Sinn steht und den sie vom Glockenthurm aus sehen kann, bald
vom Santo Diavolo, der ihr helfen soll, und wie sie Lust habe ihre Tunica
in Brand zu stecken, wenn sie daran denke, daß sie Nonne sei. Zum Schluß
kommt immer, nach einer wild lustigen Melodie, der klägliche Wehruf


„Oiniö! Olav! I^g. Nonaoa sou' lo! ö!"

Das Lied hat noch viele, uns nicht bekannt gewordene Verse. Es wäre
schade, wenn es verloren gehen sollte, denn an poetischem Gehalt und mehr
noch an musikalischen ist die Ausbeute unter den Volksliedern Italiens un¬
gemein gering.

Zu den wenigen Ausnahmen zählt noch immer das echt südliche Schiffer-
lied II Lare^noto al Lemtg. I^ueia, das durch die Uebersetzung von Kopisch
dem Texte nach bekannt, auch um seiner lieblichen Melodie willen in Deutsch¬
land eingebürgert zu werden verdiente.


8u1 ins,rs luoiclg.
I/astro ;
?Ig.c.iäa s I'onäa,
?roiixöro ö it vento.
Vönito s,II'agi1ö
L^rLllöttg. mia! 8t. I^ucig,! 8t. I^ucig.!

Es liegt ganz der Zauber des neapolitanischen Meerufers in Wort und
Klang dieses zarten Liedes. Santa Lucia hat ein Kirchlein am Strande,
dort wo eben das meiste Schiffertreibcn ist; sie beschützt die Schiffer und steht
in dem Rufe, die Blindheit zu heilen, so daß auch Lieöeskranke an ihre All¬
macht glauben. Man hört das Lied häufig von Schiffern, welche am Ufer
in ihrer Barke auf Kundschaft warten.

Verwandter Stimmung ist das altvcnezianische Schifferlied I.g, HoMoI-ztw.


I^s, I?ion6ma. in Aonäoletta.
I^altra, fers, go inonü,,
Oal piaser 1a povörsttg,
I^asa, in botg, inäormouzÄ.

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[0237] Schuld daran, daß bei all diesem Singsang nichts Unsittliches durchbricht; aber auch jeder lüsterne Anstrich fehlt, und diesen winde keine Polizei zu verwischen im Stande sein, wenn er überhaupt im Volkscharakter läge. Eins der wenigen Lieder, welches durch seine Melodie bedeutend zu nen¬ nen ist. hat dem Interdict der neapolitanischen Polizei weichen müssen. Wir gelangten glücklich' noch zu einmaligem Anhören und fanden Gelegenheit, die Weise durch Noten festzuhalten. Man sang es hauptsächlich an der Küste von Amalfi und Salerno. wagt aber jetzt nicht mehr es anzustimmen. I^a, Noriaea, xa.22g, heißes im Dialekt. Die tollgewordene Nonne singt bald von hundert Liebhabern, die sie haben möchte, bald von einem Einzigen, nach welchem ihr Sinn steht und den sie vom Glockenthurm aus sehen kann, bald vom Santo Diavolo, der ihr helfen soll, und wie sie Lust habe ihre Tunica in Brand zu stecken, wenn sie daran denke, daß sie Nonne sei. Zum Schluß kommt immer, nach einer wild lustigen Melodie, der klägliche Wehruf „Oiniö! Olav! I^g. Nonaoa sou' lo! ö!" Das Lied hat noch viele, uns nicht bekannt gewordene Verse. Es wäre schade, wenn es verloren gehen sollte, denn an poetischem Gehalt und mehr noch an musikalischen ist die Ausbeute unter den Volksliedern Italiens un¬ gemein gering. Zu den wenigen Ausnahmen zählt noch immer das echt südliche Schiffer- lied II Lare^noto al Lemtg. I^ueia, das durch die Uebersetzung von Kopisch dem Texte nach bekannt, auch um seiner lieblichen Melodie willen in Deutsch¬ land eingebürgert zu werden verdiente. 8u1 ins,rs luoiclg. I/astro ; ?Ig.c.iäa s I'onäa, ?roiixöro ö it vento. Vönito s,II'agi1ö L^rLllöttg. mia! 8t. I^ucig,! 8t. I^ucig.! Es liegt ganz der Zauber des neapolitanischen Meerufers in Wort und Klang dieses zarten Liedes. Santa Lucia hat ein Kirchlein am Strande, dort wo eben das meiste Schiffertreibcn ist; sie beschützt die Schiffer und steht in dem Rufe, die Blindheit zu heilen, so daß auch Lieöeskranke an ihre All¬ macht glauben. Man hört das Lied häufig von Schiffern, welche am Ufer in ihrer Barke auf Kundschaft warten. Verwandter Stimmung ist das altvcnezianische Schifferlied I.g, HoMoI-ztw. I^s, I?ion6ma. in Aonäoletta. I^altra, fers, go inonü,, Oal piaser 1a povörsttg, I^asa, in botg, inäormouzÄ.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341588_105276/237>, abgerufen am 22.12.2024.