Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.geschnitten, und Cashmirshawls um den Kopf gewunden hatten, ein Mann geschnitten, und Cashmirshawls um den Kopf gewunden hatten, ein Mann <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0222" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105499"/> <p xml:id="ID_543" prev="#ID_542" next="#ID_544"> geschnitten, und Cashmirshawls um den Kopf gewunden hatten, ein Mann<lb/> lenkte Louis Philipps Hut auf. ein großes Feuer brannte im Kamin und<lb/> überall schmauste man. Vcmlex-vous du g'iMt, <ze emmncmt,? g.ux trutlss on<lb/> aux xotits pois? c'est Iricn- nous g.voll8 su des trukles pour Iiuit ^ours,<lb/> of. pour les xetits p»is!—-Nur ein Gemües entging der taumelnden Menge,<lb/> das des Herzogs von Orleans, das seit seinen, Todestage unverändert er¬<lb/> halten und verschlossen war, das beim Frühstück gebrochene Brot lag unbe¬<lb/> rührt da, der Hut und auf dessen Rand die Handschuhe, die Reitpeitsche, die<lb/> der Herzog genommen, dn es zuerst seine Absicht war, auszureiten und nicht<lb/> zu fahren — alles war geblieben, wie es am 13, Juli 1842 gewesen, der<lb/> sprechendste Gegensatz zu den andern Sälen, in denen der Pöbel sein großes<lb/> Fest feierte. Aber wenn solche Ausbrüche der untersten Volkshefe von der<lb/> Vorsehung als Mittel gewählt werden, die Mächtigen zu strafen, welche ihre<lb/> Gewalt mißbraucht, so kommt ihr Sturz doch nicht den schuldigen Werkzeugen<lb/> zu Gute, durch d?e derselbe vollzogen; aus die Orgien des souveränen Volkes<lb/> folgte rasch mit der Arbeitslosigkeit das Elend, und bald konnte man singen:<lb/> Werth as mourir do kaiin, «Zslitö en wisörv, tratsruitv do Valm; — so¬<lb/> lange es noch etwas zu demoliren gab, stürmte die blinde Menge gegen die<lb/> letzten Schranken an, bis Lcdru-Rollin für einen Reactionär erklärt ward<lb/> und der Aufstand nusbrach, den Cavaignac unter Beistand aller derer, die<lb/> etwas zu verlieren hatten, niederwarf. Es ist kein Zweifel, und diese Me¬<lb/> moiren bestätigen es. daß in den ersten Tagen der Revolution allein Lamar-<lb/> tines Einfluß und persönlicher Muth die rothe Republik verhinderte, aber wie<lb/> ward ihm unmittelbar nachher von seinen Kollegen mitgespielt! Ledru-Rollin<lb/> setzte als Minister des Innern blutdürstige Circulare, die theilweise aus<lb/> George Sands Feder hervorgegangen waren, in den Moniteur, wovon Lamar¬<lb/> tine nichts wußte, und doch wollte er sich nicht von demselben trennen. Blan-<lb/> qui'war durch die Revue Rütrospective überführt, von Louis Philipp bestochen<lb/> zu sein, und doch glaubte Lamartine ihm aufs Wort; in den auswärtigen<lb/> Angelegenheiten zeigte er dieselbe Unwissenheit, die sich in allen seinen histo¬<lb/> rischen Schriften breit macht, seine Beredtsamkeit riß zuerst hin, aber bald<lb/> rief man ihm zu: assex de lyre eomme en, und nach einer glänzenden Rede<lb/> schlug ein einfacher Mann, Berard, den Beifall mit den Worten nieder: „Was<lb/> haben uns die schönen Worte während der letzten sechs Monate genützt?"<lb/> Lord Normanby sagte ihm Mitte Mai, er fürchte, er habe seine (Lamartines)<lb/> Stellung verdorben, worauf er erwiedert, oui, xour t-rois seirmine« ^>o serai<lb/> Is ävrmor dos Komrnvs, mais aprüs .jo mo rolöverai plus gravä <zue ^.<lb/> mais! Statt dessen ist er in der Büchcrmacherei untergegangen. Am besten zeich¬<lb/> net seine ganze Persönlichkeit die Rede, die er am 8 October 48 über seine<lb/> Stellung zur Republik hielt, und worin er sein Urtheil selbst spricht. „Wenn</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0222]
geschnitten, und Cashmirshawls um den Kopf gewunden hatten, ein Mann
lenkte Louis Philipps Hut auf. ein großes Feuer brannte im Kamin und
überall schmauste man. Vcmlex-vous du g'iMt, <ze emmncmt,? g.ux trutlss on
aux xotits pois? c'est Iricn- nous g.voll8 su des trukles pour Iiuit ^ours,
of. pour les xetits p»is!—-Nur ein Gemües entging der taumelnden Menge,
das des Herzogs von Orleans, das seit seinen, Todestage unverändert er¬
halten und verschlossen war, das beim Frühstück gebrochene Brot lag unbe¬
rührt da, der Hut und auf dessen Rand die Handschuhe, die Reitpeitsche, die
der Herzog genommen, dn es zuerst seine Absicht war, auszureiten und nicht
zu fahren — alles war geblieben, wie es am 13, Juli 1842 gewesen, der
sprechendste Gegensatz zu den andern Sälen, in denen der Pöbel sein großes
Fest feierte. Aber wenn solche Ausbrüche der untersten Volkshefe von der
Vorsehung als Mittel gewählt werden, die Mächtigen zu strafen, welche ihre
Gewalt mißbraucht, so kommt ihr Sturz doch nicht den schuldigen Werkzeugen
zu Gute, durch d?e derselbe vollzogen; aus die Orgien des souveränen Volkes
folgte rasch mit der Arbeitslosigkeit das Elend, und bald konnte man singen:
Werth as mourir do kaiin, «Zslitö en wisörv, tratsruitv do Valm; — so¬
lange es noch etwas zu demoliren gab, stürmte die blinde Menge gegen die
letzten Schranken an, bis Lcdru-Rollin für einen Reactionär erklärt ward
und der Aufstand nusbrach, den Cavaignac unter Beistand aller derer, die
etwas zu verlieren hatten, niederwarf. Es ist kein Zweifel, und diese Me¬
moiren bestätigen es. daß in den ersten Tagen der Revolution allein Lamar-
tines Einfluß und persönlicher Muth die rothe Republik verhinderte, aber wie
ward ihm unmittelbar nachher von seinen Kollegen mitgespielt! Ledru-Rollin
setzte als Minister des Innern blutdürstige Circulare, die theilweise aus
George Sands Feder hervorgegangen waren, in den Moniteur, wovon Lamar¬
tine nichts wußte, und doch wollte er sich nicht von demselben trennen. Blan-
qui'war durch die Revue Rütrospective überführt, von Louis Philipp bestochen
zu sein, und doch glaubte Lamartine ihm aufs Wort; in den auswärtigen
Angelegenheiten zeigte er dieselbe Unwissenheit, die sich in allen seinen histo¬
rischen Schriften breit macht, seine Beredtsamkeit riß zuerst hin, aber bald
rief man ihm zu: assex de lyre eomme en, und nach einer glänzenden Rede
schlug ein einfacher Mann, Berard, den Beifall mit den Worten nieder: „Was
haben uns die schönen Worte während der letzten sechs Monate genützt?"
Lord Normanby sagte ihm Mitte Mai, er fürchte, er habe seine (Lamartines)
Stellung verdorben, worauf er erwiedert, oui, xour t-rois seirmine« ^>o serai
Is ävrmor dos Komrnvs, mais aprüs .jo mo rolöverai plus gravä <zue ^.
mais! Statt dessen ist er in der Büchcrmacherei untergegangen. Am besten zeich¬
net seine ganze Persönlichkeit die Rede, die er am 8 October 48 über seine
Stellung zur Republik hielt, und worin er sein Urtheil selbst spricht. „Wenn
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |