Die Grenzboten. Jg. 17, 1858, I. Semester. I. Band.und. was historisch beßer beglaubigt ist, der Wahrheit die lzuoiuz. eoiÄ vor¬ Grenzl'oder I. 18SS. 18
und. was historisch beßer beglaubigt ist, der Wahrheit die lzuoiuz. eoiÄ vor¬ Grenzl'oder I. 18SS. 18
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0145" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105422"/> <p xml:id="ID_321" prev="#ID_320" next="#ID_322"> und. was historisch beßer beglaubigt ist, der Wahrheit die lzuoiuz. eoiÄ vor¬<lb/> zog, und dagegen der durch Ueberzeugungstreue gestählte Muth des Manns¬<lb/> felder Bauernsohns, welche»! Christus und Wahrheit eins und alles waren,<lb/> die Verhöhnung der Deutschen und ihres Adels durch die wälschen Gold¬<lb/> sauger und den spanischen Uebermuth, die Haltlosigkeit und das eigensüchtig<lb/> dynastische Gebahren der deutschen Fürsten, und die ganze unbeschreibliche<lb/> Elendigkeit jener Zeit. Den Hauptschauplatz konnte H. in einem guten Ritt<lb/> von Ebernburg aus erreichen: er durste sich dort nicht sehen laßen, aber er<lb/> ließ sich hören wie in Gebirgen der Donner: die Jnvectiven gegen die Nuntien<lb/> und nachmaligen Cardinäle, Alcander, den im doppelten Sinne dreizüngigen,<lb/> den man ziemlich allgemein für einen Juden hielt, und den Neapolitaner<lb/> Marino Caracciolo, die gegen die ganze zu Worms versammelte Prülatcn-<lb/> schast, die Sendschreiben an den Mainzer Cardinal und die an den Kaiser,<lb/> deren das vom 27. März so heftig war, daß H. am 8. April ein begütigen¬<lb/> des nachzusenden für gerathen hielt, vermag ich nicht in Kürze zu charakteri¬<lb/> sieren, nicht den erhabenen Zorncsmuth des mit Kindestreue an seiner Mutter,<lb/> an Deutschland, Hangenden, deren Feinden feindselig, deren Verhöhncrn aber<lb/> mit vernichtenden Spott entgegentretenden Helden zu schildern. Man muß<lb/> diese Jnvectiven bewundern, auch wenn man vom Lesen der Vcrrinen und<lb/> Catilinarien kommt; Hs. Geist leuchtet überall d-urch. Si^e sind in nur<lb/> 2 Onginalauflagen gedruckt, und nicht, wie der eine Bries an Karl V. und<lb/> der an Pirkheimer vom 1. Mai, gleichzeitig übersetzt worden, was beides<lb/> nicht ganz unerheblich scheint. Luther trat uun in den Vordergrund und vor<lb/> den Kaiser und die Fürsten in Worms. Von seiner Reise dorthin gedenkt<lb/> Ser. des Erfurter Einzugs, um an Eobans daraus bezügliche Elegien und die<lb/> von Crotus geleitete Empfangsfeierlichkeit zu erinnern, und an diese die mit<lb/> Recht noch sehr unsicher gehaltene Vermutung anzuknüpfen, daß letztrer die<lb/> dieser Zeit angehönge (auch von Sirobel 1784 und von Kapp 1728 wieder¬<lb/> holte) Parodie, I.i1lava (ivrirmnorum, verfaßt habe, worin viel für Deutsch¬<lb/> land, Luther und H., gegen den Papst, Alcander und die Curtiscmcn, um Er¬<lb/> leuchtung des Kaisers und Beßerung Glapions und der Mönchsthcologen<lb/> gebetet wird, aber, was ausdrücklich bemerkt zu werden verdient, nicht für<lb/> Sickingen oder den Kurfürsten von Sachsen. Fast wie eine Gespenstcrerschei-<lb/> nung lesen wir den Besuch des Graumönchs Glapion bei Sickingen und H.,-<lb/> er läuft auch ebenso ab, bei hellem Morgenlicht ists nichts: Sickingen lud<lb/> zwar wirklich durch den nach Oppenheim gesandten Bucer Luthern zu sich auf<lb/> die Eberuburg, aber der Vf. der babylonischen Gefangenschaft ließ die<lb/> Ebernburg rechts Uegen und zog geradeaus gen Worms. Während er hier<lb/> das erste Verhör bestand (17. Apr.), schrieb H.. wie er ihn früher durch<lb/> Spalatin zur Vorsicht gegen die Nachstellungen der Feinde angemahnt, nun</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grenzl'oder I. 18SS. 18</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0145]
und. was historisch beßer beglaubigt ist, der Wahrheit die lzuoiuz. eoiÄ vor¬
zog, und dagegen der durch Ueberzeugungstreue gestählte Muth des Manns¬
felder Bauernsohns, welche»! Christus und Wahrheit eins und alles waren,
die Verhöhnung der Deutschen und ihres Adels durch die wälschen Gold¬
sauger und den spanischen Uebermuth, die Haltlosigkeit und das eigensüchtig
dynastische Gebahren der deutschen Fürsten, und die ganze unbeschreibliche
Elendigkeit jener Zeit. Den Hauptschauplatz konnte H. in einem guten Ritt
von Ebernburg aus erreichen: er durste sich dort nicht sehen laßen, aber er
ließ sich hören wie in Gebirgen der Donner: die Jnvectiven gegen die Nuntien
und nachmaligen Cardinäle, Alcander, den im doppelten Sinne dreizüngigen,
den man ziemlich allgemein für einen Juden hielt, und den Neapolitaner
Marino Caracciolo, die gegen die ganze zu Worms versammelte Prülatcn-
schast, die Sendschreiben an den Mainzer Cardinal und die an den Kaiser,
deren das vom 27. März so heftig war, daß H. am 8. April ein begütigen¬
des nachzusenden für gerathen hielt, vermag ich nicht in Kürze zu charakteri¬
sieren, nicht den erhabenen Zorncsmuth des mit Kindestreue an seiner Mutter,
an Deutschland, Hangenden, deren Feinden feindselig, deren Verhöhncrn aber
mit vernichtenden Spott entgegentretenden Helden zu schildern. Man muß
diese Jnvectiven bewundern, auch wenn man vom Lesen der Vcrrinen und
Catilinarien kommt; Hs. Geist leuchtet überall d-urch. Si^e sind in nur
2 Onginalauflagen gedruckt, und nicht, wie der eine Bries an Karl V. und
der an Pirkheimer vom 1. Mai, gleichzeitig übersetzt worden, was beides
nicht ganz unerheblich scheint. Luther trat uun in den Vordergrund und vor
den Kaiser und die Fürsten in Worms. Von seiner Reise dorthin gedenkt
Ser. des Erfurter Einzugs, um an Eobans daraus bezügliche Elegien und die
von Crotus geleitete Empfangsfeierlichkeit zu erinnern, und an diese die mit
Recht noch sehr unsicher gehaltene Vermutung anzuknüpfen, daß letztrer die
dieser Zeit angehönge (auch von Sirobel 1784 und von Kapp 1728 wieder¬
holte) Parodie, I.i1lava (ivrirmnorum, verfaßt habe, worin viel für Deutsch¬
land, Luther und H., gegen den Papst, Alcander und die Curtiscmcn, um Er¬
leuchtung des Kaisers und Beßerung Glapions und der Mönchsthcologen
gebetet wird, aber, was ausdrücklich bemerkt zu werden verdient, nicht für
Sickingen oder den Kurfürsten von Sachsen. Fast wie eine Gespenstcrerschei-
nung lesen wir den Besuch des Graumönchs Glapion bei Sickingen und H.,-
er läuft auch ebenso ab, bei hellem Morgenlicht ists nichts: Sickingen lud
zwar wirklich durch den nach Oppenheim gesandten Bucer Luthern zu sich auf
die Eberuburg, aber der Vf. der babylonischen Gefangenschaft ließ die
Ebernburg rechts Uegen und zog geradeaus gen Worms. Während er hier
das erste Verhör bestand (17. Apr.), schrieb H.. wie er ihn früher durch
Spalatin zur Vorsicht gegen die Nachstellungen der Feinde angemahnt, nun
Grenzl'oder I. 18SS. 18
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |