Die Grenzboten. Jg. 16, 1857, II. Semester. IV. Band.mit der unschädlichen Bedingung, daß sein Name in das Buch geschrieben Bei so unsicheren Beiträgen war natürlich keine verständige Bibliotheks- mit der unschädlichen Bedingung, daß sein Name in das Buch geschrieben Bei so unsicheren Beiträgen war natürlich keine verständige Bibliotheks- <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0308" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/105043"/> <p xml:id="ID_873" prev="#ID_872"> mit der unschädlichen Bedingung, daß sein Name in das Buch geschrieben<lb/> werde. So leicht erfüllbar aber waren keineswegs alle Bedingungen gütiger<lb/> Geber, bisweilen forderten sie, daß alle ihre Bücher an einem bestimmten Orte<lb/> zusammen aufgestellt bleiben sollte». Begreiflich war solchem Verlangen nicht<lb/> immer nachzukommen, und hat in der That die Bibliothek ein Legat deshalb<lb/> zurückweisen müssen.</p><lb/> <p xml:id="ID_874"> Bei so unsicheren Beiträgen war natürlich keine verständige Bibliotheks-<lb/> cri' eiterung möglich. Man suchte daher eine bestimmtere Regel. Es wurde<lb/> jedem eintretenden Domherrn, später ebenfalls jedem Zuraten und jedem zu<lb/> Rat!» Gewählten auferlegt, der Bibliothek ein Buch zu schenken; auch wurde<lb/> jeder Drucker verpflichtet, zwei Exemplare jedes Druckwerkes an die Bibliothek<lb/> zu liefern; allein wie leicht solche Vorschriften vergessen werden, zumal wenn<lb/> es niemandes Amt ist, über ihre Ausführung zu wachen, ist bekannt.<lb/> Für die Bibliothek ergänzte man die natürlich bleibenden Lücken auf ver¬<lb/> schiedene Weise. Bisweilen fand sich der Senat gemüßigt, auf besonderen<lb/> Antrag eines Mitgliedes zum Ankauf einiger Bücher Geld zu bewilligen, und<lb/> weist übernahm er dann selbst den Ankauf. Die leitenden Gesichtspunkte da¬<lb/> bei waren aber oft recht seltsam. So kaufte noch im Jahre 1761 der Senat<lb/> auf einer Auction mehre Bücher antichristlichen Inhalts an, darunter die lila<lb/> <Zo U'idus iwpostoridus, Schriften Cherburys, ServetS und Edelmanns, in<lb/> der Absicht, das Publicum vor ihrem Ankauf zu bewahren. BugenhagenS<lb/> Idee, eine Liberie von guten und bösen Büchern anzulegen, sollte also in<lb/> väterlicher Fürsorge nur in gewissen Schranken ausgeführt werden; jene an¬<lb/> gekauften Bücher wurden dal>r auch während mehrer Jahre im Archiv auf¬<lb/> bewahrt, und kamen erst -1767 an die Stadtbibliothek. Die ersten festerett<lb/> Einnahmen wurden der Stadtbibliothek aus den Strafgeldern der Praeture»,<lb/> aus den Ehediöpensationen und einem Antheil am Ertrag der Bücherauctio-<lb/> nen zugewendet. Die Bibliothek vergrößerte sich also, so zu sagen, ZU'»<lb/> Theil durch Sündengeld; und man muß sich daher am Ende noch im Inter¬<lb/> esse der Sittlichkeit freuen, daß dies in den Jahren 1729—33 jährlich nur<lb/> 160 Thlr. eintrug. Mit dieser Summe ließ sich nicht viel beschicken, und<lb/> verdankt in dieser Zeit die Bibliothek das Beste immer noch den oft sehr werth¬<lb/> vollen Geschenken der in Hamburg wirkenden oder geborenen Gelehrten.<lb/> Manche derselben schenkten nußer ihren Büchern bedeutende Geldsummen; so<lb/> vermachte 1739 Professor Wolf der Bibliothek ein Capital von 34,000 Thlr.;<lb/> 1817 Wendcborn, deutscher Prediger in London, ein Capital von 18,500 Thlr.<lb/> Zu diesem Capital ist in den letzten Jahren »och die Beisteuer einer Wittwe Rücker<lb/> »i it einem Capital von 3,000 Thlr. gekommen. Derartige Schenkungen machten<lb/> das Bedürfniß nach neuem Raum zur Aufstellung, nach sestengagirten Biblio¬<lb/> thekaren und nach einer festen Dotirung zur Completirung immer dringlicher.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0308]
mit der unschädlichen Bedingung, daß sein Name in das Buch geschrieben
werde. So leicht erfüllbar aber waren keineswegs alle Bedingungen gütiger
Geber, bisweilen forderten sie, daß alle ihre Bücher an einem bestimmten Orte
zusammen aufgestellt bleiben sollte». Begreiflich war solchem Verlangen nicht
immer nachzukommen, und hat in der That die Bibliothek ein Legat deshalb
zurückweisen müssen.
Bei so unsicheren Beiträgen war natürlich keine verständige Bibliotheks-
cri' eiterung möglich. Man suchte daher eine bestimmtere Regel. Es wurde
jedem eintretenden Domherrn, später ebenfalls jedem Zuraten und jedem zu
Rat!» Gewählten auferlegt, der Bibliothek ein Buch zu schenken; auch wurde
jeder Drucker verpflichtet, zwei Exemplare jedes Druckwerkes an die Bibliothek
zu liefern; allein wie leicht solche Vorschriften vergessen werden, zumal wenn
es niemandes Amt ist, über ihre Ausführung zu wachen, ist bekannt.
Für die Bibliothek ergänzte man die natürlich bleibenden Lücken auf ver¬
schiedene Weise. Bisweilen fand sich der Senat gemüßigt, auf besonderen
Antrag eines Mitgliedes zum Ankauf einiger Bücher Geld zu bewilligen, und
weist übernahm er dann selbst den Ankauf. Die leitenden Gesichtspunkte da¬
bei waren aber oft recht seltsam. So kaufte noch im Jahre 1761 der Senat
auf einer Auction mehre Bücher antichristlichen Inhalts an, darunter die lila
<Zo U'idus iwpostoridus, Schriften Cherburys, ServetS und Edelmanns, in
der Absicht, das Publicum vor ihrem Ankauf zu bewahren. BugenhagenS
Idee, eine Liberie von guten und bösen Büchern anzulegen, sollte also in
väterlicher Fürsorge nur in gewissen Schranken ausgeführt werden; jene an¬
gekauften Bücher wurden dal>r auch während mehrer Jahre im Archiv auf¬
bewahrt, und kamen erst -1767 an die Stadtbibliothek. Die ersten festerett
Einnahmen wurden der Stadtbibliothek aus den Strafgeldern der Praeture»,
aus den Ehediöpensationen und einem Antheil am Ertrag der Bücherauctio-
nen zugewendet. Die Bibliothek vergrößerte sich also, so zu sagen, ZU'»
Theil durch Sündengeld; und man muß sich daher am Ende noch im Inter¬
esse der Sittlichkeit freuen, daß dies in den Jahren 1729—33 jährlich nur
160 Thlr. eintrug. Mit dieser Summe ließ sich nicht viel beschicken, und
verdankt in dieser Zeit die Bibliothek das Beste immer noch den oft sehr werth¬
vollen Geschenken der in Hamburg wirkenden oder geborenen Gelehrten.
Manche derselben schenkten nußer ihren Büchern bedeutende Geldsummen; so
vermachte 1739 Professor Wolf der Bibliothek ein Capital von 34,000 Thlr.;
1817 Wendcborn, deutscher Prediger in London, ein Capital von 18,500 Thlr.
Zu diesem Capital ist in den letzten Jahren »och die Beisteuer einer Wittwe Rücker
»i it einem Capital von 3,000 Thlr. gekommen. Derartige Schenkungen machten
das Bedürfniß nach neuem Raum zur Aufstellung, nach sestengagirten Biblio¬
thekaren und nach einer festen Dotirung zur Completirung immer dringlicher.
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